Dienstag, August 12, 2025
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Wie ein digitales Schloss den Strandkorb revolutioniert


Das Hamburger Start-up Strandbutler digitalisiert die Vermietung von Strandkörben. Im Interview erklärt Bernhard Sourdeau, Co-Founder und Mitinhaber, wie das System funktioniert, was Kunden und Betreiber am meisten an der Lösung schätzen – und wie wichtig Vertrauen bei der Einführung digitaler Lösungen ist

Wie ist die Idee zu Strandbutler entstanden und wer sind die Köpfe hinter dem Unternehmen?

Bernhard Sourdeau: Die Idee zu Strandbutler entstand direkt am Meer. An einem lauen Sommerabend hatten wir keine Möglichkeit, einen freien, aber verschlossenen Strandkorb für ein paar Stunden zu mieten. Wir haben dann gesehen, wie viel Potenzial in einer modernen, digitalen Lösung für die Strandkorbvermietung steckt – und wie viel Reibung es im bisherigen System gab: lange Warteschlangen, keine Übersicht über freie Körbe, keine Flexibilität bei der Buchung.
Zu Strandbutler: Wir sind mehrere Gründer und Gesellschafter und kommen aus verschiedenen Bereichen – Softwareentwicklung, Ingenieurwesen und Betriebswirtschaft. Wir bringen unsere Kompetenzen gezielt zusammen, um die Digitalisierung an der Küste voranzutreiben.

Was war für euch ausschlaggebend, die Strandkorbvermietung zu digitalisieren?

Ausschlaggebend war für uns der Wunsch, Urlaubern ein zeitgemäßes, komfortables Buchungserlebnis zu bieten – und gleichzeitig den Vermietern die Arbeit zu erleichtern. Viele Prozesse waren noch papierbasiert und sehr personalintensiv. Mit Strandbutler wollten wir einen einfachen, verlässlichen und skalierbaren Weg schaffen, Strandkörbe effizient zu vermieten.

Welche Vision verfolgt Strandbutler und wie soll sie in den kommenden Jahren Realität werden?

Unsere Vision ist es, den Strandurlaub smarter zu machen – für alle Beteiligten. Wir wollen, dass jeder Gast spontan und bequem seinen Lieblingsplatz am Meer findet und bucht – per App oder Web. Derzeit kommt unsere Lösung bereits an mehr als 70 Standorten zwischen Cuxhaven und Warnemünde mit insgesamt etwa 10.000 Strandkörben zum Einsatz. In den nächsten Jahren wollen wir weitere Küstenorte anbinden, die Funktionalitäten der Plattform ausbauen und die Integration mit lokalen Touristik-Systemen vertiefen. Unser Ziel: Die intelligente Infrastruktur für den digitalen Strand der Zukunft.

Was unterscheidet eure Lösung konkret von klassischen Vermietungsmodellen am Strand?

Strandbutler ist vollständig digital: Vom Check-in bis zur Bezahlung läuft alles mobil oder online. Gäste sehen in Echtzeit, welche Körbe frei sind, können Wunschplätze auswählen und zahlen kontaktlos. Für Vermieter bedeutet das: weniger Aufwand, weniger Fehler, mehr Zeit für Service. Und das alles ohne aufwändige Technik vor Ort – unser System funktioniert mit QR-Codes und digitalen, aber mit jedem Strandkorb kompatiblen Schlössern.

Wie reagiert ihr auf technische Herausforderungen wie Netzabdeckung oder Nutzerfreundlichkeit?

Die Nutzeroberfläche ist bewusst einfach und intuitiv gestaltet – sowohl für Gäste als auch für Vermieter. Das Öffnen der digitalen Schlösser findet komplett ohne Internetverbindung statt und für Lösungen rund um die Infrastruktur haben wir zudem die Telekom als starken Partner an der Seite. Zudem steht unser Support-Team bereit, wenn mal etwas hakt – und wir verbessern die Plattform laufend mit echtem Nutzerfeedback.

Wie profitieren die Zielgruppen konkret von der Lösung?

Urlauber profitieren von Komfort, Transparenz und Flexibilität. Vermieter wiederum erhalten ein starkes Werkzeug, um ihre Strandkörbe effizient zu verwalten, Umsätze zu steigern und ihre Kundschaft besser kennenzulernen. Letztlich schaffen wir eine Win-win-Situation für alle Seiten – und auch die Kurverwaltungen profitieren von einem moderneren, digitalisierten Tourismusangebot.

Wie sieht die Zusammenarbeit mit lokalen Strandkorbvermietern aus?

Die Zusammenarbeit ist partnerschaftlich und individuell. Wir verstehen die Besonderheiten jedes Strandes und passen unsere Lösung entsprechend an. Vermieter behalten jederzeit die volle Kontrolle über ihre Preise, Standorte und Buchungskapazitäten. Zudem unterstützen wir sie bei der Einführung, Schulung und im laufenden Betrieb. Uns ist wichtig, dass sich niemand „überrollt“ fühlt. Wir setzen auf Dialog statt auf Druck.

Gab es Widerstände bei der Einführung eurer Technologie vor Ort – und wenn ja, wie seid ihr damit umgegangen?

Natürlich gab es anfangs auch Skepsis – vor allem gegenüber der Technik oder der Angst vor Veränderungen. Unser Ansatz war: zuhören, erklären, gemeinsam Lösungen finden. Wir haben gezeigt, dass unsere Technologie kein Ersatz für lokale Akteure ist, sondern ein Werkzeug, das ihre Arbeit erleichtert und die Kundenzufriedenheit steigert. Oft waren es die positiven Rückmeldungen der Gäste, die dann auch die letzten Zweifler überzeugt haben.

Welche Funktionen der App kommen bei den Nutzern besonders gut an?

Die Live-Karten mit den verfügbaren Körben sind besonders beliebt – niemand möchte im Urlaub lange suchen. Auch die Möglichkeit, direkt am Strand spontan per Smartphone zu buchen, kommt sehr gut an. Wiederkehrende Gäste schätzen zudem die einfache Wiederbuchung ihres Lieblingskorbs. Und Familien mögen es, dass man mehrere Körbe auf einmal organisieren kann.

Welche Entwicklungen oder neuen Features plant ihr für die nächste Saison?

Wir arbeiten an einer besseren Integration mit regionalen Kurkarten-Systemen und werden das digitale Schloss noch stärker in den Buchungsprozess integrieren. Zudem gibt es auch erste Anwendungsfälle außerhalb der Strandkorbvermietung, denn das digitale Schloss kann durch seine Robustheit auch in vielen weiteren Bereichen verwendet werden. Zukünftige Chipgenerationen ermöglichen zum Beispiel die Integration von Satellitenverbindungen und damit den Einsatz auf hoher See, etwa auf Kreuzfahrtschiffen.

Was war bisher euer größter unternehmerischer Lernmoment mit Strandbutler?

Dass Digitalisierung im Tourismus viel mit Vertrauen zu tun hat. Technik allein reicht nicht – man muss die Menschen mitnehmen, ihnen zuhören, Lösungen gemeinsam entwickeln. Es ist ein Prozess, kein Sprint. Aber wenn man diesen Weg konsequent geht, ist der Rückhalt enorm.

Welche drei Tipps würdet ihr anderen Gründern mit auf den Weg geben?

  1. Testet früh – und verbessert stetig. Nutzerfeedback ist wertvoller als jede PowerPoint-Präsentation.
  2. Habt Geduld und bleibt dran. Besonders im öffentlichen Raum braucht Veränderung Zeit – aber sie ist möglich.
  3. Denkt vom Problem her, nicht von der Technik. Die beste Lösung für euer Problem ist nicht unbedingt immer auch die technisch bestmögliche.

Wie kam es zur Partnerschaft mit der Telekom – und was war euch dabei besonders wichtig?

Die Zusammenarbeit mit der Telekom entstand aus einer Anfrage bezüglich der Konnektivität unserer Schlösser. Was als Anfrage eines Start-ups an einen großen Konzern gestartet ist, hat sich zu einer umfangreichen Zusammenarbeit bei der Entwicklung unseres Schlosses entwickelt. Wichtig war uns, dass wir das Produkt nach unseren eigenen Anforderungen und Ideen entwickeln konnten und die Produkte der Telekom sich darin integrieren lassen. Das konnten wir dank der nuSIM, einer digitalen integrierten SIM für IoT-Geräte, perfekt umsetzen.

Was hat euch an der IoT-Lösung der Telekom besonders überzeugt – zum Beispiel im Vergleich zu anderen Anbietern?

Die IoT-Lösung der Telekom hat uns vor allem durch ihre Stabilität und Energieeffizienz überzeugt. Die verwendete Narrowband-IoT-Technologie (NB-IoT) ermöglicht es uns, unsere digitalen Strandkorbmodule mit minimalem Energieverbrauch über Monate hinweg zu betreiben – ohne Stromanschluss am Strand. Gleichzeitig bietet die Telekom ein deutschlandweites, gut ausgebautes Netz, was für unsere Skalierungspläne entlang der Küsten essenziell ist. Im Vergleich zu anderen Anbietern stach hier insbesondere die Flexibilität und Anpassungsfähigkeit der Telekom hervor.

Gab es bei der Umsetzung mit Telekom IoT einen besonderen Aha-Moment oder eine Herausforderung, die ihr gemeinsam gelöst habt?

Da die Technologie zu Beginn unserer Zusammenarbeit noch nicht in Serienproduktion war, mussten wir gemeinsam einige Lösungen für unvorhergesehene Probleme finden. Die Kommunikation mit der Telekom und ihren Partnern war hier aber sehr unkompliziert, sodass wir diese Herausforderungen gemeinsam meistern konnten.

Bild: Gründerteambild ©Synthflow AI

Wir bedanken uns bei Bernhard Sourdeau für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

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