Reparieren statt Austauschen: Die Vision von DINGES Interview mit Dr.-Ing. Dominic Gruß, Geschäftsführer der DINGES GmbH
Können Sie uns zu Beginn erzählen, was die DINGES GmbH macht?
„Die DINGES GmbH wurde 2021 gegründet und hat sich auf Engineering-Dienstleistungen im Bereich der Fertigungstechnik, wie der fertigungsgerechten Produktgestaltung, und die Optimierung entsprechender Verfahren und Anlagen spezialisiert. Ein weiterer Fokus liegt auf der Instandsetzung von E-Bike-Antrieben, speziell Mittelmotoren etablierter Hersteller wie Bosch, Brose oder Yamaha. Sowohl Gewerbe- als auch Privatkunden können Antriebe zur Prüfung einsenden und erhalten ein kostenloses und individuelles Angebot. Durch eine hohe Verfügbarkeit von Ersatzteilen erfolgt die Instandsetzung innerhalb weniger Tage.“
Welche Vision treibt DINGES an und welche Schritte planen Sie, um diese Vision in der Praxis umzusetzen?
„Unsere Vision ist es, durch erstklassige Ingenieurarbeit und verlässliche Partnerschaft nachhaltige und wirtschaftliche Lösungen für unsere Kunden zu schaffen – sowohl in der industriellen Fertigungstechnik als auch im Bereich der Reparatur und Optimierung von E-Bike-Antrieben. Wir möchten, dass unsere Lösungen nicht nur funktionieren, sondern auch dauerhaft Mehrwert stiften: Dieses Streben nach höchster Effizienz und minimalem Ressourceneinsatz ist tief verankert in der ‚DINGES-DNA‘.“
Wie kam es zu der Unternehmenserweiterung und welche Rolle spielt sie im Gesamtbild?
„Wir haben festgestellt, dass die meisten Defekte an E-Bike-Antrieben reparabel sind – während Händler und Hersteller häufig zum Austausch raten. Diese Lücke haben wir geschlossen, weil wir darin eine große Hebelwirkung sehen: weniger Ressourcenverbrauch, geringere Kosten für Nutzer und Versicherungen sowie ein klares Bekenntnis zur Nachhaltigkeit. Um diesen Anspruch in die Praxis zu übersetzen, bauen wir unser Reparaturzentrum kontinuierlich aus, standardisieren Prozesse, setzen auf kurze Abwicklungszeiten von in den meisten Fällen drei bis fünf Arbeitstagen. Durch zusätzliche Detailoptimierungen machen wir Motoren häufig sogar haltbarer als im Neuzustand. Im Gesamtbild ist die Reparaturwerkstatt ein zweites Standbein neben unserem klassischen Engineering – mit derselben DNA: methodisch, präzise, praxisorientiert. Sie ermöglicht uns zudem, direkten Kundennutzen sichtbar zu machen, während unsere Engineering-Projekte oft im Hintergrund laufen.“
Für welche Zielgruppen entwickeln Sie im Bereich Reparatur, Instandsetzung & Optimierung von E-Bike-Motoren Lösungen und wie stellen Sie sicher, dass spezifische Anforderungen wirklich erfüllt werden?
„Wir richten uns an E-Bike-Fahrer, Fachhändler und -werkstätten sowie Versicherungen, Fahrradverleiher und Unternehmen, die E-Bikes gewerblich nutzen, wie Radkurierdienste oder Postzustellbetriebe. Diese Zielgruppen eint, dass sie planbare, schnelle und kostengünstige Lösungen benötigen. Den unterschiedlichen Anforderungen dieser Kundengruppen und unterschiedlichen Motortypen werden wir passgenau gerecht durch angepasste Abläufe und technische Standards sowie enge Kommunikation. Für Händler und Versicherungen bedeutet das: transparente Kostenvoranschläge und kurze Durchlaufzeiten; für Gewerbekunden mit einer hohen Anzahl gleicher Motoren gegebenenfalls Pauschalpreise und für Endkunden eine Reparatur, die 20 bis 50 Prozent günstiger ist als ein Austauschmotor und gleichzeitig die Reichweite und Laufruhe verbessert. Zudem entwickeln wir unsere Strukturen Richtung Zertifizierung nach DIN EN ISO 9001, um Qualität und Verlässlichkeit messbar zu machen.“
Was macht DINGES einzigartig im Vergleich zu anderen Unternehmen in Ihrem Bereich?
„Wir sind keine Fahrradwerkstatt, sondern ein spezialisierter und industrialisierter Reparaturbetrieb. Das bedeutet: Wir arbeiten mit klar strukturierten Prozessen, Qualitätskontrollen und standardisierten Optimierungsschritten. Jeder Motor, der unsere Werkstatt verlässt, ist nicht nur instandgesetzt, sondern in vielen Fällen besser geschützt und haltbarer als zuvor. Ein weiterer Unterschied: Bei der Eröffnung unseres Reparaturzentrums gab es bundesweit keinen vergleichbaren Anbieter – wir schließen also eine echte Lücke und kombinieren Ingenieur-Know-how mit nachhaltiger Praxis.“
Wo sehen Sie das Unternehmen in den nächsten fünf Jahren? Gibt es konkrete Entwicklungen oder neue Märkte, die Sie anvisieren?
Wir arbeiten kontinuierlich an der Verbesserung unserer Reparaturprozesse und dem Aufbau neuer Partnerschaften. Parallel passen wir unser Reparaturzentrum stetig dem steigenden Bedarf an, sowohl hinsichtlich der Kapazität als auch hinsichtlich neuer Motortypen. Die Infrastruktur des Reparaturgeschäftes möchten wir zukünftig auch für weitere Produkte nutzen. Im Zuge der Forderungen von Verbrauchern und der Politik nach erhöhter Nachhaltigkeit und Reparaturfähigkeit sowie aufgrund immer komplexerer und hochwertigerer Produkte sehen wir für zentrale hochspezialisierte Reparaturbetriebe langfristig großes Marktpotenzial in den verschiedensten Branchen – sowohl bei Verbrauchern als auch bei Gewerbekunden.
Wenn Sie drei Ratschläge an Gründer weitergeben könnten, welche wären das aus Ihrer Erfahrung?
Standards hinterfragen: Hinterfragen Sie gängige Routinen. Unsere Geschäftsidee entstand, weil wir nicht akzeptiert haben, dass Motoren grundsätzlich komplett getauscht werden müssen.
Ressourcen im Blick behalten:
Gründen heißt, mit Geld, Zeit und Personal sparsam umzugehen. Zuerst den Kernprozess perfektionieren, dann erst weitere Leistungen ausbauen.
Werte klar leben: Verlässlichkeit, Transparenz und Nachhaltigkeit sind für uns keine Schlagworte, sondern tägliche Leitplanken. Kunden spüren sofort, ob Werte wirklich gelebt werden.
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg im Kontext von DINGES und Ihrem Wirken als Unternehmer?
Unternehmerisch bedeutet Erfolg für mich, dass wir Motoren zurücksenden, die nicht nur wieder funktionieren, sondern länger, ruhiger und effizienter laufen, und unsere Kunden überrascht sind, dass Reparatur so viel Sinn macht. Es bedeutet auch, dass wir dazu beitragen, dass weniger Motoren im Schrott landen und Ressourcen geschont werden. Persönlich ist Erfolg für mich, wenn wir mit unserer Arbeit Vertrauen schaffen und Entscheidungen so treffen, dass sie verlässlich, nachvollziehbar und langfristig tragfähig sind – für Kunden, Partner und Mitarbeitende. Wenn ich sehe, dass wir mit dieser Haltung wachsen, Arbeitsplätze sichern und etwas Positives zur Kreislaufwirtschaft beitragen, dann empfinde ich das als meine größte Motivation und als meinen persönlichen Erfolg.
Bild Dominic Gruß @DINGES GmbH
Wir bedanken uns bei Dominic Gruß für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder