Entzück dich selbst wird am 15. September 2025 um 20:15 in der Höhle der Löwen pitchen. Gründerin Sanja Zündorf stellt dort ihr innovatives Toy vor, das Selbstliebe neu definiert.
Wie ist entzück dich selbst entstanden und welche Personen stehen dahinter?
Ich bin Sanja Zündorf und dachte lange, ich sei die einzige Frau, die masturbiert. In meiner Masterarbeit an der Köln International School of Design habe ich mich deshalb mit der Frage beschäftigt, welchen Einfluss patriarchale Strukturen auf weibliche Masturbation mit Toys haben. Meine Forschung zeigte schnell, wie viel Einfluss der Toy-Markt darauf hat, was wir als „normal“ wahrnehmen. Ist eine Art der Masturbation auf dem Markt nicht repräsentiert, so löst sie oft viel Scham aus – so wie das Reiten von Kissen. In einer Umfrage im Rahmen meiner Masterarbeit gab jede sechste teilnehmende Person an, schon einmal mithilfe eines Kissens masturbiert zu haben. Trotzdem dachten sie alle, sie wären mit ihrer Vorliebe alleine. Um Kissenreiter*innen ihre Scham zu nehmen, entwickelte ich das erste Toy zum Kissenreiten: den „come around“ Kissensattel. „entzück dich selbst“ ist bis heute noch eine One-Woman-Show!
Was macht das Konzept oder die Technologie besonders? Welche innovativen Ansätze kommen zum Einsatz?
Viele bekannte Toys reflektieren den heterosexuellen, „männlichen Blick“ auf weibliche Masturbation. Vereinfacht gesagt: Sie sind für die Art Masturbation gedacht, von der Männer glauben, dass Frauen und Personen mit Vulva sie betreiben. Dabei geht es oft um Penetration oder passives Daliegen, während ein Gerät die Arbeit übernimmt. Natürlich sind auch so schon wundervolle Toys entstanden, allerdings wurde bisher viel zu selten bei der Zielgruppe nachgefragt, wo es Lücken gibt – das habe ich getan. Entstanden ist ein maschinenwaschbarer Kissenreit-Sattel, der eine aufregende Oberfläche bietet und das Verrutschen der Kissenfüllung verhindert. Ein Toy ohne Penetration. Durch den aufrechten Sitz beim Masturbieren wird ein Gefühl von Stärke ausgelöst – für eine Selbstliebe-Session die nicht nur befriedigt, sondern auch empowert.
Welche konkreten Vorteile bietet das Produkt den Nutzerinnen und Nutzern? Was hebt es im Alltag vom Wettbewerb ab?
Die Sattel sind mehr als nur Toys. Sie zeigen Kissenreiter*innen, dass sie nicht alleine sind und sie lösen Gespräche aus. Ich habe in meinem Laden schon viele „erste Gespräche“ über das Thema mitgehört: Mütter und Töchter, Paare und Freundinnengruppen, die plötzlich mit Leichtigkeit über etwas sprechen, das so lange Tabu war. Nicht selten fließen dabei Tränen, wenn sich jemand das erste Mal gesehen oder verstanden fühlt. Kommunikation ist unglaublich machtvoll und der schnellste und einfachste Weg, um Tabus zu brechen – und das ist wichtig! Masturbation ist ein safe space, um ohne Erwartungen von außen oder Performance-Druck für uns selbst herauszufinden, was wir wirklich wollen und mögen. Wir müssen sie aus der „Schmuddelecke“ holen, um sicherzustellen, dass uns dieser safe space nicht abhanden kommt.
Welche Vision verfolgt entzück dich selbst? Welche Meilensteine sollen in den nächsten Jahren erreicht werden?
„Entzück dich selbst“ soll mehr sein als ein Toy-Shop. Bereits jetzt gibt es eine große Community von selbsternannten „Humpies“ auf Instagram, die sich zu dem Thema austauschen, gegenseitig ermutigen und gemeinsam ihre Scham bekämpfen. Neben weiteren Toys wünsche ich mir auch einen Ausbau dieser Community in Form eines Forums und gemeinsamen Events. Außerdem hat meine Forschung nicht mit der Masterarbeit geendet – wo es eine so riesige Lücke im Markt gibt, sind sicherlich noch mehr zu finden. Die Reise ist noch lange nicht vorbei.
Warum fiel die Entscheidung, sich bei Höhle der Löwen zu präsentieren? Welche Aspekte stehen dabei im Vordergrund?
Bisher ist mein Unternehmen durch organischen Content auf Social Media gewachsen. Durch mehrere Videos die viral gegangen sind, sprang die Nachfrage mehrfach so sprunghaft an, dass ich ihr nicht mehr gerecht werden konnte. Meine Strukturen und Partner konnten nicht so schnell mitwachsen. Ein Investment würde mir erlauben Mitarbeitende einzustellen und Aufgaben zu verteilen, so dass ich nicht nur der aktuellen Nachfrage gerecht werden, sondern auch die Zukunft planen könnte.
Welche nächsten Schritte sind nach Höhle der Löwen geplant? Gibt es konkrete Pläne für Wachstum, Skalierung oder neue Entwicklungen?
Ich habe noch zwei weitere Toys in der Pipeline. Eines davon ist schon produktionsreif, das andere ist in der Entwicklung weit fortgeschritten. Diese Toys auf den Markt zu bringen ist ein nächster großer Schritt! Zusätzlich arbeite ich aktuell daran die Forschungsergebnisse meiner Masterarbeit als Sachbuch zu veröffentlichen und bin dafür auf der Suche nach einem passenden Verlag.
Welche Erfahrungen und Erkenntnisse haben sich auf dem bisherigen Weg als besonders wertvoll erwiesen?
Mein bester Tipp ist: einfach anfangen. Für 80% der Dinge, die wir tun, ist es nicht schlimm, wenn sie nicht zu 100% perfekt sind. Die Website ist nicht genau so, wie du sie dir vorgestellt hast? Egal, geh trotzdem live. Dein Content sieht nicht so poliert aus wie bei anderen? Egal, poste es trotzdem. Dein Produkt ist noch nicht perfekt? Das ist zwar nicht egal, aber geh trotzdem raus, zieh die Zielgruppe zu Rate, frag nach, such dir Hilfe. Niemand beobachtet die Entwicklung deines Unternehmens und deine Entscheidungen so sehr wie du denkst. Fehler zu machen ist tausend mal besser als nie anzufangen.
Sehen Sie entzück dich selbst am 15. September 2025 um 20:15 Uhr in der Höhle der Löwen
Bild: Sanja Zündorf präsentiert den Textilen Masturbationssattel „come around“. Sie erhofft sich ein Investment von 150.000 Euro für 10 Prozent der Firmenanteile.
RTL / Bernd-Michael Maurer
Wir bedanken uns bei Sanja Zündorf für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.