Freitag, Juni 13, 2025
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Diese KI sieht, was niemand erkennt – und verändert die Industrie

etalytics nutzt künstliche Intelligenz, um komplexe Energiesysteme in der Industrie intelligent zu steuern und bislang ungenutzte Effizienzpotenziale sichtbar und nutzbar zu machen

Wie verändert etalytics mit KI die bisherige Denkweise in Industrieunternehmen?

Viele Unternehmen betreiben ihr Energiemanagement noch immer reaktiv – mit starren Regeln und hohem manuellem Aufwand für Analyse, Optimierung und Reporting. Gleichzeitig ist ihnen oft gar nicht bewusst, wie ineffizient ihre zunehmend komplexen Energiesysteme arbeiten. Denn hunderte Anlagen, tausende Datenpunkte und äußere Einflüsse wie Wetter, interne Lasten oder volatile Energiemärkte wirken aufeinander ein – das macht es selbst erfahrenen Ingenieur:innen nahezu unmöglich, dauerhaft ein Optimum zu identifizieren und zu halten.

Man kann sich das vorstellen wie ein Orchester ohne Dirigenten: Jedes Instrument – oder im Fall von Energiesystemen: jede Pumpe, jeder Ventilator, jede Kältemaschine u.s.w. – spielt für sich, aber nicht unbedingt im Takt. Ohne zentrale Koordination fehlt die Harmonie, die es braucht, um Effizienz und Leistung auf den Punkt zu bringen.

Unsere KI-basierte Lösung etaONE bringt hier einen Paradigmenwechsel: Wie ein digitaler Dirigent – oder ein Copilot für das Energiemanagement – analysiert und optimiert sie Energieverbundsysteme vorausschauend, datengestützt und ganzheitlich. Sie liest die „Stimmung im Raum“ in Echtzeit, stimmt die Komponenten dynamisch aufeinander ab und antizipiert die nächsten Betriebszustände, bevor überhaupt ein Problem entsteht.

Was war Ihre Motivation, sich ausgerechnet dem Thema intelligentes Energiemanagement zu widmen?

Wenn man auf den Endenergieverbrauch in Deutschland blickt, fällt auf: Industrie sowie Gewerbe, Handel und Dienstleistungen machen zusammen fast die Hälfte des gesamten Verbrauchs aus. Gerade in Querschnittstechnologien wie Kälte, Wärme, Lüftung oder Druckluft sowie in der Gebäude- und Prozessklimatisierung liegen enorme ungenutzte Effizienzpotenziale.

In unserer Forschung an der TU Darmstadt, insbesondere beim Aufbau der ETA-Fabrik als Realdemonstrator, haben wir das sehr konkret erlebt: Selbst moderne Energieverbundsysteme wurden noch erstaunlich ineffizient betrieben – schlicht, weil niemand das Gesamtsystem ganzheitlich im Blick hatte. Es wurde sichtbar, wie viel Energie tagtäglich verloren geht, obwohl die technischen Voraussetzungen zur Optimierung längst vorhanden wären.

Die zentrale Erkenntnis aus unserer Forschung: Wer Energieflüsse versteht und systemisch steuert, kann nicht nur CO₂ und Kosten sparen, sondern auch die Resilienz und Qualität industrieller Prozesse steigern. Doch genau hier liegt das Problem: Die Komplexität solcher Systeme überfordert oft selbst erfahrene Ingenieur:innen – erst recht angesichts knapper Zeitressourcen in den Unternehmen.

Deshalb haben wir früh begonnen, KI-basierte Systeme in reale Energiesysteme zu integrieren: Unsere KI erstellt digitale Zwillinge der Anlagen, überwacht den Betrieb rund um die Uhr, erkennt Anomalien frühzeitig und optimiert das System vorausschauend – je nach Zielgröße, sei es Kosten, Stabilität oder Nachhaltigkeit.

So wird aus Forschung mit Anspruch echte Wirkung in der Praxis: Ein intelligentes Energiemanagement, das nicht nur reagiert, sondern gestaltet.

Welche konkreten Vorteile bietet Ihre Lösung z. B. für Rechenzentren oder die chemische Industrie?

Ob Rechenzentren, Automobilindustrie oder die Chemie- und Pharmabranche – sie alle betreiben hochkomplexe und kritische Energiesysteme. Die zentrale Herausforderung besteht darin, diese Systeme unter wachsenden Anforderungen durch ESG-Richtlinien, steigende Energiepreise und neue regulatorische Vorgaben effizient und stabil zu betreiben. Genau hier setzt unsere Lösung etaONE an. Sie fungiert als KI-basierter Copilot, der operative Teams bei der Analyse, Überwachung und Optimierung ihrer Energiesysteme unterstützt – mit einem spürbaren Effekt auf Energieverbrauch, Betriebskosten, Prozessstabilität und Nachhaltigkeit.

Ein Blick auf reale Betriebsdaten zeigt, dass der Energieverbrauch unmittelbar nach Aktivierung der KI-Regelung messbar sinkt. Je nach Ausgangslage und Systemarchitektur liegen die Einsparungen im Schnitt bei 20 bis 40 Prozent, bei Lüftungsanlagen konnten wir in einigen Fällen sogar Reduktionen von bis zu 70 Prozent erzielen. Dieser Effekt entsteht, weil etaONE die bestehenden Anlagen effizienter auslastet – etwa durch die verbesserte Nutzung der Freikühlung, adaptive Temperatursollwerte oder die Reduktion von Laufzeiten energieintensiver Komponenten wie Kompressionskältemaschinen. Gleichzeitig sinkt dadurch der Anlagenverschleiß, was die Betriebssicherheit langfristig erhöht. Durch die Anbindung an dynamische Energiemärkte lassen sich darüber hinaus Speicherpotenziale aktiv nutzen und der Betrieb auf Phasen günstiger Energiepreise ausrichten, was zu weiteren Einsparungen bei den Energiekosten führt.

Neben der reinen Energieeinsparung sorgt etaONE für deutlich stabilere Prozesse und schafft Transparenz.

Das ist insbesondere für Betreiber von Rechenzentren von zentraler Bedeutung, da die Einhaltung enger Temperaturbänder ein entscheidender SLA-Faktor ist. In Kombination mit digitalen Zwillingen vergleicht etaONE kontinuierlich das erwartete mit dem tatsächlichen Verhalten einzelner Anlagenkomponenten. Abweichungen – beispielsweise durch verschmutzte Wärmetauscher oder ineffiziente Aggregate – werden frühzeitig erkannt, wodurch sich Probleme beheben lassen, bevor sie Auswirkungen auf den Betrieb haben. Das reduziert Fehlalarme, manuelle Eingriffe und ungeplante Stillstände deutlich.

Gleichzeitig liefert etaONE automatisch alle relevanten Betriebs- und Verbrauchsdaten für interne und externe Berichtspflichten – beispielsweise für die Umsetzung von EnEfG-Vorgaben oder Nachhaltigkeits-Reporting im Rahmen der CSRD. Und weil etaONE auf bestehenden Infrastrukturen aufsetzt, amortisiert sich die Einführung in der Regel innerhalb kurzer Zeit – ganz ohne Neuinvestitionen. So werden komplexe Energiesysteme nicht nur effizienter, sondern auch intelligenter, robuster und langfristig zukunftssicher.

Inwiefern trägt etalytics zur Energiewende in Deutschland bei?

Viele sprechen bei der Energiewende von neuen Technologien oder zusätzlichen Investitionen in Infrastruktur. Wir bei etalytics setzen stattdessen dort an, wo heute schon enorme Potenziale ungenutzt bleiben: bei bestehenden technischen Anlagen. Unser System nutzt vorhandene Energiedaten, um Effizienzpotenziale sichtbar zu machen, den Energieeinsatz zu optimieren und CO₂-Emissionen deutlich zu senken – und das ganz ohne neue Hardware. Wir steigern die Intelligenz des Systems, nicht die Komplexität.

Besonders aktiv sind wir in energieintensiven Branchen wie der Chemie- und Pharmaindustrie, im Automotive-Bereich und vor allem in Rechenzentren. Genau dort ist der Energiebedarf für Wärme, Kälte, Lüftung und Klimatisierung besonders hoch – und wächst rasant. Gerade der Rechenzentrumssektor erlebt weltweit ein exponentielles Wachstum, getrieben durch Digitalisierung, Cloud und KI. Ohne gezielte Effizienzmaßnahmen wird dieser Bereich in den kommenden Jahren zu einem der größten Treiber des globalen Strombedarfs – mit massiven Auswirkungen auf Emissionen und Infrastrukturbedarf.

Wenn man genau dort ansetzt – wie wir es tun – und die identifizierten Einsparpotenziale systematisch hebt, entsteht ein gewaltiger Hebel: Durch die intelligente Steuerung von Energiesystemen können Energieverbräuche um bis zu 50 Prozent reduziert werden. Wird dieses Modell global skaliert, lassen sich ganze Kraftwerkskapazitäten vermeiden und Milliarden Euro an Energiekosten einsparen. Diese Mittel können stattdessen in Innovation, Bildung oder soziale Projekte investiert werden – für echten gesellschaftlichen Impact.

Was unterscheidet etalytics von anderen Anbietern im Bereich Energiemanagement?

Während viele Anbieter im Bereich Energiemanagement auf klassische Energie-Monitoring-Tools oder rein regelbasierte Optimierung setzen, geht etalytics deutlich weiter: Wir kombinieren tiefgreifende Energieexpertise mit KI-basierter Systemoptimierung – und das in Echtzeit, prädiktiv und vollständig automatisiert. Unser Ansatz beginnt nicht bei der Visualisierung, sondern bei der intelligenten Steuerung komplexer Energieverbundsysteme – mit dem Ziel, konkrete betriebliche Einsparungen, CO₂-Reduktion und Prozessstabilität gleichzeitig zu realisieren.

Was uns besonders auszeichnet, ist der Einsatz digitaler Zwillinge: etaONE bildet das physikalische Verhalten von Anlagen realitätsnah ab und erkennt so selbst kleinste Abweichungen im Betrieb. Dadurch wird nicht nur effizient gesteuert, sondern auch frühzeitig auf Fehler oder Degradationen reagiert – bevor sie sich negativ auf Energieverbrauch oder Betriebssicherheit auswirken.

Hinzu kommt unser Fokus auf energieintensive Infrastrukturen mit besonders hoher Hebelwirkung – wie Rechenzentren, die Chemieindustrie oder der industrielle Maschinen- und Anlagenbau. In diesen Branchen sind Energieflüsse hochdynamisch, vernetzt und oft über viele Systeme verteilt. Genau hier spielt unsere Lösung ihre Stärke aus: Sie orchestriert Anlagenkomponenten intelligent, nutzt Flexibilitätspotenziale, integriert externe Einflüsse wie Wetter oder Strompreise – und liefert gleichzeitig die für regulatorische Anforderungen nötige Datenbasis auf Knopfdruck.

Im Unterschied zu vielen Softwarelösungen, die entweder generisch oder rein auf Monitoring ausgerichtet sind, verstehen wir uns als technologisch tief integrierter Optimierungspartner. Unsere KI ist nicht nur ein Analyse-Tool, sondern ein aktiver Teil der Betriebsführung – eingebettet in den Regelkreis und mit direkter Wirkung auf den Energieverbrauch. Und genau das macht den Unterschied: Wir erzeugen nicht nur Transparenz, wir setzen sie auch in nachhaltige, automatisierte Wirkung um.

Wie sehen Sie die aktuelle Energiesituation in Deutschland – und welchen Beitrag kann KI in diesem Kontext leisten?

Die Energiesituation in Deutschland steht unter enormem Druck. Auf der einen Seite befinden wir uns mitten im Umbau hin zu einem klimaneutralen Energiesystem, auf der anderen Seite steigen Anforderungen an Versorgungssicherheit, Wirtschaftlichkeit und regulatorische Transparenz. Volatile Energiemärkte, geopolitische Spannungen und der massive Ausstieg aus fossilen Energieträgern sorgen für Unsicherheit und hohe Kosten – gerade für Industrie und Mittelstand. Gleichzeitig wird immer deutlicher: Die Energiewende kann nicht allein durch neue Technologien, Netzausbau oder Erzeugungskapazitäten gelingen. Wir müssen auch die Effizienz und Intelligenz im Verbrauch drastisch steigern.

Genau hier kann künstliche Intelligenz eine Schlüsselrolle spielen. Denn KI hat die Fähigkeit, Komplexität nicht nur zu erfassen, sondern aktiv zu steuern – und zwar in Echtzeit, vorausschauend und systemübergreifend. Sie erkennt Muster in riesigen Datenmengen, reagiert schneller als menschliche Bediener:innen, optimiert den Energieeinsatz unter Berücksichtigung externer Einflussfaktoren wie Wetter oder Strompreise und unterstützt Unternehmen dabei, Einsparpotenziale zu heben, bevor überhaupt Investitionen nötig werden.

Das Besondere: Der Einsatz von KI ist kein langwieriges Infrastrukturprojekt, sondern ein schnell wirksamer Hebel – vor allem in energieintensiven Bereichen wie Rechenzentren, Industrieanlagen oder großen Gebäudekomplexen. Wenn wir hier ansetzen, wie wir es bei etalytics tun, dann schaffen wir sofort Entlastung: bei CO₂-Zielen, bei Energiekosten und bei der Auslastung bestehender Netze und Erzeugungskapazitäten.

Kurz gesagt: Die Energiewende braucht nicht nur neue Quellen, sondern auch neue Intelligenz. KI ist das Betriebssystem für das Energiesystem von morgen – effizient, resilient und skalierbar.

Wen möchten Sie mit Ihrer Lösung gezielt ansprechen – und wie holen Sie Ihre Kunden da ab, wo sie gerade stehen?

Wir richten uns gezielt an Unternehmen mit energieintensiven Infrastrukturen und hohen Ansprüchen an Effizienz, Nachhaltigkeit und Versorgungssicherheit – insbesondere in Branchen wie Rechenzentren, Chemie, Pharma, Automotive oder industrieller Gebäudebetrieb. Unsere typischen Ansprechpartner sind Energiemanager:innen, technische Leiter:innen, Nachhaltigkeitsverantwortliche oder auch Betriebsingenieur:innen, die vor der Herausforderung stehen, komplexe Energiesysteme wirtschaftlich und regelkonform zu betreiben – bei gleichzeitig steigendem Kostendruck und zunehmender Komplexität.

Wichtig ist uns dabei: Wir holen unsere Kunden genau dort ab, wo sie aktuell stehen. Manche verfügen bereits über umfangreiche Daten und ein gutes Monitoring, andere starten noch bei der manuellen Auswertung von Excel-Tabellen oder Energiereports. Wir setzen deshalb auf einen skalierbaren Ansatz: Zunächst schaffen wir Transparenz über bestehende Verbräuche und Anlagenverhalten. Darauf aufbauend folgen datenbasierte Analysen, digitale Zwillinge und schließlich die schrittweise Automatisierung und Optimierung des Energiesystems – immer angepasst an das technische Reifegradniveau des Kunden.

Besonderen Wert legen wir auf technologische Anschlussfähigkeit und schnelle Umsetzbarkeit. Unsere Lösung integriert sich nahtlos in bestehende Systeme – ohne aufwändige Umrüstungen oder Neuinvestitionen. Damit ermöglichen wir nicht nur einen schnellen Start, sondern vor allem schnelle Erfolge, die intern überzeugen und Vertrauen schaffen. Unser Anspruch ist es, nicht nur Technologie zu liefern, sondern ein strategischer Partner für intelligentes Energiemanagement zu sein – mit einem tiefen Verständnis für Prozesse, technische Rahmenbedingungen und regulatorische Anforderungen.

Welche Herausforderungen begegnen Ihnen aktuell im Markt – technologisch, politisch oder in der Zusammenarbeit mit Industriepartnern?

Ein zentrales Hemmnis besteht darin, dass die Effizienzpotenziale in bestehenden Energiesystemen oft gar nicht erkannt werden – obwohl bereits Daten erfasst werden. Der Grund: Diese Potenziale sind in der Regel nicht auf den ersten Blick sichtbar, sondern offenbaren sich erst durch eine dynamische, systemische Optimierung, die komplexe Wechselwirkungen im Energiesystem berücksichtigt. Ohne ein intelligentes Steuerungssystem bleibt dieser Effizienzhebel häufig ungenutzt – und damit auch die Chance auf erhebliche CO₂- und Kosteneinsparungen.

Ein weiteres großes Thema ist die Skepsis gegenüber KI in kritischen Infrastrukturen. Gerade in sicherheitsrelevanten Branchen wie Rechenzentren, der Chemie- oder Pharmaindustrie hat Betriebssicherheit höchste Priorität. Jede automatisierte Eingriffslogik wird deshalb verständlicherweise zunächst kritisch hinterfragt. Obwohl wir bei etalytics mit erprobten Sicherheitsarchitekturen arbeiten – darunter Rückfallmechanismen, Überwachungsebenen und klar definierte Schnittstellen – begegnen wir häufig Zurückhaltung, wenn es darum geht, Steuerungshoheit auch nur teilweise an ein KI-System zu übergeben. Hier braucht es Aufklärung, Vertrauen und einen gestuften Einstieg: Wir beginnen immer mit Transparenz und Analyse – und ermöglichen erst danach die Aktivierung aktiver Optimierungsfunktionen. So behalten unsere Kunden jederzeit die Kontrolle und wachsen schrittweise in die intelligente Betriebsführung hinein.

Auch organisatorisch treffen wir auf strukturelle Hürden.

Unsere Lösung greift typischerweise über mehrere Abteilungen hinweg – von Energiemanagement über Betriebstechnik bis zu IT und Compliance. Doch in vielen Unternehmen sind diese Bereiche noch stark voneinander getrennt organisiert. Genau das hemmt die Umsetzung einer systemübergreifenden Optimierung, obwohl gerade hier das größte Potenzial liegt. Es braucht klare Zuständigkeiten, interdisziplinäre Zusammenarbeit und eine strategische Verankerung des Themas auf Managementebene. Dort, wo das gelingt, entwickelt sich das Thema enorm – nicht zuletzt, weil Entscheider mit einem erfolgreich umgesetzten KI-Projekt im eigenen Unternehmen messbare Ergebnisse liefern und echte Innovationsführerschaft demonstrieren können.

Politisch sehen wir insgesamt positiven Rückenwind – etwa durch das EnEfG oder die Berichtspflichten im Rahmen der CSRD. Doch bei den Förderprogrammen überwiegt nach wie vor die Fokussierung auf physische Maßnahmen wie neue Anlagen oder Gebäudetechnik. Es fehlt an zielgerichteten, unbürokratischen Programmen zur Einführung digitaler, KI-gestützter Effizienzlösungen, insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen. Dabei könnten gerade diese Programme helfen, Awareness zu schaffen, wirtschaftliche Hürden zu senken und die Skalierung solcher Technologien entscheidend zu beschleunigen.

Trotz dieser Herausforderungen sehen wir eine klare Bewegung im Markt. Sobald erste Erfolge sichtbar werden – sei es durch messbare Einsparungen, stabilere Prozesse oder positive Auditergebnisse – entsteht Vertrauen, das sich nachhaltig verstärkt. Unser Ziel ist es daher, systematisch Barrieren abzubauen: durch transparente Kommunikation, nachvollziehbare Wirkungsnachweise und enge Zusammenarbeit mit unseren Kunden. Denn eines steht für uns fest: Wer heute in intelligente, KI-gestützte Energiesysteme investiert, gewinnt nicht nur Effizienz, sondern vor allem Resilienz, Zukunftssicherheit und einen echten Wettbewerbsvorteil.

Woran arbeiten Sie aktuell bei etalytics und worauf dürfen wir in naher Zukunft gespannt sein?

Aktuell arbeiten wir bei etalytics intensiv daran, unsere KI-basierte Optimierungslösung etaONE weiter zu skalieren und auf neue Anwendungsfelder auszuweiten. Im Fokus stehen insbesondere energieintensive Branchen mit hohem Bedarf an Kühlung, Wärme und Lüftung, in denen bereits kleine Effizienzgewinne erhebliche Auswirkungen auf den Energieverbrauch, die Betriebskosten und die CO₂-Emissionen haben.

Parallel treiben wir die Internationalisierung unserer Lösung voran – mit besonderem Blick auf den stark wachsenden Rechenzentrumsmarkt in Nordamerika. Dort entsteht derzeit ein enormer zusätzlicher Energiebedarf, der nur durch intelligente, vorausschauende Steuerung effizient und nachhaltig beherrschbar ist. Unsere Technologie kann hier einen entscheidenden Beitrag leisten, um Wachstum und Klimaschutz miteinander zu vereinbaren.

Gleichzeitig investieren wir stark in die Weiterentwicklung unserer Softwareplattform. Unser Ziel ist es, die Wirkung intelligenter Energiesysteme noch verständlicher und wirkungsvoller zu machen – sowohl für Energiemanager im operativen Alltag als auch für Entscheider auf strategischer Ebene. Dazu erweitern wir etaONE um Funktionen zur Simulation und Optimierung in der Planungsphase – etwa bei Neubauten oder der energetischen Sanierung komplexer Bestandsanlagen. So entsteht eine durchgängige Lösung, die alle Lebenszyklusphasen eines Energiesystems begleitet: von der Auslegung über den Betrieb bis hin zur kontinuierlichen Verbesserung.

Kurz gesagt: Wir entwickeln ein intelligentes, skalierbares Betriebssystem für Energiesysteme – mit dem Anspruch, Energieeffizienz, Wirtschaftlichkeit und Klimaschutz global und über den gesamten Systemlebenszyklus hinweg messbar und realisierbar zu machen.

Was würden Sie Gründern raten, die sich im Bereich Greentech oder Industrie-Software selbstständig machen möchten?

Wer im Bereich Greentech oder Industrie-Software gründen will, braucht vor allem eines: einen langen Atem – und ein tiefes Verständnis für den Markt, den man verändern möchte. Die technologische Lösung allein reicht nicht. Entscheidend ist, dass man die Sprache der Industriepartner spricht, ihre Prozesse versteht und einen klaren Mehrwert liefert, der sich wirtschaftlich rechnet. Besonders im industriellen Umfeld zählen Zuverlässigkeit, Skalierbarkeit und Vertrauen oft mehr als schnelle Innovationszyklen.

Mein wichtigster Rat: Früh raus aus der Theorie – rein in den echten Betrieb. Nur wer früh mit Pilotkunden arbeitet, lernt, worauf es in der Praxis wirklich ankommt. Gleichzeitig sollte man die Komplexität nicht unterschätzen: Greentech bedeutet oft, physische und digitale Welten zu verbinden – das ist anspruchsvoll, aber genau darin liegt auch die Wirkungskraft.

Außerdem: Geduld mit Entscheidungszyklen und Beharrlichkeit im Vertrieb gehören genauso zur Gründung wie technologische Exzellenz. Der Markt bewegt sich oft langsamer, als man es sich als Startup wünscht – aber wenn ein Projekt einmal erfolgreich läuft, entsteht Vertrauen und Tragfähigkeit für die Skalierung.

Wie begegnen Sie Vorbehalten gegenüber KI – etwa der Sorge um Kontrollverlust oder Arbeitsplatzabbau?

Wir begegnen Vorbehalten gegenüber KI mit Transparenz, technischer Nachvollziehbarkeit und einem klaren Architekturprinzip: Der Mensch bleibt jederzeit in der Kontrolle. Gerade im industriellen Umfeld, wo Sicherheit, Stabilität und Verantwortung essenziell sind, ist die Skepsis gegenüber einer vermeintlichen „Black Box“ verständlich – insbesondere wenn es um kritische Infrastruktur geht.

Unsere Lösung etaONE ist keine Black Box. Ganz im Gegenteil:

Wir kombinieren künstliche Intelligenz mit physikalischer Modellierung und mathematischer Optimierung. Dieser hybride Ansatz erlaubt uns nicht nur eine sehr robuste, belastbare Betriebsoptimierung, sondern auch eine vollständige Nachvollziehbarkeit der Entscheidungen: Wir können zu jedem Zeitpunkt erklären, wie die KI zur optimalen Lösung kommt – und warum. Das schafft Vertrauen und unterscheidet uns deutlich von rein datengetriebenen Systemen, die oft schwer interpretierbar sind.

Auch die Sorge vor Kontrollverlust begegnen wir mit einem gestuften Einstieg:

Unsere Kunden starten typischerweise mit Monitoring und Analysefunktionen, bevor aktive Optimierung freigeschaltet wird – immer mit Fallback-Mechanismen, schreibgeschützten Modi und klaren Eingriffsgrenzen. So behalten Betreiber jederzeit die Kontrolle und können den Wirkungsgrad der Lösung schrittweise selbst erleben.

Was den möglichen Arbeitsplatzabbau betrifft, zeigt unsere Erfahrung das Gegenteil: Unsere KI entlastet, sie ersetzt nicht. Viele technische Teams sind heute mit übervollen Aufgabenlisten, Personalmangel und wachsendem Druck durch Energiepreise und Regulierung konfrontiert. etaONE übernimmt repetitive Analysen, erkennt frühzeitig Auffälligkeiten und ermöglicht datenbasierte Entscheidungen. Das schafft Raum für strategische Aufgaben, Weiterqualifizierung und bessere Entscheidungen – also eine stärkere Rolle für den Menschen, nicht eine schwächere.

Am Ende geht es nicht darum, Verantwortung abzugeben, sondern sie mit besseren Werkzeugen auszuüben. Unsere KI ist erklärbar, transparent und zuverlässig – und genau das macht sie für den industriellen Einsatz so wertvoll.

Foto: Gründerteambild Björn König (CTO) Dr. Niklas Panten (CEO) Dr. Thomas Weber (CSO) @ etalytics GmbH

Wir bedanken uns bei Dr. Niklas Panten für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

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