Donnerstag, November 20, 2025
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Wie gelingt ein Technologiesprung, den viele für unmöglich hielten?

eleQtron entwickelt Quantencomputer auf Basis der MAGIC-Technologie und macht damit leistungsfähiges, skalierbares Quantencomputing bereits heute für Forschung und Industrie nutzbar

Was war der erste Moment, in dem Ihnen klar wurde: Wir haben mit eleQtron eine echte Chance, Quantencomputing marktfähig zu machen?

Der Moment kam ziemlich schnell nach meinem ersten Gespräch mit Christof und Michael. Was sie mir damals erzählten – dass sie an der Uni Siegen an der weltweit einzigartigen MAGIC-Technologie forschen – klang zuerst total verrückt. Aber gleichzeitig war da dieses klare Gefühl: Wenn das funktioniert, dann kann es richtig groß werden. Als wir dann den ersten Industrieauftrag gewonnen haben, war klar – wir haben hier nicht nur gute Forschung, sondern eine echte Chance, Quantencomputing aus dem Labor in die Industrie zu bringen.

Viele sprechen über Quantencomputer als Zukunftstechnologie. Was macht Ihre Lösung mit der MAGIC-Technologie im Hier und Jetzt bereits real nutzbar?

Wir haben das große Glück – und das große Ziel – mit unserer MAGIC-Technologie etwas anbieten zu können, das heute schon funktioniert. Unsere Qubits werden mit Mikrowellen gesteuert, nicht mit Lasern. Das macht unsere Systeme deutlich besser skalierbar. Unserer Maschinen stehen schon heute beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt und im Forschungszentrum Jülich. Quanten Computing made in Germany ist als schon längst Realität.

Warum setzen Sie bei eleQtron auf Mikrowellen statt Laser – und welchen Unterschied macht das konkret in Leistung und Skalierbarkeit?

Systeme, die auf Lasersteuerung von Qubits basieren, sind sehr präzise. Die benötigten Laser allerdings sind extrem teuer, komplex und fehleranfällig. Mikrowellen hingegen sind eine vergleichsweise günstige Technologie, lassen sich besser kontrollieren, sie sind robuster und technisch ausgereift. Genau das nutzen wir bei unserer MAGIC-Technologie. Unsere Qubits lassen sich so genau steuern und die Systeme sind besser skalierbarer. Und genau darum geht es: Wer mit Quantencomputern die großen Probleme der Menschheit lösen will, muss groß denken – und skalierbar bauen.

eleQtron ist eines der ersten deutschen Unternehmen, das funktionierende Quantencomputer verkauft hat. Was war nötig, um diesen Meilenstein zu erreichen?

In erster Linie: Vertrauen in die eigene Vision und ein extrem starkes Team. Wir haben unsere Wurzeln in der Spitzenforschung, der erste Quantencomputer Deutschlands wurde bereits 2012 bei uns an der Uni in Siegen gebaut. Die wissenschaftliche Grundlage ist also hervorragend. Um ein funktionierendes Unternehmen aufzubauen, war es aber entscheidend, Partner zu finden, die bereit sind, mit uns diesen Weg zu gehen. Und natürlich braucht es Förderer und Investoren, die verstehen, dass DeepTech nicht in Quartalszahlen tickt, sondern in Durchbrüchen.

Wie erklären Sie jemandem außerhalb der Tech-Welt, was in einem Quantencomputer wirklich passiert?

Ein klassischer Computer rechnet Schritt für Schritt – wie ein sehr schneller Buchhalter. Ein Quantencomputer ist eher ein Orchester: Er spielt alle Möglichkeiten gleichzeitig durch und findet die beste Lösung. Dadurch kann er Probleme lösen, an denen klassische Rechner scheitern – etwa in der Materialentwicklung oder Medikamentenforschung. Das klingt abstrakt, aber es wird in den nächsten Jahren ganz konkrete Auswirkungen auf unser Leben haben.

In nur fünf Jahren sind Sie vom Laborgerät zum 24/7-System gekommen – was war der Schlüssel zu dieser Geschwindigkeit?

Ehrlich gesagt: unser Team. Wir haben früh auf Vielfalt gesetzt – fachlich und menschlich. Unser Team besteht aus internationalen Expertinnen und Experten aus Physik, Engineering, Software und Business. Diese Kombination macht uns schnell und kreativ in der Lösung von Herausforderungen. Dazu kommt unsere klare Vision: Wir wollen nicht irgendwann marktreif sein – wir wollen jetzt echte Lösungen liefern. Und daran arbeiten wir jeden Tag.

Welche Rolle spielen Ihre Partner wie das DLR oder das Forschungszentrum Jülich bei der Weiterentwicklung von eleQtron?

Unsere Kunden wie das DLR und das Forschungszentrum Jülich spielen natürlich eine bedeutende Rolle. Jülich etwa bringt die Verbindung zu Höchstleistungsrechnern und industriellen Anwendungen. Mit dem Projekt EPIQ zeigen wir, wie ein hybrides Quanten-/Supercomputer-System aus Deutschland Realität wird. Das DLR als öffentlicher Auftraggeber hat auch echte Signalwirkung. Das schafft Vertrauen und öffnet Türen zu neuen Märkten.

Wie bewerten Sie die europäische Position im globalen Wettlauf um Quantencomputing? Braucht Europa eine eigene strategische Tech-Souveränität?

Unbedingt. Wir haben alles, was es braucht: weltweit führende Universitäten, exzellente Forschung, starke Industrie, und eine Politik, die an Fortschritt glaubt – aber wir investieren oft zu zögerlich. Wenn die USA oder China vorlegen, sollten wir nicht nur applaudieren, sondern mit eigener Stärke dagegenhalten. Wir brauchen in Europa mehr Mut, mehr Kapital und mehr strategischen Fokus. Sonst riskieren wir, dass Quantencomputing – trotz bester Voraussetzungen – an uns vorbeizieht.

IBM, Google, Microsoft – die Giganten investieren Milliarden. Was braucht es, um als deutsches DeepTech-Startup in diesem Umfeld zu bestehen?

Wir haben nicht dieselben Budgets – aber wir haben die bessere Technologie. Und die Geschwindigkeit, die ein Startup mit klarem Fokus entwickeln kann, ist nicht zu unterschätzen. Was uns hilft? Mutige Investoren, starke Partner – und ein politisches Umfeld, das DeepTech versteht. In der Quantentechnologie geht es nicht um inkrementelle Verbesserung. Es geht um echte Durchbrüche – und dafür braucht es Rahmenbedingungen, die das zulassen.

Worauf kommt es Ihrer Meinung nach an, damit DeepTech aus Deutschland auch über fünf oder zehn Jahre hinaus erfolgreich bleibt?

Wir brauchen mehr Menschen, die an Zukunft glauben – in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. DeepTech funktioniert nicht nach dem Prinzip „Copy-Paste aus den USA“. Wir müssen unsere eigene Stärke ausspielen – in Engineering, in Systemdenken, in Technologie made in Germany. Aber dafür braucht es auch Kapital, Geduld und eine politische Agenda, die Zukunftstechnologie nicht nur fördert, sondern ermöglicht.

Wie wichtig war die jüngste Förderung durch den European Innovation Council für Ihre weitere Skalierung?

Das EIC-Programm war extrem kompetitiv – umso größer war die Bestätigung, dass unsere integrierte On-Chip-Ionenfalle überzeugt hat. Diese Förderung, bestehend aus einem 2,5 Mio. € Grant und einem Equity-Anteil von 10 Mio. €, wird uns ein neues Level ermöglichen – sowohl technologisch als auch international. Generell können wir mit solchen Förderungen unsere Roadmap beschleunigen und gleichzeitig das Vertrauen privater Investoren stärken.

Was sind die nächsten großen Schritte für eleQtron – technologisch, wirtschaftlich und vielleicht auch politisch?

Technologisch geht es um den Ausbau der MAGIC Plattform, also mehr Qubits, bessere Performance, mehr Anwendungen. Wirtschaftlich wollen wir weitere Systeme in die Industrie bringen – mit starken Partnern an unserer Seite. Und politisch? Da wünsche ich mir, dass wir in Deutschland und Europa schneller dabei werden, unsere technologische Souveränität aktiv voranzutreiben – Startups wie eleQtron kämpfen dafür an vorderster Front.

Welchen Rat geben Sie Gründern, die in hochkomplexen, forschungsnahen Feldern wie Quantencomputing unternehmerisch durchstarten wollen?

Sucht euch ein Team, das euch ergänzt – nicht spiegelt. Geht raus mit euren Ideen, testet sie. Und bleibt beharrlich. Forschung ist der Anfang – Unternehmertum macht daraus Wirkung. Und wenn euch Leute sagen: „Das klingt zu verrückt“ – dann seid ihr wahrscheinlich auf dem richtigen Weg.

Bild: eleQtron CEO Jan Leisse (c) sichtplan

Wir bedanken uns bei den Jan Leisse für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder

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