Donnerstag, März 28, 2024
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Vertrauen, Transparenz und Wertschätzung

Cansativa ist Startup of the Month im April des Frankfurt Forward Awards

Stellen Sie sich und das Startup Cansativa doch kurz unseren Lesern vor! 

Wir sind Jakob Sons (29) und Benedikt Sons (31), und wie es der Nachname erahnen lässt, Brüder. Gegründet wurde Cansativa 2017 von Jakob, mir sowie unserem Vater Hermann Sons. Die Geburtsstunde fällt auf eine Familienveranstaltung. Gemeinsam diskutierten wir über das neue Cannabis-Gesetz, das in der Rechtsanwaltskanzlei, in der Jakob damals angestellt war, für viel Wirbel sorgte. Durch die unterschiedlichen Blickwinkel – mit Jakob als Rechtanwalt, mir als Strategieberater und Hermann als Mediziner – wurde intensiv bis in die späten Abendstunden hinein diskutiert.

Am Ende des Abends lag bereits ein grobes Konzept zur Unternehmensgründung vor: Es war der Startschuss für die spätere Ausgestaltung der Selbstständigkeit. Seit der Gründung im Frühjahr 2017 ist Cansativa stetig gewachsen und hat sich zu einem professionellen pharmazeutischen Unternehmen mit mittlerweile zwei GMP-zertifizierten Betriebsstätten entwickelt. Heute leiten Jakob und ich als Co-Geschäftsführer Cansativa. Unser Vater Hermann steht dem Unternehmen als Senior Medical Advisor weiterhin beratend zur Seite. Unsere Tochtergesellschaft, die Cansativa Medical Devices GmbH, entwickelt und produziert Medizingeräte.

Warum haben Sie sich entschieden ein Unternehmen zu gründen? 

Benedikt und ich (Jakob) wollten schon immer zusammenarbeiten und gemeinsame Ideen und Visionen realisieren. Da unsere Studienentscheidung und die ersten Jobs das nicht erlaubt haben, ergriffen wir mit Cansativa die Chance, uns gemeinsam und mit unseren individuellen Fähigkeiten neuen Herausforderungen zu stellen. Außerdem hat es uns bereits sehr früh gereizt, ein eigenes Unternehmen aufzubauen.

Welche Vision steckt hinter Cansativa? 

Wir verstehen Medizinalcannabis als Plattform und wollen Stakeholder vernetzen, um die gesamte Branche zu professionalisieren, die Arzneimittelverfügbarkeit zu verbessern, Kosten nachhaltig zu senken und Therapieerfolge abzusichern. Unser Kerngeschäft ist aktuell das Großhandelsgeschäft mit Apotheken, d.h. die deutschlandweite Versorgung von Apotheken mit dringend benötigten Medizinalcannabis-Arzneimitteln. Wir agieren dabei als unabhängiger „One-Stop-Shop“, also als ein medizinalcannabis-spezialisierter Großhändler und zentrale Anlaufstelle für Apotheken bei Bedarf von Betäubungsmitteln auf Cannabisbasis. Mittelfristig werden vorgelagerte Tätigkeiten, wie beispielsweise der Import und die Produktzulassung von Medizinalcannabis an Bedeutung gewinnen – Unser Business Development arbeitet unter anderem daran, unsere zweite Betriebsstätte am Frankfurter Flughafen zu dem zentralen Entry-Hub für Medizinalcannabis in Europa auszubauen.

Von der Idee bis zum Start was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert? 

Die größte Herausforderung war unser Vertriebsstart im Mai 2018. Benedikt war mit 100% in seinem alten Job in der Strategieberatung und ich (Jakob) noch mit 60% in der Kanzlei. Daneben bin ich im Januar 2018 Vater geworden – dieser Spagat zwischen Butter-und-Brot-Beruf, Aktivbetrieb ohne Mitarbeiterstamm, Funding Road Show und Familie war intensiv, entbehrungsreich und manchmal nah an der Belastungsgrenze. Im Ergebnis hat uns diese Zeit als Gründer und Brüder aber noch weiter zusammengeschweißt.

Finanziert haben wir uns zunächst über eigene Ersparnisse. Die wesentlichen Aufgaben in der Gründungsphasen, d.h. der Aufbau einer regulierten Geschäftseinheit inklusive besonderer Qualitätsmanagementsysteme fiel uns aufgrund unseres fachlichen Hintergrundes recht leicht. Die erste Warenlieferung wurde durch einen Business Angel finanziert, der aus unserem privaten Umfeld stammte. Anschließend schlossen wir eine Seed Investment Runde auf Ebene unserer Muttergesellschaft ab. Auf Ebene unserer Medical Devices Sparte sind ebenfalls drei Business Angels investiert. Derzeit läuft die Series A – für uns der richtige Zeitpunkt, da wir bereits profitabel sind.

Wer ist die Zielgruppe von Cansativa? 

Wir operieren ausschließlich im Bereich Pharma – unsere Kunden sind in erster Linie Apotheken, aber auch die pharmazeutische Industrie und internationale Geschäftspartner, die in Deutschland und Europa eine Markteinführung planen.

Wie funktioniert Cansativa? Wo liegen die Vorteile? 

Wir verfügen über eigene Infrastruktur, kennen den Markt seitdem Cannabis in der Medizin eine Rolle spielt, kennen unsere Prozesse bis in die Mikroebene und verfügen über umfassendes regulatorischen Know-How, was uns weit vor die Welle der nach und nach aufkeimenden neuen Start Ups führt. Gleichzeitig geizen wir aber nicht mit unseren Fähigkeiten, sondern stelle diese der Industrie und neuen Partnern zur Verfügung. Wir sind in erster Linie ein Plattformanbieter, der Vertriebs- und Markteinführungsprojekte plant und umsetzt. Und dies Rekordzeit. Wir setzen hinsichtlich des Service Levels vor unseren Kunden – ob Apotheken oder Industriekunden – die Maßstäbe in der Industrie und sind stolz darauf, fast alle Bedürfnisse in dem neuen Markt bedienen zu können. Wir sind eine pharmazeutische Werkzeugkiste, Werkbank und Plattform, die eigene Visionen und die Visionen unserer Kunden umsetzt.

Sie sind Startup of the Month im Monat April. Wie geht es jetzt weiter? 

Wir haben einige Projekte auf unseren Tischen. Ein wichtiger Punkt ist derzeit unsere Series A Finanzierung. Die Investorenansprache ist in Corona-Zeiten mit besonderen Herausforderungen verbunden, da man derzeit unsere Betriebsstätten aufgrund der Pandemiepläne nicht besichtigen darf. Hier sind wir jedoch recht entspannt, da wir in Q1 einen ordentlichen Überschuss erzielen konnten und zumindest nicht mit kurzer Runway in Kapitalnöte kommen. Gerade für die schnelle Umsetzung einiger Vorhaben ist die nächste Finanzierungsrunde dennoch ein wichtiger Meilenstein für uns. 

Wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?

Wir wollen zum größten Plattformanbieter für ganzheitliche Lösungen im Bereich Medizinalcannabis werden. In fünf Jahren werden wir die gesamte Industrie und die wesentlichen Stakeholder (Ärzte, Apotheken, Patienten und Kostenträger) vernetzt haben – mit Produkten, Technologien und Real World Data. Wir werden dadurch einen essenziellen Beitrag dafür leisten, dass Therapiechancen auf eine effiziente Art und Weise und zum Wohle der Patienten mit der notwendigen Evidenz realisiert werden können.

Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben? 

Mit einer Gründung ein Wagnis einzugehen sieht rückblickend sehr viel leichter aus als vorher. Daher bestärken wir jeden Gründer darin, mit Mut und Überzeugung seine Ideen zu verfolgen, auch wenn man manchmal das Gefühl hat, vor unüberwindbaren Hindernissen zu stehen. Erst die ständige leichte Überforderung macht einen besser. Dasselbe gilt für Fehler – jeder Fehler zeigt einen Bereich auf, in dem man besser werden kann – dies muss man erkennen!

Wir wären nicht wo wir heute stehen, wenn wir nicht aus unserem beruflichen Werdegang hätten zehren können. Auch wenn es für Leute mit „Gründer-Gen“ frustrierend sein kann, ist es lohnend erste berufliche Erfahrungen zu sammeln, bevor man gründet. Dies schult Methode, Effizienz und Kommunikationsfähigkeiten.

Das Team ist alles. Ohne ein funktionierendes Team ist alles nichts. Das gilt für die Gründer – die Möglichkeit, uns einander blind vertrauen zu können macht uns schlagkräftig und effizient. Zu wissen, wie der andere denkt und ein gemeinsames Werteverständnis erleichtern den gemeinsamen Weg. Aber auch im Team führt Vertrauen, Transparenz und Wertschätzung zur Realisierung unendlicher Potentiale. Vertrauen und Verantwortung entfesseln ungeahnte Kräfte und Motivation auf allen Ebenen. Klare, ungefärbte und nüchterne Ansagen sorgen für eine ebenso transparente wie vertrauensvolle Arbeitsatmosphäre.

Bildquelle Cansativa GmbH

Weitere Informationen finden Sie hier

Wir bedanken uns bei Jakob und Benedikt Sons für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder

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