Die Gründer von trivida, teilbares Rollstuhlrad für volle Barrierefreiheit, in der Höhle der Löwen
Stellen Sie sich und das Startup P+L Innovations GmbH doch kurz vor!
Wir sind ein familiengeführtes Unternehmen mit Sitz in der Gesundheitsstadt Bad Krozingen bei Freiburg. Mein Vater, Wolf-Dietrich Pflaumbaum, und ich, Christine Pflaumbaum, teilen uns die Geschäftsführung. Unser Herzensprojekt ist das teilbare Rollstuhlrad trivida, das weltweit erste Rollstuhlrad, das volle Barrierefreiheit für unkomplizierte seitliche Transfers möglich macht.
Wie das funktioniert? Dank der triatec-Technologie lässt sich das obere Segment des Rollstuhlrades einfach herausnehmen. So ist das Rad nicht mehr im Weg, und ein seitliches Umsetzen vom Rollstuhl auf die externe Sitzfläche und umgekehrt ist barrierefrei möglich. trivida erhält man als medizinisches Hilfsmittel im Sanitätshaus, die Kosten werden von den Krankenkassen in der Regel übernommen. Für Menschen mit Behinderung und ihre Angehörigen ist trivida eine Pionierlösung für mehr Barrierefreiheit und Inklusion – und eine runde Sache in puncto Unabhängigkeit und Lebensqualität.
Wie ist die Idee zu trivida entstanden?
Die Geschichte des trivida-Rades hat vor vielen Jahren in der Werkstatt von Diplomdesigner Christan Czapek begonnen. Als sein Bruder auf einen Rollstuhl angewiesen war, hat der Tüftler versucht, das Rad gewissermaßen „neu zu erfinden“. Er wollte den Alltag seines Bruders verbessern, sodass er ganz einfach alleine zur Toilette gehen kann. Als Mensch ohne Behinderung macht man sich keine Vorstellung davon, wie aufwendig scheinbar kleine Alltagstätigkeiten werden können, wenn man auf einen Rollstuhl angewiesen ist.
Wie häufig man Hilfe benötigt, wie kräftezehrend diese Situationen für alle Beteiligten sind – und wie oft in diesen Situationen die Würde des Menschen berührt wird. Damals gelang es Christian Czapek, ein stabiles, in drei gleich große Segmente teilbares, Rollstuhlrad zu konstruieren. Damit konnte er seinem Bruder ein Stück Barrierefreiheit, Würde und Eigenständigkeit im Alltag zurückgeben. Wir von P+L Innovations fanden das eine geniale Erfindung und haben das teilbare Rollstuhlrad dann technisch optimiert und zur Marktreife gebracht.
Welche Vision steckt hinter trivida?
Wir finden, dass Barrierefreiheit ein Menschenrecht ist! Unsere Vision ist es, allen Menschen, für die Transfersituationen eine Belastung sind, das Leben zu erleichtern. Und zwar sowohl den Menschen im Rollstuhl, als auch ihren Angehörigen und allen anderen Helferinnen und Helfern. Also auch Pflegerinnen und Pflegern im Berufsalltag. Die Transfers zwischen Rollstuhl, Bett, Toilette, Stuhl, Autositz, Treppenlifter etc. erfordern mehrmals am Tag viel Kraft und Zeit. Der klassische Transfer schräg übers Rollstuhlrad ist eine große Belastung für den Rücken der Helfenden und beinhaltet ein Sturz- und Verletzungsrisiko; in einigen Momenten wird auch die Intimsphäre der Menschen im Rollstuhl berührt. Das muss einfach nicht sein. Hier setzen wir an, um diese Situation zu verbessern und den Menschen Unterstützung und ein Stück Unabhängigkeit im Alltag zurückzugeben.
Wer ist die Zielgruppe von trivida?
Unsere Zielgruppe sind Rollstuhlfahrer mit eingeschränkter Oberkörperkraft. Diesen Menschen fällt es zunehmend schwer, sich vom Rollstuhl auf die Toilette, ins Bett oder auch auf die Couch zu setzten. In vielen Fällen brauchen sie Unterstützung, um sich umzusetzen. Hier bieten wir eine Erleichterung. Und die größere Selbstständigkeit der Betroffenen erleichtert auch den pflegenden Angehörigen und dem Pflegepersonal in den Kliniken und stationären Einrichtungen den Alltag.
Wie sind Sie auf die Idee gekommen sich für die Sendung Die Höhle der Löwen zu bewerben?
Genau genommen sind wir gar nicht auf diese Idee gekommen. Wir wurden angesprochen, ob wir nicht in der Höhle der Löwen unser Produkt vorstellen möchten. Es gab viele Diskussionen, aber die Möglichkeit, Investoren für unser trivida-Rad zu gewinnen, konnten wir uns nicht entgehen lassen. Also haben wir unsere Bewerbungsunterlagen eingereicht.
Wie haben Sie sich auf die Sendung vorbereitet?
So wirklich viel Zeit hatten wir nicht uns vorzubereiten, es ging alles sehr schnell. Das ganze Team hat eine unheimliche Leidenschaft für das Produkt – wir kennen die Strukturen, die Zahlen und Details unserer Firma im Schlaf. Und wir haben natürlich ein sehr ethisches Produkt, das wir mit voller Leidenschaft vertreten. Ein großes Glück war auch, dass unsere Markenbotschafterin Kristina Vogel, die trivida ebenfalls aus vollem Herzen unterstützt, mit in die Sendung gekommen ist. Somit sind wir mit Neugierde und einer guten Portion Selbstbewusstsein mit unserem Rad in die Höhle der Löwen „gerollt“.
Sie sind eines der wenigen Startup Unternehmen, das es in die Sendung Die Höhle der Löwen geschafft hat. Wie motivierend war das für Sie?
Unheimlich motivierend. Wir haben durch Corona ein paar sehr schwere Jahre hinter uns. Die Chance zu bekommen, den Löwen unsere trivida-Räder vorzustellen, haben wir als Chance und Anerkennung unserer Arbeit gesehen – das war wirklich ein großer Push für das ganze Team. Die Aufregung war groß und die Spannung noch größer.
Wie wichtig war dieser Schritt für Sie als Startup Unternehmen? Auch unter dem Gesichtspunkt, dass durch Die Höhle der Löwen viele Interessenten und auch Medien auf trivida aufmerksam werden?
Mit unserem trivida-Rad können wir nicht nur Menschen im Rollstuhl den Alltag erleichtern, sondern wir versuchen, Aufmerksamkeit zu gewinnen für mehr Barrierefreiheit und Inklusion. Ein unglaublich wichtiges Thema, das noch sehr viel mehr Gehör finden muss. Die Höhle der Löwen und das potentielle Medieninteresse war natürlich ein super Match für uns. Nicht nur erfahren sehr viele Menschen von einer Innovation, die für viele Menschen einen nachweisbaren Unterschied der Lebensqualität bewirkt – wir haben auch die Möglichkeit, das Thema Inklusion ein klein wenig mehr in den Fokus zu rücken.
Wenn man sich erst einmal im Detail mit dem Thema beschäftigt, die Dinge aus der Perspektive eines Rollstuhlfahrers sieht, merkt man, wie viel Aufklärung und Arbeit hier noch notwendig sind. Sie können sich die Geschichten unserer Kunden kaum vorstellen! Und es gibt noch einen dritten wichtigen Punkt: Die Krankenkassen übernehmen die Kosten für trivida. Aber viele Mitarbeitenden kennen das Produkt noch nicht und müssen erst von seinem Nutzen überzeugt werden. Wir hoffen, dass unsere Teilnahme in der Höhle der Löwen die Bekanntheit des Produktes so verstärkt, dass auch Kostenübernahmen in Zukunft einfacher und „barrierefreier“ erfolgen.
Welchen Investor hatten Sie im Fokus?
Man kann sagen, dass wir kein typisches Produkt für die Höhle der Löwen sind. Entsprechend hatten wir keinen direkten Favoriten, sondern haben eher auf ein Team an Löwen gehofft, da doch jeder seine Stärken hat und diese entsprechend gut bei uns einbringen kann.
trivida, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Wir stehen noch am Anfang unserer Geschichte. Jeden Tag werden wir durch Berichte unserer Kundinnen und Kunden mit weiteren Problemen und Herausforderungen konfrontiert. Entsprechend arbeiten wir intensiv an weiteren innovativen Lösungen für einen barrierefreien Alltag, einer trivida-Produktfamilie, die das Leben für viele Menschen besser machen soll.
Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?
Durchhaltevermögen und Geduld: Vermutlich wird der Weg kein ganz einfacher sein. Man sollte wissen, wofür man kämpft, und sich nicht entmutigen lassen.
Leidenschaft für sein Produkt und seine Kunden: Das ist der kreative Motor, der alles am Laufen hält, in guten wie in den schlechten Zeiten.
Ein gutes, engagiertes Team: Gerade am Anfang, wenn man nur ein kleines Team hat, ist es wichtig, die richtigen Menschen an seiner Seite zu haben.
Bild: V.l.: Kristina Vogel, Wolf Dietrich Pflaumbaum, Christian Czapek und Dr. Christine Pflaumbaum präsentieren mit „Trivida“ ein teilbares Rollstuhlrad. Sie erhoffen sich ein Investment von 1.000.000 Euro für 10 Prozent der Anteile an ihrem Unternehmen. Foto: RTL / Bernd-Michael Maurer
trivida ist am 12. September 2022 in der Höhle der Löwen
Wir bedanken uns bei den Gründern für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder