Freitag, März 29, 2024
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Bomedus: Schmerzen lindern – Schmerztherapie ohne Medikamente

Stellen Sie sich und das Startup Bomedus doch kurz unseren Lesern vor!

2012 wurden zusammen mit dem Universitätsklinikum Bonn ein neuartiges Elektrostimulationsverfahren erforscht und klinisch getestet – die Small Fiber Matrix Stimulation® (SFMS). Die weitere Entwicklung wurde u.a. vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (HTGF) gefördert. In 2012 haben wir auch die Bomedus gegründet und im selben Jahr noch eine Seedfinanzierung durch den High Tech Gründerfonds (HTGF) durchgeführt. 2015 erfolgte eine A-Runde über 2,5 Mio. EUR.

Zu unserer Technologie:

Die SFMS ist das erste und bislang einzige Therapieverfahren mit dem selektiv A-δ Fasern („Schmerzfasern“) stimuliert werden können. Bei regelmäßiger Stimulation können morphologische/funktionelle Veränderungen im schmerzverarbeitenden System bei chronischen Schmerzen normalisiert bzw. vorgebeugt werden – eine generelle Schmerzüberempfindlichkeit soll reduziert werden. Das Verfahren unterstützt somit die aktive, eigenverantwortliche und langfristige Remobilisierung der Patienten – ohne Medikamente.

Wie ist die Idee zu Bomedus entstanden?

Die Idee entstand durch einen Schicksalsschlag in der Verwandtschaft, welcher bei einem jungen Menschen zur Beinamputation und zu täglichen starken Phantomschmerzen führte. In meiner Forschungsgruppe pain reduction haben mein Team und ich uns bereits mit der Beeinflussung der Schmerzweiterleitung durch elektrische Impulse beschäftigt. Durch den Schicksalsschlag habe ich aus einer neuen persönlichen Perspektive miterleben müssen, dass die Schmerztherapie oftmals leider nur unzureichend ist und die Medikamente auch zu Nebenwirkungen führen. Dies war ein gewaltiger Motivationsschub, den fehlenden Baustein der Schmerztherapie zu entwickeln und somit chronische Schmerzen wie auch den Schmerzmittelbedarf zu reduzieren. 

Welche Vision steckt hinter Bomedus ?

Schmerzfreiheit ohne Tabletten auf Rezept – daran arbeitet Bomedus. Mittels einer gezielten Neuromodulation beeinflusst Bomedus das sog. Schmerzgedächtnis bei Schmerzpatienten – ein bis dato fehlender, elementarer Baustein einer jeden multimodalen Schmerztherapie. In Zukunft soll die Bomedus-Technologie nicht mehr nur einer kleinen Gruppe von Betroffenen zur Verfügung stehen, sondern möglichst vielen der insgesamt 15 Millionen chronischen Schmerzpatienten in Deutschland. Um dies zu erreichen, startet Bomedus eine Crowdfunding-Kampagne auf Seedmatch.

Was waren bisher die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?

Unsere größten Herausforderungen waren die Durchführung Klinischer Studien bzw. Studien mit unserer Technologie und dann im nächsten Schritt die Entwicklung marktreifer Produkte. Prototypen in Studien sind was anderes als marktfähige Produkte, für die der Kunde Geld ausgibt. Begonnen haben wir 2011 mit einer EXIST-Förderung und haben mittlerweile einen Mix aus staatlichen Förderungen (v.a. für Forschung und Entwicklung) sowie Eigenkapital durch institutionelle sowie einem privaten Investor.

Warum haben Sie sich für eine Crowdfunding Finanzierung entschieden?

Wir denken, dass es gerade jetzt darum geht nicht nur Geld zu akquirieren, sondern v.a. Reichweite und Bekanntheit. Eine Crowdfunding-Kampagne bietet genau dies. Mehrere tausend Menschen erfahren von unseren Produkten, von unserer Vision.

Ein perfekter Mix.

Was werden Sie nach erfolgreicher Finanzierung umsetzen?

Das akquirierte Kapital soll in ein Pilotprojekt mit einer Gesetzlichen Krankenkasse sowie in den Ausbau der Marketing- und Vertriebsstrategie zur weiteren Stärkung der Marke Bomedus fließen. Die Gesetzlichen Krankenkassen haben erkannt, dass die Versorgung chronischer Schmerzpatienten bis jetzt unzureichend ist und insbesondere die nicht-medikamentöse Therapie weiter ausgebaut werden muss.

Wer ist die Zielgruppe von Bomedus?

Nach Schätzungen (Quellen: Deutsche Schmerzliga e.V., Deutsche Schmerzgesellschaft e.V.) haben bereits ca. 15 Millionen Deutsche (europaweit ca. 45 Millionen Menschen) bereits ein sog. Schmerzgedächtnis entwickelt. Dies bedeutet 15 bzw. 45 Millionen potenzielle Kunden der Bomedus, für die diese Technologie eine große Unterstützung und ein bedeutsamer Therapiebaustein sein wird.

Bomedus: Schmerzen lindern - Schmerztherapie ohne Medikamente

Auch die volkswirtschaftlichen Auswirkungen sind immens. In Deutschland sind bis zu 2 Millionen chronische Schmerzpatienten aufgrund ihrer Schmerzen erwerbsunfähig und etwa 500.000 Menschen in Deutschland haben eine Schmerzmittelsucht entwickelt. Jährlich begehen ca. 2.000 bis 3.000 Deutsche aufgrund ihrer nicht mehr erträglichen chronischen Schmerzen Suizid.

Wo liegen die Vorteile? Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?

Bei der Behandlung wiederkehrender, chronischer Schmerzen gibt es aus unserer Sicht keine konkurrierenden Ansätze. Als umso notwendiger erachten wir, dass unsere Technologie Teil einer multimodalen Therapie wird, die ohnehin Ziel jeder Behandlung chronischer Schmerzen sein sollte. Dies bedeutet, dass ein Patient nicht ausschließlich mit Medikamenten, einer Physiotherapie oder unserer Matrixstimulation behandelt werden sollte, sondern parallel verschiedene Therapiemaßnahmen erhält. Dies ist aufgrund der Komplexität und multidimensionalen Entstehung chronischer Schmerzen – auf peripherer und zentraler Ebene – notwendig.

Ein ergänzender Therapieansatz ist die sog. transkutane elektrische Nerven-Stimulationsverfahren (TENS). Ziele und Wirkung von TENS sind jedoch grundsätzlich anderer Natur als bei Bomedus. Während wir eine dauerhafte Reduktion der Schmerzen durch eine Neuromodulation anstreben, hat TENS vor allem kurzfristige Effekte. TENS dringt tiefer in unser Gewebe ein und stimuliert dabei auch tiefere Strukturen wie z.B. Muskeln (der Patient bemerkt eindeutige Muskelzuckungen). Wir hingegen stimulieren gezielt die für den Schmerz relevanten Nervenfasern, den „Schmerzfasern“; der Patient spürt dabei nur ein leichtes Ziepen und hat keine Muskelzuckungen wie bei TENS. Wirkmechanismus und Wirkungen der beiden Verfahren TENS versus Small Fiber Matrix Stimulation sind daher unterschiedlich und nicht miteinander vergleichbar.

bomedus, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?

Als etablierten Teil einer jeden multimodalen Schmerztherapie – europaweit.

Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?

  1. Volle Überzeugung vom eigenen Produkt/ eigener Idee
  2. Hartnäckigkeit und Ausdauer
  3. Hohe Opferbereitschaft

Link zum Crowdfunding

Weitere Informationen finden Sie hier

Wir bedanken uns bei Dr. Tobias Weigl für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder

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