Wie Start-ups von Fulfillment-Dienstleistungen profitieren
Mehr als 3.300 neue Start-ups wurden im vergangenen Jahr in Deutschland gegründet. Besonders gründungsaktiv waren laut Informationsdienst startupdetector die Branchen Software, Medizin und E-Commerce. Durch die Corona-Pandemie hat insbesondere die E-Commerce-Szene in den letzten Jahren einen enormen Zuwachs erfahren. Die aktuellen Zahlen des Bundesverbands E-Commerce und Versandhandel Deutschland (BEVH) zeigen: Allein im vergangenen Jahr ließ jeder siebte Euro, den die Menschen in Deutschland für Lebensmittel, Elektronik, Möbel und Bekleidung ausgaben, die Kassen des Online-Handels klingeln.
Das Online-Geschäft ermöglicht vielen Unternehmen Wachstum und sorgt gerade beim stationären Handel für zusätzliche, stabile Umsatzströme. Für viele Retailer wird der Online-Shop sogar immer mehr zum Überlebensfaktor. Doch ein Online-Business aufzubauen ist das eine, es erfolgreich am Laufen zu halten das andere. Denn steigt im besten Fall das Bestellvolumen an, wachsen damit auch die Herausforderungen rund um die Auftragsabwicklung.
Logistikprozesse auslagern
Onlinehändler, die wachsen, stehen vor einer Vielzahl an Aufgaben: zusätzliche Lagerfläche mieten, neue Vertriebskanäle erschließen und Verträge mit weiteren Kurier- und Postdiensten abschließen. Das betrifft vor allem die Retailer, denen Kapazitäten für die Verwaltung, Lagerung und Abwicklung von der Bestellung bis zum Versand fehlen. Lager- und Logistiktätigkeiten sind zeit- und ressourcenaufwändig. Hier stoßen gerade kleinere bis mittlere Unternehmen schnell an ihre Grenzen – auf Kosten der Kundenzufriedenheit. Denn die Erwartungen der Konsumenten sind hoch. Getrieben durch Benchmarks wie Amazon erwarten sie eine schnelle, kostenfreie Zustellung ihrer Bestellungen spätestens innerhalb von zwei bis drei Werktagen.
Logistik-Outsourcing kann hier eine Lösung sein. Fulfillment-Dienstleister übernehmen dabei sämtliche Lager- und Logistikprozesse. Mit automatisierter Bestandsverwaltung, Lagerung, Kommissionierung, Verpackung und dem (weltweiten) Versand bringen Fulfillment-Anbieter die Waren schnell und kosteneffizient zum Empfänger. Die Onlinehändler wiederum können sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren, ihr Produktsortiment weiterentwickeln und ausbauen.
Kostenfaktor Lagerhaltung
Eine Win-Win-Situation? Schließlich verursacht das Outsourcing der Logistikprozesse an einen Fulfillment-Dienstleister auch Kosten. Abhängig vom Leistungsumfang berechnen Anbieter ihren Kunden meist eine monatliche Gebühr. Generell beeinflussen vier zentrale Faktoren die Gesamtkosten: Wareneingang, Lagerung und Lagerhaltung, Kommissionierung und Verpackung sowie Versand. Dabei variieren die Kosten für jeden dieser Prozesse je nach Volumen. Für zusätzliche Leistungen wie etwa Expressversand fallen meist extra Kosten an.
Ein entscheidender Kostenfaktor ist die Lagerhaltung. Lager haben Fixkosten, unabhängig von der tatsächlichen Anzahl des Waren- und Versandaufkommens. Auch bei geringen Umsätzen bleiben die Kosten dafür gleich. Bei hohen Umsatzzahlen können zusätzliche Investitionen in Lagerraum, Personal und Infrastruktur erforderlich sein, um die Zunahme des Bestellvolumens abzudecken.
Nachfrage-Peaks kurzfristig abfedern
Beim Auslagern von Lager- und Logistikprozessen hingegen hängen die Gebühren hauptsächlich vom Versandvolumen und der Menge der gelagerten Waren ab. Die Kosten skalieren daher direkt mit dem Umsatz und weniger mit den Lagerhaltungskosten. Da alle Produkte im Warenlager des Fulfillment-Dienstleisters untergebracht werden, zahlen Onlinehändler nur die Fläche, die sie auch tatsächlich benötigen, und müssen keine großen Lagerhallen anmieten. Ein weiteres Plus: Häufig können die Lagerflächen beispielsweise für die ersten zwei Monate der Zusammenarbeit kostenfrei genutzt werden. Zudem können Fulfillment-Dienstleister die Lagerkapazitäten kurzfristig erweitern, etwa um Nachfrage-Peaks beispielsweise durch Saisongeschäft wie Weihnachten oder Ostern abzufedern. Damit verschafft das Logistik-Outsourcing den Retailern eine hohe Flexibilität im dynamischen E-Commerce-Umfeld.
Zeit ist Geld: Fokus aufs Kerngeschäft
Neben dem Kostenaspekt spielt auch die Zeitfrage eine wichtige Rolle in der Entscheidung für das Logistik-Outsourcing. Auf eine effiziente und reibungslose Abwicklung sind Fulfillment-Anbieter spezialisiert und sorgen für eine schnelle Auslieferung der Waren an den Käufer. Den Onlinehändlern selbst bleibt mehr Zeit für ihr Kerngeschäft. Insgesamt profitieren sie von einem schnellen, skalierbaren Lager- und Logistikangebot mit Chancen für größere Effizienz und stärkeres Unternehmenswachstum.
Als Entscheidungshilfe für oder gegen die Beauftragung eines Fulfillment-Dienstleisters können sich Onlinehändler an folgenden Fragen orientieren:
- Verbringen Sie zu viel Zeit mit der Erfüllung Ihrer Aufträge?
- Erhalten Sie negative Bewertungen wegen verspäteter oder falscher Lieferungen?
- Sehen Sie sich mit einem wachsenden Rückstand an unerfüllten Aufträgen konfrontiert?
- Erleben Sie Nachfragespitzen, benötigen aber nicht das ganze Jahr über ein Lager?
- Laufen Sie Gefahr, Kunden zu verlieren, weil die lokale Konkurrenz bessere Lieferpreise und -zeiten bietet?
- Suchen Sie nach Möglichkeiten, neue Geschäftsfelder zu erschließen?
- Wollen Sie sich auf das Wachstum Ihres Geschäfts konzentrieren?
Schon bei einer mit „Ja“ beantworteten Frage lohnt sich ein genauer Blick auf den Anbietermarkt von Fulfillment-Dienstleistungen.
Autor
Andrej Kotliar, Sales Manager DACH bei der Huboo E-Commerce Technologies GmbH, zeichnet für den Aufbau und die Leitung der Vertriebsaktivitäten des E-Fulfillment-Dienstleisters in Deutschland, Österreich und der Schweiz verantwortlich.
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