Brainhero mobile Neurofeedback Therapie Lösungen für zu Hause
Stellen Sie sich und das Startup Brainhero doch kurz unseren Lesern vor!
Brainhero ist ein MedTech Startup mit Sitz in Wien und einer Forschungstochter in Innsbruck. Wir entwickeln, produzieren und vertreiben mobile Neurofeedback Lösungen. Dabei fokussieren wir uns zunächst auf Kinder, die mit Autismus oder ADHS diagnostiziert sind, um ihren Alltag zu erleichtern und Symptome der Problemstellung zu lindern. Unser Ziel ist es, state of the art Neurotechnologie für Patienten zu Hause nutzbar und leistbar zu gestalten.
Ich selbst bin Wirtschaftsinformatiker und hatte zuvor wenig mit Neurowissenschaften zu tun. Was mir geholfen hat, war meine Erfahrung im Management komplexer und schwieriger Projekte.
Warum haben Sie sich entschieden, ein Unternehmen zu gründen?
Ausschlaggebend war meine Tochter, die u.a. mit frühkindlichem Autismus diagnostiziert wurde. Ursprünglich wollte ich dabei nur eine Möglichkeit schaffen, damit sie eine Neurofeedback-Therapie zu Hause machen kann, da ich nicht gesehen habe, dass sie das jemals in einer Praxis durchführen könnte. Betroffene Kinder sind am Kopf sehr sensibel – was es schwierig macht, etwas aufzusetzen; eine fremde Umgebung verursacht bei dieser Therapieform und bei diesen Patienten weiteren Stress. Dazu habe ich mit Hilfe von Studenten der TU Wien und mit punktueller Hilfe der Med Uni Wien zunächst einen Prototypen nur für meine Tochter entwickelt – dabei hat sie einen Superhelden mit Hilfe eines Open Source EEGs mit denjenigen Algorithmen gesteuert, von denen wir laut Studienlage einen positiven Effekt erwartet haben.
Nach 3-4 Monaten konnten wir diese Effekte dann selbst bei meiner Tochter beobachten: Verbesserung der sozialen Interaktion mit anderen Kindern, verbesserte Reaktion auf Sprache und ausgefallenere Sprache (sie hat u.a. dann angefangen Englisch zu sprechen) sowie Verbesserungen im Schlaf, generelle Regulierung der eigenen Emotionen und weniger Probleme bei Planänderungen im Tagesablauf. Hinzu kamen später auch Verbesserungen der Konzentrationsdauer, was beim Lernen in der Schule den Lehrern aufgefallen ist.
Es war dann recht klar, dass wir weiter Kinder einbeziehen müssen und einen medizinischen Weg zu gehen haben, der jetzt von der ersten Idee bis zum CE Produkt nach MDR etwas über 5 Jahre gedauert hat.
Welche Vision steckt hinter Brainhero?
Unser Ziel bei Brainhero ist es, dass wir Menschen mit neurologischen Problemstellungen helfen, ihre Symptome zu lindern und ihre Gehirnleistung zu verbessern. Dazu entwickeln wir einfach anzuwendende Diagnose- und Therapie-Tools für Zuhause.
Von der Idee bis zum Start was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?
Die neue Medizinprodukteverordnung stellt ein Startup vor eine große Herausforderung – besonders dann, wenn man sowohl Hardware als auch Software entwickelt und dabei auch noch die Therapie selbst anbietet. Daher decken wir als kleines Team viel ab und unterliegen einer Reihe von Prozessen, die wir auch entsprechend zertifizieren müssen.
Finanziert haben wir das zunächst mit eigenem Geld, dann haben wir Förderungen dazu akquirieren können und letztlich ging es nicht mehr ohne Business Angels und Venture Kapital. Mittlerweile haben wir zwei größere Finanzierungsrunden hinter uns.
Wer ist die Zielgruppe von Brainhero?
Zunächst Kinder und Jugendliche zwischen 6 und 18 Jahren, welche eine Autismus oder ADHS Diagnose haben. Außerdem starten wir auch in Therapiezentren, welche diese Zielgruppe als Patienten haben und mit Brainhero ein Zusatzangebot anbieten wollen.
Zu einem späteren Zeitpunkt wollen wir die Patientenzielgruppe erweitern. Wir arbeiten aktuell u.a. an einer VR Therapielösung für Erwachsene mit ADHS und auch an einer Überwachung von Epilepsie Patienten zuhause.
Wie funktioniert Brainhero? Wo liegen die Vorteile? Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?
In der Neurofeedback Lösung messen wir Gehirnaktivität und spiegeln diese dem Patienten zurück, damit dieser dann entsprechende Gehirntrainingsaufgaben absolvieren kann. Das Prinzip ist nicht neu und wird in Neurofeedback Praxen angewendet – nur ist es für unsere Zielgruppe sehr schwer eine solche Praxis zu besuchen. Wir bilden hier eine Brücke und bringen die Therapie in einem ersten Schritt nach Hause – später kann man dann je nach Bedarf in einer entsprechenden Praxis weiter trainieren. Außerdem wird ein großer Teil unserer Zielgruppe weitere Therapien benötigen, die dann aber durch unsere Therapie besser wirken können.
Brainhero, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Wir sehen uns als Plattform für Neurofeedback Therapie für zuhause gepaart mit Analysetools, die man entweder zuhause oder in Allgemein Arztpraxen anwendet – Europaweit und ggf. in anderen Ländern außerhalb von Europa. Dabei gibt es den B2C Ansatz, den wir aktuell fahren, aber wir sehen auch den B2B als auch den B2B2C Ansatz wo ein Therapeut als verlängerter Arm unsere Plattform nutzt, zB wenn eine Neurofeedback Praxis eine ergänzende mobile Lösung anbieten möchte, um damit mehr Kunden betreuen zu können und dabei gleichzeitig aber mehr an Therapie anzubieten, weil eben ein Teil zuhause stattfindet. Wir sind aber auch schon in Gesprächen
Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?
1. Man muss etwas verrückt und optimistisch sein, um ein MedTech Startup zu gründen – aber dann gehts
2. Unterschätze niemals die DSGVO im Bereich der Medizin und Patientendaten – es ist meistens strenger als man denkt
3. Starte mit der Finanzierung rechtzeitig – idealerweise 9 Monate bevor das Geld ausgeht
Wir bedanken uns bei CHRISTOF GÖTZ für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder