enamentis bringt KI in die Kreislaufwirtschaft – modular, effizient und praxisnah
Was genau macht enamentis und wer steckt hinter dem Unternehmen?
enamentis entwickelt intelligente Hard- und Softwarelösungen für die Kreislaufwirtschaft – mit dem Ziel, Prozesse effizienter, präziser und nachhaltiger zu gestalten. Unser erstes Produkt, Cir.Log®, ist eine modulare Bildsensor- und Embedded-AI-Plattform, die KI-basierte Prozessoptimierung in der Circular Economy und Sterilgut-Logistik erstmals einfach und skalierbar macht. Hinter enamentis stehen wir vier Gründer – Ole Kröger, Marian Schlüter, Jan Lehr und Clemens Briese – mit einem gemeinsamen Hintergrund in Maschinellem Sehen, KI und Robotik.
Wie kam es zur Idee von Cir.Log und welchem Problem wolltet ihr damit begegnen?
Die Idee entstand im Forschungsumfeld, wir sind ein Spin-off des Fraunhofer IPK in Berlin: Mit Cir.Log wollten wir eine Lösung schaffen, die einfach integrierbar ist, mitdenkt und dort funktioniert, wo klassische Sortierlösungen an ihre Grenzen stoßen – zum Beispiel bei gebrauchten oder beschädigten Objekten. Immer wieder haben wir außerdem gesehen, wie unflexibel, teuer und aufwändig KI-gestützte Automatisierung in der Praxis noch ist – vor allem im medizinischen Bereich. Dem begegnen wir mit unserer intelligenten Hard- und Softwarelösung.
Welche Vision verfolgt ihr mit enamentis – und welche Schritte unternehmt ihr, um diese Wirklichkeit werden zu lassen?
Wir wollen zirkuläre Prozesse intelligent automatisieren – mit Technologie, die Ressourcen schont und gleichzeitig Qualität, Sicherheit und Effizienz erhöht. Um diese Vision Realität werden zu lassen, setzen wir auf eine enge Verbindung aus angewandter Forschung und industrieller Praxis. Wir entwickeln Produkte mit hoher technologischer Tiefe, arbeiten eng mit Kund:innen zusammen und bauen unser Portfolio schrittweise um robotische Systeme aus, die zirkuläre Prozesse auf ein neues Level heben.
Wer ist eure Zielgruppe und wie stellt ihr sicher, dass eure Lösung deren Bedürfnisse wirklich trifft?
Unsere Zielgruppen sind vorrangig Krankenhäuser, Dienstleister sowie Hersteller von chirurgischen Instrumenten, aber auch beispielsweise Unternehmen der Rückwärtslogistik. Um wirklich relevante Lösungen zu entwickeln, arbeiten wir sehr früh mit Pilotkunden zusammen, etwa mit der Charité CFM oder Partnern aus der Automobilindustrie. Wir testen direkt in realen Umgebungen, holen Feedback ein und passen unsere Plattform flexibel an die Anforderungen an.
Was unterscheidet euch von anderen Playern im Bereich Kreislaufwirtschaft?
Viele Anbieter bieten entweder klassische Sortiertechnologie oder sehr spezialisierte KI-Lösungen an. Unser Ansatz ist modular, robust und skalierbar: Cir.Log vereint High-End-Bildverarbeitung mit Embedded-AI in einer kompakten, flexibel einsetzbaren Plattform – ohne große Infrastrukturprojekte. So bringen wir intelligente Automatisierung dorthin, wo sie bislang kaum möglich war.
Gab es einen Moment, in dem ihr an eurer Idee gezweifelt habt? Wie seid ihr damit umgegangen?
Zweifel gehören zum Gründen dazu. Gerade, als wir vor der Herausforderung standen, eine so komplexe Technologie wie Cir.Log in ein marktfähiges Produkt zu überführen. Wir haben gelernt: Radikale Nutzerzentrierung und pragmatisches Prototyping sind die besten Mittel gegen Zweifel. Und natürlich ein Team, das sich gegenseitig den Rücken stärkt, sowie ein breites Netzwerk.
Außerdem haben wir enorm von der Teilnahme am Accelerator-Programm vom K.I.E.Z. in Berlin profitiert. Dort wird der Transfer aus der Wissenschaft in die Wirtschaft befeuert, indem forschungsnahe Startups wie unseres mit Know-how und Netzwerk gefördert werden.
Wie begegnet enamentis aktuellen Herausforderungen rund um Materialbeschaffung, Nachhaltigkeit und Digitalisierung?
Unsere gesamte Technologie zielt darauf ab, nachhaltige Prozesse zu ermöglichen und dank des Wissenstransfers in die KI diese resilient, skalierbar und unabhängig von Experten zu gestalten. Gleichzeitig achten wir bei unserer eigenen Entwicklung auf Langlebigkeit, Wiederverwendbarkeit und Energieeffizienz. Und unsere Lösungen digitalisieren nicht nur Prozesse, sie erschließen auch neue Datenräume für Steuerung und Optimierung.
Welche Entwicklungen oder Erweiterungen sind bei enamentis in nächster Zeit geplant?
In der nächsten Phase arbeiten wir an einer robotischen Erweiterung von Cir.Log, die die automatische Erkennung direkt mit Greif- und Sortieraktionen verbindet – ein logischer nächster Schritt für viele Anwendungen. Außerdem bereiten wir die Skalierung unserer Plattform für weitere Branchen vor und treiben die Industrialisierung unserer Hardwarekomponenten weiter voran.
Was war bisher euer größter Meilenstein – und was habt ihr daraus gelernt?
Ein großer Meilenstein ist der Start des ersten Pilotprojekts, in dem wir Cir.Log in einem realen Krankenhausbetrieb testen – bei der Charité CFM am Campus Benjamin Franklin. Hier haben wir gesehen, dass unsere Technologie nicht nur im Labor, sondern auch im komplexen Alltag funktioniert. Gelernt haben wir dabei: Geschwindigkeit entsteht nicht nur durch Technik, sondern durch Kommunikation, Vertrauen und klare Ziele mit den Partnern.
Wie erlebt ihr den Markt für zirkuläre Lösungen in Deutschland gerade?
Der Markt ist in Bewegung – viele Unternehmen wissen, dass sie zirkulär denken müssen, aber es fehlt oft an konkreten Lösungen, wie das in der Praxis gelingen kann. Genau da setzen wir an: Wir bringen Technologie und Umsetzbarkeit zusammen. Der Druck zu mehr Nachhaltigkeit ist da – jetzt braucht es Werkzeuge, um ins Handeln zu kommen.
Welche drei Ratschläge würdet ihr Gründerinnen und Gründern mit auf den Weg geben?
Redet früh mit echten Nutzer:innen.
Baut ein Team, das sich vertraut – fachlich und menschlich.
Behaltet die Vision im Blick, aber bleibt kompromisslos pragmatisch im Alltag und fokussiert Euch darauf, den Kund:innen echten Nutzen zu bringen.
Was wünscht ihr euch für die Zukunft – für enamentis, aber auch für die Branche insgesamt?
Für enamentis wünschen wir uns starke Partnerschaften, mit denen wir unsere Lösungen weiter in die Breite bringen können. Für die Branche insgesamt wünschen wir uns mehr Mut, Mut zur Integration von KI – denn die Technologien sind da, aber es braucht Entscheider:innen, die bereit sind, Prozesse anders zu denken, um die Potenziale einer Kreislaufwirtschaft effizient heben zu können. Bislang wird, insbesondere in eher konservativen Branchen wird oft nur über Potenziale von Künstlicher Intelligenz geredet, ohne diese wirklich in die eigenen Produkte oder Dienste einzubauen.
Bild: v.l.n.r. Ole Kröger, Marian Schlüter (CEO), Jan Lehr und Clemens Briese@ enamentis
Wir bedanken uns bei den Gründern für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.