Das Start-up Yanwu ist Teil des Stealth Mode Förderprogrammes der Factory Berlin: In diesem Interview erzählt die Gründerin Esé Oghene mehr über sich und ihr Unternehmen
Stell dich und dein Startup doch kurz unseren Leser:innen vor!
Hallo zusammen! Mein Name ist Esé Oghene und ich komme ursprünglich aus East London, Großbritannien! Seit zwei Jahren lebe ich nun in Berlin. Mein Startup heißt Yanwu. Wir sind ein Peer-to-Peer-Produkt für mentale Wellness für die Black Community.
Warum hast du dich entschieden, ein Unternehmen zu gründen?
Als ich Schwierigkeiten mit meiner psychischen Gesundheit hatte, fand ich es wirklich kompliziert, für mich eine:n PoC Therapeut:in zu finden. Heute sind nur 3 Prozent der psychologischen Fachkräfte im Vereinigten Königreich PoC und die Warteliste für eine Therapie liegt bei fast acht Monaten. Ich und andere Menschen aus meiner Community brauchen unbedingt Zugang zu Therapeut:innen, die sich mit uns identifizieren können und unsere kulturellen Besonderheiten verstehen. Außerdem suchen viele Menschen aus meiner Community aufgrund des Stigmas, das mit psychischer Gesundheit verbunden ist, nicht die nötige Unterstützung. PoC werden mit 40 Prozent höherer Wahrscheinlichkeit von der Polizei kontrolliert und erfasst, was nicht der Fall sein sollte.
Deshalb wollte ich für PoC wie mich einen Weg schaffen, um auf zugängliche und bezahlbare Art und Weise die angemessene Unterstützung zu erhalten, die wir brauchen – und zwar von Menschen, mit denen wir uns identifizieren und denen wir vertrauen.
Was war bei der Gründung von Yanwu die größte Herausforderung?
Ehrlicherweise war für mich die größte Schwierigkeit, mich und das Produkt in der Anfangsphase finanziell zu unterstützen. Ich kenne viele andere Startup-Gründer:innen, die nebenbei noch mehrere Jobs mit langen Arbeitszeiten haben, um ihre Vision in der Frühphase zu unterstützen. Dieses Thema muss meiner Meinung nach in der Startup-Szene mehr diskutiert werden.
Kann man mit einer Idee starten, wenn noch nicht alles perfekt ist?
Auf jeden Fall! Jedenfalls sind für mich das Problem, das ich versuche zu lösen, und die Personen, die ich unterstütze, unverändert geblieben. Doch wie bei vielen anderen Produkten hat sich meine Idee seit dem Beginn gewandelt und weiterentwickelt. Das ist völlig normal und sollte meiner Meinung nach von allen Gründer:innen begrüßt werden.
Welche Vision steckt hinter Yanwu?
Yanwu soll ein Safe Space für die Black Community sein, in dem sie Probleme mit der psychischen Gesundheit diskutieren und Unterstützung finden können. Viele unserer Communitys sind auf gemeinschaftsbasierte Unterstützung angewiesen, und so wollte ich, dass sich dies in einem Produkt widerspiegelt, das sich an uns richtet.
Wer ist die Zielgruppe?
Unsere Zielgruppe sind in erster Linie PoC auf dem europäischen Festland, die unter leichten psychischen Problemen leiden. Zukünftig würden wir unser Produkt gerne ausweiten, um PoC auch in anderen Regionen zu unterstützen.
Warum hast du dich für das Stealth Mode Förderprogramm beworben?
Da ich noch relativ neu in der Berliner Startup-Szene bin, hoffte ich, dass es für mich hilfreich sein würde, mich mit einem etablierten Netzwerk von Gründer:innen zu verbinden, um mich auf dieser Reise zu unterstützen.
Wie ist der Ablauf des Stealth Mode Förderprogrammes?
Das Programm dauert drei Monate und jede Woche gibt es Masterclasses vom Factory Berlin Netzwerk, die uns bei unserer Startup-Journey unterstützen. Die Themen umfassen Marketing und Branding, Unternehmensfinanzierung und das Verständnis von Term Sheets. Des Weiteren werden Mentees jeweils mit einer, einem Mentor:in aus der Industrie zusammengebracht, die, der uns durch den Prozess führt und uns zweiwöchentlich 1:1 mit Fachwissen unterstützt. Schließlich gipfelt das Programm in unserem Stealth Mode Demo Day, an dem wir vor in Deutschland tätigen VCs pitchen.
Wie werdet ihr von den Mentor:innen unterstützt?
Als Mentorin habe ich Katrin Bacic, die CSO von Wayra Deutschland, einem IT-Accelerator mit Sitz in München, an meiner Seite. Sie hat mich dabei unterstützt, Kontakte zu ihrem Netzwerk zu knüpfen, mein Pitch Deck zu prüfen und mir strategische Tipps zu geben, um meine Ziele zu erreichen. Sie engagiert sich leidenschaftlich für die Gleichberechtigung von Frauen und Vielfalt. Es war wirklich schön, mit Katrin zusammenzuarbeiten und ich hoffe, dass unsere Beziehung auch nach dem Programm weitergehen wird!
Wo möchtest du am Ende des Stealth Mode Förderprogrammes stehen?
Ich möchte gerne eine klare Vorstellung von meinen ersten Produkt-Features haben und meine Beta-App entwickeln. Idealerweise wäre die erste Version der App Anfang 2022 fertig.
Wo siehst du dich und dein Startup in fünf Jahren?
Ich würde gerne eine App haben, die Tausende von Angehörigen der Black Community dabei unterstützt hat, ihre mentalen Gesundheitsprobleme zu erkennen und Unterstützung in der Community zu suchen. Die App sollte auf mehreren Kontinenten funktionieren und mein Ziel ist es, mit Krankenkassen zusammenzuarbeiten, damit immer mehr Menschen mit unterschiedlichen Einkommen Zugang zu unserem Produkt haben.
Welche 3 Tipps würdest du angehenden Gründer:innen mit auf den Weg geben?
Fange dort an, wo du bist! Nicht alle haben einen Hochschulabschluss in Betriebswirtschaft oder eine lange Erfahrung mit erfolgreichen Startups. Doch es gibt eine Menge Unterstützung, online und durch Startup-Communities, die dich bei deiner Vision unterstützen.
Den Wandel annehmen. Im Laufe des Bauprozesses ändern sich viele Ideen ständig und entwickeln sich weiter. Vergiss nicht, an der Vision festzuhalten, aber die Lösung locker zu halten.
Mit der Zielgruppe sprechen! Ihre Erkenntnisse und Probleme sind entscheidend für die Marktanpassung eines Produktes. Nimm kontinuierlich Kontakt zu den Kund:innen auf und entwickle eine Lösung, die sie lieben werden.
Wir bedanken uns bei Esé Oghene für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder