BonAPI findet unter Berücksichtigung von Makro- und Mikronährstoffinformationen sowie Geschmacks- und Strukturprofile geeignete Alternativen
Stellen Sie sich und das Startup BonAPI doch kurz unseren Lesern vor!
Wir sind Mitte zwanzig und arbeiten am Aufbau unseres ersten Unternehmens. Wir kochen leidenschaftlich gern für uns und unseren Freundeskreis. Alle schätzen gutes Essen und freuen sich, wenn wir auf bestimmte Essvorlieben aber auch auf Einschränkungen aufgrund von Allergien oder religiösen Vorgaben eingehen können. Oft ist dabei schnelles Improvisieren nötig. So entstand die Idee von BonAPI.
BonAPI bietet Alternativen zu einer gesuchten Zutat unter Berücksichtigung von Zusammensetzung (Makro- und Mikronährstoffe), Struktur und Geschmacksprofil. Die Alternativen werden dynamisch an die Ernährungs- und Allergenanforderungen angepasst, die der Ersatz erfüllen muss. Andere Parameter wie Preis, Zugänglichkeit und Umweltkosten der Zutaten werden bald folgen.
Im Zuge der Weiterentwicklung von BonAPI finden wir kontinuierlich neue Anwendungsbereiche. Unser Ziel ist nun, die Technologie so zu integrieren, dass sie die größtmögliche Wirkung erzielen kann. Dazu gehört die Nachfrage weiter zu validieren, sowie die Technologie weiterzuentwickeln.
Mit unserem datengesteuerten Ansatz ist BonAPI leicht skalierbar. Der Service ist so aufgebaut, dass neue Inhaltsstoffe durch Hinzufügen ihrer Zusammensetzung sofort einbezogen werden können. Die digitale Natur von BonAPI ermöglicht eine nahtlose Integration mit anderen digitalen Lösungen in der Lebensmittel- und Kochindustrie.
Warum haben Sie sich entschieden ein Unternehmen zu gründen?
Bereits vor der BonAPI Gründung waren wir beide im Startup-Bereich tätig. Unsere Erfahrungen dort haben viel dazu beigetragen, dass wir ein eigenes Unternehmen gründen wollten. Wir haben Freude daran, eigene Ideen umzusetzen, Neues zu schaffen, mit dem Ziel, der Gesellschaft einen Mehrwert zu bieten. Auch arbeiten wir gern unabhängig.
Welche Vision steckt hinter BonAPI?
Stetige Trends zu vegetarischer und veganer Ernährung, zunehmende Lebensmittelallergien und -unverträglichkeiten, sowie die zunehmende Knappheit von Zutaten als Folge unterbrochener Lieferketten und ständig steigender Nachfrage: all das erfordert eine Umstellung in unserem Denken und stellt die Frage, mit welchen Zutaten gearbeitet werden sollte. Globale Lieferketten und Lebensmittelproduktion verursachen Umweltkosten, die auf längere Sicht nicht tragbar sind. Wir wollen mit BonAPI zu diesem wichtigen Umdenken beitragen, indem wir dabei helfen, geeignete Ersatzzutaten zu finden.
Von der Idee bis zum Start was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?
Unsere Ausbildung und Berufserfahrungen haben wir eher im Finanzsektor gemacht. Wir wollten ein datengesteuertes, softwarebasiertes Unternehmen aufbauen, verfügten aber über keine nennenswerten Programmierkenntnisse. Zudem mussten wir die Kosten möglichst niedrig halten. Deshalb haben wir uns die Zeit genommen, mehrere Programmiersprachen zu erlernen, um den Algorithmus zu entwickeln. Heute ist Programmieren sowohl des Front- als auch des Backends ein integraler Bestandteil unserer Arbeit, der uns Spaß macht.
Wer ist die Zielgruppe von BonAPI?
Unsere primäre Zielgruppe sind Anbieter digitaler Rezepte. Wir helfen ihnen, ihre Rezepte dynamisch zu gestalten, indem wir die Zutaten an alle diätetischen oder allergischen Anforderungen ihrer Nutzer anpassen. BonAPI kann nicht nur geeignete Alternativen zu unerwünschten Zutaten vorschlagen, sondern kann auch Daten zur Zusammensetzung der Zutaten zur Verfügung stellen. Damit können die Anbieter die Nährwertprofile ihrer Rezepte bei einer Zutatenänderung anpassen. Darüber hinaus sehen wir Potenzial für die BonAPI-Technologie in anderen lebensmittelbezogenen Geschäftsbereichen wie dem Lebensmittelgroßhandel, bei Nahrungsmittelkonzernen und Catering-Diensten.
Wie funktioniert BonAPI? Wo liegen die Vorteile? Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?
BonAPI verwendet verschiedene Datenpunkte jeder Zutat, die deren Makro- und Mikronährstoffinformationen (Mineralien und Vitamine) sowie Geschmacks- und Strukturprofile erfassen, um geeignete Alternativen zu finden. Diese Alternativen können auf diätetische oder allergene Anforderungen zugeschnitten sein oder sogar die Kochtechnik berücksichtigen, mit der das Lebensmittel einem Rezept folgend zubereitet wird.
API-Kunden profitieren direkt von allen Aktualisierungen der Datenbank in Bezug auf neue Zutaten oder Datenpunkte, da diese sofort in den Algorithmus integriert werden und für sie zugänglich sind.
Andere Webseiten, die sich mit dem Thema beschäftigen enthalten zwar wertvolle Listen von austauschbaren Lebensmitteln, können aber strukturell nicht für die Integration in bestehende Dienste genutzt werden und sind nicht in der Lage, neue Inhaltsstoffe skalierbar aufzunehmen.
Wir sehen diese Skalierbarkeit und die Möglichkeit der Integration in bestehende Dienste als Schlüssel dafür an, den Dienst direkt dort verfügbar zu machen, wo er benötigt wird.
Wie hat sich ihr Unternehmen mit Corona verändert? Wie haben Sie sich darauf eingestellt und welche Änderungen haben Sie vorgenommen?
Abgesehen davon, dass wir während der strengsten Isolationsperiode eine Zeit lang getrennt arbeiten mussten, waren wir von Corona weitgehend unberührt. Einige “Behördengänge” zur Gründung unseres Unternehmen konnten wir glücklicherweise digital aus der Ferne erledigen.
Wo sehen Sie in der Krise die Chance?
Da Restaurants und Cafés während Corona nur eingeschränkt arbeiten konnten, haben die Menschen verstärkt zu Hause gekocht. Versorgungsketten waren teilweise unterbrochen. Panisches Kaufverhalten einiger Konsumenten führte dazu, dass bestimmte Lebensmittel nicht mehr verfügbar waren. Solche Szenarien der Nahrungsmittelknappheit heben den Nutzen der BonAPI-Technologie natürlich hervor. BonAPI bietet nämlich Alternativen zu Zutaten, die man in diesen Zeiten im Supermarkt nicht mehr finden kann.
BonAPI, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Der Schwerpunkt liegt bislang bei den digitalen Rezepten. Wenn sich hier eine grössere Nachfrage abzeichnet, wollen wir alle peripheren Dienste, die digitale Rezepte im Hinblick auf die Zutatenzusammensetzungen brauchen, vollständig bedienen. (So kann auch eine Vernetzung mit dem Online-Angebot lokaler Supermärkten gelingen, um beispielsweise Preis und Verfügbarkeit anzuzeigen.) Dann sind unsere Ziele die Bereiche Catering, Lebensmittelgroßhandel und Lebensmittelproduktion. Es wäre schön, wenn BonAPI in Zukunft nicht nur Euch bei Euren persönlichen Kochbemühungen unterstützen dürfte, sondern auch zur effizienteren Verteilung und zum nachhaltigeren Einkauf von Lebensmitteln in der Produktion von Fertiggerichten beitragen könnte.
Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?
Pflegt Euer Netzwerk und baut es zielgerichtet auf! In einem etablierten Unternehmen ist es relativ einfach, mit Kollegen und Industriepartnern in Kontakt zu treten und Verbindungen zu knüpfen. Wenn Ihr Euer eigenes Unternehmen gründet, werdet Ihr höchstwahrscheinlich einen beträchtlichen Teil Eurer Zeit mit der Entwicklung Eures Produktes relativ abgeschottet verbringen. Wenn es jedoch darum geht, später das Produkt auf den Markt zu bringen, ist ein gutes Netzwerk essentiell.
Scheut Euch nicht davor, Fragen zu stellen und Meinungen zu hören – allen voran diejenigen von potenziellen Kunden, anderen Unternehmern, Investoren. Auch Freunde und Familie können Euch wertvolle Ratschläge geben. Nicht allen mag Eure Idee gefallen. Nicht jeder mag den Nutzen sehen. Trotzdem können alle eine Quelle nützlichen Feedbacks sein. Sie betrachten die Idee von unterschiedlichen Blickwinkeln aus und mit etwas mehr Abstand. Wichtig ist dann, nicht zu blockieren, sondern kritisch mit sich selbst und der Idee umzugehen – auch wenn man die Meinung der anderen Person nicht unbedingt teilt.
Eignet Euch zumindest grundlegende Kenntnisse in allen Fachgebieten an, die für die Gründung Eures Unternehmens erforderlich sind. Wenn Ihr einen Algorithmus entwickeln möchtet, lernt die Grundlagen des Programmierens. Im besten Fall werdet Ihr so gut klarkommen, dass Ihr Euer Produkt selbst ohne externe Entwicklungskosten an den Markt bringen könnt; im schlimmsten Fall müsst Ihr die Entwicklung auslagern, habt aber wenigstens ein umfassendes Verständnis Eures Produkts.
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Wir bedanken uns bei Moritz Pill und Fabian Apel für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder