Sonntag, Dezember 22, 2024
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Fokussiertes Machen

deep.one tragbarer Körperschall Subwoofer der Audio in haptisches Feedback umwandelt

Stellen Sie sich und das Startup deep electronics GmbH doch kurz unseren Lesern vor!

Die deep electronics GmbH ist ein von Frederik Podzuweit, Stefan Sube und Stefan Mittnik in 2018 gegründetes Start-Up. 

Unser Ziel ist: Wir möchten digitale Welten für alle spürbar erlebbar machen. Dazu entwickeln wir den tragbaren Körperschall-Subwoofer deep.one, der Audio in haptisches Feedback umwandelt. Musik, Filme und Gaming können so auf einem völlig neuen Intensitätslevel erlebt werden ‒ vergleichbar mit dem Bass-Effekt in Clubs und auf Konzerten, allerdings völlig lautlos für das Umfeld. Das Produkt ist für jedermann, und für Gehörlose besonders effektiv.

Warum haben Sie sich entschieden ein Unternehmen zu gründen?

Unser Mitgründer Frederik Podzuweit hatte im Industriedesign-Studium im Rahmen seiner Projektarbeit ein erstes Design des Bass-Kragens veröffentlicht. Gehörlose und Hörende Menschen weltweit überfluteten ihn darauf mit E-Mail Anfragen. Bei diesem Ansturm war klar, das Produkt muss realisiert werden!  

Freddy lernte Gebärdensprache und beschäftigte sich mit der Perspektive gehörloser Menschen. Sein Kollege Stefan Sube und Mitgründer fing an, das Produkt technisch zu realisieren. Dazu brauchte es viel Kreativität und Vorstellungsvermögen. Schließlich gab es das Produkt noch nicht. Die ersten Ideen wurden pragmatisch mit 3D-Druck und Baumarktteilen umgesetzt. 

Welche Vision steckt hinter deep one?

deep.one möchte die Lebensfreude und das Wohlbefinden aller Menschen durch die Haptifizierung digitaler Inhalte steigern. Als zum Beispiel Georgina Schneid, Vizeweltmeisterin im Siebenkampf für Gehörlose, deep.one ausprobierte, tanzte sie stundenlang freudestrahlend in unserem Büro. Von Geburt an taub, konnte sie nun endlich Musik “hören”. Spätestens da wussten wir, es lohnt dranzubleiben!

deep.one tragbarer Körperschall Subwoofer für Gehörlose
Georgina Schneid

Von der Idee bis zum Start was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?

Als Hardware Start-Up war es eine große Herausforderung, kompetente Entwicklungspartner zu finden, die unsere Qualitätsstandards zu vernünftigen Kosten liefern. Das hat viel Zeit und Energie gekostet. Auf der Suche wird die Komplexität der Wertschöpfungskette und deren Abhängigkeiten klar. Vieles kann „schief“ gehen. Die Vorlaufzeit und der anfängliche Finanzierungsbedarf sind deutlich höher als zum Beispiel im E-Commerce oder bei vielen Software-Lösungen. Das macht die Investorensuche nicht einfacher.

Eine weitere große Herausforderung für Gründer mit Ingenieur und Industrial Design Background ist der Schritt von der fachlichen Expertise hin zum Aufbau eines Unternehmens. Waren zuvor betriebswirtschaftliche Aspekte eher ein Randthema, sind sie jetzt zentral. Ganz andere Aufgaben kommen hinzu. Menschen stehen mehr im Vordergrund. Kooperations-Partner, Mitarbeiter und Investoren haben unterschiedliche Anforderungen und Erwartungen. Man muss zwischen operativen, teils auch administrativen Aufgaben, dem großen Ganzen und den Erwartungen jonglieren. Das ist ein großer Sprung mit spannenden neuen Lernerfahrungen.

Unser erfahrener Business Angel hat das Projekt bereits von Anfang an begleitet. Er glaubt fest an das Produkt und die Fähigkeiten des Teams. Er coacht und unterstützt auch bei strategischen und kaufmännischen Fragen.  

Wer ist die Zielgruppe von deep.one?

deep.one adressiert alle Menschen, die Entertainment noch mehr genießen wollen und auch musikverliebte Gehörlose. Ja, Letzteres ist möglich! Probiert es gerne aus. 

Wie funktioniert deep one? Wo liegen die Vorteile? Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?

deep.one ist ein Basskragen, der um den Nacken gelegt wird. Über Bluetooth lässt er sich mit anderen Geräten (TV, Spielekonsole, Smartphone) verbinden. Kopfhörer können zusätzlich eingesteckt werden. Audiosignale werden in haptisches Feedback umgewandelt und durchdringen mittels Vibrations-Pads den Körper. Der Club-Bass-Effekt entsteht ‒ komplett lautlos für das Umfeld.

Beim Musikhören, Filmeschauen und Gaming taucht der Nutzer tiefer und konzentrierter in seine Welt ein. Das intensivere Wahrnehmen ermöglicht ein effektives “Abschalten”. deep.one ermöglicht Gehörlosen das Wahrnehmen von Musik und auch dazu zu tanzen.

Intensität der Vibration sowie Sound-Volumen können unabhängig voneinander eingestellt werden. deep.one funktioniert über Muskel-Resonanz und nicht über Knochenschall.

Wie hat sich ihr Unternehmen mit Corona verändert?

Wir sind effizienter und durchaus produktiver geworden. Man kann alleine im Homeoffice konzentrierter arbeiten.  Die regelmäßige virtuelle Abstimmung im Team sorgt für Druck und Disziplin. Dadurch sind wir fokussierter geworden.

Wie haben Sie sich darauf eingestellt und welche Änderungen haben Sie vorgenommen?

Sicherheit unserer Mitarbeiter und Verantwortung für unser Umfeld stehen bei uns an erster Stelle. Meetings finden nur noch virtuell statt. Gearbeitet wird von zu Hause. Das funktioniert sehr gut. Eine Herausforderung ist allerdings, dass wir unser Produkt potenziellen Nutzern und auch Investoren nur bedingt virtuell vorführen können. Man muss es schon getestet haben, um die Wirkung zu erleben. Allerdings haben die zwei Bereiche Consumer Electronics und eCommerce, in denen wir Investoren suchen, durch die Krise starkes Wachstum erfahren.

Wo sehen Sie in der Krise die Chance?

Die Krise hat den Gebrauch digitaler Technologien enorm erhöht, ob in Kommunikation oder im Entertainment und das sowohl bei den Digital Natives als auch der älteren Generation. Was dabei jedoch zu kurz kommt, ist die haptische Dimension. Also das Fühlen digitaler Inhalte. Letztendlich sollte Technologie genutzt werden, um die Welt ein Stück besser zu machen. Die Krise hat das verdeutlicht und beschleunigt.

deep one, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?

Wir wollen die Haptik digitaler Inhalte weltweit revolutionieren. Wir wollen den Fokus der Menschen wieder auf ihr Gefühl richten; sie aus dem “Kopf“ herausholen. Entspannt. Lebensfroh. Mit guter Energie.

Eine Serie von Produkten zum Fühlen von Sound ist in Planung. Dazu gehört auch die Intensivierung der Sinneswahrnehmung von Hörbeeinträchtigten, um ihnen den Alltag zu erleichtern.

Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?

Fokussiertes Machen. Over-Engineering vermeiden. Möglichst früh ein Netzwerk an Unterstützern aufbauen.  

Weitere Informationen finden Sie hier

Wir bedanken uns bei  Verena Schmitz für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder

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