Agrilution Plantcube: Dein smartes Vertical Farming System für Zuhause
Stellen Sie sich und das Startup Agrilution doch kurz unseren Lesern vor!
Ich bin Max Lössl, CEO und Co-Gründer von Agrilution. Lösungen für die Umwelt und Gesellschaft zu finden, insbesondere im Hinblick auf gesunde Ernährung, haben mich seit Kindesalter beschäftigt und 2013 auch zur Gründung von Agrilution geführt.
Agrilution bringt mit dem Plantcube das Konzept des Vertical Farming (Anbau von Pflanzen unter kontrollierten Bedingungen in mehrere Lagen) bis in die eigenen vier Wände, das ist unser Alleinstellungsmerkmal. Generell geht es im Vertical Farming darum, Nahrungsmittelproduktion bei immer knapper werdenden Agrarflächen neu zu denken und bei gleichzeitig steigender Bevölkerung Alternativen zu finden, Nahrungsmittel so nah wie möglich an den Ort des Konsums zu bringen. Um Bodenflächen zu sparen wird in mehreren Lagen übereinander angebaut, wobei alle Umgebungsparameter um die Pflanze herum optimiert werden: d.h. Anbau ohne Erde, ca. 60% weniger Dünger und 98% weniger Wasserverbrauch.
Zurück zum Plantcube: in unserem geschlossenen Ökosystem wachsen Kräuter, Salate und Micro-Greens unter optimalen Wachstumsbedingungen mit kontrolliertem Licht, Klima sowie einer automatisierten hydrophonischen Bewässerung. So entstehen Pflanzen mit einer bis zu durchschnittlich 30% höheren Nährstoffdichte und gleichzeitig werden die Böden und die Umwelt geschont. Ganz ohne Transportwege, Kühlungsketten oder Plastikmüll. Die Greens können ganz einfach zuhause angepflanzt und genossen werden. Die Ernte landet unmittelbar auf dem Teller und behält somit, die für uns Menschen so wichtigen sekundären Pflanzenstoffe. Hier trifft Geschmack auf einen gesunden und natürlichen Immunsystem Booster. Der ganze Wachstumsprozess wird mit einer smarten Technologie gesteuert und kontrolliert.
Warum haben Sie sich entschieden ein Unternehmen zu gründen?
Ich bin in China aufgewachsen, wo meine Mutter als Entwicklungshelferin gearbeitet hat. Dort habe ich den Kontrast zwischen technischem Komfort und tiefster Armut sowie Mangelernährung täglich hautnah erlebt. Diese Erfahrungen haben mich grundlegend geprägt. Während meiner Zeit bei Greenpeace in Neuseeland, habe ich das für mich wegweisende Buch von Dr. Dickson Despommier entdeckt und gelesen. Auf Empfehlung des Autors ging ich nach Den Bosch zum Studium in die Niederlande, wo definitiv der Grundstein für die spätere Gründung meines Unternehmens gelegt wurde. Ich wollte die Idee des Vertical Farming ganz zu Ende denken, um die Vorteile der Technologie voll auszuschöpfen, daraus entstand die Vision eine Mini-Vertical-Farm in jedes Zuhause zu bringen.
Die Motivation ein eigenes Unternehmen zu gründen, war aus dem Drang zu handeln entstanden: Tatsächlich einen aktiven Beitrag zu leisten, Landwirtschaft neu zu denken für eine gesündere Ernährung und Umwelt, um unseren Planeten auch für zukünftige Generationen zu erhalten.
Welche Vision steckt hinter Agrilution?
Unsere Mission ist es, die persönliche Gesundheit und das Wohlbefinden der Menschen zu stärken durch eine optimale Nährstoffversorgung mit Pflanzen aus unserer Mini-Vertical-Farm, basierend auf Nachhaltigkeit und maximal möglichen Entlastung der Umwelt.
Von der Idee bis zum Start was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?
Eine der größten Herausforderungen war, ganz klar, das Produkt selbst und gleichzeitig eine neue Gerätekategorie zu entwickeln. Es war eine Sache, unser Ökosystem auszutüfteln, dieses dann jedoch bis zur Serienproduktion und Vermarktung zu bringen, hat uns immer wieder vor neue technische, aber auch finanzielle Herausforderungen gestellt. Wir durften echt viel lernen z.B. auch über Fundraising. Zu Beginn wurde das Unternehmen über Business Angels und Venture Capital finanziert, was sehr viel Energie gefordert hat, die im Aufbau des Unternehmens besser investiert gewesen wäre. Wir hatten großes Glück. Seit Ende 2019 gehören wir zur Miele-Gruppe, ein wertebasiertes Familienunternehmen, das unsere Vision teilt und unser Wachstum langfristig unterstützen will.
Wer ist die Zielgruppe von Agrilution?
Zunächst einmal ist es unser Wunsch und Ziel, mittel- und langfristig möglichst vielen Menschen Zugang zu frischem und gesundem Gemüse, Salaten und Kräutern zu ermöglichen. Insbesondere in urbanen Ballungszentren. Aktuell können wir unsere Zielgruppen wie folgt beschreiben.
Es gibt eine zunehmend wachsende Zahl an Menschen, die sich einem bewussten Lebensstil zuwenden, denen gesunde Ernährung, Achtsamkeit und unsere Umwelt wichtig sind. Hierzu gehören besonders Kleinfamilien, Vegetarier, Veganer, aber auch Flexitarier. Wir wissen, dass diese Zielgruppe es in hohem Maße schätzt, dass wir umweltschonend agieren, kein genmanipuliertes Saatgut verwenden und keine Pestizide zum Einsatz kommen. Außerdem kommt die hohe Nährstoffdichte unserer Greens sehr gut an.
Unsere zweite Zielgruppe sind kulinarisch begeisterte Hobbyköche, die nach ausgefallenen Pflanzensorten von hoher Qualität suchen und mit uns saisonal völlig unabhängig sind.
Last but not least gehören zu unserem Kundenkreis die Tech Early Adopters. Das sind technologieaffine Kunden, die die neuesten Smart Home Geräte in ihrem Haushalt wollen und einen großen Wert auf Design und Funktionalität legen.
Wie funktioniert Agrilution? Wo liegen die Vorteile? Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?
Unser Plantcube ist mehr als nur ein automatischer Blumentopf. Er bietet ein geschlossenes Ökosystem mit kontrolliertem Licht und Klima sowie einer automatisierten hydroponischen Bewässerung. Somit ist jeder Tag ein idealer Frühlingstag für die Pflanzen darin, völlig unabhängig von der Jahreszeit. Frei von Pestiziden und anderen Umwelteinflüssen wachsen sie außerdem zwei- bis dreimal schneller als im traditionellen Anbau. Ein zweilagiges Schubladensystem ermöglicht das Anpflanzen von jeweils 9 unterschiedlichen Greens auf jeder Ebene. Insgesamt fasst der Plantcube bei voller Auslastung 18 Seedbars mit den ganz individuellen Lieblingsgreens aus dem Sortiment: von Salaten über Kräuter bis hin zu Smoothies oder Tee. Die sogenannten Seedbars sind das 100% biologisch abbaubare Substrat, in dem sich das Saatgut befindet.
Das System wird automatisch über die Agrilution Cloud gesteuert, wobei die benutzerfreundliche und selbsterklärende Agrilution App Einblick in den Wachstumsprozess, Hinweise zur Ernte oder zur notwendigen Wartung gibt – aber auch ganz einfach Bestellungen neuer Seedbars ermöglicht. Über den Cinema-Modus kann das Gerät außerdem für zwei Stunden auf ganz leise und dunkel gestellt werden.
Wie hat sich ihr Unternehmen mit Corona verändert?
Unser Unternehmen selbst hat sich nicht verändert da wir sowieso nur mit digitalen Tools arbeiten, die auch das remote Arbeiten aus dem Home-Office ermöglichen. Wir haben eher unsere Unternehmensprozesse etwas angepasst, um für möglichst hohe Sicherheit für die Mitarbeiter zu sorgen. Allerdings hat Corona deutlich gezeigt, dass insbesondere in Großstädten die Versorgung mit gesunden Lebensmitteln durch lokalen Anbau nicht abzudecken ist. Die Nachfrage nach unserem Plantcube ist merklich gestiegen.
Wie haben Sie sich darauf eingestellt und welche Änderungen haben Sie vorgenommen?
Da wir als digitales und agiles Unternehmen aufgestellt sind, konnten wir in den meisten Bereichen normal weiterarbeiten. Das Arbeiten von zuhause war für uns nichts Neues – wir haben diese Option lediglich erweitert. Wenn notwendig, arbeiten manche Mitarbeiter auch weiterhin vor Ort. Dies betrifft insbesondere das Arbeiten im Labor, die Pflanzenforschung und die Seedbar-Produktion. Hier haben wir klare Hygiene-Regeln entwickelt, zum bestmöglichen Schutze aller.
Wo sehen Sie in der Krise die Chance?
Ich nehme Covid als ein Wachrüttler für die Gesellschaft wahr. Die aktuelle Situation hat sowohl das Thema Nachhaltigkeit als auch das Bewusstsein für gesunde Ernährung geweckt.
Agrilution, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Unsere nächsten Schritte sind definitiv der Internationalisierung gewidmet. In den letzten Wochen sind Österreich und Schweiz sowie Benelux dazugekommen, weitere Länder werden folgen. In fünf Jahren möchten wir erreicht haben, dass die Markenbekanntheit von Agrilution soweit gereift ist, dass unser Firmenname automatisch mit gesunder Ernährung mittels Vertical-Farmings für Zuhause in Verbindung gebracht wird.
Außerdem arbeiten wir an weiteren Gerätevarianten für erweiterte Zielgruppen und hoffen bis dahin auf erfolgreiche Marktresonanz.
Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?
Erstens: Eine klare Zieldefinition, d.h. zu wissen, wo ich hinwill, gepaart mit einer positiven Einstellung, einem bewusstem Mindset, sind aus meiner Sicht die wichtigsten Grundlagen für Erfolg. Mit dem richtigen Maß an Durchhaltevermögen öffnen sich auf dem Weg zum Ziel immer wieder neue Optionen.
Zweitens: Ich habe gelernt, dass die Zeit eine der wichtigsten Ressourcen für einen Gründer ist. Auch in aufregenden Situationen Geduld und Ruhe bewahren hat sich für mich bewährt.
Drittens: Achtsamkeit gegenüber Mitarbeitern aber auch für sich selbst sind wichtige Faktoren für einen langfristig gesunden Arbeits- und Lebensstil. Dazu gehört eine gute Ernährung, ausgleichender Sport, Natur, aber auch genügend Schlaf und wer offen dafür ist, tägliche Meditation zur Fokussierung der Energie.
Weitere Informationen finden Sie hier
Wir bedanken uns bei Max Lössl für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder