Samstag, September 28, 2024
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Wie vernetzt dieses Event Start-ups und Investoren neu?

Bits & Pretzels, gegründet von Andreas Bruckschlögl, Bernd Storm van’s Gravesande und Felix Haas, ist ein führendes Gründerfestival, das Start-ups, Investoren und Innovatoren zusammenbringt, um Vernetzung und Wissensaustausch zu fördern

Wie ist die Idee zur Gründung entstanden und was hat Sie motiviert, dieses Event ins Leben zu rufen?

Andy Bruckschloegl: Die Idee der Bits & Pretzels entstand aus unserem Wunsch, die Münchner Start-up-Szene zu vernetzen und eine Plattform für Gründerinnen und Gründer, Unternehmen und Investorinnen und Investoren zu schaffen. Wir sind selbst Gründer und haben die Herausforderungen und Chancen der Start-up-Welt erlebt. Aus der Erfahrung heraus erwuchs der Wunsch eines Formats, das nicht nur Wissen vermittelt, sondern echte Verbindungen schafft. Und das am besten in lockerer Atmosphäre, die zum Austausch auf Augenhöhe einlädt – daher auch die bayerische Komponente am dritten Tag unseres Events mit Brezeln und Gemütlichkeit im Rahmen des Oktoberfests.

Mit der Bits & Pretzels bringen Sie eine große Bandbreite von Unternehmern und Investoren zusammen. Wer ist Ihre Hauptzielgruppe und welche speziellen Bedürfnisse decken Sie mit Ihrem Event ab?

Bernd Storm van’s Gravesande: Unsere Hauptzielgruppe besteht aus führenden Persönlichkeiten der Technologie- und Digitalbranche. Dazu gehören Gründerinnen und Gründer, Investorinnen und Investoren, aber auch Business Angels. Besonders profitieren junge Unternehmen, die nach Finanzierungsmöglichkeiten suchen, sowie Investorinnen und Investoren, die in vielversprechende Start-ups investieren möchten. Unser Event bietet diesen Gruppen ein Umfeld, in dem sie sich vernetzen, Wissen austauschen und konkrete Geschäftsanbahnungen vorantreiben können – sei es durch Vorträge, Panel-Diskussionen oder gezielte Networking-Formate.

Die Investitionsbereitschaft in europäische Start-ups hat in den letzten Jahren deutlich abgenommen. Wie haben Sie diese Entwicklung in der Start-up-Szene erlebt und welche Strategien empfehlen Sie jungen Gründern in dieser Phase?

Felix Haas: Im Jahr 2024 ist das Investitionsvolumen in europäische Start-ups laut Crunchbase auf etwa 45 Milliarden USD zurückgegangen. Dies stellt einen erheblichen Rückgang im Vergleich zu den 121 Milliarden USD im Jahr 2021 dar, was die derzeitige Unsicherheit auf dem Markt widerspiegelt. Gleichzeitig sehen wir einen verstärkten Fokus auf alternative Finanzierungsmodelle wie Debt oder staatliche Förderungen. Unser Rat an junge Gründerinnen und Gründer ist, auf nachhaltige Geschäftsmodelle zu setzen, viel in Talent und Team zu investieren und sich auf wirkliche Innovationen zu fokussieren. Eine Diversifizierung der Finanzierungskanäle kann in diesen Zeiten besonders wertvoll sein.

In Vorbereitung zur anstehenden Konferenz haben wir gemeinsam mit Rise Europe eine Umfrage erhoben, die sich ebenfalls mit den Herausforderungen europäischer Gründerinnen und Gründer auseinandersetzt. Trotz der sinkenden Investitionsbereitschaft konnten wir feststellen, dass Europa bereits letztes Jahr die USA im Bereich nachhaltiger Innovationen übertroffen hat. Die vollständigen Ergebnisse sind in unserem ausführlichen Report “KICKSTART EUROPE – CATALYSTS FOR CHANGE IN THE EUROPEAN START-UP ECOSYSTEM” zusammengefasst und werden zeitnah auf unserer Webseite zum Download zur Verfügung stehen.

Was unterscheidet Bits & Pretzels von anderen Gründerevents? Was ist Ihrer Meinung nach der besondere USP Ihrer Veranstaltung?

Andy Bruckschloegl: Die Bits & Pretzels zeichnet sich durch die Kombination von inspirierenden Vorträgen, hochkarätiger Speaker und einer Vielzahl an Networking-Formaten aus. In diesem Jahr haben wir zudem mit dem Investor Summit und dem CXO Summit zwei neue Plattformen geschaffen, die noch mehr wichtige Akteurinnen und Akteure der europäischen Startup-Szene zusammenbringen. Unser „Table Captain“-Konzept, ein Networkingformat welches am dritten Eventtag auf den Wiesn stattfindet, stellt den glorreichen Abschluss dar und dient dazu, sich in einer einzigartigen Atmosphäre auf dem Oktoberfest zu vernetzen.

Europäische Start-ups stehen oft vor anderen Herausforderungen als ihre amerikanischen oder asiatischen Pendants. Welche Hürden sehen Sie aktuell für europäische Gründer und wie können diese erfolgreich überwunden werden?

Bernd Storm van’s Gravesande: Unsere Umfrage hat es gezeigt: Besonders herausfordernd sind oft die strengen regulatorischen Anforderungen, der recht fragmentierte Markt und die teils eingeschränkten Finanzierungsmöglichkeiten. Die Bürokratie und die unterschiedlichen Marktanforderungen in den einzelnen Ländern kosten Unternehmen Zeit und Geld. Ein Beispiel dafür ist die unterschiedliche Regulierung von Finanzdienstleistungen in den verschiedenen EU-Ländern. Ein Start-up, das im Bereich Fintech tätig ist und grenzüberschreitend operieren möchte, muss sich mit den nationalen Vorschriften jedes Landes auseinandersetzen, in das es expandiert.

Dies führt zu erhöhten Kosten und bürokratischen Hürden, da die Harmonisierung von Finanzvorschriften innerhalb der EU noch nicht vollständig erreicht ist. Wir sehen die Lösung in einer stärkeren Zusammenarbeit und Vernetzung auf europäischer Ebene sowie in der Nutzung von EU-weiten Förderprogrammen. Innovation und Flexibilität sind entscheidend, um im globalen Wettbewerb erfolgreich zu bleiben.

In den letzten Jahren sind Innovationszentren wie Berlin, Stockholm und Paris stärker in den Fokus gerückt. Welche Entwicklungen beobachten Sie in diesen Regionen und was kann Deutschland von diesen Märkten lernen?

Felix Haas: Berlin, Stockholm und Paris haben sich als Hotspots für Start-ups etabliert, unter anderem durch starke staatliche Unterstützung und den intensiven Austausch zwischen Hochschulen und Industrie. Diese Städte bieten lebendige Ökosysteme für Start-ups, die auf Technologie und Innovation ausgerichtet sind. Deutschland kann von der Agilität und dem internationalen Mindset dieser Städte lernen, insbesondere durch eine stärkere Vernetzung von Universitäten, Forschungseinrichtungen und der Wirtschaft sowie eine weitere Förderung von Risikokapital.

München ist der aus meiner Sicht bedeutendste Start-up-Standort, vor allem aufgrund der starken industriellen Basis sowie der engen Vernetzung von Hochschulen wie der TUM und der LMU mit der Wirtschaft. Die Stadt bietet zahlreiche Kooperationsmöglichkeiten mit großen Unternehmen, wie beispielsweise BMW und Siemens. Auch Initiativen wie UnternehmerTUM und das wachsende Netzwerk von Venture-Capital-Investoren unterstützen junge Unternehmen und tragen zur Dynamik der Münchner Start-up-Szene bei.

Können Sie uns Einblicke in die zukünftige Ausrichtung von Bits & Pretzels geben? Welche Entwicklungen oder neuen Formate planen Sie für die kommenden Jahre?

Andy Bruckschloegl: Wir wollen die Bits & Pretzels weiter internationalisieren und die Vernetzung von Gründerinnen und Gründern über europäische Grenzen hinweg fördern. Zudem wollen wir weitere spezifische Formate für unsere Zielgruppen schaffen. Die ersten Vorbereitungen für 2025 laufen bereits und wir freuen uns, bald weitere Details bekannt geben zu können.

Das europäische Venture-Capital-Umfeld verändert sich rapide. Welche Chancen sehen Sie für alternative Finanzierungsmodelle wie Crowdfunding oder staatliche Förderungen?

Bernd Storm vans Gravesande: Crowdfunding und staatlichen Förderungen sind in wirtschaftlich instabilen Zeiten gute Alternativen. Sie werden aber klassische Investments nie ganz ersetzen. Für die Zukunft wünschen wir uns eine höhere Diversität in Finanzierungsmodellen, um je nach Geschäftsmodell und Ausgangslage ein passendes Modell auswählen zu können. Wer beispielsweise besonders nah an seiner Zielgruppe sein möchte und diese auch aktiv in die Unternehmens- oder Produktgestaltung einbinden möchte, ist im Crowdfunding gut aufgehoben. Wer weniger demokratisch vorgehen möchte, stößt hier an seine Grenzen. In dem Fall ist es besser, die Finanzierungsrunde so klein wie möglich zu halten.  

Viele Start-ups blicken auf die Unterstützung durch Business Angels und Family-Offices. Welche Rolle spielen diese Finanzierungsquellen Ihrer Meinung nach, besonders im europäischen Kontext?

Felix Haas: Business Angels und industrielle Family-Offices spielen im europäischen Kontext eine zentrale Rolle, da sie oft risikofreudiger sind als traditionelle Venture-Capital-Geber und unternehmerische Expertise mitbringen. Sie bieten nicht nur finanzielle Unterstützung, sondern auch wertvolle Netzwerke und Mentoring. Hier sind uns die USA voraus und ich wünsche mir mehr investierende Business Angel und Family-Offices in Europa.

Welche drei Ratschläge würden Sie jungen Gründern mit auf den Weg geben, die in der heutigen, zunehmend herausfordernden Start-up-Landschaft bestehen wollen?

1) Andy Bruckschloegl: Nothing is impossible! Oft wurden wir mit Skepsis oder Kopfschütteln konfrontiert, als wir ankündigten, mit den Teilnehmenden am dritten Tag der Bits & Pretzels aufs Oktoberfest zu gehen oder Barack Obama als Keynote-Speaker zu gewinnen. Doch wir hoffen, mit verschiedenen Beispielen gezeigt zu haben, dass alles möglich ist, wenn man den Mut hat, groß zu denken, hart arbeitet und das nötige Quäntchen Glück mitbringt.

2) Bernd Storm van’s Gravesande: No business plan survives first contact with customers! Teste dein Produkt kontinuierlich und früh mit echten Kundenfeedbacks. In wirtschaftlich schwierigen Zeiten ist es noch wichtiger, auf kleine, schnelle Experimente zu setzen, um zu lernen und das Produkt zu optimieren. Minimale Ressourcen für maximale Erkenntnisse einzusetzen, kann deine Überlebensstrategien stärken.

3)Felix Haas: Durchhalten, die richtigen Investor:innen auswählen, ehrlich zu sich selbst mit Product Market Fit und Feedback von Kund:innen sein, nie die eigenen Werte für finanzielle Optimierung opfern, den Versuchungen von Ruhm und “Gründer Coolness” widerstehen und sich ausschließlich auf den erfolgreichen Aufbau von Unternehmen fokussieren.

Inwiefern sehen Sie eine Verschiebung der Rolle Europas in der globalen Start-up-Landschaft? Wie kann Europa im Vergleich zu den USA und Asien wettbewerbsfähig bleiben?

Andy Bruckschloegl: Wir denken, dass Europa stärker auf eine tiefere wirtschaftliche Integration und Zusammenarbeit setzen muss, um seine Wettbewerbsfähigkeit langfristig zu sichern. Ein zentraler Schritt ist der Abbau bürokratischer Hürden, die derzeit den grenzüberschreitenden Handel und die Expansion von Start-ups erschweren. Ebenso entscheidend ist die stärkere Investition in Schlüsselbereiche wie digitale Infrastruktur, künstliche Intelligenz und grüne Technologien, um Innovationen voranzutreiben und globale Technologieführerschaft zu erlangen.

Die Schaffung eines umfassenden digitalen Binnenmarktes ist dabei unerlässlich, um die Fragmentierung des europäischen Marktes zu beseitigen, Skaleneffekte zu ermöglichen und europäische Unternehmen international konkurrenzfähig zu machen. Nur durch eine klare Fokussierung auf zukunftsweisende Technologien und einen vereinten digitalen Markt kann Europa auf Augenhöhe mit den USA und Asien im globalen Wettbewerb bestehen.

Als Gründer und Veranstalter einer der bekanntesten Start-up-Konferenzen in Europa: Was motiviert Sie persönlich, weiterhin in die Start-up-Szene zu investieren und sie zu fördern?

Bernd Storm van’s Gravesande: Unsere persönliche Motivation ist es, neue Ideen und innovative Geschäftsmodelle zu fördern und die nächste Generation von Gründerinnen und Gründern zu unterstützen. Es erfüllt uns, den Fortschritt der Start-up-Szene mitzuerleben und einen positiven Einfluss auf ihre Entwicklung zu haben. 

Felix Haas: Wir sind überzeugt, dass mutige Ideen und innovative Lösungen die Zukunft gestalten, und deshalb investieren wir weiterhin Zeit und Energie in die Förderung der Start-up-Szene mit unserem beliebten Start-up-Festival aus München heraus.

Bild Bits & Pretzels Gründer Andreas Bruckschlögl Bernd Storm vans Gravesande und Felix Haas  Bildcredits:Bits & Pretzels Photo by Dan Taylor – ©Dan Taylor

Wir bedanken uns bei Andreas Bruckschlögl Bernd Storm vans Gravesande und Felix Haas für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

Sabine Elsässer
Sabine Elsässer
Sabine Elsaesser is an experienced entrepreneur and media/startup expert. Since 2016, she has served as the Chief Editor and CEO of StartupValley Media & Publishing. In this role, she is responsible for managing the company and providing strategic direction for its media and publishing activities. Sabine Elsaesser takes great pleasure in assisting individuals and businesses in reaching their full potential. Her expertise in establishing sales organizations and her passion for innovation make her a valuable advocate for startups and entrepreneurs.

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