cirplus digitaler Marktplatz für recycelte Kunststoffe
Stellen Sie sich und das Startup cirplus kurz unseren Lesern vor!
Cirplus ist ein Ende 2018 gegründetes Start-Up, dass einen digitalen Marktplatz für recycelte Kunststoffe anbietet. Kunststoffverarbeiter können über cirplus ihre Kaufgesuche aufgeben und cirplus sucht nach geeigneten Anbietern aus der Recyclingbranche. Damit wird der Recyclingkreislauf optimiert.
Christian Schiller (34) hat in Deutschland BlaBlaCar aufgebaut, bevor er in einer Auszeit auf einem Segeltörn vor Kolumbien in einen riesigen Teppich aus Kunststoffabfall geriet. Die Idee für cirplus war geboren. Kurz darauf lernte Schiller seinen heutigen Mitgründer Volkan Bilici, Software-Entwickler und Blockchain-Experte mit Expertise in der Kunststoffindustrie, kennen. Jetzt startet die Plattform durch.
Warum haben Sie sich entschieden ein Unternehmen zu gründen?
Die persönliche Erfahrung mit dem riesigen Plastikmüllteppich gab den Denkanstoß – ich dachte mir es muss doch möglich sein, diesem Problem mit unternehmerischen Mitteln zu begegnen. Schließlich scheut die Weltwirtschaft keine Kosten und Mühen, Rohöl zu fördern und es in Plastikprodukte umzuwandeln. Nur bei der Entsorgung sagen wir dann: Das Zeug hat keinen Wert, also ab auf die Deponie, in die Verbrennung oder sogar ins Meer. Das ist doch absurd.
Welche Vision steckt hinter cirplus?
Ziel von cirplus ist es, die Unmengen an Kunststoffmüll, die die Umwelt verschmutzen, auf null zu reduzieren. Das erreichen wir dadurch, indem wir recyceltem Kunststoff zum Durchbruch verhelfen. Denn je höher die Nachfrage nach Rezyklaten, desto mehr Bedarf an Kunststoffabfällen für die Verarbeitung. Desto besser wird die Sammel- und Sortierqualität der Abfälle. Unternehmen und Gesellschaften haben also einen Anreiz, den Abfall zu verwerten statt einfach in die Umwelt zu entsorgen oder zu verbrennen.
Von der Idee bis zum Start was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?
Zunächst einmal: meinen Mitgründer Volkan Bilici zu finden. Wir haben uns im Rahmen des Accelerator-Programms von Entrepreneur First kennengelernt; unsere Geschäftsidee wurde komplett durch die Mangel gedreht. Das hat sich aber auch gelohnt: nicht nur hat dass das Unternehmen besser gemacht, wir erhielten auch die erste Finanzierung.
Beim Aufbau der Plattform selbst ist eine der größten Herausforderungen, eine digitale Lösung in einer Branche zu etablieren, das weitestgehend noch ohne digitale Lösungen auskommt.
Wer ist die Zielgruppe von cirplus?
Cirplus wendet sich an Kunststoffverarbeiter, Brandowner und Recycling-Unternehmen auf der ganzen Welt. Wir richten uns an alle Unternehmen, die es sich zum Ziel gesetzt haben, mehr recycelte Kunststoffe in ihren Produkten einzusetzen und somit einen Beitrag zu einer nachhaltigeren Form des Wirtschaftens zu leisten.
Wie funktioniert cirplus? Wo liegen die Vorteile?
Anbieter und Käufer können auf cirplus nach dem gewünschten Kunststoff suchen oder es inserieren – von Ballenware bis zum Regranulat bzw. Rezyklat. Im direkten Vergleich von Angeboten sparen Käufer Zeit und Geld, während Verkäufer neue Absatzmärkte im In- und Ausland erschließen und ihre Preise, Mengen und Qualitäten ihrer Materialien exakt auf die Nachfrage abstimmen können. Mit meinem Mitgründer Volkan haben wir zudem die Blockchain-Kompetenz an Bord, um perspektivisch die Nachverfolgbarkeit von Materialien zu revolutionieren.
Wie ist das Feedback?
Noch vor dem Start der Plattform haben sich 43 Unternehmen auf der Warteliste registriert – darunter auch Branchenriesen. Seit Anfang April ist der Prototyp live und wir konnten bereits mehrere Transaktionen vermitteln.
cirplus, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
In fünf Jahren ist der Ein- und Verkauf von recycelten Kunststoffen über cirplus so einfach wie über Amazon. Vom Suchen und Vergleichen, über dynamische Preisfunktion bis hin zur Logistik und Zahlungsverkehr wird die gesamte Transaktion digital abgewickelt werden können, europaweit. Ultimative Vision ist die digitale Integration der gesamten Produktions- und Abfallkette. So wird cirplus den Übergang in eine 100% circular economy ermöglichen.
Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?
– sei mutig
– damit zusammenhängend: sei zäh – Mach viele Fehler und mach sie so früh wie möglich. Und lerne draus!
– sei ressourceneffizient: suche Dir einen Mitgründer mit komplementären Fähigkeiten, hole Dir dort – aber auch nur dort – Hilfe von Externen, wo ihr als Team keine vernünftige Lösung zustande bringt. But do the hard, unscalable things first yourself!
Weitere Informationen finden Sie hier
Wir bedanken uns bei den Gründern für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder