Donnerstag, März 23, 2023
StartWorkbaseWer gesund wächst, ist dem Wachstum gewachsen

Wer gesund wächst, ist dem Wachstum gewachsen

Erfolg gehört zu den ultimativen Maßstäben unserer Gesellschaft und wird im öffentlichen Bewusstsein mit langen Arbeitszeiten gleichgesetzt. Nicht wenige Gründer ordnen ihr Leben dem Erfolg unter, sie führen ein angepasstes Leben, in der Überzeugung, selbstbestimmt zu sein. Wenn die Unternehmung gelingt und das StartUp schnell wächst, führt das gesellschaftliche anerkannte Fassadenleben dazu, dass viele Unternehmer verbergen, mit welchen Gedanken und Gefühlen sie tatsächlich zu kämpfen haben. Der sichtbare berufliche Erfolg, resultierend aus überhöhten Leistungsansprüchen an sich selbst – steht im Kontrast zu dem, was sich im Inneren abspielt.

Prestige und wirtschaftlicher Erfolg wird häufig mit glücklich sein und Erfüllung gleichgesetzt.

Angetrieben vom hohen Anspruch alles für den Erfolg zu geben wird der Tagesablauf von der Arbeit bestimmt. Wer es im Leben zu etwas bringen will, muss den Einsatz leisten. Überzeugungen, die auf den persönlichen Weg mitgegeben wurden, verstärken die hohe Leistungsbereitschaft. Jeder ist mit bestimmten Aussagen bezüglich Arbeit und Leistung aufgewachsen, sei es beispielsweise „von nix, kommt nix“ oder „erst die Arbeit, dann das Vergnügen.“ Diese Annahmen werden zur Lebensfalle, weil sie übernommen werden, ohne die Prüfung der Sinnhaftigkeit. Menschen mit hohen Leistungsansprüchen akzeptieren für sich selbst keine Zweitklassigkeit.

Arbeiten werden gründlich und schnell erledigt, es gibt immer eine Verbesserungsmöglichkeit und Fehler werden gefürchtet. Es fehlt jegliche Richtschnur, ob etwas gut genug ist.  was logischerweise zu Stress führt, wenn sich die Tätigkeiten häufen. Diese Menschen agieren oft oberlehrerhaft, verlieren sich in Details, neigen zur Überfüllung von Zielen. Arbeiten werden nicht abgeschlossen und es fließt viel Aufmerksamkeit in Rechtfertigungen. Gründlichkeit und Vollkommenheit sind die Devisen des Arbeitens. Sie glauben von sich selbst, dass sie nie gut genug sind, weil eigentlich alles noch viel besser gehen müsste.

Anstrengung und Müdigkeit werden trotz des hohen Einsatzes nicht realisiert, im Gegenteil Ruhepausen und unstrukturierte Situationen werden meist gemieden.

Doch Zeitdruck, Nachtarbeit und Anspannung nagen an jedem noch so widerstandsfähigem Menschen, auch wenn er sich seiner Arbeit leidenschaftlich verschrieben hat. Selbstständige und vor allem Gründer sind besonders gefährdet, weil sie meist auf schnelles Wachstum setzen und aus Effizienzgründen Mehrarbeit in Kauf nehmen. Der nächste Erfolg, der noch ein Stück näher rückt, wird mit Willen und Disziplin gesichert. Im täglichen Kampf um den Wettbewerbsvorsprung können Situationen, die nicht direkt beeinflussbar sind und ein Maß an Ideenlosigkeit den inneren Druck verstärken. Häufig wird von Rastlosigkeit, sich ausgebremst fühlen, Gereiztheit, Nervosität und aggressiven Reaktionen berichtet. Die Grenze, ab wann der Stress nicht mehr Motor der Leistungsfähigkeit, sondern schädlich wird, ist fließend. Wer ausbrennt, hat vorher für etwas gebrannt. Kein Motor kann dauerhaft auf Höchstdrehzahl fahren.

Sich selbst und seine Grenzen zu kennen und vor allem einzuhalten ist Voraussetzung für jeden Gründer, der „gesund“ wachsen will.

Zumal Gesundheit häufig erst bei Krankheit zum Thema wird. Die inneren Antreiber erzeugen oft Stress, doch haben sie auch Vorteile, wenn sie gezielt für den Erfolg und die Karriere genutzt werden. Zunächst gilt es, Bewusstsein für sich und seine Antreiber, seine Verhaltensweisen und Reaktionen in unterschiedlichen Kontexten zu schaffen und zu lernen, seine Ansprüche gezielt zu steuern. Selbstreflexion macht Handeln bewusst und ist der erste Schritt zum Selbstmanagement. Der Schlüssel zu mehr persönlicher Freiheit und Selbstbestimmung liegt in jedem selbst – in der Fähigkeit der Selbstführung.

Autor:

Amel Lariani ist Inhaberin, Beraterin und Coach bei Embodyment Guide – menschenorientierte Führung. Sie ist Gastdozentin an der Universität in Bayreuth für Wirtschafts- und Unternehmensethik und hat acht Jahre lang menschenzentrierte Forschung betrieben.

https://www.embodymentguide.com/

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder

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