QRaGo digitalisiert den Patiententransport und macht Abläufe in Krankenhäusern, medizinischen Einrichtungen und Transportunternehmen effizienter und transparenter.
Können Sie uns einen Überblick über die Entstehung von QRaGo und die Hintergründe der Gründer geben?
QRaGo wurde von mir, Alexander Kunze, und meinem Geschäftspartner Christian Ruff gegründet. Als Gründer verfügen wir beide über mehr als 15 Jahre Erfahrung im Gesundheitswesen. So bin ich selbst ausgebildeter Notfallsanitäter und Experte für Finanzen und operative Prozesse innerhalb der Branche. Christian wiederum bringt umfassendes Know-how in User Experience (UX), IT-Plattformen sowie Vertrieb und Strategie mit. Die Idee für QRaGo entstand während unserer gemeinsamen Zeit bei Fresenius Medical Care als wir zahlreiche Ineffizienzen im Bereich des Patiententransports als Problem identifiziert haben. 2019 haben wir dann beschlossen, zusammen eine ganzheitliche digitale Lösung zu entwickeln.
Welche Vision verfolgt QRaGo im Bereich der Digitalisierung von Patiententransporten, und welche Schritte planen Sie, um diese zu realisieren?
Unsere Vision ist es, nicht nur den Transport von Patienten, sondern auch von Laborproben und Materialien im Gesundheitswesen vollständig zu digitalisieren, und Krankenhäusern, medizinischen Einrichtungen sowie Transportunternehmen eine effiziente, transparente und kostensparende Lösung anzubieten. Um dies zu erreichen, erweitern wir kontinuierlich unsere digitale Plattform um Funktionen wie integrierte Bezahlmöglichkeiten, automatisierte Abrechnung und dynamische Routenplanung. Zudem planen wir unseren Markteintritt in die Schweiz und in Österreich noch in diesem Jahr.
Wie identifizieren Sie die spezifischen Bedürfnisse Ihrer Zielgruppe, und auf welche Weise adressiert QRaGo diese?
Die Bedürfnisse unserer Zielgruppen – insbesondere Krankenhäuser, Transportunternehmen und Versicherungen – identifizieren wir durch kontinuierlichen Austausch, Pilotprojekte und Feedback-Schleifen. Wir analysieren bestehende Prozesse, um Engpässe und Ineffizienzen zu verstehen, z. B. durch Workshops mit Krankenhausverwaltungen und Transportunternehmen sowie durch die Auswertung von Nutzungsdaten unserer Plattform.
Ein zentrales Bedürfnis der Krankenhäuser ist die Planbarkeit und Transparenz bei Transporten, um die Bettenauslastung zu optimieren und Kosten zu senken. QRaGo adressiert diese Anforderungen mit einem digitalen Marktplatz, der alle Schritte vom Transportauftrag über die Routenplanung bis zur Abrechnung automatisiert.
Für Transportunternehmen reduzieren wir die administrative Komplexität durch eine benutzerfreundliche Dispositionslösung. Diese ermöglicht es, Routen effizient zu planen, Leerfahrten zu minimieren und somit die Rentabilität zu steigern. Versicherungen profitieren, indem sie ihren Versicherten über unsere Plattform zusätzliche Services anbieten können, wie z. B. eine nahtlose Buchung von Patiententransporten.
Welche besonderen Herausforderungen begegnen Ihnen bei der Implementierung digitaler Lösungen im Gesundheitswesen, und wie geht Ihr Team damit um?
Die Implementierung digitaler Lösungen im Gesundheitswesen bringt spezifische Herausforderungen mit sich. Eine der größten Hürden ist der Datenschutz. In Deutschland gelten strenge Regelungen, insbesondere im Hinblick auf sensible Patientendaten. Wir begegnen diesem Thema mit höchsten Sicherheitsstandards, was z.B. durch unsere vor Kurzem erfolgreich abgeschlossene C5-Zertifizierung nachgewiesen wird. Diese Zertifizierung des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) belegt, dass unsere Cloud-Lösung die höchsten Anforderungen an IT-Sicherheit erfüllt.
Ein weiteres Hindernis ist die Integration unserer Lösung in bestehende Krankenhausinformationssysteme (KIS). Viele Systeme sind veraltet oder wurden nicht für moderne digitale Anwendungen konzipiert. Hier setzen wir auf flexible Schnittstellen (APIs), die eine reibungslose Anbindung ermöglichen.
Was unterscheidet die Plattform von QRaGo von anderen Anbietern im Bereich der Patiententransporte?
Der Hauptunterschied von QRaGo zu anderen Anbietern liegt in unserem ganzheitlichen Plattformansatz. Während viele Wettbewerber nur Teilaspekte des Transportprozesses abdecken, bieten wir mit QRaGo eine End-to-End-Lösung: von der Bestellung und Planung über die Echtzeit-Überwachung bis hin zur Abrechnung – alles auf einer einzigen digitalen Plattform, die Vertical SaaS-Elemente mit einem digitalen Marktplatz kombiniert.
Wir unterscheiden uns zudem durch unsere tiefgreifende Integration in KIS-Systeme, was eine nahtlose Einbindung in bestehende Krankenhausabläufe ermöglicht. Durch Live-Datenanalyse und dynamische Tourenplanung können Transporte bedarfsgerecht gesteuert werden, was Zeit und Kosten spart.
Ein weiterer Aspekt in der Hinsicht: Die größte Konkurrenz für uns sind nicht andere Anbieter von Logistiksoftware, sondern das Telefon, Excel-Listen sowie Stift und Papier. In vielen Fällen werden Transporte im Gesundheitswesen nämlich immer noch mit hohem manuellen Aufwand gebucht und via nicht mehr zeitgemäßer Prozesse organisiert – hier setzen wir mit unserer digitalen Lösung an und schaffen echte Abhilfe.
Können Sie Einblicke in geplante Weiterentwicklungen oder neue Funktionen der QRaGo-Plattform geben?
In den nächsten 12 bis 24 Monaten planen wir mehrere wichtige Erweiterungen. Ein zentraler Bestandteil ist die Einführung unseres vollständig integrierten Dispositionstools. Dieses Tool wird nicht nur eine effizientere Routenplanung ermöglichen, sondern auch eine direkte Zahlungsabwicklung bieten, was die Verwaltung weiter vereinfacht.
Darüber hinaus wollen wir unser Angebot um Material- und Labortransporte erweitern. Diese Erweiterung ist entscheidend, da Labore und Materialtransporte zunehmend für Klinikverbünde relevant werden. Wir sehen großes Potenzial in der Großlogistik für Klinikgruppen, insbesondere im Hinblick auf die Konsolidierung von Ressourcen und die Optimierung der Versorgungsketten.
Welche Rückmeldungen erhalten Sie von medizinischen Einrichtungen und Transportunternehmen, die Ihre Plattform nutzen?
Das Feedback unserer Kunden ist äußerst positiv. Krankenhäuser berichten von einer signifikanten Reduktion administrativer Aufwände, da alle Transportprozesse automatisiert ablaufen. Besonders hervorgehoben wird die verbesserte Bettenauslastung, da Transporte effizienter koordiniert und Ausfallzeiten minimiert werden. Case Studies zeigen, dass durch den Einsatz unserer Plattform je nach Größe der medizinischen Einrichtungen Kosteneinsparungen von bis zu 1,7 Mio. Euro pro Jahr möglich sind.
Transportunternehmen schätzen vor allem die vereinfachte Disposition und Routenoptimierung, die Leerfahrten reduziert und somit die Profitabilität steigert. Zudem wird unsere Plattform für ihre intuitive Benutzerfreundlichkeit gelobt, die den Schulungsaufwand für neue Nutzer minimiert.
Wie trägt QRaGo zur Entlastung des Pflegepersonals und zur Optimierung von Klinikabläufen bei?
Pflegekräfte verbringen oft wertvolle Zeit mit der Koordination von Patiententransporten, die sie eigentlich für die Versorgung der Patienten nutzen sollten. Qrago entlastet das Pflegepersonal, indem Transportanfragen über unsere Plattform effizient generiert, priorisiert und überwacht werden. Dadurch entfallen viele Telefonate, manuelle Terminabstimmungen und wiederholte Rückfragen.
Allein im August letzten Jahres konnten durch unsere Plattform 10.400 Arbeitsstunden eingespart werden, die sonst für manuelle Koordination aufgewendet worden wären. Diese Zeitersparnis trägt unmittelbar zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen für das Pflegepersonal bei und steigert die Zufriedenheit der Patienten, da diese schneller und planbarer Zugang zu notwendigen medizinischen Leistungen erhalten.
Welche Rolle spielt die Integration von Echtzeitdaten in Ihrem Service, und welchen Mehrwert bietet dies Ihren Nutzern?
Die Integration von Echtzeitdaten ist ein zentrales Element unseres Serviceangebots. Sie ermöglicht es, Transportanfragen live zu verfolgen, Routen dynamisch anzupassen und Transportkapazitäten optimal zu nutzen. Diese Transparenz ist für Krankenhäuser entscheidend, um Behandlungsabläufe effizient zu planen und Verzögerungen zu vermeiden.
Für Transportunternehmen bedeutet der Zugriff auf Echtzeitinformationen, dass sie ihre Flotten effizienter einsetzen und auf kurzfristige Änderungen flexibel reagieren können. Dies führt zu einer höheren Auslastung, weniger Leerfahrten und damit zu geringeren Betriebskosten. Der Mehrwert für unsere Nutzer liegt daher in Kostenersparnis, erhöhter Planungssicherheit und besserer Patientenversorgung.
Wie sehen Sie die zukünftige Entwicklung des Patiententransports in Deutschland, und welche Position möchte Ihr Unternehmen dabei einnehmen?
Die Zukunft des Patiententransports in Deutschland wird zunehmend von Digitalisierung, Automatisierung und integrierten Plattformlösungen geprägt sein. Insbesondere die jüngste Entscheidung des Gemeinsamen Bundesausschusses, Patiententransporte künftig per Videosprechstunde verordnen zu können, unterstreicht die wachsende Bedeutung digitaler Lösungen in diesem Bereich. Unser Ziel ist es, die führende Plattform in diesem Transformationsprozess zu sein, indem wir unsere Technologie kontinuierlich weiterentwickeln und neue Märkte erschließen. Wir wollen die erste Anlaufstelle für Telemedizin-Anbieter werden, die Transportdienste in ihre Plattformen integrieren müssen.
Darüber hinaus sehen wir uns als Treiber nachhaltiger Gesundheitslogistik: Mit optimierten Routen, reduzierten CO2-Emissionen und intelligenten Dispositionsprozessen wollen wir nicht nur die Effizienz steigern, sondern auch einen Beitrag zum Klimaschutz leisten.
Welche drei Ratschläge würden Sie anderen Gründern im Gesundheitssektor mit auf den Weg geben?
1) Versteht Euren Markt und seine regulatorischen Anforderungen: Der Gesundheitssektor ist hochreguliert. Wer hier erfolgreich sein will, muss sich mit Datenschutz, Compliance und den Bedürfnissen der verschiedenen Stakeholder auskennen.
2) Lösungen müssen echten Mehrwert schaffen: Technologien müssen nicht nur innovativ sein, sondern tatsächlich den Arbeitsalltag der Nutzer erleichtern. Praxisnähe und iterative Produktentwicklung sind hier entscheidend.
3) Ausdauer und Fokussierung sind der Schlüssel: Der Markteintritt im Gesundheitswesen ist komplex und zeitintensiv. Gründer sollten sich auf die Kernprobleme konzentrieren und schrittweise expandieren, anstatt sich zu früh zu verzetteln. Gleichzeitig gilt: Nicht alles sitzt beim ersten Versuch. Fehler zu machen, ist ganz normal – sie sind ein Teil des Lernprozesses. Wer offen reflektiert, Anpassungen vornimmt und kontinuierlich besser wird, hat langfristig die besten Erfolgschancen.
Bild: QRaGo-Gründer Alexander Kunze und Christian Ruff, © Fotoatelier Ebinger
Wir bedanken uns bei Alexander Kunze und Christian Ruff für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.
Premium Start-up: QRaGo

Kontakt:
Qrago GmbH
Marconistraße 53
D-70435 Stuttgart
Ansprechpartner:
Christian Ruff (Gründer & Geschäftsführer)
Alexander Kunze (Gründer & Geschäftsführer)
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