Zander Labs entwickelt neuroadaptive Technologien für die Mensch-Maschine-Interaktion
Können Sie Zander Labs kurz vorstellen und uns etwas über die Menschen erzählen, die das Startup gegründet und geprägt haben?
Jonathan Zwaan: Zander Labs ist ein deutsch-niederländisches Unternehmen, das im Deep-Tech-Bereich aktiv ist. Wir erforschen und entwickeln neuroadaptive Technologien. Mit unseren passiven Gehirn-Computer-Schnittstellen (pBCI) leisten wir Pionierarbeit. Durch sie ist es uns möglich, non-invasiv Einblicke in den mentalen Zustand eines Menschen zu nehmen. Unser Ziel ist es, die Technologie so weit voranzubringen, dass Maschinen mit ihrer Hilfe in Echtzeit auf menschliche Anwender reagieren können – dass sie uns verstehen, sich an uns anpassen, sich gemeinsam mit uns weiterentwickeln können. Um dieses Ziel zu erreichen, arbeiten Neurowissenschaftler, Innovatoren und Ingenieure bei uns Hand in Hand eng zusammen. Gegründet wurde das Unternehmen von Prof. Dr. Thorsten O. Zander, nun Chief Scientist von Zander Labs – sowie Inhaber der Lichtenberg-Professur für neuroadaptive Mensch-Computer-Interaktion an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg. Von ihm stammt das Konzept der passiven Gehirn-Computer-Schnittstelle.
Ein weiterer Gründer, Dr. Laurens R. Krol, ist derzeit Forschungsdirektor bei Zander Labs. Mit einem summa cum laude-Doktorat der Technischen Universität Berlin hat er durch seine Grundlagenforschung entscheidend dazu beigetragen, das Gebiet der neuroadaptiven Technologien zu definieren. Bei Zander Labs arbeitet er zurzeit an der Erforschung neuer Ansätze zur Nutzung menschlicher neuronaler Korrelate. Mit mir als CEO – und drittem Co-Gründer – hat Zander Labs darüber hinaus einen erfahrenen Innovator mit mehr als 20 Jahren Führungserfahrung an Bord. Ich weiß, wie man Technologieunternehmen erfolgreich skaliert, vom Start-up zum Großunternehmen ausbaut. Uns alle eint die Vision, erfolgreich eine Technologie zur Marktreife zu führen, in deren Zentrum der Mensch – und nicht die Maschine – steht.
Was ist die Vision von Zander Labs für seine neuroadaptiven Technologien und wie wollen Sie diese Vision in den kommenden Jahren verwirklichen?
Jonathan Zwaan: Unsere Vision ist es, Computer mit unserer Technologie dabei zu unterstützen, uns als Menschen zu verstehen, von uns zu lernen und die Welt um uns herum so wahrzunehmen, wie wir sie sehen. Wir arbeiten an einer Technologie, mit der es möglich ist, physische und andere KI-Systeme auf den Menschen, auf seine Wahrnehmung der Realität, auf den menschlichen Kontext zuzuschneiden. Hierzu entwickeln wir skalierbare Plattformen, wie unsere SAMANAI-Plattform, die dann in die Systeme der unterschiedlichsten Branchen integriert werden können. Unser Endziel ist die nahtlose Interaktion zwischen menschlicher Kognition und digitalen Systemen. Um diese Vision Realität werden zu lassen, setzen wir zur Finanzierung, neben Förderungen der EU, auf strategische Partnerschaften und marktreife Produkteinführungen.
Für welche Branchen oder Zielgruppen sind Lösungen mit passiven Gehirn-Computer-Schnittstellen besonders relevant?
Jonathan Zwaan: Ein relevanter Mehrwert, der einen Einsatz lohnt, dürfte sich in praktisch allen Branchen für unsere Technologie finden lassen. Im Bereich der Verteidigung und Sicherheit etwa, kann pBCI bei der Überwachung des kognitiven Zustands helfen und adaptive Unterstützungssysteme optimieren. Im Gesundheitswesen und Wellnessbereich kann pBCI in Anwendungen zur Reduzierung von kognitiver Arbeitsbelastung und Stress oder zur Rehabilitation integriert werden. Auch ein Einsatz in einem digitalen Assistenten zur mentalen Unterstützung oder in einem Roboter für die persönliche Pflege ist denkbar. In der Luft- und Raumfahrt- und der Automobilindustrie könnte pBCI eingesetzt werden, um die Aufmerksamkeit von Piloten und Fahrern zu überwachen. Oder nehmen Sie die Bildungsbranche. Hier könnte pBCI in adaptive Lehrsysteme integriert werden, um Inhalte effektiver zu vermitteln und so die Erfolgsrate einer Kurseinheit zu erhöhen.
Wie stellen Sie sicher, dass die von Ihnen entwickelten Systeme nicht nur technisch einwandfrei, sondern auch ethisch und sozial verantwortungsbewusst eingesetzt werden?
Jonathan Zwaan: Das erreichen wir zum einen dadurch, dass wir unsere Systeme nach dem Prinzip Privacy-by-Design entwickeln. Unser integrierter Datenschutz-Chip ist so konzipiert, dass die EEG-Daten eines Nutzers nicht in die Cloud übertragen werden können. Jeder Nutzer behält zu jeder Zeit die volle Kontrolle über seine Daten. Wir halten uns strikt an die ethischen Rahmenbedingungen und KI-Vorschriften der Europäischen Union. Darüber hinaus haben wir unternehmensinterne Prozesse zur ethischen Überprüfung entwickelt, die bei jeder technischen Neuentwicklung aktiviert werden. Und schließlich setzen wir gegenüber unseren Nutzern auf Transparenz. Wir kommunizieren klar, wie wir mit den Daten unserer Nutzer umgehen und wo die Grenzen unseres Systems liegen.
Das NAFAS-Projekt gilt als Meilenstein. Wie wichtig ist diese Förderung für die Entwicklung von Zander Labs?
Jonathan Zwaan: Die Unterstützung der öffentlichen Hand ist und bleibt entscheidend für die Weiterentwicklung der neuroadaptiven KI in strategischen Anwendungen. Die Finanzierung hat uns sehr dabei geholfen, unsere Technologie vom einfachen Laborprototypen zu einer robusten, marktfähigen Lösung weiterzuentwickeln. Außerdem hat das NAFAS-Projekt uns in ganz Europa Tür und Tor geöffnet, uns die Zusammenarbeit mit führenden europäischen Größen ermöglicht. Mit der Projektförderung gelang es Zander Labs, sich als weiteren wichtigen Akteur einer souveränen europäischen Deep-Tech-Szene zu etablieren.
Welche besonderen Herausforderungen ergeben sich bei der Arbeit mit Gehirnsignalen und wie gehen Sie täglich damit um?
Jonathan Zwaan: An Herausforderungen wäre da wären zum einen das niedrige Signal-Rausch-Verhältnis bei EEG-Signalen zu nennen. Dann, die hohe individuelle Variabilität von Gehirnreaktionen. Und schließlich das häufige Auftreten von Artefakten – von störenden Signalen, die durch Bewegung, Umgebung oder Physiologie entstehen. Wir stellen uns diesen Herausforderungen durch fortschrittliche Signalverarbeitung, KI-gesteuerte Klassifikatoren und robuste Versuchsprotokolle. Außerdem führen wir tägliche iterative Test- und Validierungszyklen mit verschiedenen Anwendern durch.
Was macht Ihre SAMANAI-Plattform und die Idee universeller kognitiver Klassifikatoren im Vergleich zu anderen Ansätzen einzigartig?
Jonathan Zwaan: Die universellen Klassifikatoren, die auf unserer SAMANAI-Plattform zum Einsatz kommen, ermöglichen uns die sofortige Entschlüsselung mentaler Zustände über verschiedene Nutzer hinweg – ohne die Notwendigkeit einer Kalibrierung. Dies reduziert die Daten- und damit auch die Zeit- und Kostenanforderungen beim Einsatz kognitiver Modelle erheblich. Der Ansatz wurde entwickelt, um über verschiedene Anwendungen hinweg skalierbar zu sein – gleichzeitig aber auch ethisch vertretbar und sicher zu bleiben. Er verknüpft neurowissenschaftliche Erkenntnisse mit praktischer, marktorientierter Technologie – mit dem Ziel, die Entwicklung von Anwendungen für den täglichen Einsatz in realen Alltagssituationen zu unterstützen.
Wie weit sind Sie mit der Entwicklung von tragbaren EEG-Patches und was sind die nächsten Schritte?
Jonathan Zwaan: Die aktuellen Zypher-EEG-Patches sind Prototypen. Sie sind leicht, einfach anzubringen und liefern hervorragende Ergebnisse. Jetzt gerade sind wir dabei, unseren Zypher-Verstärker fertigzustellen, der in die Patches integriert werden wird – ebenso wie die AI-Chips, die eine datenschutzkonforme Datenverarbeitung ermöglichen werden. Daneben arbeiten wir am weiteren Ausbau der Miniaturisierung, der Optimierung der Nutzererfahrung und der Skalierung unserer Fertigung. Erste kommerzielle Pilotprojekte sind von uns für 2026 angedacht.
Welche Rolle spielen Partnerschaften mit Universitäten und Forschungseinrichtungen für den Fortschritt Ihres Start-ups?
Jonathan Zwaan: Um im Bereich der Neurowissenschaften und KI in Punkto Forschung und Entwicklung an die Spitze zu gelangen – und dort auch zu bleiben – sind akademische Partnerschaften eine zwingende Notwendigkeit. Wir benötigen den Zugang zu ihren Talenten, ihren Infrastrukturen, den Austausch mit ihren Validierungsumgebungen. Nur gemeinsam, durch stetigen Austausch zwischen Wissenschaft und Wirtschaft, wird es uns gelingen, ein europäisches Ökosystem für erfolgreiche und verantwortungsvolle Neurotechnologien aufzubauen.
Wenn Sie an die nächsten fünf Jahre denken, wo möchten Sie Zander Labs dann sehen?
Jonathan Zwaan: An der Spitze – als weltweit anerkannter Marktführer im Bereich neuroadaptiver Technologien; mit kommerziellen Produkten, die in den verschiedensten Branchen mit Erfolg zum Einsatz gebracht werden; als etablierter Partner führender Unternehmen und Sicherheitsorganisationen. Ich will Zander Labs in Europa als treibende Kraft im Bereich Gehirn-Computer-Schnittstellentechnologien positionieren, Europa auf diesem Gebiet zur weltweit führenden Technologiemacht ausbauen.
Welche persönlichen Erfahrungen aus Ihrer Start-up-Phase würden Sie jungen Unternehmern mit auf den Weg geben?
Jonathan Zwaan: Da fallen mir mehrere ein: Investieren Sie, gerade zu Beginn, viel Zeit, in die Zusammenstellung Ihres Teams. Die Auswahl der richtigen Leute ist in der Frühphase entscheidend – sogar noch wichtiger als die Klärung Ihrer Finanzierung. Dann: Kommunizieren Sie Ihre Geschäftsidee mit einem klaren Fokus auf Ihren Investoren. Der Schlüssel zu Ihrem Erfolg liegt darin, Ihren Investoren erfolgreich die Komplexität Ihrer Deep-Tech-Idee vor Augen zu führen. Berücksichtigen Sie, dass im Laufe der Zeit Strategieänderungen erforderlich sein werden. Gerade die Übergangsphase von der Forschung zum Business erfordert ein Umdenken. Suchen Sie Sich gezielt Verbündete. Strategische Partnerschaften und Netzwerke können Forschung, Entwicklung und den Übergang zur Marktreife deutlich beschleunigen. Und: Begreifen Sie frühe Rückschläge als Chance. Nutzen Sie sie, um die Vision Ihres Unternehmens zu verfeinern und zu schärfen.
Welche drei konkreten Ratschläge haben Sie für Gründer, die ebenfalls im Deep-Tech-Sektor aktiv werden möchten?
Jonathan Zwaan: Streben Sie vom ersten Tag an nach Kundenvalidierung und Produkt-Markt-Passung – verlieren Sie unter keinen Umständen die für Sie relevanten Marktbedürfnisse aus den Augen. Bauen Sie Sich ein Ökosystem von Partnern auf. Niemand kann Deep Tech allein bewerkstelligen. Und: sichern Sie Sich möglichst frühzeitig für Ihre forschungs- und entwicklungsintensiven Phasen die erforderlichen Finanzmittel. Halten Sie Sich an diese Ratschläge, sind Sie auf einem guten Weg.
Bild: Jonathan Zwaan @ Zander Labs
Wir bedanken uns bei Jonathan Zwaan für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.
Premium Start-up: Zander Labs

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