Andreas Bruckschlögl im Interview über sein Buch „Startup!“, in dem er Erfahrungen aus acht Gründungen und die Erkenntnisse von über 200 Gründerinnen, Gründern und Investoren teilt.
Was hat Sie dazu bewogen, nach acht Gründungen und zahlreichen Erfahrungen nun Ihr Buch „Startup!“ zu veröffentlichen?
Andreas Bruckschlögl: Beim Aufbau meiner Firmen gab es viele Momente, in denen ich nicht weiterwusste. Ich zweifelte, war überfordert. In solchen Phasen war mein Coach ein wichtiger Sparringspartner – und er wollte mir klarmachen, wie viel ich eigentlich schon geschafft hatte. Einer seiner Sätze blieb hängen: „Warum schreibst du nicht ein Buch?“ Damals war ich nicht so weit. Aber die Idee ging mir nicht mehr aus dem Kopf.
Im Sommer 2023 lag ich am Strand, hörte den Wellen zu und dachte über mein Leben nach: Höhen, Tiefen, Begegnungen, Chancen. Mir wurde klar: Das war kein Zufall, sondern das Ergebnis harter Arbeit, vieler Entscheidungen – und Fehler. Einige davon hätte ich vermeiden können, wenn es früher einen praxisnahen Ratgeber gegeben hätte. Genau so einen wollte ich schreiben: ein Buch, das Mut macht und Antworten liefert, wenn man sie wirklich braucht.
Welche typischen Fehler, die Sie selbst gemacht haben, möchten Sie Gründerinnen und Gründern mit Ihrem Buch ersparen?
Auf 448 Seiten steckt eine Menge – Fehler, Learnings, Tipps. Nicht nur von mir, sondern auch von über 200 Gründern und Investoren. Jede Seite haben wir viermal überarbeitet, geschärft, pointiert. Einen einzelnen Fehler rauszupicken, wäre zu kurz gegriffen. Das Buch ist dafür da, um hunderte Stolperfallen zu umgehen – und so Jahre an Umwegen einzusparen.
Sie haben Ryte an Semrush verkauft – welche zentralen Learnings aus diesem Prozess sind ins Buch eingeflossen?
Andreas Bruckschlögl: Der Verkauf von Ryte fand statt, als wir längst ein Scale-up waren. „Startup!“ konzentriert sich bewusst auf die Anfangsphase: Idee, Team, MVP, Marketing, Finanzierung. Alles, was man wissen muss, um überhaupt dorthin zu kommen, wo ein Verkauf möglich ist. Die Learnings aus dem Exit hebe ich mir für ein zweites Buch auf.
Bits & Pretzels ist heute Europas größtes Gründerfestival – welche Rolle spielt diese Erfolgsgeschichte in „Startup!“?
Durch Bits & Pretzels habe ich unglaublich viel gelernt – und vieles davon ist ins Buch eingeflossen. Wir haben Fehler gemacht, Pivots hingelegt, manches richtig und manches falsch entschieden. Für mich war es die Erfahrung, wie man aus einer kleinen Idee, einem Frühstück unter Gründern, Schritt für Schritt etwas Großes aufbauen kann.
Ihr Buch enthält Einblicke von mehr als 200 Gründern und Investoren. Nach welchen Kriterien haben Sie diese Stimmen ausgewählt?
Andreas Bruckschlögl: Viele der Gründer und Investoren habe ich über die Jahre kennengelernt – manche haben mir mit ihren Impulsen direkt in meinen Firmen geholfen, bei anderen wusste ich einfach: Sie sind auf ihrem Gebiet echte Experten. Diese Kontakte habe ich nach und nach gesammelt und irgendwann angesprochen.
Leicht war das nicht. Vor allem am Anfang, als „Startup!“ nur eine Idee war, musste ich viel Überzeugungsarbeit leisten. So eine Buchanfrage steht selten ganz oben auf der To-do-Liste. Ich habe einige Absagen bekommen, aber wie bei jeder Gründung hieß es: dranbleiben. Mit der Zeit, den ersten Probedrucken und einer klaren Vorstellung vom Buch wurde es einfacher. Manche, die anfangs abgewunken hatten, konnte ich später sogar noch gewinnen. Heute bin ich überzeugt: Dieses Wissen bekommst du sonst nirgendwo so kompakt.
Statt mit einem Verlag zu arbeiten, haben Sie „Startup!“ selbst veröffentlicht. Warum haben Sie diesen Weg gewählt?
Andreas Bruckschlögl: Frank Thelen meinte gleich am Anfang zu mir: „Mach’s im Eigenverlag. Da bleibst du flexibler.“ Er hatte recht. Ich wollte ein interaktives Buch mit QR-Codes, ein agiles Projekt mit Testlesern und Überarbeitungsrunden. Kein Verlag hätte das so mitgemacht. Klar, es war härter als gedacht. Aber das Ergebnis wäre nie so geworden, wenn ich es abgegeben hätte. Genau diese Freiheit macht „Startup!“ besonders.
Ein zentrales Thema im Buch ist der Umgang mit falschen Annahmen und gescheiterten Ansätzen. Wie wichtig ist es, Fehler transparent zu teilen?
Sehr wichtig – aber in der Gründungspraxis oft schwierig. Man kann nicht jede Schwäche offenlegen, weil Mitarbeiter sonst abspringen oder Investoren nervös werden könnten. Heute, nach meinem Exit, kann ich offener darüber reden. Deshalb war jetzt der richtige Zeitpunkt für das Buch.
Resilienz, Storytelling und Mentoring sind Themen, die im Buch von Gastautoren betont werden. Welche dieser Aspekte halten Sie für besonders entscheidend?
Andreas Bruckschlögl: Alle drei. Resilienz trägt dich durch Durststrecken, Storytelling macht dein Produkt sichtbar, Mentoring spart dir viele Umwege.
Jedes Kapitel im Buch ist wichtig – sonst hätten wir es nicht aufgenommen. Man kann „Startup!“ der Reihenfolge nach lesen oder quer einsteigen. Das Inhaltsverzeichnis funktioniert dabei wie ein Kompass: Es zeigt die wichtigsten Themen in einer möglichen Reihenfolge, die man als Gründer im Blick haben sollte. Manche brauchst du sofort, andere erst später. Aber alles, was drinsteht, hilft, besser durchs Gründungschaos zu kommen.
Sie sprechen davon, dass valide Daten wichtiger sind als Bauchgefühl. Wie prägt diese Haltung heute Ihre Entscheidungen?
Daten sind der Tacho, das Bauchgefühl ist der Fahrer. Zahlen zeigen nur, wie schnell du fährst – ob du Gas gibst oder bremst, entscheidest du selbst. Nur auf Daten zu setzen, ist gefährlich. Nur auf Bauchgefühl auch. Gerade im Marketing gibt es Messlücken, die keine Zahl füllt – da brauchst du Intuition. Gleichzeitig erlebe ich viele Gründer, die zu stark nach Bauchgefühl handeln und viel zu wenig Daten erheben. Beides zusammen ist entscheidend – und genau so vermittle ich es auch im Buch.
Welche praktischen Tools und Formate – etwa die QR-Codes im Buch – sollen Lesern helfen, das Wissen direkt umzusetzen?
Andreas Bruckschlögl: Das Buch ist so geschrieben, dass man direkt ins Handeln kommt: kurze Sätze, klare Strukturen, viele Beispiele. Die QR-Codes sind dann das Extra: Sie führen ins Online-Portal mit Videos, Vorlagen und Quellen. So kann jeder selbst entscheiden – reicht der Impuls aus dem Buch oder will ich tiefer einsteigen? Das Portal flankiert die Inhalte, aber der eigentliche Startschuss liegt im Buch selbst.
Was wünschen Sie sich, dass Gründerinnen und Gründer nach der Lektüre von „Startup!“ anders machen als zuvor?
Andreas Bruckschlögl: Dass sie weniger Fehler wiederholen, die wir schon gemacht haben. Dass sie Themen wie Vision, Mission, Werte nicht ignorieren. Dass sie Mitgründer fair einbinden – mit Vesting und Cliff. Dass sie einen Cap Table von Anfang an richtig aufbauen. Und dass sie schneller vorankommen, weil sie einen roten Faden haben.
Am Ende wünsche ich mir, dass Gründer „Startup!“ wie einen Kompass nutzen – ein Buch, das nicht im Regal verstaubt, sondern immer wieder zur Hand genommen wird, wenn man eine Antwort braucht. Genau deshalb ist es auch so gestaltet, dass es nicht nur inhaltlich hilft, sondern als Coffee-Table-Book auch den Schreibtisch aufwertet.
Titelbild: Andreas Bruckschlögl auf der Bits&Pretzels 2022@ Picture People
Wir bedanken uns bei Andreas Bruckschlögl für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.