faircations Online-Plattform für faire, nachhaltige und grüne Reisen
Stellen Sie sich und das Startup faircations doch kurz unseren Lesern vor!
Wir sind Sonja, 41 Jahre, Stefan, 48 Jahre. Wir kennen uns seit mehreren Jahren und haben zusammen in einem großen Touristikkonzern gearbeitet. Ich (Sonja) habe dort den Bereich Fern- und Luxusreisen geleitet, Stefan die IT. Mittlerweile sind wir ein Team von sechs Personen. Seit gut zwei Jahren arbeiten wir an unserer Idee, nachhaltiges Reisen aus dem Nischendasein rauszuholen und einem breiten Publikum zugänglich zu machen – quasi raus der „Öko“-Ecke und rein in die Selbstverständlichkeit. Im Februar 2021 haben wir dann offiziell faircations.de gegründet und sind jetzt im Februar 2022 mit unserer Online-Plattform mit eigener Buchungsstrecke für faire und grüne Reisen live gegangen.
Warum haben Sie sich entschieden, ein Unternehmen zu gründen?
Wir wollen etwas verändern und einen Unterschied machen. Für ein Vorhaben wir unseres muss man ein eigenes Unternehmen gründen, denn es ist schlichtweg nicht möglich, so eine Idee innerhalb eines bestehenden Konzerns umzusetzen. Insbesondere dann, wenn man wie wir keine Kompromisse auf Kosten der Vision machen will.
Welche Vision steckt hinter faircations?
Wir glauben daran, dass Reisen die Welt zum Positiven verändern kann und unsere Vision ist eine Welt, in der es nur noch faire und grüne Reisen gibt. Mit faircations wollen wir nachhaltige Reiseangebote greifbar, attraktiv und zugänglich machen, alle Beteiligten der Wertschöpfungskette partizipieren lassen, die lokale Bevölkerung einbeziehen und möglichst wenig auf die bereiste Natur, Tier- und Pflanzenwelt einwirken. Auch wir selbst als Unternehmen versuchen, vieles besser zu machen. So suggerieren wir beispielsweise keine künstliche Verknappung a la “X Personen sehen sich dieses Angebot gerade an” oder präsentieren unseren KundInnen auch keine gekauften/unechten Empfehlungen, bei denen Hoteliers für die Top-Positionierung ihres Hotels bezahlen.
Von der Idee bis zum Start was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?
Wir sind kurz vor der Corona-Krise gestartet – nicht gerade der ideale Zeitpunkt, ein Travel Start-up anzufangen. Andererseits ist antizyklisches Handeln auch ein guter Ansatz und so haben wir die Zeit genutzt, weiter an unserem Konzept zu arbeiten. Im letzten Herbst haben wir unsere ersten Investoren überzeugen und mit dem eingesammelten Kapital die Buchungsstrecke bauen können. Ganz aktuell haben wir jetzt unser Crowdinvesting auf www.fundernation.eu mit der Early-Bird-Runde gestartet.
Wer ist die Zielgruppe von faircations?
Wir richten uns mit unserem Portal an KundInnen, die schon im Alltag auf Nachhaltigkeit achten, dies bis jetzt beim Urlaub aber noch nicht umsetzen konnten. Laut Umfragen möchten über 60% der deutschen UrlauberInnen nachhaltiger reisen, finden aber kein passendes Angebot, denken, es wäre zu teuer oder wissen nicht, wie nachhaltiges Reisen überhaupt geht. Diese Lücke schließen wir mit faircations.
Wie funktioniert faircations? Wo liegen die Vorteile? Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?
Wir sind ein sogenannter “One-Stop-Shop”, d.h. KundInnen können sich individuell und flexibel direkt auf unserer Website ihre Reise aus verschiedenen Bausteinen wie Hotel, Flug, in Kürze auch Transfers oder Rundreisen zusammenstellen. Alle Informationen sind auf einen Blick zu finden. Wir kombinieren also höchste Flexibilität und gleichzeitig alle Vorteile einer klassischen Veranstalter-Reise, z.B. abgesicherte Kundengelder und 24/7 Support bei Problemen und Krisen. Dabei ist alles, was wir anzeigen, “vakanz-geprüft”, d.h. nichts ist plötzlich ausgebucht oder zu teuer. Alle Reisebestandteile sind nach bester Möglichkeit nachhaltig gestaltet: Unsere Unterkünfte sind nachhaltig zertifiziert, wir schlagen die klimaeffizientesten Airlines und Flugverbindungen vor und eine CO2-Kompensation über unseren Partner atmosfair ist direkt in die Buchungsstrecke integriert. Bei jeder Buchung unterstützt faircations zudem ein soziales, Natur- oder Umweltschutzprojekt mit 1% des Reisepreises. KundInnen haben bei der Buchung die Möglichkeit, selbst das jeweilige Projekt auswählen.
faircations, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
In einem Jahr möchten wir in Deutschland, Österreich und der Schweiz mit einem kompletten Angebot an weltweiten Reisen mit Unterkünften, Transfers, Ausflügen und Rundreisen buchbar sein und die erste Anlaufstelle für Jede/n sein, der/die nachhaltig reisen möchte. In fünf Jahren möchten wir europaweit buchbar sein und durch unseren Einfluss auf die Wertschöpfungskette den nachhaltigen Tourismus entscheidend weitergebracht haben – nachhaltiges Reisen soll das “new normal” werden. Und in zehn Jahren hoffen wir, dass sich niemand mehr daran erinnern kann, dass es jemals nicht-nachhaltige Reiseformen gab…
Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?
Wir finden es schwierig, Tipps zu geben, da wir selbst noch mitten drin stecken. Auf jeden Fall ist es aber wichtig, sich frühzeitig gut zu vernetzen und sich viel Input und Feedback von außen zu holen. Man wird schnell betriebsblind, wenn man von seiner Idee begeistert ist. Gleichzeitig sollte man nicht zu viel auf das hören, was andere sagen – ein ganz schöner Spagat.
Wir bedanken uns bei Sonja Karl und Stefan Seibel für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder