Montag, September 29, 2025
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Kann digitale Prävention unsere Arbeitswelt wirklich gesünder machen?

Bloom bietet digitale Lösungen für Gesundheits- und Arbeitsschutz und unterstützt Unternehmen dabei, Prozesse effizient, sicher und mit Fokus auf mentale Gesundheit zu gestalten.

Können Sie uns Bloom kurz vorstellen und erzählen, wer die Köpfe hinter dem Unternehmen sind?

Bloom wurde 2021 von Leonie Ellerbrock und mir, Viktoria Lindner, in Berlin gegründet. Wir sind als Venture-Capital-finanziertes Startup gestartet, mit Investor:innen wie YZR Capital und Robin Capital, aber auch großartigen Angel-Investoren wie Jens Bender und Sebastian Detmers. Im Sommer 2025 wurde Bloom nach 4 Jahren an die Arsipa-Gruppe verkauft, dem Marktführer im Bereich Arbeitsschutz in Deutschland und Österreich.

Welche Vision verfolgt Bloom im Bereich Gesundheits- und Arbeitsschutz und wie wollen Sie diese umsetzen?

Gemeinsam mit der Arsipa-Gruppe wollen wir Innovationsführer im Gesundheits- und Arbeitsschutz in Deutschland und Österreich sein. Konkret bedeutet das: Wir verbinden die klassische Vor-Ort-Betreuung durch Fachkräfte für Arbeitssicherheit und Betriebsärzt:innen mit einer starken digitalen Komponente. Für HR-, HSE- und Office-Management-Teams wollen wir die oft sehr bürokratischen Prozesse – die durch ständig neue Gesetze und Regularien geprägt sind – möglichst einfach gestalten, automatisieren und auch mit KI unterstützen. So helfen wir Unternehmen, mit minimalem Aufwand compliant zu werden und gleichzeitig hochwertigen Gesundheitsschutz für ihre Mitarbeitenden zu gewährleisten.

An welche Zielgruppe richtet sich Ihr Angebot besonders und wie stellen Sie sicher, dass deren Bedürfnisse im Arbeitsalltag abgedeckt werden?

Wir richten uns vor allem an Unternehmen zwischen 50 und 1.000 Mitarbeitenden in Deutschland, insbesondere an Bürobetriebe mit vielen Bildschirmarbeitsplätzen. Diese Unternehmen sind meist schon digitalisiert, nutzen HR-Tools wie Personio und sind offen für digitale Lösungen. Genau dort passen wir mit unserem Angebot optimal hinein: digital affine Unternehmen, die den Arbeitsschutz effizient und zeitgemäß gestalten möchten.

Was unterscheidet Bloom von klassischen Employee-Assistance-Programmen oder anderen Dienstleistern im Arbeitsschutz?

Wir kombinieren die persönliche Betreuung durch Fachkräfte vor Ort mit einer umfassenden SaaS-Lösung. In unserer Plattform können Unternehmen Vorsorgen managen, Gefährdungsbeurteilungen durchführen, Ersthelfer- und Brandschutzhelfer-Ausbildungen sowie Unterweisungen komplett digital abbilden. Zusätzlich bieten wir den Bereich Arbeitspsychologie mit unserer Mental-Health-Plattform an – also ein EAP, das eng mit Arbeitsschutz verknüpft ist. Damit decken wir nicht nur die klassischen Arbeitsschutz-Themen ab, sondern auch die steigende Relevanz von psychischer Gesundheit.

Wie gelingt es Ihnen, sensible Themen wie mentale Gesundheit oder psychische Gefährdungsbeurteilungen in Unternehmen professionell und zugleich empathisch anzusprechen?

Der Schlüssel ist Anonymität und Niedrigschwelligkeit. Mitarbeitende müssen sicher sein, dass ihre Daten vertraulich behandelt werden – ohne Angst, dass ihr Chef etwas mitbekommt. Darum betonen wir klar, dass unsere Plattform anonym funktioniert. Zudem bieten wir verschiedene Zugangswege: von Coachings über Videoformate bis hin zu Therapieangeboten. Bei psychischen Gefährdungsbeurteilungen ist es ebenso entscheidend, dass Mitarbeitende sich anonym äußern können. Nur so entstehen ehrliche Rückmeldungen, die Unternehmen wiederum ein realistisches Bild geben, um Verbesserungen gezielt umzusetzen.

Welche Rolle spielen Daten und Analysen in Ihrem Konzept und welchen Mehrwert schaffen Sie damit für Personalabteilungen?

Daten sind ein zentraler Bestandteil unseres Ansatzes. Wir führen Audits durch, um zu analysieren, wie gut der Arbeitsschutz im Unternehmen aufgestellt ist und wo Lücken bestehen. Im Gesundheitsbereich stellen wir anonymisierte Reportings bereit, die zeigen, ob Initiativen – etwa Mental-Health-Programme – tatsächlich Wirkung entfalten. So erhalten HR-Abteilungen nicht nur eine Übersicht, sondern auch konkrete Handlungsimpulse, um ihre Maßnahmen gezielt weiterzuentwickeln.

Wo sehen Sie die größten Herausforderungen für Bloom im aktuellen Marktumfeld und wie gehen Sie im Team damit um?

Wir haben tatsächlich das große Glück, dass wir in einem rechtlich vorgegebenen Bereich arbeiten. Unternehmen müssen sich mit Arbeitsschutz beschäftigen – es ist keine Option. Deshalb sind sie stark daran interessiert, Lösungen zu finden, die praktikabel, effizient, zeitsparend und kostengünstig sind. Genau das bieten wir mit Bloom. Für uns ist das Marktumfeld daher eher eine Chance als eine Herausforderung. Hinzu kommt: Berufsgenossenschaften prüfen immer häufiger, ob Unternehmen saubere Arbeitsschutzkonzepte haben. Bei Verstößen drohen Strafen bis hin zur Betriebsschließung. Das sorgt für einen enormen Andrang, gerade bei Unternehmen, die das Thema bisher unterschätzt haben. Sie wollen dann von Tag eins an eine Lösung, die langfristig hält, skalierbar ist und digital funktioniert – und da sind wir der richtige Partner.

Welche Entwicklungen und neuen Features planen Sie in naher Zukunft, um Ihr Angebot weiter auszubauen?

Durch den Zusammenschluss mit der Arsipa-Gruppe haben wir großartige Ressourcen gewonnen, um unsere Software noch schneller weiterzuentwickeln. Ein spannendes neues Feature ist unser KI-Copilot: Er unterstützt HR-, HSE- und Office-Management-Teams dabei, Arbeitsschutzlücken zu erkennen, Handlungsschritte vorzuschlagen und Prozesse effizient zu steuern. Ein weiterer Schwerpunkt ist das betriebliche Wiedereingliederungsmanagement (BEM), das wir in der nächsten Zeit stark ausbauen werden.

Inwiefern trägt Bloom dazu bei, Fehlzeiten in Unternehmen nicht nur zu verwalten, sondern präventiv zu reduzieren?

Mit unserer Lösung können Unternehmen ihr Gesundheitsmanagement gezielter und ganzheitlicher gestalten – auch datenbasiert. Wir versprechen nicht, dass durch Arbeitsschutzmaßnahmen automatisch alle Fehlzeiten sinken. Aber wir sehen klar: Unternehmen, die ein professionelles BEM aufsetzen oder ihren Mitarbeitenden eine Mental-Health-Plattform anbieten oder ein gutes Vorsorgekonzept haben, sind langfristig gesünder aufgestellt. In der Folge sinken dort Fehlzeiten in der Regel deutlich.

Welche Erfahrungen haben Sie bisher in der Zusammenarbeit mit HR-Abteilungen gesammelt und was lernen Sie daraus für die Weiterentwicklung?

Wir arbeiten sehr eng mit HR-Abteilungen, aber auch mit Office-Management und HSE-Teams zusammen. Besonders in Unternehmen zwischen 50 und 1.000 Mitarbeitenden liegt das Thema Arbeitsschutz oft bei HR – obwohl diese keine Fachkräfte in diesem Bereich sind. Das führt zu einer Wissenslücke: Viele wissen gar nicht, welche rechtlichen Anforderungen existieren. Genau da setzen wir an. Mit unserer Lösung nehmen wir HR Leiter an die Hand, begleiten sie end-to-end durch die komplexen Compliance-Anforderungen und sind jederzeit als Partner für Rückfragen verfügbar.

Was motiviert Sie persönlich, das Thema mentale Gesundheit und Prävention in den Mittelpunkt Ihrer Arbeit zu stellen?

Ich bin selbst Psychologin, deshalb war das Thema für mich schon immer spannend. Gleichzeitig bin ich eher zufällig in den Bereich Arbeitsschutz hineingerutscht – und war überrascht, wie undigital teilweise die Anbieter dort noch aufgestellt sind. Für mich ist das eine riesige Chance: Aus einem oft als trocken oder langweilig empfundenen Thema etwas Besonderes zu machen, eine starke Marke aufzubauen und eine Software zu entwickeln, die Unternehmen und HR-Abteilungen wirklich begeistert.

Welche drei Ratschläge würden Sie anderen Gründer:innen mit auf den Weg geben, die ebenfalls im Bereich HR-Tech oder Gesundheit starten wollen?

Der Markt ist aktuell herausfordernd. Viele Unternehmen haben wenig Budget für HR, und solche Themen fallen oft hinten runter. Mein erster Rat: Hinterfragt sehr genau, wie groß der Pain Point wirklich ist. Es braucht ein Problem, das auch in schwierigen Zeiten relevant bleibt, für das Unternehmen weiterhin Budget freigeben. Zweitens: Sprecht viel mit Nutzer:innen und potenziellen Kund:innen. Nur weil man ein Thema selbst wichtig findet, heißt das nicht automatisch, dass andere bereit sind, dafür zu zahlen. Und drittens: Setzt auf Bereiche, die langfristig Bestand haben, wo die Relevanz klar ist – so erhöht ihr eure Chancen, ein nachhaltiges Business aufzubauen.

Bild: Viktoria Lindner und Leonie Ellerbrock

Wir bedanken uns bei Viktoria Lindner für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.


Premium Start-up: Bloom

Bloom logo

Kontakt:

Bloom Healthtech GmbH
Charlottenstraße 4
D- 10969 Berlin

http://www.getbloom.work/

Sabine Elsässer
Sabine Elsässer
Sabine Elsaesser is an experienced entrepreneur and media/startup expert. Since 2016, she has served as the Chief Editor and CEO of StartupValley Media & Publishing. In this role, she is responsible for managing the company and providing strategic direction for its media and publishing activities. Sabine Elsaesser takes great pleasure in assisting individuals and businesses in reaching their full potential. Her expertise in establishing sales organizations and her passion for innovation make her a valuable advocate for startups and entrepreneurs.
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