Montag, September 8, 2025
StartGründerTalkKann ein kleines Produkt unseren Alltag wirklich verändern?

Kann ein kleines Produkt unseren Alltag wirklich verändern?

euvorio entwickelt innovative Nahrungsmittel und bietet mit Hyporest ein geschmacksneutrales Dextroseprodukt an.

Welche Erfahrungen oder persönlichen Hintergründe haben bei der Gründung von euvorio eine entscheidende Rolle gespielt?

Julius Grennigloh: Bei meiner Idee, zu gründen, sind drei Dinge zusammengekommen. 2018 habe ich die Diagnose Diabetes-Typ-1 erhalten. Eines der größten Probleme, mit der Erkrankung umzugehen, war das Essen zu jeder Tages- und Nachtzeit, um den Blutzuckerspiegel zu regulieren. Viele greifen zu Softdrinks oder Süßigkeiten. Ich hatte aber nicht immer Appetit darauf. Außerdem widerspricht das meinen Vorstellungen von einer gesunden und vernünftigen Ernährung. Es gab kein Produkt auf dem Markt, das meinen Vorstellungen entsprochen hat. Also habe ich beschlossen, selbst eins zu entwickeln – ein Dextroseprodukt, das keinen süßen Geschmack im Mund erzeugt, im Magen aber sehr rasch verwertet wird. Da ich zu dem Zeitpunkt ohnehin nicht glücklich in meinem Angestelltenverhältnis war, lag eine Gründung nahe. Mit euvorio konzentrieren wir uns auf die Entwicklung innovativer Nahrungsmittel, Hyporest ist unser erstes Produkt.

Welche Personen stehen hinter der Entwicklung von Hyporest?

Julius Grennigloh: Die Idee zu Hyporest habe ich selbst entwickelt und von Beginn an umgesetzt. Heute leite ich die Firma, unterstützt von einem Team für Vertrieb, Marketing und Kommunikation. Da ich das Projekt damals neben meinem Vollzeitjob gestartet habe und keine Gründererfahrung hatte, habe ich mich von Beginn an beraten lassen: von meinem Vater und befreundeten Unternehmern. Vieles war aber auch „learning by doing“: Strukturen aufbauen, Produzenten finden, zuhause mit der Tablettenpresse experimentieren, Proben herstellen, die Qualität verbessern.

Welche Vision verfolgen Sie mit Hyporest und wie möchten Sie diese in den kommenden Jahren umsetzen?

Julius Grennigloh: Menschen, die einen erhöhten Bedarf an schnell verfügbaren Lebensmitteln haben, sind immer gezwungen, sehr süße Lebensmittel zu sich zu nehmen, um diesen zu decken. Auch nachts, wenn die Zähne schon geputzt sind. Das mag nicht jeder, und ist auch nicht gesund. Wir wollen, dass Menschen wieder selbst entscheiden, wann sie etwas schmecken möchten. Und dass sie nur so viele Kohlenhydrate zu sich nehmen, wie sie in dem Moment benötigen. Wie wir wissen, regt süßer Geschmack das Belohnungssystem an und verführt dazu, zu viel zu konsumieren. Mit Hyporest umgehen wir dieses Problem. Man kann das Produkt flexibel einsetzen und präzise dosieren und trotzdem den gewünschten Effekt erzielen. Konkret für Diabetiker wünschen wir uns, dass sie ihren Alltag damit etwas entspannter und angenehmer meistern.

An welche Zielgruppe richtet sich Hyporest besonders und wie stellen Sie sicher, dass deren Bedürfnisse erfüllt werden?

Julius Grennigloh: Unsere Hauptzielgruppe sind (insulinpflichtige) Diabetiker. Mit ihnen kenne ich mich aus eigener Betroffenheit natürlich gut aus. Außerdem besuchen wir regelmäßig Messen und Netzwerktreffen, um mit der Zielgruppe ins Gespräch zu kommen und Feedback einzuholen. Grundsätzlich ist Hyporest für alle geeignet, die schnell und zuverlässig Energie benötigen – und auf den typischen Beigeschmack verzichten wollen. Zum Beispiel Leistungssportler und gesundheitsbewusste Menschen.

Was macht Hyporest einzigartig im Vergleich zu klassischen Traubenzuckerprodukten?

Julius Grennigloh: Hyporest ist eine einfache und praktische Alternative zu herkömmlichen Produkten und schließt eine Lücke im Regal. Die kleinen Tabletten sind von einer hauchdünnen Schutzschicht ummantelt, die dafür sorgt, dass das Produkt vollkommen geschmacksneutral ist und die Dextrose nicht an die Zähne gelangt. Sind sie einmal geschluckt, löst sich die Schicht in kürzester Zeit auf. Damit verbindet Hyporest die schnelle Verfügbarkeit klassischer Dextrose mit dem Vorteil, keinen süßen Geschmack zu hinterlassen. Andere Kohlenhydratquellen wie Maltodextrin schmecken zwar weniger süß, sind aber deutlich langsamer wirksam – und daher für akute Situationen weniger geeignet.

Mit welchen Herausforderungen mussten Sie sich seit der Gründung von euvorio auseinandersetzen und wie sind Sie damit umgegangen?

Julius Grennigloh: Ich musste schnell nach der Gründung feststellen, dass sie sich nicht mit einem Vollzeitjob vereinbaren lässt – ich habe gekündigt und alles auf eine Karte gesetzt. Dann war es schwierig zu prüfen, ob sich das Produkt überhaupt nach meinen Vorstellungen und im Kostenrahmen umsetzen lässt. Mit einem Produzenten war ich so weit, eine Pilotserie herzustellen – größere Margen funktionierten aber nicht. Das Projekt verzögerte sich monatelang, ich musste mir noch einmal einen ganz neuen Produzenten suchen und es wurde viel Produkt und Geld verschwendet. In dieser Phase habe ich entschieden, noch einmal ganz von vorne anzufangen – seit einem Jahr läuft die Produktion. Über die Wochen, in denen ich enttäuscht und demotiviert war, hat mir mein Mindset geholfen: solche Phasen gehören zum Gründen dazu – man muss sie aushalten, wenn man grundsätzlich hinter seiner Idee steht.

Wie wichtig ist für Sie der medizinische und zugleich alltagstaugliche Nutzen von Hyporest?

Julius Grennigloh: Für mich liegt der Nutzen von Hyporest nicht im Medizinischen, sondern im Praktischen. Ich wollte ein Produkt entwickeln, das sich nahtlos in den Alltag einfügt und eine Alternative zu klassischen Süßigkeiten bietet. Hyporest ist geschmacksneutral und lässt sich präzise dosieren – Eigenschaften, die mir persönlich helfen: In Unterzucker-Situationen nehme ich nur noch genau so viel, wie ich wirklich brauche, ohne dass mich ein süßer Geschmack dazu verleitet, zu viel zu konsumieren und anschließend mit einem zu hohen Wert dazustehen. Der eigentliche Vorteil ist die Freiheit, selbst zu entscheiden, wann man Süßes möchte und wann nicht.

Welche Bedeutung hatte die Auszeichnung beim Deutschen Diabetes Kongress für Sie und Ihr Team?

Julius Grennigloh: Das ist ein Meilenstein! Als Newcomer aus Köln wurden wir im Mai auf dem Diabetes Kongress der Deutschen Diabetes Gesellschaft – der größten medizinisch-wissenschaftlichen Fachgesellschaft für Diabetologie in Deutschland – mit dem 1. Preis des Wettbewerbs „Startup Village“ ausgezeichnet. Wir haben in den Kategorien Präsentation, Innovationsgrad, Nutzen und Marktbedarf überzeugt. Hyporest ist für uns eine echte Herzensangelegenheit. Daher freuen wir uns über den großen Zuspruch auf dem Kongress. Der Preis ist für ein junges Unternehmen wie uns eine zusätzliche Motivation, das Produkt weiter zu etablieren.

Wie sehen Sie die zukünftige Entwicklung von euvorio und welche Pläne haben Sie für Hyporest?

Julius Grennigloh: Momentan arbeiten wir daran, Hyporest flächendeckend in deutschen Apotheken verfügbar zu machen. Parallel dazu bauen wir den Vertrieb über spezialisierte Onlineshops und unsere eigenen Kanäle weiter aus. Unsere Webseite wird zudem bald auch auf Englisch verfügbar sein, damit wir Hyporest im europäischen Ausland noch stärker präsentieren können. Langfristig sehen wir Hyporest nicht nur im Diabetesbereich, sondern auch in angrenzenden Feldern wie Sport und Gesundheit. Darüber hinaus möchten wir unser Sortiment schrittweise erweitern und weitere Produkte entwickeln, die denselben Anspruch haben: praktisch im Alltag, klar im Nutzen und einfach verständlich.

Welche Rolle spielt der Ausbau von Vertriebskanälen wie Apotheken und Onlineshops in Ihrer Wachstumsstrategie?

Julius Grennigloh: Alle Kanäle, die uns direkt mit unseren Zielgruppen in Kontakt bringen, sind für uns von Bedeutung. Dazu gehören Apotheken und Onlineshops, aber auch diabetologische Schwerpunktpraxen, Diabeteszentren und Selbsthilfegruppen. In diesem Jahr sind wir auch auf vielen Messen unterwegs wie Diabetes zum Anfassen von dedoc, der expopharm und der KidsKon. Außerdem wichtig sind unsere eigenen Kanäle auf Social Media.

Welche Chancen ergeben sich für Sie in einem zunehmend gesundheitsbewussten Marktumfeld?

Julius Grennigloh: Als erstes und einziges geschmacksneutrales Dextroseprodukt hat Hyporest gute Chancen, sich im Markt zu etablieren. Menschen werden immer gesundheitsbewusster und achten auf ihre Ernährung. Vor allem der Zuckerkonsum ist ein Thema, viele wollen wenig oder gar keinen Zucker zu sich nehmen. Diese Entwicklung kommt uns entgegen, weil wir eine Lösung anbieten, die ohne den typischen süßen Geschmack auskommt und sich dadurch klar von klassischen Produkten unterscheidet.

Welche drei Ratschläge würden Sie jungen Gründerinnen und Gründern mitgeben, die ebenfalls eine Produktinnovation auf den Markt bringen wollen?

Julius Grennigloh: Wer eine Gründungsidee aus der eigenen Betroffenheit oder dem eigenen Bedarf heraus entwickelt, hat natürlich Vorteile. Ich wusste genau, was ich wollte und worauf ich achten musste: zum Beispiel auf gute Dosierbarkeit und ein Branding, das nicht nach Krankheit, sondern Lifestyle aussieht. Außerdem ist ein Netzwerk wichtig. Ich bringe betriebswirtschaftliche Kenntnisse mit, andere Fähigkeiten musste ich mir neu aneignen. Da ist es dann gut zu wissen, wo man sich Hilfe holen kann. Zu guter Letzt: Man sollte sich gut selbst managen und Aufgaben priorisieren – durch regelmäßige Auszeiten vom Tagesgeschäft holt man sich neue Energie.

Bild: Julius-Grennigloh- DDG Kongress Wettbewerb Vortrag ©Dirk Deckbar

Wir bedanken uns bei Julius-Grennigloh für das Interview

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

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