ottobahn schienengeführte Hochbahn die über dem Verkehr schwebt
Stellen Sie sich und das Startup ottobahn doch kurz unseren Lesern vor!
Mein Name ist Marc Schindler, ich bin Geschäftsführer und Can-Do-Officer bei ottobahn. Wir sind ein im schönen Obersendling angesiedeltes Software-Unternehmen, das eine grüne, günstige und schnelle Verkehrslösung bietet. Wir haben eine schienengeführte Hochbahn entwickelt, die in fünf bis zehn Meter Höhe über dem Verkehr schweben und Gondeln samt Passagieren oder Gütern mittels KI schnellstmöglich an ihr Ziel bringen soll.
Warum haben Sie sich entschieden, ein Unternehmen zu gründen?
Weil wir die Verkehrswende brauchen, aus gleich mehreren Gründen. Der öffentliche Nahverkehr in den Städten, insbesondere aber auch in der Peripherie, muss ausgebaut werden. Wir stehen alle viel zu oft im Stau und produzieren dann nichts außer Abgasen. Mit ottobahn wollen wir eine bequemere, grünere und günstigere Alternative anbieten.
Welche Vision steckt hinter ottobahn?
Wir sind davon überzeugt, dass die Mobilitätslösungen der Zukunft nicht nur nachhaltig, sondern auch komfortabel und kostengünstig sein müssen, um auf breite Akzeptanz zu stoßen. Keine Staus, keine überfüllten Züge, keine Bahnhöfe, alles on-demand per App, das ist der Schlüssel für individuelle Mobilität in einem öffentlichen Netz – das irgendwann die ganze Welt umspannen könnte.
Von der Idee bis zum Start, was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?
Die größte Herausforderung war bislang der Schritt von der Idee zur Gründung. Der Entschluss, wir gehen jetzt konsequent diesen Weg weiter, geben unsere Jobs auf und stecken unser Geld in die Entwicklung unserer Vision, legen unser Schicksal in die Hände einer Unternehmung, von der wir überzeugt sind, für die wir aber noch viele Investoren, Partner, Kunden, etc. überzeugen müssen, damit sie ein Erfolg wird.
Nach zwei Jahren haben wir allerdings schon so viel Rückenwind von allen möglichen Seiten, dass es im Rückspiegel kaum mehr als Herausforderung erscheint. Gerade haben der Ökovation Ventures Fonds und die rupf GmbH zusammen 2,3 Millionen Euro in eine Beteiligung gesteckt. Interessierte Privatleute können sich zusätzlich derzeit per Crowdinvesting auf FunderNation beteiligen.
Wer ist die Zielgruppe von ottobahn?
Eigentlich alle, die sich schnell und komfortabel von A nach B bewegen möchten. Für die Strecke München – Berlin bräuchte die ottobahn nur zweieinhalb Stunden und wir könnten sie für fünf Euro anbieten. Der Preis würde es mehr Menschen erlauben, zu reisen – und das ohne schlechtes Gewissen wegen des Klimas. Unsere Kunden sind Verkehrsgesellschaften oder Unternehmen, die Strecken mit einer ottobahn betreiben. Das werden anfangs vor allem einzelne Verbindungen sein, die sich über die Zeit zu einem großen Netz ausdehnen können. Auch die Eisenbahn hat in Deutschland einmal mit der Strecke von Nürnberg nach Fürth angefangen …
Wie funktioniert ottobahn? Wo liegen die Vorteile? Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?
Sobald unser Netz steht, bestellen Sie ganz bequem per App eine ottobahn-Gondel, die Sie an verabredeter Stelle zur verabredeten Zeit abholt. Die KI berechnet dann in Echtzeit, wie Sie am schnellsten ans Ziel kommen. Dabei werden die Streckenverläufe sämtlicher Gondeln abgeglichen und gegebenenfalls angepasst. Einer der Vorteile ist, dass es klassische Bahnhöfe mit der ottobahn nicht mehr geben wird. Sie können ein- und aussteigen, wo Sie wollen entlang der Strecke. Als Nutzerin oder Nutzer sind Sie auch nicht an einen starren Fahrplan wie im klassischen ÖPNV gebunden. Die ottobahn kommt on demand und damit sehr flexibel. Weil wir nur etablierte Hardware-Komponenten benutzen, sind wir günstig im Aufbau, Betrieb und in der Wartung. Für die Errichtung einer ottobahn-Strecke rechnen wir mit Kosten von fünf Millionen Euro je Kilometer. Die gleiche Länge kostet bei der U-Bahn 50 Millionen Euro. Auch im Betrieb sind wir wesentlich günstiger als der Wettbewerb.
ottobahn, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Die ottobahn saust dann durch erste Städte und bindet zum Beispiel die Peripherie oder Flughäfen an bestehende Netze an. Dabei wird die ottobahn neben Passagieren auch Waren befördern. Die Passagiere gleiten in Zweier- oder Vierer-Gondeln über den Köpfen der Autofahrer hinweg, die Sie um die Zeit beneiden werden, die Sie nicht mehr im Stau stehen. Wir haben schon jetzt, vor dem ersten Spatenstich der Teststrecke, Anfragen von Kommunen aus der ganzen Welt erhalten. Das Interesse an einer neuen Mobilitätslösung ist da. In fünf Jahren wird es die ottobahn also hoffentlich auch jenseits von Deutschland geben. Vielleicht sogar schon eher, weil die Genehmigungsverfahren andernorts teilweise weniger komplex sind.
Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?
Erstens, wenn Ihr an eure Vision glaubt, dann einfach machen!
Zweitens, baut das richtige Team auf! Damit meine ich nicht nur in der Firma, sondern auch explizit die richtigen Partnerfirmen, Investoren und Fürsprecher im Markt.
Und zuletzt, verliert nicht die Realität aus den Augen! Wenn erstens und zweitens wider Erwarten nicht funktionieren, dann seid flexibel.
Wir bedanken uns bei Marc Schindler für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder