Donnerstag, November 21, 2024
StartGründerTalkSich von Rückschlägen nicht beeindrucken zu lassen

Sich von Rückschlägen nicht beeindrucken zu lassen

Hauke Schwiezer Mitgründer STARTUP TEENS im Interview unter anderem zum Thema unternehmerische Bildung

Stellen Sie sich doch kurz unseren Lesern vor!

Hauke Schwiezer, Mitgründer und Geschäftsführer der Non-Profit-Initiative STARTUP TEENS. Das ist die erste Onlineplattform in Deutschland, die Jugendlichen zwischen 14 und 19 Jahren unternehmerisches Denken und Handeln beibringt.

Sie wagen eine steile These „dt. Unternehmen sollten U25-Vorstände einstellen“. Was könnten junge Menschen mit wenig beruflicher Erfahrung bewirken?

Hauke Schwiezer: Routine ist der Feind von Innovation. Indem wir jungen Menschen mit einer unverbauten Sicht auf die Dinge eine Stimme geben, befähigen wir uns als Unternehmen, innovativ zu bleiben und damit wettbewerbsfähig.

Der schon heute spürbare Fachkräftemangel und künftige „War for Talents“ zwingt Unternehmen zum Umdenken. Überkommene Führungsstile und Hirarchiestufen müssen einem Kulturwandel und mehr Heterogenität weichen. Es geht in Zukunft – nicht nur in der Arbeitswelt – um ein neues Miteinander der Generationen. Heterogenität ist dabei keine Einbahnstraße! Wir brauchen Teams und Vorstände in Unternehmen, die Denkweisen, Talente, Erfahrung und Kommunikation aller Altersstufen und Geschlechter vereinen. Im Grunde sollten auf der Entscheidungsebene, aber auch im gesamten Unternehmen unsere Gesellschaft abbilden, um so die Produkte und Dienstleistungen der Zukunft anbieten zu können. 

Einerseits soll die Generation Z künftig die Unternehmenswelt prägen, andererseits bemängeln Sie zu wenig unternehmerische Ausbildung an den Schulen. Wie passt das zusammen?

Hauke Schwiezer: Wir sehen an vielen Beispielen, sie verantwortungsbewußt und ergebnisorientiert die Generation Z agiert. Rubin Lind, Gründer und Geschäftsführer von Skills4School, ist ein gutes Beispiel dafür. Er hat mit 17 Jahren gegründet und bietet mit 19 Jahren Investoren wie Carsten Maschmeyer in der Höhle der Löwen die Stirn, holt einen besseren Deal für sich heraus. Er ist einer der ersten Jugendlichen, die alle Bausteine von STARTUP TEENS erfolgreich durchlaufen haben und zeigt, wie es sein könnte, wenn unternehmerische Bildung bereits an den Schulen einen wesentlich stärkeren Stellenwert hätte, als es heute der Fall ist. 

Ein anderes Beispiel ist die Initiative „Schüler im Chefsessel“ des Verbandes Die jungen Unternehmer. Auch hier werden praktische Erfahrungen zum Unternehmertun vermittelt. Ich stelle aber fest, dass  „unternehmerische Bildung“ oder schon allein „Wirtschaft“ viel mehr Raum in der Schule haben sollte.

Warum ist unternehmerische Bildung wichtig? Gibt es im Stundenplan dazu Fächer?

Jugendlichen bereits in einem frühen Stadium die Alternativen für ihre berufliche Zukunft aufzuzeigen und sie zu ermuntern, ihre unternehmerischen Ideen und Lösungsansätze für alltägliche Probleme zu verfolgen, hat positive Auswirkungen auf die Gründungskultur in einem Land. Internationale Studien zeigen, dass dort, wo unternehmerische Bildung an Schulen groß geschrieben wird, die Gründungsneigung bei jungen Menschen höher ist und die Gründer erfolgreicher sind als in Ländern, in denen dies nicht der Fall ist. Auf der anderen Seite würden einer YouGov-Umfrage zufolge 64 Prozent der befragten 16- bis 25-Jährigen in Deutschland gerne ein Unternehmen gründen, wissen aber nicht wie. Hier besteht Handlungsbedarf. 

Aus Ihrer Sicht: Wo liegt die größte Herausforderung an den Lehrern oder an den Schulen ?

Hauke Schwiezer: Die größte Herausforderung ist, ein Problembewusstsein in unserer Gesellschaft dafür zu schaffen, dass junge Menschen unternehmerisch geschult werden müssen. Ganz egal, ob sie später Gründer, Unternehmensnachfolger oder unternehmerisch denkende Jugendliche werden wollen. Diese Kompetenzen sind für ihr gesamtes berufliches Leben wichtig. Deshalb haben wir die Kampagne #germanystartup ins Leben gerufen.

Es braucht noch mehr Unternehmer, die sich da auch ehrenamtlich engagieren und regelmässig Vorträge in Schulen halten.

Können sie uns ein paar Worte zur #germanystartup Kampagne sagen!

Zum einen macht #germanystartup Vorbilder sichtbar – egal welchen Geschlechts, deutschlandweit. Jeder der Lust hat, kann Gesicht zeigen für mehr unternehmerische Bildung bei Jungendlichen. Einfach unter www.startupteens.de/kampagne das eigene Kampagnenfoto herunterladen und posten. Viele hundert inspirierende Unternehmer, Gründer, Schüler und Intrapreneure haben schon mitgemacht. 

Zum anderen weist die Kampagne auf den YouTube-Kanal von STARTUP TEENS hin. Dort finden Jugendliche geballtes Wissen rund um Gründergeist und Unternehmertum. Rund um die Uhr und kostenfrei. In der Community können Fragen gestellt oder Themen diskutiert werden. 

Auch zeichnet STARTUP TEENS mit dem #germanystartup-Award Unternehmen, Institutionen, Personen und viele mehr aus, die sich für mehr unternehmerische Bildung bei Jungendlichen verdient gemacht haben. Der erste Preisträger ist das Kultusministerium in Thüringen. 

Wer sind Ihre Vorbilder?

Hauke Schwiezer: Mein Vorbild ist der Mitbegründer von SAP, Dietmar Hopp, bei dem ich meine ersten beruflichen Schritte gehen durfte. Er ist ein überragend Unternehmer und ein noch großartigerer Mensch. Herrn Hopp verdanke ich meine Leidenschaft für Unternehmer und Jugendförderung. 

Was wünschen Sie sich im Bezug auf Bildung von der Politk/ Regierung?

Eine höhere Reagibilität bei der Anpassung der Lehrpläne an die Bedürfnisse der Zukunft. Schülerinnen und Schüler benötigen mehr Kompetenzen rund um die Bereiche Wirtschaft/Unternehmertum, Gesundheit und einen möglichst frühen, verantwortungsbewussten Umgang mit digitalen Kompetenzen.

Welche Tipps würden Sie angehenden Gründerinnen/ Schülern mit auf den Weg geben?

Hauke Schwiezer: Sich auszuprobieren und an ihren Ideen dranzubleiben. Nicht im stillen Kämmerlein tüfteln, sondern rausgehen, möglichst viele Menschen befragen und Feedback zur eigenen Idee einholen um sich immer weiter zu verbessern und Lösungen zu erarbeiten, die einen Markt finden. Und sich von Rückschlägen nicht beeindrucken zu lassen. Eine der herausragenden Eigenschaften von erfolgreichen Gründern ist die Fähigkeit, in Rückschlägen keine persönlichen Niederlagen zu sehen, sondern den Ansporn für eine bessere Lösung.

Wir bedanken uns bei Hauke Schwiezer für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder

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