FYTA wird am 25. August um 20:15 in der Höhle der Löwen pitchen und dabei seine innovative Pflanzen-Technologie vorstellen.
Wie ist das Start-up entstanden und welche Personen stehen dahinter?
Bevor ich, Claudia Nassif, FYTA gründete, arbeitete ich als leitende Volkswirtin und Programmleiterin bei der Weltbank. Zur selben Zeit entstand meine Leidenschaft für Pflanzen. Aus dieser persönlichen Faszination entwickelte sich schnell eine systemische Frage: Warum sind wir in einer Welt, in der wir nahezu alles in Echtzeit messen können, ausgerechnet bei unserer Lebensgrundlage Pflanzen noch immer auf Mutmaßungen statt auf Daten angewiesen? Wie kann es sein, dass wir alles mit Sensoren ausstatten, nur nicht unsere grüne Infrastruktur?
Angetrieben von diesem Impuls gründete ich 2018 gemeinsam mit Alexander Schmitt das Start-up FYTA. Alexander bringt einen Hintergrund in Elektro- und industrieller Messtechnik mit und hat sein Fachwissen entscheidend in Produktdesign, Hardwareentwicklung und den Aufbau unseres B2B-Geschäfts eingebracht. Mein Umfeld reagierte erst skeptisch, nicht zuletzt wegen der besonderen Herausforderungen und Risiken beim Aufbau eines Hardware-Start-ups. Aber ich ließ mich nicht beirren und finanzierte die Anfangsphase vollständig aus eigenen Mitteln.
In welcher Branche ist das Unternehmen tätig und was zeichnet das Geschäftsmodell aus?
FYTA ist im Bereich Smart Gardening und Pflanzen-Technologie tätig, an der Schnittstelle von IoT, Datenanalyse und nachhaltiger Pflanzenpflege. Unser Geschäftsmodell basiert auf einer Kombination aus Hardware, Software und Services: Wir entwickeln Sensoren, die den Gesundheitszustand von Pflanzen in Echtzeit messen und verbinden diese Daten mit einem KI-gestützen Datenmodell und einer App, die präzise Pflegeempfehlungen gibt.
Was macht das Konzept oder die Technologie besonders? Welche innovativen Ansätze kommen zum Einsatz?
Das Besondere an FYTA ist, dass wir Pflanzensensoren massentauglich machen: Wir lösen drei Schwachstellen bisheriger Messgeräte – zu teuer, zu kompliziert, Daten ohne Aussagekraft. Jede Pflanze ist ja anders und hat spezifische Bedürfnisse, die sich mit der Zeit auch ändern. Mit den Messwerten, die man von herkömmlichen Geräten erhält, können die allermeisten Menschen nicht viel anfangen.
Unsere Sensoren sind günstig, weil wir sie extrem kompakt entwickeln und in großen Stückzahlen produzieren. Sie sind kinderleicht zu nutzen dank Anbindung an unsere intutitive App, die klare Analysen und pflanzenspezifische Handlungsanweisungen liefert.
Welche konkreten Vorteile bietet das Produkt den Nutzerinnen und Nutzern? Was hebt es im Alltag vom Wettbewerb ab?
FYTA gibt Pflanzen eine Stimme. Unsere Sensoren messen alles, was wichtig ist und übersetzen diese Daten in klare Analysen und umsetzbare Pflegehinweise. Genauso wie ein Fitnesstracker. Nutzer*innen müssen nicht mehr raten, warum eine Pflanze kränkelt. Sie wissen es und können aktiv gegensteuern.
Der entscheidende Unterschied zum Wettbewerb: Wir bieten wissenschaftlich fundierte Analysen, kombiniert mit einer intuitiven App und einem systemischen Ansatz, der von der Zimmerpflanze bis zur urbanen Landwirtschaft funktioniert. Das spart Zeit, Ressourcen und Frust. Und sorgt für gesündere, langlebige Pflanzen.
Wie wurde das Produkt entwickelt und getestet? Gab es besonderes Feedback aus ersten Anwendungen oder Testphasen?
Das Produkt haben wir selber mit unserem Team in Berlin entwickelt. Wir haben unser erstes Projekt in einem Verbundprojekt mit der HU in Berlin ausgiebig, vor dem Markteintritt getestet. Aber am Ende hat so ein Produkt immer 100 Schwächen, die man in der Entwicklung & im Testing nicht gesehen hat. Wir haben daher von Anfang an einen großen Schwerpunkt auf Kundensupport gelegt, und nehmen das Feedback unserer Kunden fortlaufend in die Entwicklung mit ein. So ist dann auch die neue Produktgeneration entstanden, die im Oktober herauskommt.
Welche Vision verfolgt das Unternehmen? Welche Meilensteine sollen in den nächsten Jahren erreicht werden?
Langfristig verfolgen wir eine klare Vision: Wir haben das Ziel, die weltweit größte Pflanzendatenbank aufzubauen, in der ausnahmslos jede Pflanze erfasst wird. Millionen Sensoren werden so kontinuierlich Daten zu Umweltbedingungen, Pflanzenstress und Pflegeverhalten sammeln. Dieses Wissen wird nicht nur den Nutzerinnen zugänglich gemacht, sondern auch der Forschung zur Verfügung gestellt. Für dieses Jahr planen wir die Erschließung des B2B-Markts mit einer Kombination aus Hardware und B2B-Subscriptions, die professionelle Nutzerinnen mit präziser Umweltintelligenz versorgen und gleichzeitig den Datensatz weiter ausbauen. Zukünftig nutzen wir den umfassenden Datenpool, zum Beispiel für das Benchmarking, wissenschaftliche Forschung oder zur Bewertung grüner Vermögenswerte im Rahmen von CO₂-Zertifikaten.
Warum fiel die Entscheidung, sich bei Höhle der Löwen zu präsentieren? Welche Aspekte stehen dabei im Vordergrund?
Der Sender hat in der Vergangenheit mehrmals angefragt. Aber irgendwie hat der Zeitpunkt immer nicht gepasst. Wir fühlten uns nicht “ready”. Und irgendwann dachten wir, jetzt ist es zu spät – unser Finanzierungsvolumen und Unternehmensbewertung liegen ja bereits über dem Durchschnitt von dem, was in der Sendung herkömmlich präsentiert wird. Aber dann hat uns einer unserer tollen Investoren, Carsten Kraus, der mit seinem eigenen Start-up Casablanca in der Staffel 15 aufgetreten ist, uns dazu ermutigt.
Welche Form der Unterstützung wird durch die Teilnahme an Höhle der Löwen angestrebt? Wie soll eine mögliche Investition oder Zusammenarbeit genutzt werden?
Wir pitchten FYTA mit einem Investmentbedarf von 500.000 Euro für fünf Prozent der Firmenanteile. Neben der Finanzierung, ging es uns auch darum, Unterstützung für den Aufbau unseres B2B Segmentes und perspektivisch den Eintritt in neue Märkte zu erhalten.
Welche nächsten Schritte sind nach Höhle der Löwen geplant? Gibt es konkrete Pläne für Wachstum, Skalierung oder neue Entwicklungen?
Nach Die Höhle der Löwen möchten wir den Schwung gezielt für Wachstum und Produktausbau nutzen. Ab Oktober 2025 erweitern wir unser Sortiment um gleich vier neue Sensorlösungen: den FYTA Beam 2.0 mit leistungsfähigerer Messung, viermal mehr Datenerfassung und verbesserter Stromversorgung, den FYTA Mini als kompakte, erschwingliche Version für Feuchtigkeits- und Nährstoffmessung in Topfpflanzen, den FYTA Sphere für präzise Licht- und Klimamessungen in variabler Umgebung sowie den FYTA Terra, unseren wetterfesten Sensor für Gärten und Hochbeete mit WiFi- und optionaler LTE-M-Anbindung.
Mit dieser Produktfamilie können wir erstmals alle relevanten Anwendungsbereiche abdecken, vom Wohnzimmer bis zu Anwendung in kleinen Betrieben. Parallel hierzu bauen wir unsere B2B-Partnerschaften aus, um FYTA als Standard für intelligente Pflanzenpflege zu etablieren.
Welche Erfahrungen und Erkenntnisse haben sich auf dem bisherigen Weg als besonders wertvoll erwiesen?
Eine der wertvollsten Erfahrungen war für mich, dass Vision und Durchhaltevermögen stärker wiegen als perfekte Startbedingungen. Der Aufbau eines Hardware-Start-ups erfordert Geduld, technisches Detailverständnis und die Bereitschaft, Rückschläge als Lernschritte zu sehen. Man braucht schon sehr viel Resilienz.
Und ich habe gelernt, wie entscheidend ein interdisziplinäres Team ist. Wie entscheidend die Zusammenarbeit mit Menschen ist, die technisches, wissenschaftliches und unternehmerisches Know-how vereinen. Genauso wichtig: früh mit Nutzer*innen in den Dialog zu treten, um Produkte zu entwickeln, die echte Probleme lösen. Und vielleicht die wichtigste Erkenntnis: Innovation braucht viel Mut. Manchmal sogar den Mut, die eigene Wohnung zu verkaufen, um den nächsten Schritt zu finanzieren.
Welche Ratschläge lassen sich aus diesen Erfahrungen ableiten, die für andere Gründerinnen und Gründer hilfreich sein könnten?
Zuallererst: Fangt früh an, mit echten Nutzer*innen zu sprechen. Ihre Rückmeldungen sind oft wertvoller als jede Marktstudie. Rechnet außerdem mit Rückschlägen und plant Puffer ein: Zeit, Geld und Nerven. Alles dauert länger und kostet mehr als man denkt. Immer! Ich halte es für nahezu unmöglich, ein Start-up im Consumer Electronic Segement aufzubauen, wenn man nicht ausreichend Unterstützung hat oder eigene Mittel mitbringt. Und last but not least: Sucht euch ein Team, das eure eigenen Stärken ergänzt. Niemand kann alles können und in einem Start-up zählt jede Kompetenz.
Sehen Sie FYTA am 25. August 2025 um 20:15 Uhr in der Höhle der Löwen
Bild: Claudia Nassif und Alexander Schmitt präsentieren „FYTA“, den „Fitnesstracker“ für Pflanzen. Sie erhoffen sich ein Investment von 500.000 Euro für 5 Prozent der Firmenanteile.
RTL / Bernd-Michael Maurer
Wir bedanken uns bei Claudia Nassif für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.