Donnerstag, Dezember 26, 2024
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Setzt euch klare Ziele und bleibt hartnäckig

TATJANA PHILIPP: Nachhaltiges Berliner Luxus Fashion Modelabel

Stellen Sie sich und den Luxus Fashion Brand TATJANA PHILIPP doch kurz unseren Lesern vor!

Mein Name ist Tatjana Philipp und ich bin Gründerin des Modelabels TATJANA PHILIPP. Nachdem ich einige Jahre in Antwerpen bei Haider Ackermann und Cedric Jacquemyn als Schnittmacherin gearbeitet habe, bin ich 2018 zurück nach Berlin gekehrt. Ich bin im Herzen Berlinerin und für mich war immer klar, dass ich auf lange Zeit auch hier leben möchte. Relativ bald habe ich dann mein gleichnamiges Label ATELIER TATJANA PHILIPP gegründet, ein Womenswearbrand, welches sich direkt an den Konsumenten richtet. Dabei arbeite ich sehr gerne mit dem Kontrast aus fließenden Drapierungen und klar geführten Schnitten. Als ausgebildete Schnittmacherin schätze und liebe ich das Handwerk als solches sehr. Zudem arbeiten wir vorwiegend mit natürlichen Materialien und Leder und achten dabei stark auf Qualität und Herkunft unserer Materialien. Unsere Kollektionen werden komplett in Deutschland gefertigt und darüber hinaus sind wir über die ganze Lieferkette unserer Produkte hinweg transparent. 

Warum haben Sie sich entschlossen ein Unternehmen zu gründen?

Mein eigenes Modebrand zu gründen, war schon immer ein Traum von mir.Ein wichtiger Antrieb für mich war auch der Wunsch Dinge zu verändern. Die Modebranche ist in mancherlei Hinsicht nicht zeitgemäß, zum Beispiel im Umgang mit Ressourcen. Mit meinem eigenen Label habe ich nun die Möglichkeit zu entscheiden, wie unsere Kleidungsstücke produziert und welche Materialien verwendet werden. Ich möchte Kleidungsstücke kreieren die meine Kunden/Kundinnen bestenfalls ein Leben lang begleiten. Deswegen orientiere ich mich auch nicht so stark an flüchtigen Trends, sonders versuche innerhalb saisonübergreifender Kollektionen zeitlose, langlebige Stücke zu kreieren. 

Was war bei der Gründung von TATJANA PHILIPP die größte Herausforderung?

Es gab viele Herausforderungen und es gibt sie auch immer wieder. Aber ich denke tatsächlich die erste große Hürde war es ein passendes Team und die dazugehörige Arbeitsstruktur aufzubauen. Wir sind mittlerweile zu einem kleinen Team herangewachsen, das ganz wunderbar miteinander funktioniert. Mir ist eine flache Hierarchie wichtig und dass sich jeder Mitarbeiter wertgeschätzt fühlt und auch eben jeder in seiner Rolle gleich wichtig ist. Darüber hinaus war und ist es eine stetige Herausforderung die passenden Produktionsfirmen und Hersteller zu finden, die auch bereit sind ihre Lieferkette für uns transparent zu machen. Wir fragen sehr viel nach und fordern Informationen zu den einzelnen Entstehungsschritten eines Materials, von der Faser über die Weberei bis zur Färbung.  So versuchen wir die für uns besten Partner für diesen nachhaltigeren Ansatz zu finden. Dies ist ein Prozess, der sich auch immer weiterentwickelt und uns erlaubt uns selbst dabei zu verbessern. 

Kann man mit einer Idee starten, wenn noch nicht alles perfekt ist?

Ja definitiv, ich würde auch klar dazu ermutigen. Überall steht am Anfang eine Idee. Das Ausarbeiten passiert dann schrittweise. Klar ist es auch wichtig eine gute Planung voranzutreiben. Aber man sollte immer im Kopf behalten, dass man einen Fuß vor den anderen setzen muss und wenn man sich zu sehr unter Druck setzt, nicht vorankommt. Ehrlicherweise war es auch bei mir primär die Idee und die Vision, die ich am Anfang hatte. Mit keiner betriebswirtschaftlichen Ausbildung im Rücken habe ich viele Dinge erst im Prozess gelernt und dann verbessert, learning by doing quasi. Im Rückblick würde ich sagen: Ja man kann mit einer Idee starten, da eine starke Vision letztendlich der Grundmotor ist, der vorhanden sein sollte. 

Welche Vision steckt hinter TATJANA PHILIPP?

Mein Wunsch ist es Handwerk und Ressourcen ihren Wert zurückzugeben. Es macht mich persönlich sehr betroffen, zu sehen wie groß das System „Wegwerfmode“ geworden ist. Gerade momentan wird immer klarer, dass wir einen anderen Umgang mit Textilien und Konsum etablieren müssen. Den Wert den Mode mal hatte, möchte ich zurückholen. Deswegen haben wir uns auch entschieden nur mit lokalen Manufakturen zu arbeiten und in kleinen Stückzahlen zu produzieren. Es fließt sehr viel Arbeit in die Entwicklung der richtigen Passform und die Auswahl der Materialien. So können wir am Ende ein Kleidungsstück anbieten, welches das Potential hat, ein lebenslanger Begleiter zu werden. 

Wer ist die Zielgruppe von TATJANA PHILIPP?

Unsere Käufer/innen sind Persönlichkeiten die selbstbestimmt leben und für sich entschieden haben, dass Ihnen Qualität sehr wichtig ist. Sie kaufen vielleicht nicht so viele Kleidungsstücke, haben dafür aber hohe Erwartungen an die Produkte, die Sie kaufen. Eine Gemeinsamkeit ist am Ende auch das Unterstatement und die Vorliebe für sanfte Farbtöne und natürliche Materialien wie Leinen, Wolle und Leder.

Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?

TATJANA PHILIPP
Fotograf/Bildquelle Lisa Lankes

Definitiv zum einen die komplette Fertigung in Deutschland. Ein anderer, für uns wichtiger USP, ist aber die Kombination aus unserem Onlineshop und unserem Offline-Ladengeschäft. Dort bieten wir eine sehr individuelle Kundenberatung und -service an. Zum Beispiel können Änderungen und Anpassungen an einem gekauften Kleidungsstück gemacht werden.
Wir möchten sehr gezielt Wünsche unserer einzelnen Kunden/innen erfüllen. Wenn ein maßangefertigtes Lederkostüm oder eine private Beratung zuhause gewünscht wird, machen wir das auch möglich. Letztendlich bewegen wir uns so in einem Bereich zwischen Maßkonfektion und Pret-a-porter. Bisher war es nur möglich unseren Shop auf Terminanfrage zu besuchen. Wir bauen momentan um und im Herbst wird es möglich sein uns zu normalen Öffnungszeiten zu besuchen. 

Wie hat sich ihr Unternehmen mit Corona verändert?

Es war anfangs eine große Herausforderung, da alle Produktionsstätten geschlossen haben und unsere Materialien nicht mehr geliefert werden konnten. Der Großteil unserer Lieferanten sitzt in Italien, wo zwischenzeitlich alles dicht war. Das heißt die Produktion der nächsten Kollektion hat sich verschoben. Wir haben diese Zeit jedoch zu unserem Vorteil nutzen können und uns überlegt, wo und was wir noch verbessern können.

Wie haben Sie sich darauf eingestellt und welche Änderungen haben Sie vorgenommen?

Wir als Team haben die Möglichkeit genutzt, um nochmal vieles zu hinterfragen. Zum Beispiel haben wir unsere Vertriebsstrategie nochmal ausdefinieren können.  Schon von Gründungsbeginn an haben wir uns eher als direct-to-consumer-brand definiert, unsere Preise waren jedoch noch dem Einzelhandel angepasst. Die letzten Monate haben uns nochmal gezeigt, dass wir lieber autark agieren möchten, um nicht so abhängig vom Einzelhandel zu sein.

Als Ergebnis haben wir den Aufschlag des Einzelhandeln aus unserer Preiskalkulierung genommen und können so unseren Kunden/innen attraktivere Preise anbieten. Darüber hinaus bauen wir nun endlich unseren Showroom in einen Shop um, sodass wir von dort aus unser volles Servicekonzept anbieten können. 

Wo sehen Sie in der Krise die Chance?

Ich denke eine Krise ist immer ein guter Moment bestehende Systeme zu hinterfragen. So wie wir das als Modelabel im Kleinen gemacht haben, hat die Gesellschaft in ihrer Summe und Größe das auch getan. Es ist wieder ein bisschen klarer geworden, worauf wir unseren Fokus legen sollten und es ändern sich gerade Dinge, vor denen lange die Augen verschlossen wurde. Gesellschaftlich passiert gerade sehr viel, was ich für wichtig halte. 

TATJANA PHILIPP, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?

Ich hoffe bis dahin einen vielschichtigen Kundenstamm aufgebaut zu haben, der unsere Arbeitsphilosophie schätzt und trägt, sodass durch mein Label kleine und mittelständische Handwerksbetriebe am Leben gehalten werden können.

Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründerinnen mit auf den Weg geben?

Jede Situation und Gründungsidee ist natürlich sehr individuell. Aus meiner eigenen Erfahrung heraus würde ich vor allem sagen, seid mutig und selbstbewusst. Die größte Bremse ist Selbstzweifel. Setzt euch klare Ziele und bleibt hartnäckig. Lasst euch von kleinen Rückschlägen nicht unterkriegen und seht sie als Chance daran zu wachsen.

Titelbild/Bildquelle Doro Zinn

Weitere Informationen finden Sie hier

Wir bedanken uns bei Tatjana Philipp das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder

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