Capefoxx ermöglicht den Handel mit gebrauchter Software und hilft Unternehmen, ihre IT-Kosten effizient zu senken
Wie würden Sie Capefoxx und die Menschen dahinter vorstellen? Was war Ihre persönliche Motivation, das Unternehmen zu gründen?
Unsere Überzeugung war (und ist), dass man Software, die man vom Urheber erworben hat, genau wie jedes andere Wirtschaftsgut auch wieder veräußern können muss. Die Hersteller wollten ursprünglich nicht, dass man mit ihren Lizenzen handeln kann. Ein Buch darf man kaufen und weiterverkaufen – eine Software-Lizenz nicht? Wir fanden das absurd und haben Konzerne wie Microsoft, Adobe und Oracle herausgefordert – mit dem Ergebnis, dass wir die Lizenzen in der EU und dem Europäischen Wirtschaftsraum sowie auf dem britischen Markt von Unternehmen erwerben und weiterverkaufen dürfen.
Mit Capefoxx setzen Sie auf den Handel mit gebrauchter Software. Was ist die langfristige Vision des Unternehmens, und wie wollen Sie diese erreichen?
Unternehmen zu zeigen: Sie haben die Wahl. Damit geben wir ihnen Handlungsspielraum wieder. Gebrauchte Software bietet ein enormes Einsparpotenzial. Second-Hand Lizenzen bieten die gleiche Qualität wie neue Lizenzen, sind hingegen deutlich günstiger: Unternehmen können so erhebliche Kosteneinsparungen von 30 % bis 50 % realisieren. Oftmals ist die aktuellste Softwareversion für Unternehmen gar nicht erforderlich, sodass sich sogar ein Einsparpotenzial von bis zu 65 % bis 75 % realisieren lässt. In der Zukunft wollen wir verstärkt auch unser Beratungsangebot ausweiten und Themen wie beispielsweise Software-Audit mit Kund*innen angehen. Wir optimieren die Art und Weise, wie Unternehmen Software kaufen, verkaufen und nutzen. Wir nennen das 360°-Licensing.
Wer sind die Hauptzielgruppen von Capefoxx, und welche Bedürfnisse erfüllen Sie für Ihre Kund*innen?
Trotz spezieller Software ist der Prüfungsprozess beim Ankauf von Lizenzen, den wir gemeinsam mit unseren Partnern wie Deloitte oder KPMG durchführen, relativ aufwendig. Daher kaufen wir in erster Linie Lizenzen bei Konzernen ein. Das sind Unternehmen wie beispielsweise Renault, Miele und Hapag Lloyd. Doch wir unterstützen auch zahlreiche kleine und mittelständische Unternehmen, die von unserem Angebot profitieren möchten, um Geld zu sparen und nachhaltig zu agieren. Wir bieten ihnen attraktive Lizenzierungs-Alternativen und volle Transparenz in Bezug auf die Rechtekette. Durch unsere Partnerschaften gewährleisten wir Compliance, während unsere Lizenzen allen Audit-Anforderungen gerecht werden.
Der IT-Markt ist hart umkämpft. Welche besonderen Herausforderungen begegnen Sie als CEO von Capefoxx, und wie gehen Sie damit um?
Leider gibt es auch in unserer Branche zunehmend Fälle von unseriösen Anbietern, die die Unkenntnis der Kund*innen ausnutzen. Dies war nach dem EUGH Urteil zwar zu erwarten, es überrascht mich aber immer wieder aufs Neue, wie hartnäckig und trügerisch hier vorgegangen wird. Die Wahl eines vertrauenswürdigen Partners ist in unserer Branche von entscheidender Bedeutung. Darüber hinaus sind einige falsche Mythen nach wie vor verbreitet. Dazu gehört unter anderem die Annahme, dass die Haftung beim Softwarehändler und nicht beim Käufer liegt, sowie die Behauptung, dass lizenzierte Software immer aus zweifelhaften Quellen stammt. Die Marktmacht der großen Hersteller und die Abhängigkeit von ihnen wird immer größer. Daher kann ich jedem Unternehmen, das seine Fixkosten auf den Prüfstand stellen und die Hoheit über seine Softwarelandschaft behalten will, nur empfehlen, sich mit gebrauchten Softwarelizenzen auseinanderzusetzen.
Sie haben in Ihrer Karriere bedeutende Gerichtsverfahren gewonnen. Wie beeinflussen solche Erfolge die strategische Ausrichtung von Capefoxx?
Auch wenn der Weg lang und teilweise sehr steinig war, war die Erfahrung am Ende doch sehr positiv. Auch ein kleines Unternehmen wie wir hat im europäischen Rechtssystem die Möglichkeit, die großen US Software-Hersteller in ihre Schranken zu weisen. Das prägt uns bis heute: Viele Regelungen in den Lizenzbedingungen der Hersteller spiegeln nicht geltendes europäisches Recht wider, sondern sind bestimmt von dem Wunschdenken der Hersteller. In den meisten Fällen geht es auch nicht darum, ihren berechtigten Schutz als Urheber zu manifestieren, sondern einzig darum, ihre bereits äußerst profitablen Geschäftsmodelle noch profitabler zu machen. Nicht ohne Grund beträgt der Börsenwert von Microsoft, IBM und Oracle zusammen rund 3,8 Billionen Dollar. Und entsprechend gestalten sie auch den Umgang mit ihren Kund*innen
Was ist das Alleinstellungsmerkmal von Capefoxx im Vergleich zu anderen Anbietern auf dem Markt für gebrauchte Software?
Beim Handel mit gebrauchter Software ist eines entscheidend: Ein seriöser Händler. Unternehmen, die über den An- oder Verkauf gebrauchter Software nachdenken, sollten unbedingt auf erfahrene und vertrauenswürdige Partner setzen. Auch wenn der Markt inzwischen viele Anbieter kennt, können wir uns bei Capefoxx dank unserer langjährigen Expertise klar von der Masse abheben. Ich bin seit über 20 Jahren im Lizenzmanagement tätig und habe bei Capefoxx ein hochqualifiziertes Team mit umfassender Erfahrung aufgebaut.
Ein Tipp: Für Unternehmen ist es oft schwierig, seriöse von unseriösen Anbietern zu unterscheiden. Es ist zum Beispiel nicht zwingend unseriös, wenn ein Anbieter die Rechtekette nicht sofort offenlegt – oft wird das aus Datenschutzgründen vom ursprünglichen Verkäufer nicht gewünscht. Trotzdem zeigt meine langjährige Erfahrung, dass seriöse Verkäufer in den meisten Fällen kein Problem damit haben, die Rechtekette offenzulegen, wenn es sich um eine rechtmäßige Rechteübertragung handelt. Das gilt auch für unsere Kund*innen, zu denen einige der 500 größten Unternehmen Europas gehören – viele davon finden Sie auch auf unserer Website.
Welche Entwicklungen und neuen Angebote können wir in den kommenden Jahren von Capefoxx erwarten?
Wir haben unser Angebot gerade um weitere Hersteller erweitert und handeln mittlerweile mit Lizenzen von Microsoft, IBM, Oracle und VMWare. Dazu bieten wir immer mehr beratende Services wie Unterstützung beim Software-Audit, Daten-Review und die anschließende Optimierung an. Über unser Partner-Netzwerk können wir auch 3rd Party Support anbieten, was gerade bei IBM, Oracle und VMWare sehr wichtig ist. Zusammengefasst: Gebrauchte Software wird auch in den nächsten Jahren eine bedeutende Relevanz behalten. Die Hersteller wünschen sich zwar eine Cloud-only Welt, aber viele Kund*innen haben mittlerweile verstanden, dass diese Lösung zwar die beste für den Hersteller ist, aber nicht für sie selbst.
Sie haben bereits mehrere Unternehmen erfolgreich gegründet. Was haben Sie aus diesen Erfahrungen für Ihre Arbeit bei Capefoxx mitgenommen?
Am Ende haben nur die Unternehmen Relevanz, die ihren Kund*innen messbaren Mehrwert bieten. Und genau das tun wir bei Capefoxx jeden Tag. In einem dynamischen Markt ist es essentiell, mit der Zeit zu gehen, sich aber trotzdem treu zu bleiben. Daher passen wir unser Angebot stetig den Wünschen unserer Kund*innen an, halten aber gleichzeitig an unseren Werten Agilität, Transparenz, Unabhängigkeit und Dedication fest. Gute Kund*innen verdienen beste Betreuung, daher sind wir sehr stolz auf unsere engagierten und gut ausgebildeten Mitarbeiter.
Welchen Rat würden Sie jungen Gründer*innen geben, die wie Sie in der IT-Branche durchstarten möchten?
“Lasst Euch nicht blenden.” In der IT-Branche wimmelt es von Buzz-Wörtern und “heißen” Trends. In immer kürzeren Abständen wird ein neues Thema gehypt. Am Ende hat nur Bestand, was echten Mehrwert bietet. Dass z.B. gebrauchte Software keine Zukunft hätte, wurde mir bereits 2004 von allen Seiten versichert. Jetzt, 20 Jahre später, ist das Thema relevanter denn je.
Nach einer Trennung von Geschäftspartnern den Mut zu finden, neu zu starten, ist nicht leicht. Was würden Sie anderen Unternehmer*innen in dieser Situation raten?
Es lohnt sich immer wieder, neue Risiken einzugehen. Am Ende bewahrheitet sich das alte Sprichwort, dass, wo immer sich eine Tür schließt, sich auch eine andere öffnet. So enttäuschend solch eine Trennung sein kann, bietet sie auch eine große Chance, daraus zu lernen. Daher ist das Fehlverhalten des anderen in dieser Situation auch unbedeutend. Es geht darum zu verstehen, welche Fehler man selber gemacht hat und diese dann hoffentlich nicht mehr zu wiederholen. Für mich ist die Fähigkeit, wieder aufzustehen und weiterzumachen bzw. sich neu zu erfinden, eine der wichtigsten überhaupt. Solch eine Erfahrung macht frei und unabhängig.
In einer sich ständig wandelnden IT-Branche, wie bleiben Sie mit Capefoxx innovativ und konkurrenzfähig?
Wir hören unseren Kund*innen zu, beobachten den Markt und überlegen uns, welche Angebote fehlen. Bei Capefoxx beschäftigen wir uns ja nicht mit den Software Produkten selbst, sondern unser Spezialgebiet sind die Lizenzierungsmodelle, mit denen die Softwareprodukte den Nutzern zur Verfügung gestellt werden. Ich persönlich bin ein großer Fan von guter Software, da sie Unternehmen hilft, effizienter zu werden und die zur Verfügung stehenden Ressourcen nachhaltiger einzusetzen. Das muss aber auch für die Nutzung der Software selbst gelten. Daher helfen wir unseren Kund*innen, gute Software effizienter und nachhaltiger zu lizenzieren. “Gute” Software muss in diesem Kontext übrigens nicht immer die aktuellste sein. “Gute” Software für mich ist die Software, die die Bedürfnisse meines Unternehmens und meiner Mitarbeiter abdeckt. Und das kann dann auch schon mal eine 14 Jahre alte Version sein. Wir haben vor kurzem mit einem großen Handelsunternehmen gesprochen, das immer noch Office 2010 erfolgreich einsetzt. Warum auch nicht…
Würden Sie sagen, dass das Risiko ein ständiger Begleiter für Unternehmer ist? Was bedeutet es für Sie, als CEO von Capefoxx Risiken einzugehen?
Absolut. Ich bin damals ein großes (persönliches) Risiko mit der Klage eingegangen. Das spiegelt aber auch die Philosophie von Capefoxx wider: Den Status Quo ständig zu challengen und sich zu trauen, sich auch von großen Softwareherstellern nicht alles gefallen zu lassen. Das hat sich damals in unserer Klage bis zum EuGh bewährt – und gilt auch heute noch für uns. Ich finde Risiken aber auch gar nicht schlimm. Risiken begleiten unser ganzes Leben, beruflich, wie auch privat. Das größte Risiko ist wahrscheinlich, keine Risiken einzugehen.
Fotograf/ Bildcredits: Capefoxx
Wir bedanken uns bei Thomas Huth für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.