Aaron – Smarter Telefonassistent für Arztpraxen und Kliniken
Stellen Sie sich und das Startup Aaron doch kurz unseren Lesern vor!
Mein Name ist Tobias Wagenführer. Ich bin Mitgründer und CEO der Aaron GmbH. Die Aaron GmbH wurde von mir und Richard von Schaewen und Iwan Lappo-Danilewski 2015 in Berlin gegründet. Seit 2016 bietet Aaron eine Enterprise Plattform an, die eine Sprachsteuerung von Geschäftsprozessen ermöglicht. Januar 2018 wurde von uns „Aaron – Smarter Telefonassistent“ für Arztpraxen und Kliniken auf den Markt gebracht und im Herbst 2018 waren wir mit dem Produkt gleich Sieger bei der „KBV – Zukunftspraxis“. Über 1.000 Ärzte in Deutschland verwenden schon den smarten Telefonassistenten.
2020 haben wir den Coronavirus-Hotline-Assistenten (CovBot) entwickelt, der die deutschen Gesundheitsämter in Zeiten von Corona entlasten kann. Die Anliegen von Anrufern werden ohne Wartezeit klassifiziert und dann die richtige Information oder der passende Gesprächspartner vermittelt. Jede Anwendung wird mit unserer KI-Sprachsteuerungstechnologie betrieben.
Warum haben Sie sich entschieden ein Unternehmen zu gründen?
Richward von Schaewen und ich kennen uns aus unserer Studienzeit in Mannheim. Wir haben zusammen eine Band gegründet und gemerkt, dass wir beide auch Interesse an Geschäftsideen und -gründungen haben. Damals haben wir beschlossen: Eines Tages gründen wir zusammen. Jeder von uns ging bis 2014 beruflich seinen eigenen Weg – ich war in der Managementberatung und Richard bei unterschiedlichen Start-up-Unternehmen. 2014 beschlossen wir endlich loszulegen und holten Iwan Lappo-Danielewski als technisch versierten Mitgründer hinzu.
Welche Vision steckt hinter der Aaron GmbH?
Aaron will allen Arztpraxen eine professionelle Service-Abteilung bereitstellen. Wir möchten mithilfe von künstlicher Intelligenz jeder Arztpraxis – von klein bis groß – ermöglichen, ihren Patienten 24/7-Erreichbarkeit ohne Wartezeit anzubieten. Alle damit verbundenen administrativen Tätigkeiten wollen wir automatisieren und professionalisieren, so dass die medizinischen Fachangestellten sich auf die medizinischen Anliegen der Patienten fokussieren können.
Von der Idee bis zum Start was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?
Aaron finanziert sich durch Kunden, Privatinvestoren und hat auch öffentliche Fördermittel erhalten. Wir haben mehrere Großkunden und über 1.000 Ärzte als Kunden. Die öffentlichen Fördergelder haben uns geholfen riskantere oder forschungsnahe Themen voranzutreiben. Die Investoren sind vor allem am Anfang wichtig, wenn es um die Entwicklung des Produktes geht und bei Wachstumssprüngen des Unternehmens.
Gelernt haben wir in den 5 Jahren viel… die größten Learnings waren im Bereich Produktentwicklung und Finanzierung. In den ersten 1-2 Jahren ging es bei uns in der Produktentwicklung oft in die falsche Richtung. Deswegen: Bei der Produktentwicklung müssen die Kunden immer mit einbezogen werden. Insbesondere bei einem Produkt, das es so noch nicht auf dem Markt gibt. Nur durch die Einbeziehung von Kunden in die Entwicklung ist es möglich zu validieren und zu erkennen, ob man wirklich ein wichtiges Problem löst.
Als wir das Geschäftsmodell nach einem Jahr umstellten, war es sehr schwierig eine Anschlussfinanzierung zu erhalten. Wir verstanden schnell, dass es in guten Zeiten des Unternehmens leicht ist Finanzierung zu erhalten – in schlechten Zeiten nicht.
Wer ist die Zielgruppe von Aaron?
Wir haben uns mit unserer Technologie auf den Gesundheitsmarkt fokussiert: Arztpraxen aller Größen, Kliniken und Gesundheitsämter. Also an der Schnittstelle von (potentiellen) Patienten und Versorgern. Wir haben ein profundes Knowhow, was die Anliegen und Bedürfnisse von Patienten sind und verstehen die Strukturen der Gesundheitsversorger wie Ärzte oder Gesundheitsämter.
Wie funktionieren „Aaron – Smarter Telefonassistent“ und der „Coronavirus-Hotline-Assistent“ (CovBot)? Wo liegen die Vorteile? Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?
„Aaron – Smarter Telefonassistent“ ermöglicht Arztpraxen und Kliniken die Annahme von Anrufen, wenn die Mitarbeiter nicht erreichbar sind. Dies kann während der normalen Öffnungszeiten der Praxis der Fall sein, wenn die medizinischen Fachangestellten mit anderen Aufgaben betreut sind oder außerhalb der gängigen Praxiszeiten, wenn Patienten am Abend oder am Wochenende ein Anliegen haben. Der Sprachassistent basiert auf künstlicher Intelligenz und führt Patienten in einem freien Dialog durch das Telefonat, bis alle Details des Anliegens erfasst sind. Es können Anliegen wie zum Beispiel Terminvereinbarungen, Rezeptwünsche oder das richtige Verhalten bei Verdacht auf Covid-19 abgefragt werden.
Die Anliegen können dann durch die medizinischen Fachangestellten bearbeitet werden, wenn sie wieder verfügbar sind. Auch beim CovBot, den wir für die Gesundheitsämter entwickelt haben, wird das Anliegen ohne Wartezeit abgefragt und dann die passenden Informationen genannt. Die Anrufer werden anschließend an einen passenden Gesprächspartner weitergeleitet, wenn die Informationen nicht zur Klärung des Anliegens ausreichen. Sowohl der smarte Telefonassistent als auch der CovBot wurden zusammen mit medizinischem Fachpersonal und Partnern wie der Charité entwickelt.
Damit haben wir sichergestellt, dass die Produkte bei kleinen wie großen Einrichtungen funktionieren, leicht zu implementieren sind und mit geringsten Aufwand für jeden Fachbereich maßgeschneidert werden können.
Aaron, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Wir arbeiten kontinuierlich daran zum künstlichen Intelligenz basierten Back office für den Gesundheitsmarkt zu werden.
Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?
1.) Verliebt euch nicht in die Lösung – verliebt euch in das Problem.
2.) Skalierbarkeit versus Customizing – achtet darauf, dass jeder weitere Kunde günstiger in der Umsetzung ist.
3.) Manchmal ist Personalbindung ein größeres Problem als die Finanzierung – nehmt keine Projekte oder Themen an, die vom eigentlichen Ziel zu sehr abhalten.
Bildquelle: vivianewild.com
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Wir bedanken uns bei Tobias Wagenführer für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder