Donnerstag, November 6, 2025
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Wie viel Gutes kann in einer Tasse Kaffee stecken?

Barista Royal ist eine inklusive Kaffeerösterei, die Menschen mit Behinderung beschäftigt und handwerklich gerösteten Premiumkaffee mit sozialem Engagement verbinde

Wie ist die Idee zu Barista Royal entstanden und wer sind die Menschen hinter dem Unternehmen?

Da muss ich selbst schmunzeln. In einem Satz: Bring zwei Kaffeeliebhaber und einen Moment der Verärgerung zusammen. Etwas weiter ausgeholt: Meine Schwester kam mit einer körperlichen Behinderung zur Welt und fand trotz größter Mühen einfach keinen Job. Zur gleichen Zeit fragte sich Michael, der Genießer unter uns Gründern, warum der Kaffee im Italienurlaub perfekt schmeckt, in Deutschland aber oft sauer oder ungenießbar. Als wir uns zusammensetzten, war die Idee geboren. Wir verbinden unsere Leidenschaft für perfekten Kaffee mit der aktiven Einbindung von Menschen mit Behinderung. Wir wollten beweisen, dass Social Entrepreneurship nicht nur eine Theorie von Universitätsprofessoren ist, sondern auch in der Praxis umgesetzt werden kann.

Was hat euch dazu bewegt, Kaffee mit sozialem Engagement zu verbinden und eine inklusive Rösterei aufzubauen?

In Deutschland gibt es etwa 3,1 Millionen Menschen mit Behinderung im arbeitsfähigen Alter. Ein Viertel aller Betriebe mit mindestens 20 Mitarbeitern beschäftigt jedoch keinen einzigen schwerbehinderten Menschen. Diese Ungerechtigkeit wollten wir nicht hinnehmen. Gleichzeitig haben wir entdeckt, dass Menschen mit Behinderung genau die Eigenschaften mitbringen, die perfekten Kaffee ausmachen: diese unglaubliche Detailverliebtheit, diese Geduld bei der Handselektion und diese Präzision beim Rösten. Es gibt nur wenige Menschen, die so detailversessen an einer Sache arbeiten. Das ist keine Schwäche, sondern ihre Superkraft!

Welche Vision verfolgt Barista Royal mit seinem Ansatz, hochwertigen Kaffee und gesellschaftliche Verantwortung zu vereinen?

Unsere Vision ist Inklusion in Reinform: Beim gemeinschaftlichen Rösten von Kaffee interessiert es niemanden, ob jemand aufgrund eines beeinträchtigten Körperteils oder einer eingeschränkten geistigen Fähigkeit als „behindert” eingestuft wird. Jeder macht seine Sache so gut wie möglich, und wo es hapert, hilft man seinem Nächsten. Von der rohen Bohne bis zur Tasse Kaffee wollen wir genau das verbinden, was wir mit gutem Kaffee verbinden: Freude und Genuss. Und wir wollen zeigen, dass soziale Verantwortung über fairen Handel hinausgeht – sie beginnt hier, bei uns, in unserer Gesellschaft.

Wie gelingt es euch, trotz handwerklicher Röstung und sozialer Produktion wirtschaftlich nachhaltig zu arbeiten?

Die ehrliche Antwort? Die letzten Jahre waren verdammt hart. Explodierende Rohbohnenpreise, Lohnkosten, Gas, Miete – alles ist teurer geworden. Dazu noch eine immer komplexere Bürokratie, die alles andere als Startup freundlich ist in Deutschland. Auch wir mussten unsere Preise anpassen. Obwohl wir eigentlich noch höher gehen müssten, kostet unser Kaffee aber nach wie vor nicht mehr als der bei anderen lokalen Röstereien.

Wir haben die Preiserhöhung auch Transparent an unsere Kunden kommuniziert und sogar Nachrichten und Anrufe erhalten, dass sie es verstehen und die Offenheit sehr schätzen. Wir durften erleben, dass es auch Menschen gibt, die für echte Werte und Arbeit am und mit Menschen zu zahlen. Nicht für ein gekauftes Siegel auf der Packung, sondern für das Wissen, dass ihr Kaffee von Menschen geröstet wurde, die ihre Arbeit lieben und darin aufgehen. Die Detailverliebtheit unserer Rösterinnen und Röster ist kein Label – sie ist unser Qualitätsversprechen. Jede Bohne, die sie aussortieren, jede Röstung ist Handarbeit und macht unseren Kaffee zu dem, was er ist, getreu unserer Vision: Mit gutem Kaffee Gutes tun.

Ja, die Produktion dauert länger, und das bedeutet höhere Produktionskosten. Aber während andere Kaffeemarken in Marketingkampagnen und teure Zertifikate investieren, stecken wir jeden Euro in das, was zählt: Menschen und Qualität. Unsere Kunden kaufen nicht nur Kaffee – sie werden Teil einer Bewegung. Und das ist unbezahlbar. Wirtschaftlich nachhaltig sind wir, weil wir bewiesen haben: Soziales Engagement und Premium-Qualität sind kein Widerspruch. Sie sind die perfekte Verbindung.

An wen richtet sich euer Angebot – eher an bewusste Konsumenten oder auch an Firmenkunden, die Wert auf fairen Kaffee legen?

Unser Kaffee ist für alle, die verstehen. Genuss und Verantwortung schließen sich nicht aus, sondern verstärken sich gegenseitig. Das sind Privatpersonen, die ihren Kaffee morgens mit dem guten Gefühl trinken, etwas Sinnvolles zu unterstützen. Und es sind Unternehmen, die ihren Mitarbeitern und Kunden zeigen wollen: Wir leben Inklusion nicht nur in Hochglanzbroschüren, sondern auch in der Kaffeeküche. Jede Tasse ist ein Statement für eine Gesellschaft, in der jeder seinen Platz hat.

Wie stellt ihr sicher, dass eure Kaffees sowohl geschmacklich als auch ethisch höchste Qualität bieten?

Von der Handselektion über das händische Kleben der Etiketten bis hin zur Röstung wird bei uns sehr viel Zeit und Detailarbeit investiert. Unsere Rösterinnen und Röster verfügen über individuell ausgeprägte, besondere Fähigkeiten – und genau diese Liebe zum Detail macht den Unterschied. Alle Bohnen werden sortenrein und schonend im Trommelröstverfahren geröstet, denn jede Kaffeesorte hat einzigartige Eigenschaften – genau wie jeder Mensch. Und unsere Verpackungen? Sie sind aluminiumfrei!

Was unterscheidet Barista Royal von anderen Röstereien, die ebenfalls auf Nachhaltigkeit setzen?

Bei uns steht niemand mit Stoppuhr neben dem Röster. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben Zeit – Zeit für Perfektion, Zeit für Details, Zeit für jeden einzelnen Arbeitsschritt. Diese Ruhe und Konzentration, die Menschen mit Behinderung in ihre Arbeit legen, ist unser Geheimnis. Sie sehen Dinge, die anderen entgehen. Und Sie spüren, wann die Röstung perfekt ist. Sie haben diese besondere Gabe der absoluten Fokussierung.
Wir haben keine Hochglanzbroschüre über unsere Nachhaltigkeitsstrategie. Wir haben Röster, die morgens mit einem Lächeln zur Arbeit kommen. Und wir haben Kaffee, der nach mehr schmeckt als nur nach gutem Gewissen – er schmeckt nach echter Handwerkskunst. Das macht uns anders. Das macht uns echt. Das beginnt übrigens schon im Einkauf und Import von Bohnen, denn hier macht es ebenfalls einen großen Unterschied.

Barista Royal Geschenk Übergabe Frau übergibt Mann das Paket - Mood Bild

Welche Herausforderungen bringt die Zusammenarbeit mit Menschen mit Behinderung mit sich und wie begegnet ihr diesen?

Die Abstimmung zwischen uns und der Rösterei für Menschen mit Behinderung gleicht manchmal dem Jonglieren mit Kaffeebohnen. Es gibt eigene Abläufe, die genau auf die Menschen mit Behinderung abgestimmt sein müssen.
Wir haben gelernt, flexibel zu planen. Wenn eine wichtige Großbestellung reinkommt und ausgerechnet dann jemand krank wird oder die Gruppe einen Ausflug macht, müssen wir umdenken. Puffer einbauen. Anders kommunizieren. Wir arbeiten mit Bildern, Farbcodes und individuellen Anleitungen – je nachdem, was für wen am besten funktioniert.
Die größte Lernkurve für uns? Zu verstehen, dass der Spagat zwischen dem therapeutischen Auftrag und unseren Qualitätsansprüchen keine Hürde, sondern eine Chance ist. Wir mussten lernen, in anderen Zeitdimensionen zu denken. Ein neuer Mitarbeiter braucht vielleicht drei Monate statt drei Wochen Einarbeitung. Dafür bleibt er oft jahrelang dabei und wird richtig gut. Das ist nachhaltiger als jede Quick-and-Dirty-Lösung.

Wie möchtet ihr die Marke Barista Royal in den nächsten Jahren weiterentwickeln?

Für uns ist Inklusion kein Charity-Projekt, sondern ein Erfolgsmodell. Bereits 2022 haben wir bewiesen, dass unser Konzept über Kaffee hinaus funktioniert: Mit „Tea of Dreams” haben wir seitdem den Teemarkt aufgewirbelt. Gleiche Philosophie, neues Getränk: Menschen mit Behinderung kreieren außergewöhnliche Tees, die mehr sind als nur ein gutes Gewissen. Wie auch beim Kaffee setzen wir beim Tee auf höchste Qualität.
Jedes Jahr bringen wir zudem neue Produkte auf den Markt, die die Gesellschaft ein Stück näher an echte Inklusion bringen. Ob Kaffee, Tee oder was als Nächstes kommt – wir schaffen Arbeitsplätze, die Sinn stiften. Mehr Werkstätten sollen die Chance bekommen, mit uns zusammenzuarbeiten. Mehr Menschen mit Behinderung sollen morgens aufstehen und sich auf ihre Arbeit freuen.

Unser Ziel? Dass es irgendwann niemanden mehr überrascht, wenn der beste Kaffee, der beste Tee oder das beste Produkt von Menschen mit Behinderung kommt. Dass es normal wird. Inklusion soll kein Thema mehr sein, über das man reden muss, sondern gelebter Alltag werden. Bis dahin rösten, mischen und entwickeln wir weiter – ein Produkt, eine Geschichte, einen Menschen nach dem anderen.

Gibt es Pläne, das Sortiment oder den Vertrieb über neue Kanäle auszubauen?

Wir sind ständig auf der Suche nach neuen Privat- und Firmenkunden, die verstehen, dass guter Kaffee seinen Preis hat. Guter Kaffee hat seinen Preis – und seinen Wert. Ja, wir sind ein paar Euro teurer pro Kilo als der Massenkaffee im Supermarkt. Dafür bekommst du aber auch mehr: handwerkliche Röstung, echte Geschichten und das gute Gefühl, mit jeder Tasse etwas zu bewegen. Für all jene, die das zu schätzen wissen, haben wir attraktive Abo-Rabatte entwickelt – für Privatgenießer ebenso wie für Büros, die ihre Kaffeepause zu einer Statement-Pause machen möchten.

Am Lebensmitteleinzelhandel beißen wir uns noch die Zähne aus. Die großen Ketten sind offenbar noch nicht bereit für echte Inklusion im Regal. Oft herrscht enormer Margendruck oder zählt dort leider die x-te Variante eines Trendprodukts mehr als eine Geschichte, die wirklich etwas verändert. Schade eigentlich, denn unsere Kunden zeigen uns jeden Tag, dass Qualität und soziale Verantwortung zusammen ein unschlagbares Team sind.
Aber wir geben nicht auf! Wenn da draußen jemand ist, der Connections hat, der weiß, wie man Einkäufern die Augen öffnet, und der uns helfen will, die Supermarktregale zu erobern, dann meldet euch! Wir sind für jedes Gespräch offen. Wir träumen nämlich davon, dass Oma Erna ihren Inklusions-Kaffee irgendwann ganz selbstverständlich beim Wocheneinkauf mitnimmt. Bis dahin rocken wir weiter online, im Fachhandel und überall dort, wo Menschen Wert auf echte Qualität legen.

Wie reagiert ihr auf die wachsende Konkurrenz im Bereich nachhaltiger Kaffeeanbieter?

Natürlich gibt es Konkurrenz – überall, wo eine Idee funktioniert, wollen andere mitmischen. Das kennen wir. Gefühlt jede Woche taucht eine neue „nachhaltige” Kaffeemarke auf. Bio hier, Fairtrade dort, klimaneutral da. Der Markt ist voll davon. Und ehrlich? Das bringt uns manchmal schon ins Grübeln. Wie soll man Kunden erklären, dass unser Kaffee anders ist, wenn alle von Nachhaltigkeit reden?
Wir erzählen daher keine abstrakten Nachhaltigkeits-Storys, sondern konkrete Menschen-Geschichten. Während andere mit der Optimierung ihrer CO2-Bilanz werben – was zweifellos wichtig ist – haben wir das schon umgesetzt und zusätzlich Arbeitsplätze für Menschen, die sonst durch das Raster fallen. Das ist greifbar, das ist echt, das berührt. Unsere Kunden kaufen nicht nur ein gutes Gewissen, sondern werden Teil einer echten Veränderung – hier bei uns und nicht irgendwo am anderen Ende der Welt.

Das birgt leider auch einige Herausforderungen. Inklusion lässt sich schwieriger vermitteln als ein Bio-Siegel. Gleichzeitig ist es deutlich aufwändiger. Es braucht mehr Erklärungen, mehr Zeit und mehr Überzeugungsarbeit. Aber genau das ist auch unsere Stärke. Wenn Kunden einmal verstanden haben, dass hinter ihrer Tasse Kaffee Menschen stehen, die jeden Morgen stolz zur Arbeit kommen und ihre persönliche Handschrift in jeder Bohne hinterlassen, dann bleiben sie dabei.

Wir müssen jeden Tag aufs Neue beweisen, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Aber wir haben etwas, das die Konkurrenz nicht kopieren kann. Unsere Authentizität, die man schmeckt. Unsere Röster, ihre Geschichten und ihre besondere Arbeitsweise – all das ist einzigartig. Solange es Menschen gibt, die das wertschätzen, werden wir weitermachen. Nicht trotz, sondern wegen unserer Überzeugung.

Welche drei Ratschläge würdet ihr anderen Gründern geben, die ein soziales Unternehmen aufbauen möchten?

Macht es aus Überzeugung, nicht aus Kalkül. Menschen spüren, ob du es ernst meinst.
Zweitens: Sozial bedeutet nicht schlechte Qualität – im Gegenteil! Die besonderen Fähigkeiten von Menschen mit Behinderung können zu außergewöhnlichen Produkten führen. Sucht diese Stärken und baut darauf auf.
Drittens: Habt Geduld und nehmt euch Zeit. Ja, manches dauert länger. Manches ist komplizierter oder sogar fehleranfälliger. Aber wenn ihr am Ende des Tages seht, wie stolz eure Mitarbeiter auf ihre Arbeit sind, wisst ihr: Es hat sich jede Extra-Minute gelohnt. Social Entrepreneurship ist kein Sprint, sondern die schönste Marathon-Strecke, die ihr je laufen werdet.

Bild  Christoph Weil und Michael Halbritter @ Barista Royal

Wir bedanken uns bei Christoph Weil und Michael Halbritter für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder


Premium Start-up: Barista Royal

Kontakt:

Barista Royal GmbH
Wilhelm-Hale-Str. 53
D-80639 München

https://baristaroyal.de/
hallo@baristaroyal.de

Ansprechpartner: Chris Weil

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Sabine Elsässer
Sabine Elsässer
Sabine Elsaesser is an experienced entrepreneur and media/startup expert. Since 2016, she has served as the Chief Editor and CEO of StartupValley Media & Publishing. In this role, she is responsible for managing the company and providing strategic direction for its media and publishing activities. Sabine Elsaesser takes great pleasure in assisting individuals and businesses in reaching their full potential. Her expertise in establishing sales organizations and her passion for innovation make her a valuable advocate for startups and entrepreneurs.
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