Awwt revolutioniert den Kunstmarkt mit einer innovativen App, die Kunstwerke für jeden zugänglich und erschwinglich macht.
Können Sie uns kurz die Entstehungsgeschichte von Awwt erzählen und wie die Idee während Ihrer Weltreise entstanden ist?
Die Idee für Awwt entstand 2018, als wir die iranische Lut-Wüste durchquerten. Wir waren auf einer Überlandreise von Deutschland nach Japan unterwegs. Runan arbeitete bei Christie’s als Kunsthändlerin und Henning war Ingenieur bei Mercedes. Während der Reise hatten wir viel Zeit, nachzudenken und zu diskutieren. Eines Tages kamen wir auf das Thema Kunst zu sprechen und plötzlich wurde uns klar, dass Henning noch nie ein Kunstwerk gekauft hatte. Warum eigentlich nicht? Wo fängt man an, nach Kunst zu suchen? Was ist ein fairer Preis?
Und welche Art von Kunst würde ihm überhaupt gefallen? Dann wurde Runan bewusst, dass Galerien als „Gatekeeper“ dazu führen, dass nur 1 % der Künstler:innen wirklich Erfolg haben – was wiederum bedeutet, dass die Käufer:innen nur 1 % der verfügbaren Kunst überhaupt zu Gesicht bekommen. Das ist doch verrückt! Aus dieser Erkenntnis heraus haben wir die Vision von Awwt entwickelt und nach zwei Jahren war unsere App endlich startklar.
Welche Vision verfolgen Sie mit Awwt und wie planen Sie, diese Vision zu verwirklichen?
Die Vision von Awwt ist es, Menschen zu ermutigen, genauso selbstbewusst in ihrem visuellen Geschmack zu sein wie in ihrem Musikgeschmack. Wie oft stehen wir vor einem Kunstwerk und sind uns unsicher, ob wir unsere Meinung dazu äußern sollten oder könnten? Unsere „Awwtificial Intelligence“ ermöglicht es den Nutzer:innen, das perfekte Kunstwerk in der sicheren Umgebung ihres Zuhauses zu finden und dabei die Zeit zu sparen, die man sonst aufwenden müsste, um die passende Galerie zu finden.
Awwt bringt außerdem die 99 % der professionellen Künstler:innen, die von der aktuellen Kunstwelt vernachlässigt werden, auf den Markt. Wir wollen das Machtgefälle in der Kunstszene verändern, indem wir den Künstler:innen mehr Kontrolle über den Verkaufsprozess und faire Bedingungen geben.
Wie würden Sie die Zielgruppe von Awwt beschreiben und welche Bedürfnisse Ihrer Nutzer möchten Sie mit Ihrer App erfüllen?
Awwt richtet sich an vielbeschäftigte, erfolgreiche Digital Natives, die bereits Kunst gekauft haben, ebenso wie an Menschen, die bereit sind, Kunst zu besitzen, aber nicht wissen, wie oder wo sie anfangen sollen. Wir sprechen vor allem diejenigen an, die sich in der traditionellen Kunstwelt ausgeschlossen fühlen – sei es aufgrund fehlender Verbindungen, Wissenslücken oder einfach wegen der elitären Strukturen. Für diejenigen ist Awwt dann einfach der persönliche Art Advisor in der Hosentasche.
Welche größten Herausforderungen sind Ihnen auf Ihrem Weg zur Markteinführung begegnet und wie haben Sie diese gemeistert?
Eine der größten Herausforderungen war es, das Vertrauen der Künstler:innen zu gewinnen. Viele professionelle Künstler:innen stehen Online-Plattformen skeptisch gegenüber, vor allem, was den Kontext angeht, in dem ihre Werke präsentiert werden. Umso glücklicher sind wir, dass mittlerweile über 500 Kunstwerke auf Awwt zu finden sind – Tendenz steigend. Diese Profis schätzen unsere fairen Bedingungen und unser Ökosystem, aber vor allem glauben sie an unsere Vision. Auch der Aufbau unserer App brachte Herausforderungen mit sich, insbesondere die Frage, ob unser Algorithmus den Nutzer:innen tatsächlich dabei helfen würde, Kunstwerke zu finden, die sie lieben. Umso größer war die Freude, als nach dem Launch die ersten Verkäufe erfolgten.
Was unterscheidet Awwt von anderen Online-Kunstplattformen und macht Ihr Unternehmen einzigartig?
Als Nutzer:in möchte ich schnell und unkompliziert genau das Kunstwerk sehen, was meinem visuellen Geschmack entspricht oder diesen herausfordert. Das schaffen wir mit unserer „Awwtificial Intelligence“. Dadurch verhindern wir, dass die Menschen in einem Meer von Werken untergehen. Die Künstler:innen auf Awwt sind darüber hinaus alle handverlesen, topp ausgebildet und unserer Einschätzung nach überdurchschnittlich talentiert – und sie sind auf keiner anderen Plattform zu finden. Ein weiterer Vorteil ist, dass 80 % der Künstler:innen auf Awwt aus in der Kunstwelt unterrepräsentierten Gemeinschaften stammen, wie z.B. Frauen oder BIPoC. Das Ergebnis ist eine Vielfalt an Kunstwerken, die so bunt und vielfältig ist wie die Menschen, die sie kaufen. Diese Kombination aus fortschrittlicher Technologie, verborgenen Künstlerjuwelen und Diversität macht uns einzigartig.
Welche zukünftigen Entwicklungen und Erweiterungen planen Sie für Awwt?
Wir sind zuversichtlich, dass wir den “Code Of Beauty” geknackt haben werden in den nächsten Jahren, das bedeutet, Menschen werden in der Lage sein, aus ihrer Sicht schöne Dinge in vielen weiteren Lebensbereichen zu finden.
Was die Künstler:innen auf dem Awwt-Mutterschiff betrifft, so werden sie sich auf ihre Kunst fokussieren können, während wir uns um den internationalen Vertrieb, Ausstellungen und den bürokratischen Rest kümmern.
Wie haben Sie es geschafft, so viele professionelle Künstler für Ihre Plattform zu gewinnen und welche Vorteile bieten Sie diesen Künstlern?
Professionelle Künstler:innen sind sehr sensibel, was den Kontext ihrer Kunstwerke angeht, und sie schätzen es sehr, dass wir die Qualität der ausgewählten Künstler:innen zu unserer obersten Priorität gemacht haben.
Künstler:innen benötigen zudem Infrastruktur und Tools, um ihre Karrieren entwickeln zu können, die wir bieten und stetig ausbauen. Darüber hinaus bieten wir ihnen transparente und faire Bedingungen, die ihnen mehr Kontrolle über ihre Werke geben.
Wie nutzen Sie Künstliche Intelligenz, um die perfekten Kunstwerke für Ihre Nutzer zu finden, und wie funktioniert Ihre „Awwtificial Intelligence“?
Unsere „Awwtificial Intelligence“ funktioniert ähnlich wie die Algorithmen von Musik-Streaming-Diensten, etwa den Empfehlungen bei Spotify. Sie berücksichtigt implizit visuelle Merkmale wie Formen, Farben und Objekte, aber auch komplexere Ebenen wie Komposition. Darüber hinaus haben wir ein semantisches Verständnis entwickelt, das es uns ermöglicht, Handlungen, Stimmungen und Stile von Kunstwerken zu erfassen. Mit diesen Informationen können wir deine visuellen Präferenzen verstehen und das perfekte Kunstwerk für dich finden. Du kannst uns auch sagen, welche Künstler:innen dir gefallen oder welche Art von Kunst du magst, und wir finden eine passende Empfehlung auf unserer Plattform. Das Besondere daran ist, dass unser System nicht von menschlichen Vorurteilen beeinflusst ist, was uns erlaubt zu verstehen, warum wir etwas ästhetisch ansprechend finden.
Welche Rolle spielen faire Bedingungen und Nachhaltigkeit in Ihrem Geschäftsmodell?
Fair Trade und Nachhaltigkeit liegen uns am Herzen: In einer Welt, in der 65 % der Kunstabsolvent:innen Frauen sind, aber weniger als 10 % der Galerien weltweit eine 50/50-Aufteilung zwischen männlichen und weiblichen Künstler:innen repräsentieren, ist Vielfalt bei uns unverzichtbar – ohne dabei Kompromisse bei der Qualität einzugehen. Das Ergebnis ist, dass über 80 % unserer Künstler:innen aus unterrepräsentierten Gruppen stammen. Zudem erhalten die Künstler:innen einen größeren Anteil am Verkaufserlös. Unsere Nutzer:innen unterstützen die Künstler:innen, da sie über uns direkt die Kunst vom Produzent:in erwerden, was für die Käufer:innen nebenbei in einem günstigeren Preis resultiert. Im Gegensatz zu anderen Online-Plattformen erheben wir keine Gebühren von den Künstler:innen für die Teilnahme an Awwt.
Wie haben Ihre beruflichen Hintergründe als Ingenieur und Kunsthistorikerin zum Erfolg von Awwt beigetragen?
Unsere unterschiedlichen Hintergründe ergänzen sich überraschenderweise perfekt. Runan bringt ihre Expertise aus der Kunstwelt mit, während Henning die technische Seite der Plattform entwickelt. Diese Kombination aus Kunst und Technologie war entscheidend für die Entwicklung der App, die sowohl ästhetisch als auch funktional den Bedürfnissen unserer Nutzer:innen gerecht werden muss. Luxus von außen, Tech von innen. Anders gesagt: Wenn es nur Runan wäre, würde sie Kunst über PDFs verkaufen, und wenn es nur Henning wäre, könnte man nur Poster von Hundewelpen kaufen.
Welche drei Ratschläge würden Sie anderen Gründern geben, die ein eigenes Startup aufbauen möchten?
Fokus, Fokus, Fokus!
Wie stellen Sie sicher, dass Ihre App weiterhin benutzerfreundlich und innovativ bleibt, um den sich ändernden Bedürfnissen des Marktes gerecht zu werden?
Das ist eine großartige Frage. Das Feedback unserer Nutzer:innen ist das Rückgrat unserer Entwicklung. Nach dem Launch unserer App haben wir die meiste Zeit damit verbracht, auf unsere neugierigen Nutzer:innen zu hören und ihre Bedürfnisse zu verstehen, um uns stetig zu verbessern. Es ist definitiv nicht einfach, aber wir nehmen die Herausforderung gerne an.
Bildcredits Awwt
Wir bedanken uns bei Runan und Henning Dohrmann-Zhang für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.