Covalo die größte Plattform für Inhaltsstoffe von Kosmetik- und Haushaltsprodukten weltweit
Stellen Sie sich und das Startup Covalo doch kurz unseren Lesern vor!
Wir sind Timo von Bargen und Yann Chilvers, die Gründer von Covalo, einem Softwareunternehmen mit Sitz in Zürich. Unsere Mission ist es, Konsumgüterhersteller dabei zu unterstützen, die besten Lieferanten für Inhaltsstoffe, Dienstleistungen und Verpackungen zu finden und mit ihnen erfolgreich zusammenzuarbeiten. Um dies zu erreichen, haben wir uns auf die Aggregation und Strukturierung von tausenden von Produktdaten spezialisiert.
Diese stellen wir unseren Kunden über unsere Online-Plattform oder eine unserer vielen Integrationen zur Verfügung. Mit über 70.000 Produkten von mehr als 1.000 Anbietern ist Covalo die größte Plattform für Inhaltsstoffe von Kosmetik– und Haushaltsprodukten weltweit. In Zukunft werden weitere Segmente wie Lebensmittel folgen. Durch unsere Arbeit möchten wir die Transparenz und Nachhaltigkeit in der Konsumgüterindustrie erhöhen. Dabei werden Lieferanten dazu ermutigt, Informationen über ihre nachhaltigen Praktiken offenzulegen, um den Käufern die Möglichkeit zu geben, nachhaltige Produkte zu wählen.
Warum haben Sie sich entschieden, ein Unternehmen zu gründen?
Mit unserer Arbeit einen Beitrag zu einem nachhaltigeren und faireren Wirtschaftssystem leisten zu wollen, war für uns schon immer klar. Laut einer Studie von Deloitte sind 96% aller produzierten Güter direkt mit der chemischen Industrie verbunden und mindestens 5% der globalen CO2 Emissionen der chemischen Industrie zuzusprechen. Entsprechend ist die chemische Industrie unumgehbar im Aufbau einer nachhaltigen globalen Wirtschaft.
Nachdem wir uns beim Schweizer Chemieunternehmen Clariant kennenlernten und dort gesehen haben, wie komplex die Entwicklung nachhaltiger Konsumgüter abläuft, haben wir uns im März 2021 entschieden Covalo zu gründen.
Welche Vision steckt hinter Covalo?
Mit Covalo wollen wir den Shift zu einer transparenten und nachhaltigen Konsumgüterindustrie beschleunigen. Das wollen wir erreichen, indem wir zum Daten-Manager für die Branche werden und somit einen nahtlosen Austausch von Daten entlang der Wertschöpfungskette ermöglichen.
Konsumenten wollen heute nicht nur verstehen, ob ihre Sonnencreme funktional ist, sondern auch woher die Inhaltsstoffe kommen, ob diese aus zertifizierten Quellen kommen, und Nachhaltigkeitsstandards erfüllt sind. Hierfür fehlt aber oftmals die Datengrundlage, da der Markt für Inhaltstoffe extrem fragmentiert und dynamisch ist. Für Konsumgüterhersteller ist es immer aufwändiger Produkte zu entwickeln, die diesen komplexen Anforderungen genügen. Covalo sammelt, strukturiert und verteilt sämtliche Daten, die Brands benötigen, um bessere Entscheidungen im Rahmen der Produktentwicklung und des Lifecycle-Managements zu treffen.
Von der Idee bis zum Start was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?
Eine Plattform auszubauen ist besonders schwer, da zwei Nutzerseiten gleichzeitig aufgebaut werden müssen. In der eher traditionellen Chemieindustrie hat es zunächst etwas gedauert, Lieferanten davon zu überzeugen auf Covalo sensitive Produktdaten einzupflegen. Hierbei hat uns sicherlich geholfen, dass wir als Industrieinsider wahrgenommen wurden. Ein umfangreicher Produktkatalog war dann eine gute Basis, die Brandseite anzusprechen. Zudem haben wir nach einem halben Jahr Bootstrapping erste Business Angels an Bord gebracht und eine Finanzierungsrunde abgeschlossen. Zu den Investoren gehören der High-Tech Gründerfonds (HTGF), seed + speed Ventures, die Gekko Group, der ehemalige Deloitte Germany Chemicals & Sustainability Lead, ein ehemaliger Coty-Manager und gut vernetzte Business Angels.
Hierbei hat es sich vor allem um Industrieveteranen gehandelt, die uns Türen öffnen konnten, aber auch die Komplexität unseres Markts gut verstanden haben. Im zweiten Geschäftsjahr haben wir dann namenhafte Kunden wie Beiersdorf, Clariant und Evonik für uns gewinnen können, sodass wir im nächsten Schritt eine erfolgreiche Finanzierungsrunde abschließen konnten.
Wer ist die Zielgruppe von Covalo?
Auf der Nachfrageseite haben wir Nutzer aus der Produktentwicklung und dem Einkauf von Konsumgüterherstellern wie Beiersdorf, Henkel oder Unilever. Die Plattform wird schon heute von über 5.000 Brands in mehr als 140 Ländern genutzt.
Auf der Angebotsseite bedienen wir Sales und Marketingabteilungen von Herstellern von Inhaltsstoffen, aber auch von Verpackungsproduzenten und Dienstleistern wie Lohnhersteller, Formulierungshäusern, oder Testinglabs. Wir listen alle großen Player wie BASF, Evonik oder Givaudan, aber auch den Long-Tail von kleineren, spezialisierteren Unternehmen.
Wie funktioniert Covalo? Wo liegen die Vorteile? Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?
Unsere Suche ermöglicht es Nutzern von Konsumgüterherstellern einzelne Inhaltsstoffe, aber auch Kombinationen von Inhaltsstoffen, also Formulierungen zu suchen, zu vergleichen, Dokumente herunterzuladen und in Kontakt mit den Lieferanten zu treten. Zudem können viele Filter angewandt werden, da es oftmals mehrere hundert Produktvarianten gibt, die alle das gleiche Versprechen bedienen, sich aber im Detail doch deutlich unterscheiden.
Es können Projekte angelegt, sensitive technische Daten über einen Document Vault ausgetauscht, komplexe Review und Qualifikationsprozesse abgebildet, sowie Preise und Lieferkonditionen verhandelt werden.
In den letzten Jahren wurden viele digitale Lösungen auf den Markt gebracht, die entweder auf sehr spezifische Schritte in der Produktentwicklung abzielen oder sich darauf konzentrieren, Skaleneffekte über mehrere Chemiesegmente hinweg zu ermöglichen, indem sie eher generische Marktplatz-Angebote bereitstellen. Diese Lösungen bieten Käufern und Anbietern einen gezielten Mehrwert, tragen jedoch zu einer weiteren Fragmentierung der Lösungslandschaft in der Branche bei, was zu großen Ineffizienzen führt.
Wir hingegen verfolgen eine Open-Plattform-Strategie, die es Brands erlaubt unsere Daten dort zu nutzen, wo sie die Daten benötigen. Dazu haben wir kürzlich eine strategische Partnerschaft mit Reed Exhibitions, einem führenden Messeveranstalter, sowie mit wichtigen Anbietern von Regulierungs-, Rezeptur- und PLM-Software geschlossen.
Covalo, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Erstmal werden wir in diesem Jahr nach den Segmenten Personal Care und Home Care, das Segment Food & Nutrition angehen. Hierbei sehen wir große Synergien, da wir heute viele Nutzer haben, die auch in Food & Nutrition aktiv sind und es ähnliche Marktdynamiken gibt.
Zudem wollen wir eine aktivere Rolle in der Empfehlung nachhaltigerer Inhaltsstoffe spielen. Unsere umfassende Datenbank und Nutzerverhalten erlaubt es uns komplementäre und alternative Inhaltsstoffe zu empfehlen und damit als Katalysator für grüne Innovation zu agieren. Hierzu arbeiten wir an spannenden Pilotprojekten zu denen wir bald mehr verraten können.
Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?
Hire for attitude!
Mit den ersten Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen werden die Grundbausteine für eure Unternehmenswerte und Kultur gesetzt. Gerade daher ist es wichtig neugierige, offene und verlässliche Early Joiners zu finden.
Set standards!
Zu Beginn macht ihr alles und springt zwischen den Themen. Mit jedem weiteren Team-Mitglied ändert sich das, sodass es wichtig ist eure Ideen, Ziele und Werte in Playbooks niederzuschreiben. So könnt ihr operative Themen immer mehr abgeben und die Grundlage für die Skalierung legen.
Embrace the journey!
Ihr werdet ständig mit Themen konfrontiert, die neu sind und erstmal unüberwindbar erscheinen. Vertraut dem Prozess, lest euch ein und krempelt die Ärmel hoch.
Wir bedanken uns bei Timo von Bargen und Yann Chilvers für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.