Montag, Dezember 23, 2024
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Was passiert, wenn zwei Studenten eine kleine Idee groß denken?

Gründung aus dem Studentenwohnheim: die Story von fritz-kola

Wie entstand die Idee zu fritz-kola, und welche persönlichen Erfahrungen haben Sie und Ihr Mitgründer Lorenz Hampl dazu inspiriert?

Die Idee zu fritz-kola entstand ganz einfach aus einer Lücke, die Lorenz und ich beim Ausgehen festgestellt haben. Während unserer Studienzeit in Hamburg haben wir uns oft darüber geärgert, dass es bei der Getränkeauswahl in Cafés, Clubs und Restaurants nur wenig Auswahl an guter Kola und Limonaden gab. Cola wurde in der Regel aus 1l Plastikflaschen in Gläser ohne Eis umgeschüttet. Das sah lieblos aus, wirkte uncool und war von minderer Qualität. Unsere Vision war und ist, eine Kola zu machen, die aus kleinen Glasflaschen ihre volle Wirkung entfaltet. Guter Geschmack, perfekte Kohlensäure, volle Energie dank dreifachem Koffein im Vergleich zur normalen Cola. Diese müssen die Gastronomen nur noch kaltstellen und ihren Gästen einfach servieren. Fertig.  

Das Studentenwohnheim Hamburg-Othmarschen war der Ort Ihrer Gründung – wie hat dieser besondere Ort Ihre Unternehmenskultur und Vision geprägt?

Das Studentenwohnheim in Hamburg-Othmarschen war nicht nur der Ort, an dem alles begann – es hat auch unsere Unternehmens-DNA maßgeblich beeinflusst. Wir hatten zum Start nur 7.000 Euro, zwei alte Autos und zwei Telefone. Das war alles. Dafür hatten wir aber auch einen klaren Fokus und eine echte Gemeinschaft. Dieser Gemeinschaftssinn steht bei uns auch heute noch ganz oben – egal ob bei der Zusammenarbeit in unserer fritz-Zentrale oder wenn wir Menschen bei einer Kola zusammenbringen, um eine gute Zeit zu haben. Genauso haben wir uns den gesunden Pragmatismus behalten: Eher machen als lange reden, eher mal ausprobieren und dann gegebenenfalls verbessern. Der Spirit des Studentenwohnheims ist uns nie verloren gegangen.

Was ist die Vision hinter fritz-kola, und wie stellen Sie sicher, dass Sie diesem Ziel seit Ihrer Gründung im Jahr 2002 treu bleiben?

fritz-kola haben wir gegründet, um „die bessere Kola“ zu sein – eine Kola, die besser schmeckt, länger wach mach und dem Gefühl von Verantwortung für Gesellschaft und Umwelt gerecht wird, das sich aus der Pfadfinderzeit ableitet. Das ist auch heute noch unsere Vision, an der wir unser Handeln ausrichten.

Um diese Ziele im Blick zu behalten, ist nichts so wichtig wie gemeinschaftlicher Austausch und das Vorleben der für uns wichtigen Werte. An manchen Tagen sind wir im Büro eine richtige „Quatschbude“ und diskutieren unsere Themen lang und breit aus. Aber genau das braucht es, wenn man auf seinem Weg vorankommen will: sich immer wieder selbst zu hinterfragen, zu reflektieren und bereit zu sein, den Kurs zu korrigieren. Natürlich kommt man mal ein bisschen vom Pfad ab. Aber was zählt, ist, dass man immer wieder zu ihm zurückfindet und so aus den eigenen Fehlern lernt.

Ihre Produkte setzen auf Nachhaltigkeit, zum Beispiel durch Glasmehrwegflaschen. Was treibt Sie an, nachhaltige Entscheidungen in der Getränkebranche konsequent umzusetzen?

Zu unserer Gründungsgeschichte gehört eben auch, dass wir die Welt, die uns umgibt, ein bisschen besser hinterlassen wollen, als wir sie vorgefunden haben. Deshalb treiben wir den Umstieg auf Glasmehrwegflaschen und eine dezentrale, verbrauchernahe Produktion aktiv voran. 

Als Unternehmen in einer Branche, die jährlich 480 Milliarden Plastikflaschen produziert, oft ohne ein Recyclingsystem, haben wir in gerade diesem Bereich eine besondere Verantwortung und einen riesigen Hebel, um etwas zu verändern. Glasmehrwegflaschen können bis zu 50-mal wiederbefüllt werden, geben kein Mikroplastik ab und sind außerdem geschmacksneutral. Wir haben nur diesen einen Planeten und deswegen leisten wir bei fritz-kola unseren Beitrag für den Erhalt des Ökosystems.

Und uns ist wichtig, das ganzheitlich zu denken: Zusammen mit Klim haben wir ein Pilotprojekt gestartet, um den Anbau von Zuckerrüben auf regenerative Methoden umzustellen. Dabei wird nicht nur eine Menge CO2 gebunden, sondern auch die Biodiversität gefördert und die natürliche Bodenfruchtbarkeit erhöht.

Die Getränkebranche ist von großen Konzernen dominiert. Welche Herausforderungen mussten Sie in den frühen Jahren bewältigen, um sich gegen diese Konkurrenz zu behaupten?

Seit Tag 1 standen wir vor der Herausforderung, uns als kleiner Hersteller gegen größere Marktbegleiter durchsetzen zu müssen. Mittlerweile machen wir seit 20 Jahren nichts anderes und sind gut trainiert. Dieses Jahr wurden beispielsweise unsere Kola-Automaten am Flughafen in Hamburg kopiert. Da ist es durchaus eine große Aufgabe, als fritz-kola sichtbar zu bleiben. Gleichzeitig nehmen wir uns dieser Herausforderung aber gerne an und sehen es auch als Kompliment und Zeichen unserer guten Arbeit.

Was macht fritz-kola und Ihre weiteren Produkte einzigartig im Vergleich zu anderen Getränkemarken?

Zuallererst machen wir erstklassige Kolas, Limonaden und Schorlen. Und das ohne Kompromisse. Als dieses Jahr die Rhabarberernte in Europa nahezu vollständig wegbrach, haben wir unsere Rhabarberschorle vorübergehend eingestellt, statt sie mit einem minderwertigen Produkt zu ersetzen. Das war sehr teuer, aber entspricht unserem Anspruch, echt gute Produkte zu liefern.

Dazu kommt, dass wir neben erstklassigen Getränken auch für unsere klare Haltung stehen. Wer fritz-kola kauft, der weiß, was er bekommt. Wir sind authentisch, unangepasst und laut in unserem Einsatz für Vielfalt, Toleranz und Nachhaltigkeit.

Mit welchen Herausforderungen sehen Sie sich heute konfrontiert, insbesondere angesichts der steigenden Bedeutung von Nachhaltigkeit und gesellschaftlichem Engagement?

Eine große Herausforderung ist, dass Nachhaltigkeit im gesamten Herstellungs- und Lieferprozess konsequent durchdacht und umgesetzt werden muss. Hier sind wir auf einem langen Weg unterwegs, um Kolas, Limonaden und Schorlen ohne Kompromisse zu machen. Gleichzeitig erwarten unsere Fans von uns, dass wir auch gesellschaftliche Themen aktiv angehen. Diese Balance zwischen unternehmerischem Wachstum und der Verantwortung für Umwelt und Gesellschaft müssen wir jeden Tag aufs Neue in unserem Handeln berücksichtigen – und das machen wir gern. 

Ihre Marke steht für Toleranz und gesellschaftliche Verantwortung. Welche konkreten Projekte unterstützen Sie, und warum ist Ihnen dieses Engagement wichtig?

Eines unserer zentralen Projekte ist die Initiative „Pfand gehört daneben“, mit der wir seit vielen Jahren auf die Lebensrealität von Pfandsammlern aufmerksam machen. Wir wollen fritz-Fans uns Konsumenten damit motivieren, ihre leeren Getränkeflaschen nicht in den Straßenmülleimer, sondern daneben zu stellen. In Deutschland sammeln über eine Million Menschen leere Pfandflaschen, um ihre Lebenssituation zu verbessern. Wir wollen ihnen den demütigenden und gefährlichen Griff in den Mülleimer ersparen und dabei gleichzeitig auch dafür sorgen, dass mehr Flaschen den Weg zurück ins Mehrwegsystem finden. Mit der Initiative „Every Bottle Helps“ tragen wir das Konzept mittlerweile auch in das europäische Ausland.

Zusammen mit NGOs, Stiftungen und weiteren Unterstützern setzen wir bei „Pfand gehört daneben“ auch verschiedene Aktionen um, die besonders wohnungslosen und obdachlosen Menschen zugutekommen. Ein Beispiel ist unsere Hitzehilfe, bei der wir jeden Sommer Wasser verteilen und die Gesellschaft dazu motivieren, eine Extraflasche Wasser an Menschen auf der Straße zu spenden. 

Darüber hinaus unterstützen wir zahlreiche andere regionale, kulturelle und soziale Projekte und erweitern auch unsere eigenen Initiativen. Denn in einer Zeit, die von gesellschaftlichen und ökologischen Herausforderungen geprägt ist, ist es für uns unvorstellbar, keine Position zu beziehen. Die Möglichkeiten, die uns unsere Plattform bei fritz-kola bietet, sind zugleich eine Verantwortung, der wir uns mit voller Überzeugung stellen. 

Wie wichtig sind die Wurzeln von fritz-kola für Ihre Marke, und warum haben Sie die Entscheidung getroffen, das Studentenwohnheim in einem Video zu würdigen?

Die Anfangszeit im Studentenwohnheim hat unsere Arbeit auf viele Weisen geprägt, auch wenn wir mittlerweile natürlich ganz andere Unternehmensstrukturen haben. Das Studentenwohnheim war der Ort, an dem die Idee geboren wurde, und es symbolisiert für uns den Startpunkt einer aufregenden Reise. Es ist ein Stück Geschichte, das wir gerne mit unseren fritz-Fans teilen – weil es zeigt, dass jede große Marke einmal klein angefangen hat und dass Erfolg mit Leidenschaft und harter Arbeit erreicht wird. Gleichzeitig wollen wir auch die Studenten von heute ermutigen, sich auf das Abenteuer Unternehmertum einzulassen. Als Student hat man noch keine hohen Lebenskosten, keine hohen Verpflichtungen und kann leichter in die Selbständigkeit starten. 

Wie sieht die zukünftige Ausrichtung von fritz-kola aus, und welche neuen Entwicklungen können Ihre Kunden erwarten?

Wir wollen noch nicht zu viel verraten, aber wir tüfteln natürlich immer an neuen Ansätzen und Projekten. Es bleibt auf jeden Fall spannend, die Ideen werden uns nicht ausgehen. Und auch in der Produktpalette stehen wir weiterhin für wachen Wandel, wir sind ständig auf der Suche nach neuen Kombinationen mit vielviel Geschmack. Wir werden auch in Zukunft überraschen – mit Kola, Limonade und Schorlen, die ein bisschen anders sind.

Was sind Ihrer Meinung nach die drei wichtigsten Lektionen, die Sie aus Ihrer Gründerzeit gelernt haben, und welche Ratschläge würden Sie jungen Gründern mit auf den Weg geben? 

Erstens: Glaubt an eure Vision und bleibt authentisch, auch wenn der Weg schwer wird. Zweitens: Seid geduldig und bereit, hart zu arbeiten – Erfolg kommt selten über Nacht. Drittens: Lasst euch nicht von Kritik entmutigen, sondern lernt daraus und wachst daran. Mein Rat an junge Gründer ist, nicht aufzugeben und ihre Leidenschaft zum Motor ihres Handelns zu machen. 

Gibt es einen Moment aus der Gründungszeit von fritz-kola, der Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist, und was haben Sie daraus für die Zukunft Ihres Unternehmens mitgenommen?

Als ich mit Lorenz damals die Sache mit fritz-kola angefangen hatte, war für uns direkt klar: Wir halten da Freunde und Bekannte erstmal raus, machen unser eigenes Ding. Das war für die erste Zeit auch ganz gut so, wie sich dann später herausstellte. Viele Menschen, auch im familiären Umfeld, wollten uns die Idee auch dann noch ausreden, als sie schon sehr weit fortgeschritten war. Wenn man sich den Markt anschaut, ist das auch nicht ganz unverständlich. Verunsichert waren wir davon aber nicht, sondern eher noch mehr angespornt. Denn wenn man ein Produkt hat, an dem man mit vielviel Herzblut hängt, kommt die Motivation von ganz allein. Das habe ich mir bis heute behalten, ohne geht es nicht. 

Titelbild: Mirco Wolf Wiegert, fritz-kola Gründer und Geschäftsführer@ fritz-kola

Wir bedanken uns bei Mirco Wolf Wiegert für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

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