educaro gründet weltweit Sprachschulen, um Talente zu matchen
Stellen Sie sich und das Startup educaro kurz unseren Lesern vor!
Die Idee zu educaro kam mir während meines Bachelorstudiums. Ich war in Tunesien und machte ein Praktikum in einer Sprachschule und traf dort auf viele Schüler, die in Deutschland studieren wollten. Ich fing an, sie zu beraten und bei Bewerbungen zu unterstützen. Daraus ist dann 2014 educaro entstanden. 2016 lernte ich Leon Schneider kennen und dann ging es Schlag auf Schlag. Wir gründeten Sprachschulen in Tunesien, der Türkei, in Mexiko und in Indien und beschäftigen heute fast 100 Mitarbeiter. Unsere Vision: Wir wollen jungen Menschen helfen, die davon träumen, in Deutschland zu studieren oder zu arbeiten. Dazu gehört, dass wir ihnen die nötigen Deutschkenntnisse beibringen. Darüber hinaus helfen wir ihnen bei allen administrativen Hürden, vermitteln Interviews mit potentiellen Arbeitgebern und unterstützen sie bei der Integration in Deutschland.
Warum haben Sie sich entschieden ein Unternehmen zu gründen?
Während meines Studiums habe ich einige Praktika in eher traditionellen Unternehmen mit starken Hierarchien gemacht. Ich hatte schon damals den Wunsch, mit meinem Beruf Menschen zu helfen und Leben zu verbessern, bin aber häufig gegen Mauern aus Gleichgültigkeit und Tatenlosigkeit gelaufen. Also entschloss ich mich, mich stärker auf die persönliche Beratung von Studenten zu konzentrieren und das mit meinem eigenen Business, in dem ich die Möglichkeit habe, meine Ziele zu realisieren.
Welche Vision steckt hinter educaro?
Wir wollten es einfach besser machen, ehrlich und transparent. Der lokale Markt für Sprachschulen arbeitet z. T. mit durchaus kriminellen Methoden. Viele nutzen die Hoffnungen der Menschen aus, um sich selbst zu bereichern, und Schlepper bringen Menschen teilweise in Lebensgefahr. Wir bieten den Menschen vor Ort eine Alternative. Wir sind Partner, denen sie während ihrer Reise vertrauen können. Das zeigt sich schon daran, dass unsere Preise im Internet einsehbar sind, das finden sie in diesen Ländern sonst nicht. Außerdem haben wir ein Finanzierungsmodell entwickelt, das es auch Menschen ohne finanzielle Mittel ermöglicht, an unserem Programm teilzunehmen. Wir vergeben Stipendien oder Kredite an unsere Kandidaten, die sie dann später vom Gehalt in Deutschland zurückzahlen können. Gerade diese Schüler sind häufig unsere besten Absolventen, denn sie wissen die Chance zu schätzen, die sich ihnen bietet.
Wir träumen von einer Welt, in der Universitäten, Firmen und sogar ganze Staaten ihren Bedarf an qualifizierter Arbeitskraft nicht national, sondern global kommunizieren und internationale Talente sich darauf bewerben können. Die Herausforderungen im Arbeitsmarkt des 21. Jahrhunderts kann kein Staat alleine bewerkstelligen. Dazu ist die Vermischung von Kulturen, Weltanschauungen und Talenten nötig, um den immer globaler werdenden Risiken gerecht zu werden.
Von der Idee bis zum Start was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?
Für uns ist educaro eine Herzensangelegenheit, deshalb haben wir uns ganz bewusst dafür entschieden, unsere Selbstbestimmung zu behalten. Angebote von Venture Capital Funds haben wir immer abgelehnt. Wir finanzieren uns bis heute durch kleinere Kredite und die Unterstützung unserer Familien. Und dann gibt es noch zwei Business Angels, die eher Mentoren als Investoren sind.
Dieses Bootstrapping führte dazu, dass wir weniger mediale Aufmerksamkeit bekamen und deshalb zu Beginn Schwierigkeiten hatten, geeignete Mitarbeiter zu finden. Mittlerweile kommen zum Glück sehr viele Bewerber auf uns zu, die unsere Vision teilen und Lust auf ein so internationales Umfeld haben.
Wer ist die Zielgruppe von educaro?
Aktuell richtet sich educaro vor allem an zwei Zielgruppen. Auf der einen Seite wollen wir weiterhin Studenten dabei unterstützen, in Deutschland zu studieren. Auf der anderen Seite haben wir im letzten Jahr ein Programm entwickelt, das sich vor allem an Auszubildende und Fachkräfte richtet, die in Deutschland arbeiten möchten. Bis jetzt sind das vor allem Pflegekräfte, wir wollen das Programm aber auch auf andere Berufsgruppen ausweiten.
Aber educaro betreut seine Kandidaten nicht nur im Ausland, sondern bildet die Schnittstelle zu Institutionen in Deutschland. Wir wollen schließlich nicht nur unseren Schülern helfen, sondern auch die Krankenhäuser in Deutschland dabei unterstützen, die besten Mitarbeiter zu finden.
Wie funktioniert educaro? Wo liegen die Vorteile?
Unser größter Vorteil ist, dass wir den gesamten Prozess von der Auswahl der Kandidaten bis zur Integration in Deutschland aus einer Hand anbieten. Dazu gehören Assessmenttests und die Sprach- und Integrationskurse genauso wie die Beantragung des Visums, Kontoeröffnung, Interviewcoachings und die Herstellung eines Kontakts zu Arbeitgebern. Unser großer Vorteil ist, dass wir nicht nur in den Herkunftsländern Standorte betreiben, sondern unseren Hauptsitz in Deutschland haben. Dadurch endet unsere Betreuung nicht an der Grenze, sondern geht in Deutschland weiter. Sobald ein Kandidat in Deutschland angekommen ist, absolviert er noch einen mehrmonatigen Intensivsprachkurs in einem unserer Partnerinstitute, die ihn sowohl sprachlich als auch kulturell auf die Zeit in Deutschland vorbereiten. Hier arbeiten wir mit dem Institut für Internationale Kommunikation (IIK) in Düsseldorf (https://www.iik-duesseldorf.de) und der Sprachenakademie Aachen (https://www.spraachen.org/de/) zusammen.
Wie ist das Feedback?
Das Feedback ist besonders im neuen Pflegebereich positiv. Kunden berichten uns immer wieder wie sehr sie es schätzen, dass ihnen diese Möglichkeit eröffnet wird, und bleiben häufig noch lange nach ihrem Start in Deutschland mit den anderen Programmteilnehmern und educaro in Kontakt. Zusätzlich kommen auch viele Kunden zu uns, die bereits schlechte Erfahrungen mit anderen Agenturen gemacht haben, teilweise betrogen wurden und dann durch Bekannte von uns erfahren haben. Natürlich führen gesellschaftliche Unterschiede bei der Ankunft in Deutschland ab und zu Herausforderungen, aber durch unsere lokalen Mitarbeiter im Ausland und die Partner in Deutschland konnten wir diese Hürden immer meistern.
educaro, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Unser Traum ist es, sämtliche betrügerische Agenturen im Ausland durch unsere kostenlosen Onlinedienste zu ersetzen. Wir arbeiten verstärkt an der Expansion in neue Länder und an der Digitalisierung des Geschäftsmodells. Wir wollen noch stärker auch länderübergreifend zwischen Talenten auf der einen Seite und Lücken im Arbeitsmarkt auf der anderen Seite vermitteln. Dazu arbeiten wir auch an der Entwicklung einer Website, mit der wir den Visaprozess für jeden einfach zugänglich machen, ohne dass die Leute noch intransparente Agenturen benötigen.
Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?
Finde eine Herausforderung in der Gesellschaft, die dich mit Leidenschaft erfüllt. Entweder, weil du sie selber erfahren hast, oder, weil du meinst einen wirklich signifikanten Unterschied leisten zu können. Oft rede ich mit Gründern, die einer Idee des möglichen Geldes wegen gefolgt sind. Die Wenigsten sind so wie wir nach fünf Jahren noch an der Idee dran, häufig, weil ihnen wegen mangelnder Identifizierung der Antrieb gefehlt hat, auch durch schwierige Zeiten zu gehen. Damit tust du dir selbst, deinem Können und auch der Idee Unrecht.
Das Team macht den Unterschied. Suche nach Mitgründern, die dir nicht nach dem Mund reden, sondern dir auch in schwierigen Situationen ihre Meinung sagen. Als Unternehmer steht man immer vor neuen Herausforderungen. Deshalb ist es umso wichtiger jemanden zu finden, der einen anderen Blickwinkel auf die Dinge hat, deine Schwächen ausgleicht, aber auch deine Stärken zu schätzen weiß. Das gleiche gilt auch für die Mitarbeiter. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass vor allem die Mitarbeiter das Unternehmen bereichern, die eigene Ideen einbringen, sich eine Meinung bilden können und keine Angst davor haben, diese auch zu vertreten.
Ruhm und Geld sind nicht alles. Besonders wenn du die ersten zwei Tipps umgesetzt hast, werden Fonds und andere Interessensgruppen ein Auge auf dein Unternehmen werfen. Wenn die Interessen auf beiden Seiten die gleichen sind, steht einer Kooperation nichts im Wege. Solche Partnerschaften können aber auch schnell zu ungesund aufgebauschten Wachstumsstrategien führen, die dem Unternehmen langfristig eher schaden als nützen. Arbeite lieber für ein nachhaltiges Wachstum in einem Unternehmen, das tatsächlich dir gehört, statt für eine hohe Finanzierungssumme oder das Titelblatt einer Wirtschaftszeitung.
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Wir bedanken uns bei Christian Sassin für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder