True Relevance verbindet Psychologie mit Adtech und ermöglicht cookieloses, psychografisches Targeting im Open Web
Können Sie uns True Relevance vorstellen und erläutern, wer die Gründer sind und welche Idee am Anfang stand?
Joost: True Relevance ist ein Spin-off aus unserer ersten Gründung CRONBACH, die seit 2017 psychografische Zielgruppenanalysen für Marken entwickelt. Gemeinsam mit Stefan Sindram haben wir True Relevance gegründet, um die wissenschaftliche Fundierung aus der Psychologie mit Adtech zu verbinden. Die Idee: das „Warum“ hinter dem Verhalten von Menschen für Marketing nutzbar machen – nicht durch mehr Datenmasse, sondern durch echtes Verständnis von Motiven und Einstellungen.
Jörg: Mich hat sofort überzeugt, dass hier ein Missing Link im Programmatic geschlossen wird. Ich habe nicht nur bei Google, The Trade Desk und BCN – Brand Community Network gesehen, wie sehr digitale Werbung an Cookies und IDs hing. True Relevance bricht genau das auf: Wir machen 100 % des Open Web adressierbar – cookielos, datenschutzkonform und skalierbar.
Was ist die zentrale Vision von True Relevance und wie wollen Sie diese mit Ihrer Technologie erreichen?
Joost: Unsere Vision ist einfach: Menschen nicht oberflächlich, sondern in der Tiefe zu verstehen. Wir kombinieren die Psychologie hinter Entscheidungen mit KI-gestützter Analyse von Inhalten. So erreichen Marken ihre Zielgruppen nicht „alle ein bisschen“, sondern „die Richtigen ganz genau“.
Jörg: Für die Industrie bedeutet das: Relevanz statt Datenmasse. Wir bringen Wirkung und Reichweite ins Open Web zurück, ganz ohne Third-Party-Cookies oder ID-Lösungen. Das ist Privacy-First und passt perfekt zur nächsten Dekade digitaler Werbung.
Welche Rolle spielen psychografische Muster in Ihrem Ansatz für kontextuelles Targeting?
Joost: Psychografie beantwortet das „Warum“. Menschen handeln aus Motiven wie Macht, Leistung oder Anschluss – und diese Motive lassen sich mit emotionalen, rationalen oder habituellen Entscheidungsmustern kombinieren. Daraus entstehen neun psychografische Typen, die wissenschaftlich fundiert sind. Sie machen sichtbar, warum zwei Menschen, die auf dem Papier gleich aussehen, in Wahrheit völlig unterschiedlich reagieren.
Jörg: Für Advertiser heißt das: Wirkung statt Streuverlust. Statt Content nach Keywords zu sortieren, erkennen wir die psychologische Grundhaltung dahinter. Ob statusgetrieben, sicherheitsorientiert oder innovationsfreudig – das entscheidet über den Erfolg einer Kampagne.
Für welche Zielgruppen ist Ihre Lösung besonders interessant und wie reagieren diese bisher auf Ihr Angebot?
Joost: Unsere Kunden sind Marken und Agenturen, die das Open Web nutzen wollen, ohne sich auf die Walled Gardens zu verlassen. Aber auch Publisher profitieren: Sie können ihren No-ID-Traffic veredeln und wieder werthaltig machen.
Jörg: Das Feedback ist sehr positiv. Wir sehen, dass Kampagnen effizienter werden – und kreativer. Marken entdecken plötzlich neue Umfelder, die perfekt zu ihren Zielgruppen passen, und Publisher steigern den Wert ihres Inventars.
Wie begegnen Sie Herausforderungen wie dem Wegfall von Third-Party-Cookies oder dem steigenden Einsatz von Ad-Blockern?
Joost: Third-Party-Cookies sind ein Auslaufmodell – das ist klar. Viele ID-Lösungen versuchen, diese Lücke technisch zu schließen. Aber: Sie bleiben fragmentiert, erreichen nie die nötige Reichweite und schaffen für Nutzer:innen neue Intransparenzen. Unser Ansatz ist ein anderer: Wir brauchen keine personenbezogenen IDs, sondern setzen auf den psychografischen Kontext. Das ist Privacy-First und für Konsument:innen nachvollziehbar.
Jörg: Adblocker sind ein Symptom dafür, dass sich Menschen von Werbung verfolgt fühlen. Sie differenzieren dabei nicht zwischen Marke, Publisher oder Technologie – das negative Erlebnis zahlt auf alle ein und beschädigt Vertrauen. Genau da setzen wir an: Unser Ansatz löst dieses Problem auf. Stattdessen fühlt sich die Ansprache im passenden Kontext natürlich und fair an. Das schützt die Reputation von Marken und Publishern und gibt der digitalen Werbung ihre Akzeptanz zurück.
Was unterscheidet True Relevance von anderen Anbietern im Bereich kontextuelles Advertising?
Joost: Klassisches Contextual bleibt oft bei Keywords oder Themen stehen. Wir gehen tiefer: Unsere KI erkennt die psychologische Bedeutung von Inhalten – also ob ein Artikel innovationsgetrieben, sicherheitsorientiert oder statusbetont ist.
Jörg: Dadurch schaffen wir eine Qualität von Relevanz, die andere nicht bieten können. Es ist nicht nur „Content passt zu Thema“, sondern „Content passt zur psychografischen Haltung der Zielgruppe“. Das ist ein echter Game-Changer.
Welche Bedeutung hatte die jüngste Verstärkung durch Jörg Vogelsang für die Entwicklung des Unternehmens?
Joost: Mit Jörg haben wir einen Partner gewonnen, der seit vielen Jahren im Programmatic Advertising tief verwurzelt ist. Er kennt den Ad-Tech Markt und das programmatische Geschäft von den Anfängen bis heute und hat es entscheidend mitgeprägt. Seine Erfahrung und sein Netzwerk helfen uns, True Relevance schnell in die Märkte zu tragen und Partnerschaften auf Agentur- und Publisherseite aufzubauen.
Jörg: Für mich ist True Relevance die nächste Evolutionsstufe im Programmatic. Meine Aufgabe ist, das Modell skalierbar zu machen – in DACH, aber auch international.
Wo sehen Sie Ihr Unternehmen in den nächsten Jahren. Gibt es konkrete Pläne für die Skalierung oder internationale Expansion?
Joost: Wir bauen unsere Technologie so, dass sie kanalübergreifend funktioniert – von Display über CTV bis Audio und DOOH.
Jörg: Parallel starten wir die Expansion nach UK, Italien und USA. Ziel ist, True Relevance als führenden Anbieter für psychografisches Contextual Targeting im Open Web zu etablieren.
Wie wichtig ist der Standort Hamburg für Ihr Wachstum und die Vernetzung in der Ad-Tech-Szene?
Joost: Hamburg ist für uns ein idealer Standort, denn es ist neben Düsseldorf und München der Standort in Deutschland mit der höchsten Agentur-Dichte, viele Publisher und außerdem geografisch nahe an Berlin mit einer sehr hohen Adtech-Dichte. Und es ist auch mein persönliches akademisches Zuhause.
Jörg: Hamburg ist der Anker, Düsseldorf und München die Brücke zu Agenturen und Advertisern. Diese Mischung macht uns schlagkräftig.

Welche technologischen Weiterentwicklungen sind geplant, um Ihre Plattform noch leistungsfähiger zu machen?
Joost: Wir erweitern unsere KI von Text auf Bilder, Video und Audio. Damit können wir psychografisches Targeting auch auf visuelle und akustische Signale anwenden.
Jörg: Außerdem bauen wir unser Self-Service-Studio aus. Damit können Agenturen per Copy & Paste ihres Briefings ihre Zielgruppen automatisiert und psychografisch noch präziser definieren.
Welche drei Ratschläge würden Sie jungen Gründerinnen und Gründern mit auf den Weg geben, die sich in einem ähnlich dynamischen Markt bewegen?
Joost: 1) Haltet euch an echte Forschung statt an Buzzwords. 2) Habt Mut, das Unsichtbare sichtbar zu machen. 3) Baut Lösungen, die Menschen verstehen – nicht nur Algorithmen.
Jörg: 1) Problem vor Produkt. 2) Sucht früh Kundenvalidierung. 3) Nutzt Netzwerke und Standards – gerade in Adtech braucht es Vertrauen und Allianzen.
Welche Chancen eröffnet der cookieless-Ansatz aus Ihrer Sicht für die Zukunft digitaler Werbung?
Joost: Cookieless ist kein Rückschritt, sondern eine Befreiung. Marken können ihre Zielgruppen ethisch, datenschutzkonform und trotzdem hochpräzise erreichen.
Jörg: Es ist eine historische Chance für das Open Web. Wenn wir Qualität und Relevanz in den Vordergrund stellen, gewinnen am Ende alle: Marken, Publisher und Konsument:innen.
Titelbild: Jörg Vogelsang @ Picture People
Wir bedanken uns bei Joost van Treeck und Jörg Vogelsang für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.
Premium Start-up: True Relevance

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