Sonntag, Dezember 15, 2024
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Aus einer Vision heraus handeln

PipePredict ist Startup of the Month im Mai des Frankfurt Forward Awards

Stellen sie sich und ihr Startup doch kurz unseren Lesern vor! 

Ein herzliches Gude zusammen, ich bin Christopher Dörner und mit Valerie Fehst und Tri-Duc Nghiem zusammen haben wir im März 2020 die PipePredict GmbH gegründet. Mit unserem Predictive Maintenance Tool für Rohrnetze helfen wir dabei Verluste zu reduzieren und Reparaturkosten zu minimieren. Damit soll eine zuverlässige und energieeffiziente Versorgung gewährleistet werden. 

Warum haben sie sich entschieden ein Unternehmen zu gründen? 

Durch Rohrbrüche und Risse in Rohren gehen jährlich weltweit 126 Billionen Liter frisches Trinkwasser auf dem Weg zwischen den Versorgern und Endverbrauchern verloren. Mit jedem Liter Wasser geht zusätzlich die Energie für dessen Aufbereitung und Transport verloren, wodurch vermeidbare CO2-Ausstöße entstehen. Megatrends wie Bevölkerungswachstum, Urbanisierung und Klimawandel erhöhen den Bedarf nach einer zuverlässigen, nachhaltigen Wasserversorgung.

Dennoch müssen heutzutage Rohrbrüche meistens abgewartet und anschließend möglichst schnell repariert werden. Dabei sind mit IoT und smarten Sensoren bereits Technologien verfügbar, um das Problem zu lösen. Wir von der PipePredict GmbH kombinieren moderne Technologien, um das Problem der Wasser- und Energieverluste zu bekämpfen. Denn auch in der Fernwärme wird Wasser für den Transport der Wärmeenergie durch Rohre geströmt.

Welche Vision steckt hinter ihrem Startup? 

Unsere Vision bei PipePredict ist eine Welt ohne unnötige Energie- und Wasserverluste. Zur Umsetzung dieser Vision haben wir ein digitales Tool zur Analyse von Sensordaten mithilfe von einem Digitalen Zwilling und Künstlicher Intelligenz entwickelt. Damit werden Leckagen in Rohrnetzen frühzeitig detektiert, anschließend präzise lokalisiert und in Zukunft auch Rohrbrüche vorhergesagt. Unser Ziel ist es für jeden Menschen einen Zugang zu einer sicheren und nachhaltigen Wasserversorgung zu gewährleisten.

Von der Idee bis zum Start was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben sie sich finanziert? 

Auf dem bisherigen Weg gab es bereits einige Herausforderungen, die wir meistern mussten. Unter anderem kam die Coronapandemie gerade zum Zeitpunkt unserer Gründung auf, wodurch ein Notartermin komplizierter wurde. Aber auch die Gewinnung von Investoren, passender Vollzeitmitarbeiter und der Bezug von Elektronik waren in den letzten Monaten eine größere Herausforderung als angenommen. Unser StartUp haben wir dabei durch verschiedene Quellen finanziert. Einerseits haben wir als Gründer unsere Ersparnisse geplündert aber auch Förderungen wie z.B. HessenIdeen, das eXist Gründerstipendium und den EIT Climate KIC Accelerator für die Finanzierung verwendet. Seit letztem Jahr haben wir darüber hinaus Venture Capital Investoren mit an Bord, die bei der Finanzierung weiterer Mitarbeiter und zusätzlicher Projekte beigetragen haben.

Wer ist die Zielgruppe ihres Startups? 

Unsere Zielgruppe sind alle Unternehmen, die Flüssigkeiten und Gase durch Rohre transportieren. Begonnen haben wir jedoch mit Wasser als Medium: sowohl die öffentliche Wasserversorgung, die Fernwärmeversorger, welche Wasser für den Transport der Wärmeenergie als auch produzierende Unternehmen mit hohem Wasserbedarf sind darin enthalten. Für unsere Technologie müssen die Flüssigkeiten und Gase jedoch unter Druck durch das Rohr strömen, weshalb Abwasserrohre leider nicht in Frage kommen.

Wie funktioniert ihr Startup? Wo liegen die Vorteile? 

Unsere digitale Lösung zur Echtzeitüberwachung von Rohrnetzen kombiniert einen Digitalen Zwilling mit selbst entwickelten Algorithmen. Der digitale Zwilling ist eine Abbildung des realen Rohrnetzes, hat jedoch alle physikalischen Eigenschaften wie z.B. Rohrmaterial, Durchmesser, usw. im Hintergrund und verknüpft damit die reale physische Welt mit der Sensordatenwelt. Dadurch können verschiedene Sensordaten mit unsere KI-Algorithmen ausgewertet werden und Leckagen damit früher und präziser lokalisiert werden. Durch die Echtzeitüberwachung werden Anomalien im Rohrnetz sofort mitgeteilt und die vollautomatische Lokalisierung erspart Personalkosten und Zeitaufwand. Durch zukünftige Prognosen werden Reparaturen besser planbar und kostenintensive Notfalleinsätze bestmöglich vermieden. Insgesamt spart unsere Lösung somit Verluste, Kosten und Zeit ein und sorgt damit für mehr Zuverlässigkeit und Energieeffizienz im Betrieb von Rohrnetzen.

Sie sind Startup of the Month. Wie geht es jetzt weiter? 

Wir freuen uns sehr StartUp oft he Month zu sein. Damit einher gehen viele Medienberichte und wir hoffen Unternehmen und Versorger zu erreichen, die unter Verlusten leiden und eine Echtzeitüberwachung ihrer Rohre testen möchten. Dazu können bereits im Rohrnetz verbaute Sensoren von verschiedenen Herstellern integriert werden und so Investitionskosten eingespart werden. Im Idealfall ist nur noch eine Auswertung mit unserem digitalen Tool nötig. Falls es daher Rohrnetzbetreiber gibt, die sich für unsere Lösung interessieren, würden wir uns freuen in einem kurzen Gespräch die Möglichkeiten abzustecken.

Wo geht der Weg hin? Wo sehen sie sich in fünf Jahren?

Kurzfristig werden die geplanten Projekte aus der Wasser- und Fernwärmeversorgung sowie Projektanfragen aus der industriellen Produktion abgewickelt werden. Zudem wird das digitale Produkt für verschiedene Anwendungsfälle erweitert und auf den deutschen und europäischen Markt gebracht. Mittel- und langfristig wollen wir die Vorhersagen von Rohrbrüchen weltweit anbieten und damit bei der Reduzierung von Energie- und Wasserverlusten in wasserknappen Regionen beitragen, indem die Reparaturen rechtzeitig geplant werden können. Auch andere Flüssigkeiten und Gase, die durch Rohre strömen wie z.B. Öl oder in der Pharma- und Chemieindustrie sollen überwacht werden und der Austritt von giftigen, gefährlichen oder explosiven Medien vermieden werden.

Wir wollen dabei helfen den Transport durch Rohrleitungen sicherer und effizienter zu gestalten und damit zu einer höheren Lebensqualität beitragen. In fünf Jahren möchten wir unserer Vision von einer Welt ohne unnötige Medienverluste bereits ein gutes Stück näher sein und in Europa Marktführer sein. Außerdem möchten wir in allen wasserknappen Regionen der Welt helfen zu einer nachhaltigen und zuverlässigen Wasserversorgung beizutragen, damit jeder Mensch einen Zugang zu einer sicheren und nachhaltigen Wasserversorgung bekommt.

Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?

Unsere drei Tipps für angehende Gründer sind:

Viel Feedback von der richtigen Zielgruppe einholen, um ein hohen Product-Market-Fit zu erhalten

Durchhaltevermögen beweisen und immer wieder versuchen die getroffenen Annahmen zu widerlegen, um nicht auf den confirmation bias hereinzufallen

Spaß haben bei dem was man macht und aus einer Vision heraus handeln – man wird eine lange Zeit mit dem Thema zu tun haben 

Bild  (v.l.n.r.): Christopher Dörner, Valerie Fehst und Tri-Duc Nghiem

Wir bedanken uns bei den Gründern für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder

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