Dwinity entwickelt ein dezentrales, quantensicheres Datenspeicher-Ökosystem, das Nutzer:innen volle Kontrolle und Souveränität über ihre persönlichen Daten gibt.
Wie entstand die Idee zu Dwinity und welche Erfahrungen aus früheren Erfolgen bei der Skalierung von innovativen Start-ups, flossen in die Gründung ein?
Peter König: Was unser starkes Gründerteam vereint, sind die Erfahrungen aus digitalen Startups, FinTechs und Unternehmen, bei denen Datenverwaltung, -nutzung und somit die Datensicherheit immer ein zentrales Element war – aus Sicht der Kunden und des Unternehmens. Die Arbeit mit Daten, ob beim eCommerce-Zahlungsverkehr oder auch Krypto- oder KI-Unternehmen, war immer eine der größten Hürden. Der derzeitige zentralisierte Ansatz zur Datennutzung und -speicherung befindet sich in einer Sackgasse. Verständlicherweise zögern Nutzer, sensible persönliche Daten weiterzugeben. Um die großen Herausforderungen unserer Zeit für zukunftsfähige Wirtschaft und Wissenschaft anzugehen, brauchen wir jedoch mehr und bessere Daten. Der Schlüssel aus unserer Sicht ist die Datensouveränität der Menschen.
Bis zur Gründung von Dwinity im Sommer 2023 gab es jedoch keine Möglichkeit, 100 % Datensicherheit und Kontrolle über die eigenen Daten zu gewährleisten. Also haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, ein vollständig dezentralisiertes und quantensicheres Ökosystem aufzubauen, dass es den Nutzern ermöglicht, Daten eigenmächtig zu verwalten und sie in ein wertvolles Gut zu verwandeln.
Was ist die zentrale Vision von Dwinity – und wie soll sie in den nächsten Jahren konkret umgesetzt werden?
Die Vision und Mission von Dwinity ist es, den Menschen die Macht über ihre eigenen Daten zurückzugeben. Daten sind eben ein höchst kostbares individuelles Gut, welches wir aktuell vielfältig teilen, ohne einen messbaren und fairen Gegenwert zu erhalten. Während uns die Risiken, ein gläserner User in den sozialen Netzen zu sein, zumindest zunehmend bewusster werden, ist das Risikobewusstsein bei Datenspeicherung und -sicherung in der Cloud weniger präsent. Und selbst wenn, wird es in Kauf genommen, zu Gunsten der Bequemlichkeit on-demand und 24/7 überall auf meine Daten zugreifen zu können.
Dwinity löst den Widerspruch zwischen Usability und Datensicherheit auf. Dazu bieten wir aktuell eine Plattform für dezentrale Datenspeicherung – 100 Prozent DSGVO-konform. Der Zugang erfolgt über dezentralen Wallet-Blockchain-Zugang. Dort erhalten Kunden eine sichere und unkomplizierte Möglichkeit, ihre Daten jederzeit herunterzuladen, wiederherzustellen und zu verwalten. Mit einem Fokus auf Sicherheit und Nutzerkontrolle setzt Dwinity auf eine dezentrale Infrastruktur, die vor Hackern schützt und die Privatsphäre wahrt. Dies ist der Beginn eines Aufbaus des eigenen Datenschatzes, der mit Dwinity gehoben und gesteuert werden kann.
An welche Zielgruppen richtet sich Dwinity und warum ist gerade für diese der dezentrale Ansatz so entscheidend?
Die Zielgruppe ist alle Menschen, aber auch Unternehmen, die erkennen, dass sie beim Thema Datensicherheit und -verwaltung bis dato nicht im Driver Seat, sondern auf der Rückbank saßen und dies nun ändern wollen. Dwinity bietet nun endlich eine adäquate Speicherlösung für persönliche Daten für die hunderte von Millionen User die weltweit heute bereits beispielsweise Protonmail für ihre Kommunikation, BRAVE Browser für ihren Internetzugang oder LEDGER für die Verwahrung ihrer Kryptoassets nutzen, Der Nutzer wird zum Piloten und bestimmt eigenständig und mündig über die Ausspielung und Transparenz seiner Daten. Die Dezentralität ist hierbei von entscheidender Bedeutung, weil sie a) psychologisch beim User und auch b) technologisch dafür sorgt, dass maximale Sicherheit gewährleistet wird. So entsteht echte Datensouveränität, die nur ein eigenverwaltetes, dezentrales Speichernetzwerk bieten kann.
Wie unterscheidet sich Dwinity von klassischen Cloud-Lösungen, wenn es um Datenschutz und Sicherheit geht?
Der entscheidende Unterschied: Bei uns liegen die Daten nicht bei einer zentralen Instanz – nicht einmal bei uns selbst. Dwinity ist der erste echte Safe Haven für persönliche Daten: hochverschlüsselt, fragmentiert, dezentral gespeichert und vollständig unter Kontrolle des Nutzers. Kein Dritter hat Zugriff, keine Cloud, kein Konzern.
Sie werden wie ein Puzzle auf unabhängige Knoten verteilt, und nur der User selbst besitzt den kryptografischen Schlüssel (Seed-Phrase), um sie wieder zusammenzusetzen und zu entschlüsseln. Auch das können nur die Kunden selbst. Uns ist es nicht möglich, die Daten zu entschlüsseln oder wiederherzustellen. Dieses System ist nicht durch einzelne Angriffe auf Server oder eine zentrale Cloud angreifbar und somit maximal sicher.
Statt wie bisher Daten über dutzende Plattformen, Apps und Social-Media-Dienste verteilt zu lassen, bietet Dwinity erstmals die Möglichkeit, das eigene digitale Ich an einem Ort zu konsolidieren. Wir sprechen hier vom Social Capital – also all den Daten, die Identität, Verhalten, Interessen und Interaktionen eines Menschen ausmachen. Nur wer diese fragmentierten Informationen wieder vereint, kann ihr Potenzial voll ausschöpfen.
Daten gelten als das neue Gold. Wie sorgt Dwinity dafür, dass Nutzer ihre Daten nicht nur sicher speichern, sondern auch ihren Wert selbstbestimmt nutzen können?
Es stimmt: Daten sind das neue Gold – und wir ermöglichen es, dieses Kapital sichtbar, steuerbar und nutzbar zu machen. Dafür haben wir einen visualisierten Digital Twin entwickelt: farbige Datenbubbles machen Datenkategorien und -verbindungen sichtbar. So entsteht ein Bewusstsein für den persönlichen Datenschatz – und das ist der erste Schritt zur digitalen Selbstermächtigung.
Auf Basis dieser Visualisierung ermöglichen wir eine anonyme Verknüpfung, Verschlüsselung und dezentrale Speicherung. Künftig können diese Daten z.B. für KI-Anwendungen in der Gesundheits- oder Konsumforschung genutzt werden – ohne Kontrollverlust für den Nutzer. Entscheidend: Die KI kommt zu den Daten, nicht umgekehrt.
Ein besonderer Hebel ist dabei unser Konzept des Data Staking: Nutzer stellen ihre Daten anonymisiert und freiwillig für bestimmte Anwendungen bereit – und erhalten dafür einen fairen, messbaren Gegenwert. So werden Daten zu einem investierbaren Asset, das sich in Form von Erträgen – vergleichbar mit Zinsen – für den Nutzer auszahlen kann.
Wie profitieren Unternehmen oder Forschungseinrichtungen konkret von der Nutzung der Dwinity-Technologie?
Mit der Einführung und Etablierung des digitalen Zwillings eines Individuums, der immer unter der vollen Kontrolle der Datenbesitzer steht, könnten durch KI neue Wege im Bereich der Forschung oder der persönlichen Entfaltung wie z. B. Longevity durch Predictive AI beschritten werden. Persönliche Daten wie Gesundheits-, Fitness- und Finanzdaten oder Social-Media-Daten spiegeln unsere Identität und unser Social Capital wider. Diese Daten können nun in höherer Qualität und im ständigen Bewusstsein der User erworben und für positive Entwicklungen, zum Beispiel im Bereich Health Care, genutzt werden.
Was waren die größten technischen oder regulatorischen Hürden auf dem Weg zur heutigen Plattform?
Mit der Einführung des DWIN-Token sind wir eines der ersten Startups aus Deutschland, die ihre Seed-Finanzierung, unter der damals noch in der Zukunft stehenden MiCAR-Verordnung, durchgeführt haben. Mit unserem Angebot eröffneten wir die unkomplizierte Teilhabe an, bis der DWIN-Token an einer Kryptobörse handelbar ist.
Worin liegt aus Ihrer Sicht der größte gesellschaftliche Mehrwert einer Lösung wie Dwinity?
Aus Nutzersicht: echte Datenhoheit, aktive Wertschöpfung durch Data Staking und ein neues Bewusstsein für die eigene digitale Identität. Unternehmen und Wissenschaft wiederum erhalten Zugang zu relevanten, hochwertigen Daten – auf freiwilliger, transparenter und fair vergüteter Basis. So entsteht eine neue Datenökonomie, die auf Respekt und Partizipation beruht.
Welche Rolle spielt der Standort Deutschland für euch – insbesondere in Hinblick auf Datenschutz, IT-Souveränität und Vertrauen?
Dwinity versteht sich als deutsches Unternehmen im europäisch regulierten Rechtsraum und das Gründerteam ist hier unternehmerisch verwurzelt. Zwar ist das Thema Datenschutz ein globales, jedoch sind hierzulande Datenschutz und damit auch Vertrauen in IT-Sicherheit relevanter als in vielen anderen Ländern. Eine gewisse Grundskepsis der Deutschen, was beispielsweise digitale und automatisierte Buchungsprozesse im Tourismus oder eine Trägheit bei der Nutzung von digitalen Zahlungsmethoden angeht, trifft auf hohe Datenschutzverordnungen und Regulierungen, denen wir uns aber ganz bewusst stellen, auch um das Thema Web3 und Token aus den Kinderschuhen heraus erwachsen werden zu lassen.
Was einerseits eine Hürde für die Etablierung und Ausweitung von datenbasierten Geschäftsmodellen ist, kann nun aber ein Vorteil sein: Das Bewusstsein, seinen digitalen Zwilling zu schaffen, so nennen wir das, und Herr der eigenen Daten zu sein, ist höchstwahrscheinlich ausgeprägter als in anderen Ländern.
Was raten Sie anderen Gründerinnen und Gründern, die im Bereich Datenschutz oder Web3 starten wollen?
Sucht euch ein Gründerteam, das herausfordert und gemeinsam, auch durch Sparring sowie stetes Hinterfragen, nicht stillsteht und nach echten Lösungen mit Impact sucht.
Datenhoheit, KI und Kryptotechnologie – wie passt das bei euch zusammen und wohin führt dieser Dreiklang aus Ihrer Sicht?
Aller guten Dinge sind bekanntlich drei. Und diese drei Themen sind die perfekten Puzzleteile für eine Zukunft, bei der Wissen nicht nur Macht ist, sondern diese Macht in den Händen derer liegt, in die sie gehört: den Menschen und Usern selbst.
Bild: Peter König @ Dwinity
Wir bedanken uns bei Peter König für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.