Mittwoch, Oktober 15, 2025
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Wie KI endlich echte Barrierefreiheit möglich macht

alangu wird am 20. Oktober 2025 um 20:15 Uhr in der Höhle der Löwen pitchen und zeigt, wie künstliche Intelligenz und Gebärdensprache zusammenkommen, um digitale Barrieren endlich wirklich abzubauen.

Wie ist das Startup entstanden und welche Personen stehen dahinter?

alangu wurde 2023 von Alexander Stricker, Norbert Helff, Prof. Dr. Elisabeth André von der Universität Augsburg und Dr. Patrick Gebhard vom DFKI gegründet. Das Team vereint jahrzehntelange Erfahrung in KI, Gebärdensprache, Inklusion und Avataren.

In welcher Branche ist alangu tätig und was zeichnet das Geschäftsmodell aus?

alangu agiert im Bereich digitale Barrierefreiheit und KI-Sprachtechnologie. Das Geschäftsmodell basiert auf einer modularen Plattform, mit der Unternehmen und öffentliche Einrichtungen Gebärdensprachübersetzung direkt in ihre Services integrieren können.

Welche Idee oder welches Problem stand am Anfang der Gründung? Gab es eine Marktlücke oder eine besondere Inspiration?

Für rund 70 Millionen gehörlose Menschen weltweit ist Gebärdensprache ihre Muttersprache und Textsprache eine Fremdsprache. Digitale Barrierefreiheit hört oft bei geschriebenem Text auf. Unsere Gründung begann mit einer einfachen, aber großen Frage: Wie lassen sich Inhalte automatisch und leicht zugänglich in Gebärdensprache übertragen, wenn es viel zu wenige Dolmetscher:innen gibt und die Lösung skalierbar sein muss? Darüber hinaus gibt es mittlerweile Gesetzgebungen, die Digitale Barrierefreiheit vorschreiben und in vielen Bereichen technische Lösungen erfordern.

Was macht das Konzept oder die Technologie besonders? Welche innovativen Ansätze kommen zum Einsatz?

Unsere KI übersetzt Texte automatisiert in Gebärdensprache und visualisiert sie über 3D-Avatare. Dabei kombinieren wir multimodale Daten, eigens trainierte Modelle und linguistische Regeln. Außerdem arbeiten Gehörlose und Hörende gemeinsam in allen Entwicklungsschritten zusammen und sichern somit die Qualität der Übersetzungen ab. Ein Ansatz, den es so bisher nicht gab.

Welche konkreten Vorteile bietet alangu den Nutzerinnen und Nutzern? Was hebt es im Alltag vom Wettbewerb ab?

Gehörlose Menschen erhalten Informationen in ihrer Muttersprache, ohne Hürden und ohne Wartezeiten auf Dolmetscher:innen. Unternehmen und Behörden können mit wenigen Klicks barrierefreie Kommunikation anbieten und erweitern ihre Zielgruppe mit einem optimierten Serviceangebot für Gehörlose.

Wie wurde das Produkt entwickelt und getestet? Gab es besonderes Feedback aus ersten Anwendungen oder Testphasen?

Wir arbeiten eng mit gehörlosen Expertinnen und Experten, Wissenschaftler:innen und Entwickler:innen zusammen. In Kooperation mit ca. 35 Kommunen haben wir in einem mehrstufigen Verfahren die erste Version unseres Gebärdensprach-Avatar-Baukastens entwickelt und sukzessive weiterentwickelt. Inzwischen ist dieser als vollumfängliches Produkt bei mehr als 160 Kommunen und Unternehmen im Einsatz und arbeiten an neuen Funktionen und einer Echtzeitübersetzung für verschiedene Use-Cases.

Welche Vision verfolgt alangu ? Welche Meilensteine sollen in den nächsten Jahren erreicht werden?

Unsere Vision ist, dass digitale Barrierefreiheit selbstverständlich wird, weltweit und in jeder Sprache. In den nächsten Jahren wollen wir den Markt in Deutschland mit einem breiteren Übersetzungsvokabular für unterschiedliche Use-Cases skalieren und unser System auf weitere Gebärdensprachen ausweiten. So sind Anwendungen für E-Commerce und Online-Shops bereits umgesetzt, Ansagen an Bahnhöfen und Flughäfen werden in Echtzeit künftig auch in Gebärdensprache verfügbar sein.

Warum fiel die Entscheidung, sich bei Höhle der Löwen zu präsentieren? Welche Aspekte stehen dabei im Vordergrund?

Die Plattform bietet enorme Sichtbarkeit für ein gesellschaftlich relevantes Thema. Wir wollen zeigen, dass Inklusion und Hightech kein Widerspruch sind. Und da KI-Entwicklung in einem innovativen Umfeld ein investiver Bereich ist, steht zuletzt auch die Suche nach Partner im Vordergrund, die bereit sind diese Mission zu teilen und zu begleiten

Welche nächsten Schritte sind nach Höhle der Löwen geplant? Gibt es konkrete Pläne für Wachstum, Skalierung oder neue Entwicklungen?

Wir skalieren aktuell unsere Plattform, bauen den Vertrieb aus und planen Pilotprojekte in verschiedenen Branchen im GovTech-Bereich als auch mit großen Unternehmen und nehmen noch Investoren auf.

Welche Erfahrungen und Erkenntnisse haben sich auf dem bisherigen Weg als besonders wertvoll erwiesen?

Der direkte Austausch mit der gehörlosen Community war entscheidend. Echte Teilhabe entsteht nur, wenn Betroffene mitgestalten. Außerdem zeigte sich: Innovation und Inklusion beschleunigen sich gegenseitig. Das erreichte konnten wir nur gemeinsam im Team mit Gehörlosen und Hörenden erreichen. Inklusion und Technologieentwicklung schließen sich nicht aus!

Welche Ratschläge lassen sich aus diesen Erfahrungen ableiten, die für andere Gründerinnen und Gründer hilfreich sein könnten?

Früh mit Nutzer*innen sprechen, mutig denken und konsequent sozial wirksame Lösungen skalieren. Gleichzeitig gehört dazu, Rückschläge auszuhalten, Entscheidungen zu hinterfragen und Kurswechsel nicht als Scheitern zu sehen. Technologie ist kein Selbstzweck, sie muss Menschen erreichen und echte Probleme lösen.

alangu am 20. Oktober 2025 in der Höhle der Löwen

Bild: Christina Schäfer und Alexander Stricker präsentieren mit „alangu“ eine KI-basierte Gebärdensprach-Übersetzung per Avatar. Sie erhoffen sich ein Investment von 900.000 Euro für 10 Prozent der Firmenanteile.
Bild @ RTL / Bernd-Michael Maurer

Wir bedanken uns bei Christina Schäfer und Alexander Stricker für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder

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