Elevat3 Capital ein 125M EUR Late Stage Venture Capital Fund
Stellen Sie sich und Ihre Startup-Erfahrungen unseren Lesern kurz vor!
Was das Thema Gründen angeht, würde ich mich fast als “Spätstarter” bezeichnen. Denn auch wenn ich immer wusste, dass ich Unternehmer werden möchte, kam ich verhältnismäßig spät zu meiner ersten eigenen Firma. Im Alter von 26 Jahren rief ich mit drei Mitgründern unsere Firma store2be ins Leben: Kurz gesagt bauten wir eine Buchungsplattform für Retail- und PopUp Space in der DACH-Region. Dort war ich vier Jahre lang für den Vertrieb, Marketing und alle externen Themen verantwortlich.
Ende 2019 folgte meine Entscheidung, auch mal eine Blick auf die andere Seite zu wagen und ich wurde vom Gründer zum Investor. Gemeinsam mit Christian Angermayer und Thomas Hanke startete ich Elevat3 Capital, einen 125M EUR “Late Stage Venture Capital Fund”, der sich auf junge Unternehmen fokussiert, die allerdings schon länger am Markt agieren. Seitdem investiere ich hauptberuflich in den Bereichen Biotech, Fintech, Construction und Deep Tech. Als Business Angel bin ich vorwiegend in den Bereichen Real Estate, Infrastruktur und Climate Tech aktiv.
Wann haben Sie Ihr erstes Unternehmen gegründet und was war die Idee dahinter?
2015 beobachteten wir, dass die Nutzung von Immobilien immer flexibler wurde (zum Beispiel im Wohnbereich durch Airbnb, im Arbeitsbereich durch Konzepte wie WeWork, etc.). Gleichzeitig wurde das Fragezeichen größer, ob es weiterhin physische, echte Läden braucht oder ob Innenstädte künftig einfach alle leer sein werden. Was wir aber beobachten konnten war, dass Marken ihre physischen Standorte (wie z.B. Läden) immer stärker als Marketingkanal ansahen und weniger als Distributionskanal. Was ich damit meine: Früher hatten physische Läden die Funktion, Waren bereitzustellen, damit Kunden sie dort abholen konnten.
In Zeiten von E-Commerce und immer effizienterer Logistik hat diese Value Proposition allerdings an Wert verloren. Gleichwohl haben immer mehr Marken verstanden, dass physische Berührungspunkte mit (potentiellen) Kunden einen höheren Wert haben als rein digitale – entsprechend war eine unserer Hypothesen, dass sich die Rolle von Offline einfach nur ändert. Wir dachten, dass eine Plattform eine gute Idee ist, die Anbieter von physischer Kundenfrequenz – zum Beispiel beim Gang durch die Mall, den Flughäfen oder Bahnhöfe, mit Agenturen und Marken verbindet, die genau diese Kunden offline erreichen möchten. Das Modell funktionierte eine Weile gut, ist aber letztlich nicht abgehoben, weil vor allem die Anbieterseite zu wenig fragmentiert und die Nachfrageseite noch nicht bereit für eine Self-Service Plattform war.
Von damals bis heute – was waren die wichtigsten Learnings rund um das Thema Gründen?
Das ist wirklich sehr schwierig in einigen wenigen Sätzen auf den Punkt zu bringen. Schließlich bringt Gründen viele Learnings mit sich. Meiner Meinung nach wirken sich unternehmerische Erfahrungen aber immer stark auf die eigene Persönlichkeitsentwicklung aus. Fachlich würde ich sagen, dass eine bedingungslose Fokussierung auf die eigenen Fähigkeiten etwas ist, das ich gelernt habe und was mich glücklicherweise auch ein Leben lang begleiten wird. Ein anderes Learning ist sicherlich der Umgang mit Mitarbeitern und der Leitsatz “Hire slowly, fire fast”.
Wenn immer es leichte Anzeichen für Unzufriedenheit von oder mit einem Mitarbeiter gab, haben wir gerade am Anfang zu lange festgehalten. Das stellte sich im Nachhinein immer als Fehler heraus. Gleichzeitig haben wir zu Beginn auch manche vermeintliche Top Hires zu schnell angestellt und unsere Due Diligence nicht so gewissenhaft gemacht, weil wir Angst hatten, einen Kandidaten zu verlieren. Auch keine gute Idee.
Ist Gründen durch Covid-19 einfacher oder schwerer geworden?
Ich denke, dass es einfacher geworden ist. Die Geschwindigkeit eines Gründungsprozesses ist gefühlt gestiegen, was wiederum in schnellen Erkenntnissen mündet und die Frage beantwortet, ob ein Modell funktioniert oder eben nicht.
Außerdem ist mehr Geld im Markt. Venture Capital und Wachstumsfinanzierungen profitieren enorm davon. Und schliesslich besteht auch gesellschaftlich eine höhere Akzeptanz von digitalen Modellen, die es früher definitiv schwerer hatten als heute. Zum Beispiel Gorillas oder Zoom. Die hätten es in Pre-Covid-Zeiten Schwierigkeiten gehabt so schnell zu wachsen. Die Modelle hätte es vielleicht auch ohne Covid gegeben, allerdings wäre die Adoption Rate des Marktes nicht dieselbe gewesen.
Was sind Ihre aktuell wichtigsten Projekte mit Elevat3 Capital?
Wir setzen sehr viel auf Wachstum und Entwicklung. Heißt, dass wir den ersten Fonds in den nächsten Monaten ausbauen und unser Portfolio komplettieren wollen. In 2022 stehen einige große Transaktionen bzw. vielleicht auch der eine oder andere kapitalmarktrelevante Schritt von Portfoliofirmen an. Das wird sich zeigen. Auch ein zweiter Fonds ist perspektivisch geplant.
Wo sehen Sie sich in 5 Jahren?
Beruflich blicke ich in 5 Jahren auf zwei erfolgreiche Fonds-Generationen von Elevat3 zurück. Hier regelmäßig Erfolge zu erzielen wird auf jeden Fall Schwerpunkt sein. Mein Nebenprojekt – die AMES Foundation, eine Tier- und Naturschutzorganisation – liegt mir ebenfalls sehr am Herzen. In 5 Jahren schützen wir mindestens drei eigene Reservate und zählen über 500 Unternehmer und unternehmerisch denkende Menschen zu unserer Community.
Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?
Einfach mal machen.
Früh mit Experten aus dem Markt sprechen – und bloß nicht nur auf sich selbst hören oder zu aehnliche Menschen als Interviewpartner zu Rate ziehen.
Sehr genaue Hypothesen aufstellen und regelmäßig im Gründerteam prüfen – denn ohne selbstgestellte Checkpoints verrennt man sich. Das hab ich auch erst lernen müssen.
Wir bedanken uns bei Marlon Braumann für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder