App Camps: Wir wollen so allen jungen Menschen die Möglichkeit bieten programmieren zu lernen
Stellen Sie sich und Ihr Startup Unternehmen App Camps doch kurz vor!
Ich bin Philipp, einer der Gründer von App Camps. App Camps ist ein Non-Profit mit dem Ziel, Schülerinnen und Schüler fürs Programmieren zu begeistern. Wir entwickeln eine Plattform und Unterlagen für Lehrkräfte, damit sie im Klassenzimmer mit Schülerinnen und Schülern programmieren können. Wir wollen so allen jungen Menschen die Möglichkeit bieten, das einmal selbst auszuprobieren.
Dabei wollen wir vor allem auch diejenigen erreichen, die bislang wenig im Tech-Bereich vertreten sind: Mädchen und Jugendliche mit Migrationshintergrund. Technologie verändert unsere Welt und nimmt Einfluss auf unser Leben – daher ist es wichtig, dass möglichst viele unterschiedliche Personengruppen daran beteiligt sind.
Wie ist die Idee zu App Camps entstanden?
Der Start war das App Summer Camp 2013 – gemeinsam mit meiner Frau und Mitgründerin Diana haben 12 Mädchen Grundlagen der Programmierung gelernt und eigene App Ideen umgesetzt. Das war als einmaliges Projekt in unserer Freizeit geplant, wir hatten damals beide in anderen Jobs gearbeitet. Das ZDF hat über uns berichtet und wir haben immer mehr Anfragen von Lehrern, Eltern, Vereinen und Jugendlichen bekommen. Die kurze Story: irgendwann mussten wir uns zwischen App Camps und unseren ‘normalen’ Jobs entscheiden. Wir haben uns für App Camps entschieden.
Von der Idee bis zum Start was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?
Eine große und gleichzeitig die spannendste Herausforderung war es, die Offline-Workshops skalierbar zu machen. Anfangs haben wir selbst die Workshops gegeben – d.h. Diana oder ich mit 25 Jugendlichen. Damit erreicht man aber nicht besonders viele, und unser Ziel ist es ja, dass alle junge Menschen das zumindest einmal ausprobieren können. Nur mit außerschulischen Angeboten ist das schwierig, weil man damit vor allem die anspricht, die in diesem Bereich bereits gefördert werden.
Deshalb haben wir ein Konzept entwickelt, wie wir unsere Kursinhalte Lehrkräften online zur Verfügung zu stellen. Wir haben das zu einem sehr frühen Zeitpunkt in Schulklassen getestet. Dabei haben wir wirklich sehr viel gelernt und das hat auch großen Spaß gemacht, auch wenn es am Anfang teilweise ganz schön chaotisch war.
Wie haben Sie sich finanziert?
Ganz am Anfang durch Preisgeld – 2014 haben wir den Actfor Impact Wettbewerb der Vodafone Stiftung und der Social Entrepreneurship Akademie gewonnen. Das war für den Start sehr hilfreich. Anfang 2016 Jahre sind wir ins Finale der Google Impact Challenge Deutschland gekommen und erhalten eine größere Finanzierung. Außerdem arbeiten wir schon länger mit IT-Firmen zusammen, die unsere Arbeit finanziell unterstützen, z.B. im Rahmen des App Summer Camps 2016.
Und wir bieten Firmen immer wieder Workshops für Mitarbeiter zum Thema “Coding Basics” an. Dort zeigen wir wie Apps entstehen, was Programmieren bedeutet und welche Konzepte in der Informatik eine wichtige Rolle spielen. Alles ganz praktisch und mit viel Spaß. Über die Einnahmen dieser Firmenworkshops finanzieren wir das kostenlose Angebot für Schulen quer. Da haben wir mittlerweile eine tolle Kundenliste – z.B. HypoVereinsbank, XING, Google, Facebook, OTTO.
Wer ist die Zielgruppe von App Camps?
Erreichen wollen wir mit unserem Angebot Jugendliche, unsere Zielgruppe sind aber Lehrkräfte und andere Personen, die im Bildungsbereich arbeiten. Wir wollen, dass unsere Inhalte an Schulen kommen, weil so wirklich alle Jugendliche programmieren einmal ausprobieren können. Im Schuljahr 2015/16 haben mehr als 3000 Schülerinnen und Schüler mit unseren Unterlagen Apps entwickelt.
Welche Kurse bieten Sie an?
Momentan bieten wir den Kurs “App Entwicklung im Unterricht” an. Die Jugendlichen programmieren insgesamt 5 verschiedene Apps und lernen Grundkonzepte der Informatik wie z.B. if-then-else oder Variablen kennen. Außerdem bekommen sie im Laufe des Kurses Einblicke in die Berufswelt durch kurze Videos, in denen richtige Software-Entwicklerinnen und Entwickler Konzepte erklären.
Wir entwickeln gerade einen neuen Kurs zum Thema Websites programmieren mit HTML&CSS, und haben bereits eine lange Liste an weiteren Themen.
Wie lange dauern die Kurse?
Der Kurs “App Entwicklung im Unterricht” ist für 7 x 90 Minuten konzipiert. Es ist aber auch möglich, den Kurs kürzer oder auch länger zu machen. Zukünftige Kurse werden wir modular gestalten, so dass Lehrkräfte sich die Inhalte selbst zusammenstellen können.
Wie ist das bisherige Feedback?
Wir bekommen viel positives Feedback für unser Angebot und den Kurs. Dabei merken wir immer wieder, wie groß die Nachfrage nach solchen Inhalten für die Schule ist. Bis heute investieren wir deutlich mehr Zeit und Aufwand in Weiterentwicklung unseres Produkts als in Marketing. Und trotzdem registrieren sich immer mehr Lehrkräfte auf unserer Online-Plattform und nutzen die Unterlagen.
Ein großes Problem ist leider immer wieder die Technik – die Ausstattung und der Zustand von Computern bzw. Internet ist teilweise sehr schlecht. Wir hören immer wieder, dass Lehrkräfte mit ihren Schülerinnen und Schülern den Kurs machen wollen, es aber technisch nicht möglich ist. Dabei benötigt man z.B. für den Kurs “App Entwicklung im Unterricht” nur Computer und Internetbrowser. Aber selbst das ist manchmal nicht vorhanden oder nicht einsatzbereit. Da hoffen wir einfach, dass sich der Zustand nach und nach bessert, denn das können wir leider nicht beeinflussen.
App Camps, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Wir wollen allen Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit bieten, Programmieren zu lernen. Es sind weitere Kurse und Inhalte geplant, um das Thema soll auch in andere Fächer zu bringen – z.B. Kunst, Mathematik, Physik, oder Sprachunterricht. Außerdem wollen wir auch andere Themen aufbereiten, die heute immer wichtiger werden, wie z.B. Datenschutz oder Open Source.
Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründerinnen mit auf den Weg geben?
Tipp 1: Das Produkt so früh es geht mit der Zielgruppe ausprobieren, auch wenn es sich zu früh anfühlt. So lernt man einfach am meisten.
Tipp 2: Auch wenn Pitches, Wettbewerb, Startup Konferenzen, usw., viel Spaß machen – Produktentwicklung ist wichtiger und man sollte genau überlegen, wie man seine Zeit nutzt.
Tipp 3: Manchmal ist es besser, einfach zu machen – “ask for for giveness, not for permission”.
Wir bedanken uns bei Philipp Knodel für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.