aWATTar: Wir sind der erste Stromanbieter mit einem Tarif, der bei viel Wind oder Sonnenschein günstiger wird
Stellen Sie sich und das Startup aWATTar doch kurz unseren Lesern vor!
Also ich bin einer der Gründer von aWATTar, einem neuartigen Stromversorger, der eine spezielle grüne Mission verfolgt und völlig unabhängig von den Landesversorgern als Startup unterwegs ist. Ich komme selbst aus der Energiebranche und habe einige Zeit für E.ON (großes EVU in Deutschland) Strategieentwicklung betrieben. aWATTar ist seit 2015 auf dem österreichischen Strommarkt und verfolgt das Ziel, so viele dezentrale Speicher und andere Flexibilitäten wie möglich bei unseren Kunden zu aktivieren, damit mehr Solar- und Windstrom ins Netz passt. Wir versuchen quasi, den Energieverbrauch unserer Gesellschaft ein Stück weit mit der Natur zu synchronisieren („Energy in sync with nature“).
Wie ist die Idee zu aWATTar entstanden und wie haben Sie sich als Gründerteam zusammengefunden?
In meiner Zeit bei E.ON wurde uns langsam aber sicher klar, dass der durchschlagende Erfolg von Wind- und Solarkraft den Strommarkt komplett auf den Kopf stellen würde. Und nicht nur das, sondern auch, dass sich Strom aus Wind und Sonne langfristig selbst unwirtschaftlich machen wird, wenn man ihn nicht speichern kann: plakativ gesagt, wozu brauche ich zusätzlichen Windstrom, wenn eh schon gerade mehr im Netz ist als verbraucht werden kann? Mir wurde außerdem schnell bewusst, dass man durch eine internetbasierte Steuerung viele Dinge bei den Kunden tun können würde, die vorher undenkbar waren. Da ich selbst kein IT-Genie bin, habe ich dann für diesen Part noch einen Partner gesucht, den ich in Peter Votzi, meinem Mitgründer und CTO, gefunden habe. Ich habe ihn im Impact Hub Vienna kennengelernt, und nachdem er bei einem unserer damaligen Testkunden erfolgreich eine Wärmepumpe über das Internet „angesprochen“ hatte war die Sache quasi klar 😉
Von der Idee bis zum Start was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?
Wir haben uns am Anfang ausschließlich durch Gespartes bzw. Zuschüsse aus dem privaten Umfeld sowie Förderungen finanziert. Ich würde sagen die größte Herausforderung war es, die Zeiten zu überstehen, in denen der Ausblick auch mal nicht so rosig war. Man glaubt gar nicht wie träge die Leute sind, wenn es darum geht, den Stromanbieter zu wechseln. Man braucht in diesem Geschäft schon einen längeren Atem.
Wer ist die Zielgruppe von aWATTar?
Unsere Zielgruppe sind vor allem Einfamlienhausbesitzer, die gerne mehr für die Energiewende tun würden. Und die dabei gerne auf Strom setzen, z.B. mit einem Elektroauto, einer Wärmepumpe (einer fast komplett erneuerbaren strombasierten Art von Heizung) oder einer PV-Anlage mit Heimbatterie.
Wie funktioniert aWATTar?
Wir sind der erste Stromanbieter mit einem Tarif, der bei viel Wind oder Sonnenschein günstiger wird. So setzen wir Anreize für unsere Kunden, den Verbrauch in diese Zeiten zu verlagern. Oder automatisch per Internet verlagern zu lassen. Und das geht besonders gut mit größeren Stromverbrauchern wie eben einer Wärmepumpe oder einem Elektroauto, oder einem Heimspeicher. Um unseren stündlichen Tarif HOURLY nutzen zu können braucht man einen Smart Meter. Und um den Verbrauch automatisch zu verlagern, eins der Geräte unseres wachsenden Partnernetzwerks.
Welche Vorteile bietet aWATTar?
Mit unserem stündlichen Tarif und einer entsprechenden Automatisierung leistet man einen aktiven Beitrag für die Energiewende. Man aktiviert quasi seine eigenen Speicher und stellt diese dem gesamten Stromnetz zur Verfügung. Das belohnen wir mit einer Einsparung, die bis zu 30% vom Energiepreis betragen kann.
aWATTar, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Wir hoffen, dass wir in 5 Jahren soweit sind, dass unsere Kunden dezentral so viel Strom speichern wie mindestens ein Speicherkraftwerk in den Alpen, das dann deswegen nicht gebaut werden musste! Diese Aktivität kann dann auch gerne über Österreich hinausgehen (wir haben Deutschland als nächstes im Visier).
Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?
1 Auf die Menschen kommt es an: Netzwerk nicht unterschätzen und Leute teilhaben lassen, die die richtige Motivation zeigen
2 Nein sagen: „Lean Startup“ und Pivoting ist zwar angesagt, aber man sollte schon klare Fakten verlangen, bevor man sich vom eigenen Weg abbringen lässt
3 Ab und zu mal innehalten und das Geschäftsmodell und die Finanzen aufs Neue durchrechnen
Weitere Informationen finden Sie hier
Wir bedanken uns bei Simon Schmitz für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.