Conntac hilft, Probleme und Fragen rund um den Internetzugang selbst zu lösen
Stellen Sie sich und das Startup Conntac doch kurz unseren Lesern vor!
Benjamin: Wir sind ein digitales Startup aus Augsburg mit insgesamt vier Gründern: Michael Faath, Christoph Keller, Benjamin Wöhrl und Rolf Winter.
Michael: Bei Conntac geht es um ein Thema, das ganz viele Menschen kennen. Man surft im Internet und plötzlich funktioniert irgendwas nicht mehr richtig. Bisher muss man, wenn man selbst nicht weiter weiß, schnell mal beim Internetprovider anrufen, um das Problem zu lösen. Fast jeder hing schon mal in der Warteschleife fest und weiß, wie langwierig und zeitraubend der ganze Prozess sein kann.
Benjamin: Und da kommen wir ins Spiel. Unsere App hilft, Probleme und Fragen rund um den Internetzugang selbst zu lösen, ohne gleich beim Provider anrufen zu müssen. Dafür kombinieren wir Netzwerkmessungen mit intelligenten Rückfragen, um die Probleme der Kunden zu analysieren und Hilfe zur Selbsthilfe zu geben. Und wenn man dann doch mal beim Provider anrufen muss, weiß der bereits worum es geht und kann schneller helfen.
Wie ist die Idee zu Conntac entstanden und wie haben Sie sich als Gründerteam zusammengefunden?
Michael: Wir kennen uns alle aus einem Forschungsprojekt an der Hochschule Augsburg. Ich habe dort bei Rolf promoviert, neben seinem Gründer-Dasein ist er Professor für Datenkommunikation.
Benjamin: Christoph und ich waren ursprünglich studentische Mitarbeiter bei Michael und Rolf, dabei haben wir schnell gemerkt, dass wir uns echt gut verstehen und super zusammenarbeiten. Deshalb haben wir dann, damals noch zu dritt ohne Rolf, eine GbR für App- und Webentwicklung gegründet.
Michael: Irgendwann hatten wir dann die Idee, dass wir doch aus unserer Forschungsarbeit ein Produkt machen können. Von Internetprovidern aus dem Projekt wussten wir bereits, dass ein echter Bedarf besteht. Unsere Familien rufen uns auch regelmäßig an, wenn an ihrem Computer etwas klemmt, darum wussten wir, dass man viele Schritte zur Problemlösung automatisieren kann.
Von der Idee bis zum Start was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?
Benjamin: Wir haben uns mit unserer Idee für das EXIST-Gründerstipendium beworben. Damit bekommt man für ein Jahr Geld, um in Vollzeit an der Entwicklung des Businessplans und einem Prototypen zu seiner Idee zu arbeiten. Den 25-seitigen Antrag dafür zu schreiben hilft sehr, sich intensiv mit seiner Idee zu beschäftigen und die Frage zu klären, ob daraus ein Business entstehen kann.
Michael: Eine der größten Herausforderungen war es sicherlich, den richtigen Zeitpunkt für die ersten Kundengespräche zu finden. Wann ist der Prototyp reif genug, um einen Kunden zu begeistern? Unsere potentiellen Kunden sind teilweise große Unternehmen. Da darf man nicht unterschätzen, wie lange Vertragsverhandlungen dauern, selbst wenn alle Beteiligten große Lust auf das Produkt haben.
Wie hat sich das Unternehmen seit dem Start entwickelt?
Michael: Das Stipendium hat uns die Freiheit gegeben, uns vollständig auf die Entwicklung des Produkts und des richtigen Geschäftsmodells zu konzentrieren. Wir haben jetzt einen lauffähigen Prototypen mit dem sich hervorragend demonstrieren lässt, wie unsere App funktioniert und welche handfesten Vorteile wir bieten.
Benjamin: Wir konnten bereits bei mehreren großen Providern pitchen und unseren Prototypen vorstellen. Die Resonanz war sehr gut und wir sind auf großes Interesse gestoßen. Jetzt geht es darum, mit einem Pilotkunden Conntac auf den deutschen Markt zu bringen.
Wer ist die Zielgruppe von Conntac?
Benjamin: Unsere eigentlichen Kunden sind Internetprovider. Wir entwickeln Conntac, um es in deren Systeme und Apps zu integrieren, es wird also ein klassisches Whitelabel-Produkt.
Michael: Auf der anderen Seite stehen natürlich die Kunden der Provider, die unsere App nutzen werden. Für sie wird Conntac kostenlos sein. Wir müssen uns auf verschiedene Benutzergruppen mit sehr unterschiedlichem technischem Verständnis vorbereiten. Unsere App muss Personen helfen, die von Technik gar keine Ahnung und vielleicht auch gar kein Interesse daran haben. Sie wollen einfach nur ihr Problem schnell gelöst haben. Aber auch die sogenannten Millennials, die Selbermacher und technisch Interessierten berücksichtigen wir, diese Gruppen möchte wissen, wo das Problem lag, wie es selbst gelöst werden kann und was dahinter steckt.
Wie funktioniert Conntac? Worin liegen die Vorteile für den Kunden?
Benjamin: Wir haben einen Prozess entwickelt, der Schritt für Schritt prüft, ob und welche Probleme mit der Internetverbindung vorliegen und was die Ursachen dafür sind. Das fängt bei so trivialen Dingen wie “ist mein Smartphone oder PC mit dem WLAN verbunden” an und geht bis zu “ist das Routing zum DNS-Server in Ordnung”. Viele technische Punkte können wir automatisiert überprüfen, für einige andere sind wir auf die Eingaben des Benutzers angewiesen. Wir prüfen aber auch externe Dienste, die Benutzer häufig nutzen, so dass die App gleich sagen kann “Facebook hat gerade Probleme, es liegt nicht an deinem Internetanschluss”.
Michael: Die Endkunden sparen dadurch Zeit und Nerven, für die Internetprovider bedeutet das natürlich eine Kostenersparnis durch weniger Anrufe und eine erhöhte Kundenzufriedenheit. Sie können besser erkennen, wo die Probleme der Kunden liegen und ihnen schnell helfen. Auf der anderen Seite wird aber auch klar, wenn der Internetprovider gar nicht Schuld an dem Problem beim Endkunden ist. Mit Conntac werden in vielen Fällen, da wo bisher der Supportmitarbeiter am Telefon sagen musste “da sind wir nicht zuständig”, Probleme einfach und schnell gelöst.
Wie ist das Feedback?
Michael: Wir wurden bei zwei Businessplan Wettbewerben ausgezeichnet. Einmal hier Regional in Schwaben, zum anderen auf der CeBIT beim Gründerwettbewerb – Digitale Innovationen. Das Feedback zu den eingereichten Businessplänen und das mediale Echo hilft uns sehr für die nächsten Schritte.
Benjamin: Aber auch von potentiellen Kunden gab es bereits wichtigen Input. Das ist super, denn nur zusammen mit einem Provider können wir unsere App so optimieren, dass es auf dem Markt erfolgreich ist.
Conntac, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Michael: Langfristig gesehen möchten wir uns als die Experten für Customer Experience bei Telekommunikationsunternehmen am Markt etablieren. Wir haben bereits mit Providern im europäischen Ausland Kontakte geknüpft, auch dort stoßen wir auf positive Resonanz. Deshalb möchten wir, nachdem wir uns in Deutschland beweisen konnten, schnell auch in andere Länder expandieren. Wir führen bereits aussichtsreiche Gespräche mit Investoren, um unser Wachstum weiter beschleunigen zu können.
Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?
Michael: Nutzt euer Netzwerk, geht raus und lernt die Persönlichkeiten in der Startup-Szene kennen, aber übertreibt es nicht. Es braucht viel Zeit und Konzentration, von der Idee zum Produkt zu kommen. Das Netzwerken ist wichtig, aber selektiert, zu welchen Veranstaltungen ihr geht.
Benjamin: Nutzt trotzdem jede Gelegenheit, eure Idee zu Pitchen oder einfach nur davon zu erzählen. Das bringt Übung, aber auch wertvolles Feedback, um daraus ein Produkt zu machen. Wir haben bei einem alten Projekt den Fehler gemacht, die Idee geheim halten zu wollen. Dadurch fehlte die regelmäßige Auseinandersetzung mit der Idee und Input von externen Personen.
Man liest immer, dass viele Gründungen an internen Streitigkeiten scheitern. Auch aus unserer Sicht ist das richtige Team der Schlüssel zum Erfolg. Sucht euch Personen, denen ihr vertraut, mit denen ihr gut zusammen arbeiten, Spaß haben, aber auch streiten könnt. Bei uns gilt die Regel: wenn etwas nicht passt, wird es sofort angesprochen. Der offene und ehrliche Dialog gerade in stressigen Zeiten ist wichtig.
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Wir bedanken uns bei Michael Faath und Benjamin Wöhrl für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.