ENLYZE bietet Unternehmen eine Lösung, um eine Qualitätskontrolle schon während der Fertigung eines Produktes durchzuführen
Stellen Sie sich und das Startup ENLYZE kurz unseren Lesern vor!
Wir sind ENLYZE aus Aachen und bieten Unternehmen eine Lösung, um eine Qualitätskontrolle schon während der Fertigung eines Produktes durchzuführen. In den meisten fabrizierenden Unternehmen laufen Qualitätskontrollen dabei bislang wie folgt ab: Man hat verschiedene Fertigungsschritte, die die Produkte nacheinander durchlaufen. Am Ende steht eine Kontrolle, in der die Fertigungsqualität einzelner Produkte überprüft wird. Anhand statistischer Auswertungen wird festgestellt, ob die gesamte Charge gut war oder nicht. Hält sie den Qualitätsanforderungen nicht stand, werden die Produkte der Charge vernichtet. Dieses Szenario wollen wir mit ENLYZE verhindern – deshalb sorgen wir dafür, dass die Qualitätskontrolle nicht mehr am Ende, sondern schon während des Prozesses stattfindet. Dazu erheben wir mit einem Hardware-Gerät, das in den Maschinen installiert wird, laufend eine Reihe von Daten. Somit erkennen wir Abweichungen, sodass sofort gegengesteuert und fehlerhafte Produkte vermieden werden können.
Warum haben Sie sich entschieden ein Unternehmen zu gründen?
Wir sind vier Co-Founder und haben uns im Rahmen unseres Studiums an der RWTH Aachen kennengelernt. Vor allem die verschiedenen studentischen Eigeninitiativen waren oftmals sehr unternehmerisch. Schon früh haben wir daher gelernt, was es heißt, eigenverantwortlich und selbstständig zu arbeiten. Die Arbeit in Forschungsprojekten hat ihr Übriges getan – hier haben wir nicht nur wichtige Soft Skills erlernt, sondern konnten auch fachlich Vieles mitnehmen, das uns später bei ENLYZE sehr geholfen hat. Am Ende des Studiums war es für uns der nächste logische Schritt, unsere Ideen auch unternehmerisch umzusetzen. Eine gewisse Risikoaffinität und unser Grundoptimismus war in dieser Phase ausschlaggebend, um den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen.
Welche Vision steckt hinter ENLYZE?
Unsere Vision ist es, Qualitätskontrolle in Unternehmen völlig neu zu denken. Langfristig sollte es mit uns zum Standard werden, die Qualitätskontrolle im laufenden Prozess durchzuführen und nicht erst am Ende der Fertigung. Andererseits wollen wir mit unserer Lösung dem demografischen Wandel entgegenwirken. Schon jetzt ist der Fachkräftemangel eines der größten Probleme für Unternehmen, weil dadurch Fachwissen der Werker verloren geht. ENLYZE macht die Arbeit in Unternehmen effektiver und unterstützt die Werker bei ihrer täglichen Arbeit, sodass dem Wissensverlust der Unternehmen entgegenwirkt werden kann.
Von der Idee bis zum Start – was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?
Als frische Absolventen von der Uni hatten wir am Anfang natürlich noch wenig Erfahrung, was die Steuerung eines eigenen Unternehmens angeht. Auch in den Vertrieb im B2B-Bereich mussten wir uns erst einarbeiten. Von unserer Universität haben wir hierbei jedoch viel Unterstützung erfahren.
Zu Beginn mussten wir zunächst lernen, unser Produkt genau zu erklären und somit unseren Kunden klar zu machen, wie sie das Potenzial, das in ihm steckt, voll ausnutzen können. Welche Daten müssen wir bei Maschinen auslesen? Wie können wir Onboarding-Prozesse neuer Kunden optimieren? Alles Fragen, die wir gemeinsam mit unseren ersten Kunden klären konnten und woran wir auch heute noch kontinuierlich weiterarbeiten.
Bei unseren ersten Mitarbeitern haben wir jedoch großes Glück gehabt. Sie haben eine Art Sogeffekt für neue Talente ausgelöst. Im Team können wir die Herausforderungen nun noch besser lösen und verschiedene Mitarbeiter konzentrieren sich auf unterschiedliche Bereiche: Hardware, Software oder Datenanalyse, um nur drei Beispiele zu nennen. Mit der Zeit fanden wir auch finanzielle Unterstützung durch Investoren, die wir in unserem Netzwerk kennengerlernt haben. Einen großen Push gab uns das Acceleratorprogramm :agile von E.ON, wo wir seit April nicht nur finanzielle Unterstützung, sondern auch Hilfe beim Vertrieb, Coaching und Trainings bekommen.
Wer ist die Zielgruppe von ENLYZE?
Aktuell fokussieren wir uns vor allem auf Unternehmen aus der Kunststoff- und Metallverarbeitung. Grundsätzlich kann ENLYZE bei allen produzierenden Firmen eingesetzt werden. Wir sprechen mit unserer Lösung dabei auch Unternehmen an, die keine großen Budgets für die Digitalisierung ihrer Fertigung aufbringen können. Auch kleinere Firmen sind daher Teil unserer Zielgruppe.
Wie funktioniert ENLYZE? Wo liegen die Vorteile? Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?
Unsere Hardware kann innerhalb weniger Minuten angewendet werden. Wir übernehmen für unsere Kunden die Installation, Datenerfassung und die kontinuierliche Analyse des Produktionssystems. Kunden können sich somit komplett auf die Optimierung im Betrieb konzentrieren. Dadurch sorgen wir nicht nur für ein effizienteres Qualitätsmanagement, sondern steigern auch die Qualität der gesamten Produkte eines Unternehmens. Unsere Lösung ist dabei weltweit einmalig, da sich bislang alle Anbieter auf eine Qualitätskontrolle am Ende konzentrieren.
Wie ist das Feedback?
Schon jetzt ist das Feedback unserer Kunden sehr positiv und wir merken, dass sie von der Idee begeistert sind, zusammen mit uns noch mehr aus der Lösung herauszuholen. Uns ist es wichtig, zu all unseren Kunden einen guten Draht und eine enge Beziehung zu pflegen. Mit den Anwendern unserer Lösung stehen wir im ständigen Kontakt – nicht nur für den Support, sondern vor allem auch, um wichtiges Feedback zu erhalten. Was können wir an unserem Produkt verbessern? Funktioniert alles wie erwartet? Gibt es weitere mögliche Features, die dabei helfen, den Qualitätsstand weiter zu steigern?
ENLYZE, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Für die nächsten Jahre planen wir, nicht nur die Qualitätskontrolle im Prozess effizienter zu machen, sondern unsere Lösung mit der Funktion der Maschinen weiter zu verzahnen. Konkret bedeutet dies, dass wir auch die Steuerung von Maschinen mit unserer Software abdecken wollen. Die Kontrolle der Arbeitsqualität wird somit noch mehr in die Arbeitsprozesse selbst integriert.
Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?
Traut euch einfach und habt nicht zu viel Angst! Eine positive Grundeinstellung hilft euch dabei, einfach ins kalte Wasser zu springen und das zu tun, was am Anfang jeder Gründung steht: Einfach anzufangen.
Nehmt Hilfe an! Investoren, Kunden oder euer Netzwerk greifen euch gerne unter die Arme. Im besten Fall könnt ihr ihnen dafür in Zukunft selbst Unterstützung zurückgeben. Es gibt zudem zahlreiche Hilfestellen, die Gründungswillige möglicherweise gar nicht auf dem Schirm haben. Zum Beispiel hat fast jede große Universität ein Gründerbüro, welches wichtige Impulse und fachliche Hilfestellung im Gründungsprozess geben kann, etwa in Fragen der Bürokratie, Patente oder rechtlichen Rahmenbedingungen.
Seid ungeduldig: Geschwindigkeit ist alles und es geht darum, möglichst schnell aus einer Idee ein Unternehmen zu bauen. Dabei werden viele Annahmen getroffen, die nach und nach überprüft und im Zweifelsfall in der Unternehmensplanung berücksichtigt werden müssen. Da man dafür nur begrenzt Zeit hat, hilft es, mit Elan und einer ausgewogenen Portion Aktionismus zu starten.
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Wir bedanken uns bei Henning Wilms für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder