Juice Technology ist ein global agierendes Unternehmen, das sich auf die Entwicklung und Herstellung von innovativen Ladelösungen für Elektrofahrzeuge spezialisiert hat.
Könnten Sie uns zunächst Juice Technology vorstellen und erzählen, wer die Schlüsselpersonen in Ihrem Team sind?
Die Juice Technology ist eine weltweit tätige Herstellerin von Ladelösungen für Elektrofahrzeuge mit Hauptsitz in Bachenbülach beim Flughafen Zürich, die heuer ihr zehnjähriges Bestehen feiert. Nachdem wir uns mit der mobilen Wallbox JUICE BOOSTER 2 zum weltweiten Marktführer gemausert haben, konnten wir uns auch mit der Wandladestation JUICE CHARGER me 3 auf breiter Flur einen Namen machen und sind heute einer der wenigen Vollsortimenter der Branche. Unser Produktportfolio umfasst sowohl AC- als auch DC-Ladestationen – leichte, smarte, mobile Geräte wie den JUICE BOOSTER 3 air und große Schnelllader wie den kürzlich lancierten JUICE ULTRA 2 battery.
Unsere Präsenz erstreckt sich über die ganze Welt, mit Standorten, Tochter- und Partnerunternehmen in Europa, Asien und Nordamerika. Am Hauptsitz in der Schweiz bündeln wir unsere Kräfte in den Bereichen Forschung und Entwicklung, Marketing, Administration, Ein- und Verkauf sowie Logistik. Diese zentrale Positionierung ermöglicht es uns, innovative Technologien voranzutreiben und flexibel auf die Bedürfnisse des globalen Marktes zu reagieren.
Unsere Teams sind sehr vielfältig. Junge, frische Ideen der jüngeren Mitarbeiter:innen treffen hier auf die langjährige Erfahrung und Expertise der älteren Teammitglieder. Das ermöglicht es uns, auf technisch hohem Niveau zu arbeiten und dennoch am Puls der Zeit zu bleiben und keine entscheidenden Trends zu verpassen. Gemeinsam bilden wir ein starkes Team, das die Mission von Juice Technology für ein einfaches, sicheres Laden für jedermann vorantreibt.
Was ist die Vision von Juice Technology und wie planen Sie, diese zu erreichen?
Wir glauben fest daran, dass das Laden von Elektrofahrzeugen so einfach sein sollte wie das Aufladen von Handys. Unsere Devise ist: „Strom ist überall vorhanden – man muss nur eine Lösung haben, die ihn zugänglich macht!“ Diese Vision treibt uns jeden Tag aufs Neue an, denn wir sind davon überzeugt, dass eine gut konzipierte Ladetechnik den globalen Mobilitätswandel unterstützt.
Der Ansatz zur Verwirklichung unserer Vision ist ein ganzheitlicher. Wir verstehen Elektromobilität als Gesamtkonzept, bei dem die Ladelösung die Konnektivität zwischen Fahrzeug, lokalem Energiemanagement und Energieerzeuger gewährleistet. Sie hilft, die Energieflüsse optimal zu verteilen, um Lastspitzen und einen teuren Netzausbau zu vermeiden.
Bei der Entwicklung unserer Produkte steht immer der Anwender im Mittelpunkt. Wir wollen sichergehen, dass unsere Ladestationen nicht nur langlebig und zukunftssicher sind, sondern auch sicher, intuitiv und effizient zu bedienen. Diese Dienstleistungsorientierung und Kundennähe sind essenzielle Bestandteile unserer Unternehmensphilosophie und werden von unseren Kunden geschätzt.
Wer ist Ihre Zielgruppe von Juice Technology und wie adressieren Sie spezifisch deren Bedürfnisse?
Unsere Zielgruppe ist breit gefächert und variiert je nach Produkt. Generell richten wir uns vor allem an OEMs, also Fahrzeughersteller, Energieversorgungsunternehmen, große Immobilienbesitzer und -verwalter, Parkhausbetreiber und diverse Herstellerwerkstätten. Aber auch Wiederverkäufer und Großhändler spielen eine immer wichtigere Rolle in unserer Vertriebsstrategie, über die die Produkte dann zu den Elektroinstallateuren und schließlich zu den Endverbrauchern gelangen.
Für jede dieser Zielgruppen haben wir spezifische Ansätze, um ihre individuellen Bedürfnisse bestmöglich zu erfüllen. So arbeiten wir beispielsweise eng mit OEMs und Logistikunternehmen zusammen, um maßgeschneiderte Ladelösungen zu entwickeln, die perfekt zu ihrer Strategie passen und optimal auf ihre Fahrzeugmodelle abgestimmt sind.
Für Energieversorgungsunternehmen bieten wir Lösungen, die eine effiziente Verteilung von Energie und netzdienliches Laden ermöglichen. Immobilienentwickler und -verwalter profitieren von unseren Ladestationen, die sich nahtlos in ihre Infrastruktur integrieren lassen, über eine Freischaltfunktion und eine bequeme Nutzerverwaltung verfügen und ihren Mietern eine komfortable Lademöglichkeit mit verbrauchsgerechter, genauer Abrechnung offerieren. Und für Parkhausbetreiber entwickeln wir Lösungen, die einen einfachen Bezahlvorgang ermöglichen und ihren Kunden ein reibungsloses Lade-Erlebnis bieten.
Welche größeren Herausforderungen musste Ihr Unternehmen bereits bewältigen und wie sind Sie damit umgegangen?
Eine Herausforderung aus jüngerer Zeit waren Lieferkettenprobleme im Nachgang der Pandemie. Engpässe an Komponenten zwangen uns, neue Lieferanten zu finden und unsere Lagerbestände aufzustocken, um die Produktion aufrechtzuerhalten. Doch wie so oft bietet jede Krise auch Chancen. Es war uns möglich, bestehende Partnerschaften zu unseren Lieferanten zu festigen, aber auch neue Lieferantenkontakte zu etablieren und unsere Lieferkette zu diversifizieren. Dadurch sind wir nun krisensicherer aufgestellt und können flexibler auf unvorhergesehene Ereignisse reagieren.
Juice Technology hat bereits einige bedeutende Herausforderungen gemeistert, insbesondere in den Anfangsjahren. Der Eintritt in einen sich erst etablierenden Markt birgt immer Risiken – bietet aber auch große Chancen. Als ich im Alleingang mit der Idee des portablen Ladegeräts praktisch aus dem Stand gestartet bin, war mir klar, dass die Anfänge kosten- und zeitintensiv sein würden. Der Aufbau eines produzierenden Technologieunternehmens erfordert schließlich erhebliche Investitionen, sei es in die Entwicklung von Produkten, den Aufbau einer Infrastruktur oder die Gewinnung hochqualifizierter Arbeitskräfte.
Die Rekrutierung erstklassiger, motivierter Mitarbeiter:innen ist nach wie vor eine der größten Herausforderungen. Wir sind jedoch stolz darauf, dass wir die besten Talente gefunden haben und weiterhin anziehen können. Diese herausragenden Fachleute sind entscheidend, um das hohe Tempo zu halten, das wir bei der Entwicklung neuer Produkte und Technologien benötigen. Es ist ein kontinuierlicher Zyklus: Kaum ist ein Produkt auf dem Markt, arbeiten wir bereits an der nächsten Produktgeneration.
Was unterscheidet Juice Technology von anderen in Ihrer Branche – was ist Ihr Unique Selling Point?
Als Jungunternehmen verstehen wir uns als Innovationsschmiede im Geiste eines Silicon-Valley-Unternehmens. Wir denken Dinge neu und bleiben flexibel und agil. Diese Haltung spiegelt sich auch in unserer Außenwahrnehmung als Lifestyle-Brand wider.
Definitiv ein USP ist unser Engagement für Sicherheit und Qualität, das Juice von anderen in der Branche unterscheidet. Während viele Start-ups darauf abzielen, ihre Produkte schnell auf den Markt zu bringen, haben wir von Anfang an viel Zeit und Ressourcen in umfangreiche Tests und Zertifizierungen investiert. So konnten wir uns schon früh als Zulieferer für Automobilhersteller (OEM) etablieren und das Vertrauen unserer Kundinnen und Kunden gewinnen.
Sicherheit und Anwenderfreundlichkeit stehen bei Juice seit jeher an erster Stelle – das sind wir unseren Kundinnen und Kunden schuldig, die es uns im Gegenzug mit ihrer Zufriedenheit und Treue honorieren. Der enge Kontakt zu unseren Kunden und Partnern ist uns auch wichtig, um am Puls der Zeit zu bleiben. Nur so finden wir heraus, was die aktuellen Bedürfnisse sind, welche Entwicklungen sich auf dem Markt abzeichnen und welche Herausforderungen auf uns zukommen.
Unsere gewonnenen Erkenntnisse aus den Gründerjahren gebe ich gerne an die Branche weiter. Deshalb engagiere ich mich zusammen mit einem erfahrenen Mitarbeiter aktiv in internationalen IEC-Normungsgremien für mobile und stationäre Ladestationen. Diese Mitwirkung ermöglicht es uns, Standards zu setzen und sicherzustellen, dass keine unausgereiften Produkte oder solche mit Sicherheitslücken auf den Markt kommen, wie es etwa bei einigen Mitbewerbern in der Vergangenheit der Fall war.
In welche Richtung entwickelt sich Juice Technology zukünftig und welche Pläne haben Sie für kommende Projekte oder Produkte?
Passend zum gegenwärtigen Trend in der Branche verfolgen wir eine stärkere Ausrichtung auf den B2B-Bereich mit neuen Produkten und Lösungen. Branchenspezifische Komplettlösungen werden immer stärker nachgefragt, weswegen wir laufend daran sind, unsere Produktpalette entsprechend zu spezialisieren. Dabei geht es nicht nur um Hardware, sondern vor allem auch um Software und Services, wie beispielsweise Abo-Modelle. Dies ermöglicht es Unternehmen verschiedener Branchen, sich elektrisch aufzustellen, sei es im Bereich Firmenwagen, Nutzfahrzeuge oder Mietwagenflotten. Die Nachfrage nach smarten Ladetechnologien mit intelligentem Lastmanagement, die ein netzdienliches Laden von Elektrofahrzeugen ermöglichen, wird weiter steigen, und da sind wir ganz vorne mit dabei. Weiter haben wir mit unserer Allround-Lösung für Flotten ein kostengünstiges, vollintegriertes Angebot, mit automatischer und hochpräziser Abrechnung.
Welche drei wesentlichen Ratschläge würden Sie anderen Gründern geben, die gerade erst beginnen?
Erstens: Als Gründerin oder Gründer braucht man eine „Hands-on“-Mentalität – man muss anpacken können. Eine gute Ausbildung ist sicher kein Nachteil, aber letztlich kommt es darauf an, sein Wissen anzuwenden und Probleme kreativ zu lösen. Kreativität heißt, über den Tellerrand hinaus zu denken, Stolpersteine frühzeitig zu erkennen und aus Erfahrungen zu lernen, um die eigene Vision zu verwirklichen. Leistungsbereitschaft und Weitblick sind dabei ebenso wichtig wie eine Prise Nonchalance, um auch mit Rückschlägen umgehen zu können.
Zweitens: Nicht zögern und durchziehen. Wenn man wirklich fest davon überzeugt ist, dass die eigene Idee gut ist, dann soll man nicht zu lange darüber nachdenken, sondern sie sofort umsetzen. Als Unternehmer muss man Risiken eingehen und handeln, sonst könnten andere schneller sein und man verpasst seine Chance.
Drittens: Das persönliche Umfeld muss mitmachen. Wer wirklich erfolgreich sein will, muss mit Leidenschaft für sein Vorhaben leben. Der Aufbau eines Unternehmens erfordert viel harte Arbeit und Hingabe. Man muss bereit sein, die Extrameile zu gehen und sich voll und ganz für sein Unternehmen zu engagieren, denn am Anfang hängt alles an einem selbst. Die ersten Jahre sind hart und erfordern oft Opfer, auch in Bezug auf Freizeit und Familienleben. Deshalb ist es wichtig, dass das persönliche Umfeld einen unterstützt und versteht, dass die Selbstständigkeit viel Einsatz erfordert.
Wie gehen Sie mit Feedback von Ihren Kunden um und wie integrieren Sie dieses in die Weiterentwicklung Ihres Produkts oder Ihrer Dienstleistung?
Einerseits stehen wir über unsere Verkäufer in direktem Kontakt mit unseren Kunden, andererseits erhalten wir Rückmeldungen über unsere Kundendienst- und Supportkanäle und hören auch auf soziale Medien und Online-Bewertungen. Glücklicherweise ist das Feedback überaus positiv, was uns natürlich freut.
Rückmeldungen sind für uns sehr wertvoll, da sie uns helfen, unsere Produkte und Dienstleistungen kontinuierlich weiterzuentwickeln, um die Bedürfnisse und Erwartungen unserer Kunden besser zu erfüllen. Jüngstes Beispiel dafür ist der JUICE CHARGER me 3 max. Basierend auf Anregungen von Transport- und Logistikunternehmen haben wir den JUICE CHARGER me 3 für den Einsatz an Verladerampen optimiert. Die max-Version verfügt über ein 14 Meter langes Kabel auf einer schwenkbaren Trommel. Der Clou ist, dass es sogar im aufgewickelten Zustand zum Laden mit voller Leistung genutzt werden kann.
Wie sichern Sie die Finanzierung von Juice Technology und welche Rolle spielen Investoren dabei?
Zu Beginn haben meine Frau und ich unsere eigenen Mittel in das Unternehmen gesteckt, als es noch aus wenigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bestand. Doch das Unternehmen wuchs schnell, und für weitere Investitionen wurde zusätzliches Kapital erforderlich. Es war daher wirklich ermutigend zu sehen, wie fast alle Mitarbeiter:innen Interesse zeigten, sich durch den Kauf von Aktien am Aufbau des Unternehmens zu beteiligen. In der Zwischenzeit erkannten weitere Partner das immense Potenzial von Juice und beschleunigten das Wachstum des Unternehmens mit einem Investitionskredit. Für die nächsten Schritte in unserer Geschäftsentwicklung haben wir private Investoren und Finanzinstitute ins Boot geholt, um zusätzliches Kapital aufzubringen.
Eine erfreuliche Erfahrung war, dass die Leute nicht lange überzeugt werden mussten, um zu investieren. Sie haben schnell erkannt, dass sich eine Investition in eine schnell wachsende Branche wie die E-Mobilität früher oder später vielfach auszahlen würde.
Wie fördern Sie Innovationen innerhalb Ihres Teams?
Unser interdisziplinäres Forschungs- und Entwicklungsteam mit Spezialisten aus den Bereichen Software, Hardware, Konstruktion und Design arbeitet eng unter einem Dach zusammen. Das ermöglicht einen unkomplizierten, auch informellen Austausch, der die Kreativität fördert. Unser CTO ist die Schlüsselfigur, die den Überblick über die Entwicklungen behält, Prioritäten setzt und für ein perfekt abgestimmtes Timing sorgt. Kurze Entscheidungswege und gut durchdachte R&D-Prozesse schaffen eine angenehme Arbeitsumgebung, in der sich unsere Mitarbeitenden frei entfalten können.
Wir ermutigen unsere Teammitglieder dazu, sich aktiv einzubringen und ihre Ideen und Inputs beizusteuern. Anders als in Großunternehmen müssen sich unsere jungen Spezialisten nicht erst in mäßig interessanten Teilprojekten bewähren, sondern werden schon früh mit komplexeren Aufgaben betraut. Das gibt ihnen die Möglichkeit, an den Herausforderungen zu wachsen, was ihnen sichtlich Spaß bereitet. Diese offene und inspirierende Atmosphäre ist der Nährboden für kontinuierliche Innovationen und den Erfolg unseres Unternehmens.
Welche Rolle spielen Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung in Ihrer Unternehmensstrategie?
Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung sind für Juice kein Begleitprodukt, sondern ein integraler Bestandteil der Unternehmensstrategie. Unser Credo lautet: Saubere Mobilität beginnt mit sauberer Ladetechnik. Wir legen großen Wert darauf, dass unsere Produkte aus möglichst sortenreinen Materialien hergestellt werden, damit sie am Ende ihres Lebenszyklus problemlos recycelt und als Rohstoff für neue Produkte dienen können. Zusätzlich kompensieren wir die CO2-Emissionen für jedes hergestellte Produkt durch Baumpflanzungen in seriösen Aufforstungsregionen.
Zudem setzen wir auf langfristige Lieferantenbeziehungen, denn sie sichern nicht nur die Qualität, sondern bieten mehr Planungssicherheit für alle Beteiligten. Außerdem unterstützen wir soziale Einrichtungen innerhalb unserer Wertschöpfungskette, um einen positiven Beitrag für die Gesellschaft zu leisten.
Wie messen und bewerten Sie den Erfolg Ihres Unternehmens?
Wir beurteilen unseren Erfolg anhand von verschiedenen finanziellen und nicht-finanziellen Indikatoren. Traditionelle Messgrößen wie Umsatzwachstum, Rentabilität, Cashflow und Kapitalrendite geben uns Aufschluss darüber, wie profitabel und nachhaltig unser Unternehmen arbeitet.
Wir betrachten aber auch nicht-finanzielle Aspekte, wie Kundenzufriedenheit, Markenbekanntheit, Innovation und Nachhaltigkeitsziele (Sustainable Development Goals, SDGs). Als ein Unternehmen, das sehr nutzerorientiert ist, ist die Zufriedenheit unserer Kunden für uns wichtig, da sie ein Maß dafür ist, wie gut wir ihre Bedürfnisse erfüllen. Die Markenbekanntheit wiederum gibt Aufschluss darüber, wie erfolgreich wir unser Unternehmen positionieren und unsere Botschaften kommunizieren.
Auch Innovation ist ein wichtiger Erfolgsfaktor, denn sie zeigt, wie gut wir in der Lage sind, neue Ideen in erfolgreiche Produkte und Dienstleistungen umzusetzen.
Wir bedanken uns bei Christoph Erni für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder