Mittwoch, Oktober 15, 2025
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act’ble: Sophia Lindner revolutioniert den Spitzenschuh

Mut, Präzision und Pioniergeist – kaum jemand verkörpert diese Trias so eindrucksvoll wie Sophia Lindner, Gründerin von act’ble. Mit ihrem Team wagt sie das, was in der Ballettwelt lange undenkbar schien: Sie revolutioniert eine traditionsreiche Branche mit Hightech-Materialien, 3D-Druck und wissenschaftlich fundiertem Design. Was aus einer Vision für gesündere, nachhaltigere Tanzkarrieren begann, hat sich zu einem Unternehmen entwickelt, das Kunst, Forschung und Unternehmertum auf faszinierende Weise verbindet.

Im Gespräch erzählt Lindner, warum persönlicher Mut mehr bedeutet als Risikobereitschaft, wie sie zwischen Kreativität und Management balanciert – und weshalb echte Innovation immer dort entsteht, wo Konventionen hinterfragt werden. Ein Interview über Durchhaltevermögen, Co-Creation und die Zukunft des Tanzes im Zeitalter technologischer Transformation.

Welche Rolle spielt für dich persönlicher Mut, wenn es darum geht, eine so traditionsreiche Branche mit einer radikalen Innovation herauszufordern?

Sophia Lindner: Mut heißt, Werte gegen Konventionen zu stellen: Gesundheit vor Ritual, Transparenz vor Mythen, Team vor Ego. Und dranzubleiben, wenn Gegenwind kommt – meist ein Zeichen, dass echte Veränderung passiert. Auch wenn Normen bequem sind, ist es wohl die Kunst, visionär und kreativ zu bleiben – so wie bei der Idee von act’ble – und die eigenen Fähigkeiten dort einzusetzen, wo sie positiven Einfluss haben. act’ble erfordert es, neue Wege zu gehen.

Was hat dir in den schwierigsten Phasen geholfen – Menschen, Routinen oder eine Überzeugung?

Sophia Lindner: Menschen und Überzeugung: Ermutigung aus dem engen Umfeld – Partner, Familie, Freunde und starke Partner im Business (Fraunhofer AHEAD, Stoll, Framas, Cirp, knitwearlab, Tanzmediziner*innen) – und das Mantra: „Gründe nur, wenn du ein Why hast – denn du wirst Durchhaltevermögen brauchen.“ act’ble gibt uns neue Perspektiven.

Wenn du auf deine Anfänge mit act’ble zurückblickst: Welche frühen Fehler oder Umwege waren besonders lehrreich?

Sophia Lindner: Zu viel Bürokratie (Förderanträge, Richtlinien) statt Produkt: Iteration mit Profis und Tanzmediziner*innen war wertvoller als jede Theorie – echte Nutzung schlägt Annahmen. Und: Nie „fehlerfrei“ sein wollen. Über hunderte Iterationen haben uns schneller gemacht als jede Perfektion im stillen Kämmerlein. Bei act’ble geht es darum, stetig zu lernen.

Wie verbindest du kreative Leidenschaft mit der Klarheit einer Geschäftsführerin, die harte Entscheidungen trifft?

Sophia Lindner: Wir sprechen mehrere Sprachen gleichzeitig: Design, Tanz, R&D, Fertigung, Business.

Was war der größte Durchbruch bei act’ble in der Materialforschung?

Sophia Lindner: Die 3D-gedruckte, recycelbare TPU-Sohle mit spezieller Geometrie: flexibel und stabil zugleich, ready-to-wear (also kein Vorbereiten oder Eintanzen) und bis zu fünfmal längere Lebensdauer als konventionelle Lösungen. Dasselbe gilt für die Außenhaut des Schuhs: 3D-Gestrick ermöglicht es, viele verschiedene Eigenschaften in einem Material zu vereinen und mit einer Maschine zu produzieren. Zusammen mit dem patentierten Schnür-/Lacing-System sinkt die Schmerzlast spürbar.

Wie baust du in einer traditionsbewussten Szene Vertrauen auf, ohne deine Rolle als Visionärin aufzugeben?

Sophia Lindner: Mit Transparenz und Co-Creation: Wir testen mit Profis aus Opernhäusern, arbeiten mit Tanzmediziner*innen und Forschungsinstituten zusammen und kommunizieren klar – was wir tun, warum wir es tun und welche Wirkung es hat. Mit Respekt vor Ritualen bewahren wir Vertrautes, erweitern aber Funktion und Gesundheit.
Und natürlich Social Media: Wir haben direkt organisch die ersten 60.000 Follower auf Instagram aufgebaut und mit der Welt echte Insights und Erfahrungen mit dem neuartigen und noch fremden Schuh geteilt und an einem Ort versammelt. Auch die ersten Retailer, die unsere Produkte verkaufen, helfen dabei. act’ble findet zunehmend Anerkennung.

Was ist aus deiner Sicht das stärkste Argument, mit dem ihr Skeptiker*innen von act’ble überzeugt?

Sophia Lindner: Messbarer Nutzen – am Körper und im Betrieb: weniger Schmerz, mehr Bewegungsfreiheit. Gleichzeitig wirtschaftlicher Mehrwert: längere Haltbarkeit, geringerer Paar-Verbrauch. Und all das, ohne Kompromisse bei Ästhetik oder Linienführung.

Wann hast du gespürt, dass act’ble vom künstlerischen Experiment zum ernstzunehmenden Unternehmen wurde?

Sophia Lindner: Als aus Home-Prototyping strukturierte Produktion wurde, wir eigene Räume bezogen, ein internationales Team aufbauten und Partner wie HP unsere Vision technologisch unterstützten. act’ble ist jetzt ein Vorreiter in der Branche.

Wie definierst du Erfolg jenseits von Umsatz und Marktanteilen?

Sophia Lindner: Wenn Tänzerinnen gesünder, länger und kreativer arbeiten können; wenn Ballett als Hochleistungssport anerkannt wird und Equipment wissenschaftlich gedacht ist; wenn wir Verbrauch reduzieren und Nachhaltigkeit erhöhen. Wenn wir Erfolg haben, ist das ein Signal, dass sich die Ballettwelt öffnet – für gesündere Karrieren, für Tänzerinnen, die endlich als die Athlet*innen respektiert und betreut werden, die sie sind. Die nächste Generation findet im Ballett ein zeitgemäßes, wohltuendes Hobby, das Ausstrahlung, Haltung und Körperbewusstsein stärkt – statt Körper zu zerstören. Yoga hat auch eine Transformation hin zum Trendsport durchlaufen. Warum nicht auch Ballett?

Welche Rolle spielen Heilbronn und Campus Founders dabei, eure Geschichte international zu erzählen?

Sophia Lindner: Ökosysteme wie diese sind Multiplikatoren: Sie öffnen Bühnen, Netzwerke und Kapital, bündeln Tech-, Health- und Kultur-Kompetenzen – genau an der Schnittstelle, an der wir wirken.

Was bedeutet es für dich, bei Heilbronn Slush’D dabei zu sein – welche Impulse erwartest du?

Sophia Lindner: Es ist eine Chance, Feedback zur Skalierung zu bekommen, Partner entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu finden – von Material über MedTech bis Performance – und Türen in Märkte zu öffnen, in denen Tanz als Athletik verstanden wird.

Wie bereitest du dich innerlich darauf vor, nicht nur über ein Produkt, sondern über eine Vision zu sprechen?

Sophia Lindner: Ich verankere mich im Why.

Markus Elsässer
Markus Elsässer
Markus Elsässer ist Gründer und Herausgeber des StartupValley Magazins und unterstützt mit seiner langjährigen Erfahrung Gründer und Start-ups mit praxisnahen Strategien und innovativen Lösungsansätzen. Neben der Organisation von Start-up-Events und Investitionen in zukunftsweisende Projekte begleitet er nun mit seinem Team den Umstieg von Verbrenner auf Elektromobilität im neuen Elektroauto-Magazin eAUTO Einsteiger – sowohl redaktionell als auch auf YouTube.
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