fabrikado B2B Internetplattform: Digitale Vernetzung von Produktionskapazitäten mit dem Kundenbedarf
Stellen Sie sich und das Startup fabrikado doch kurz unseren Lesern vor!
Wir sind ein Startup aus Balingen. Wir haben unsere Kräfte gebündelt, um die digitale Vernetzung von Produktionskapazitäten mit dem Kundenbedarf umzusetzen. Patrick Genkinger, Marc Eberhart und ich, Tommy Hoffmeister, sind in unterschiedlichen Bereichen stark und bringen jeder für sich viel Wissen und langjährige Erfahrung mit. Patrick ist unser Techniker und hat viel Know-how in der Laserbearbeitung von Blechen und Rohren. Von der Konstruktion bis zur Produktion deckt er das gesamte Feld ab. Marc ist unser „Mr. IT.“ Er arbeitet seit 20 Jahren sehr erfolgreich IT-Lösungen aus, entwickelt Cloud-und Applikations-Services und hat eine enorme Erfahrung in der Umsetzung digitaler Konzepte. Ich stehe bei fabrikdo.com für die Strategie und die Entwicklung des Unternehmens.
Wie ist die Idee zu fabrikado entstanden und wie haben Sie sich als Gründerteam zusammengefunden?
Solche Ideen entstehen -wie so oft -bei einem Bier! Wir kennen uns schon länger von anderen Projekten her und hatten die Idee, die Möglichkeiten digitaler Prozesse auf die industrielle Produktion von Metallbauteilen zu übertragen, um so den gesamten Beschaffungsprozess radikal zu vereinfachen. Wir wissen, dass nahezu jeder Hersteller über freie Produktionskapazitäten verfügt, die allerdings auszulasten sehr aufwendig ist. OEM-Hersteller beispielsweise verfügen über Restkapazitäten, die nicht systematisch zu vermarkten sind; ein Hersteller, der ein Fertigprodukt liefert, will keine Blechbauteile unter seinem Namen verkaufen.
Wir wissen auf der anderen Seite, dass es für Kunden zeitraubend und manchmal frustrierend ist, Angebote anzufordern, die dann oftmals nicht unbedingt untereinander vergleichbar sind. Für diese Probleme haben wir im Zeitalter der Digitalisierung eine Lösung entwickelt!
Von der Idee bis zum Start was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?
Uns war klar, dass unsere Idee absolut den Zeitgeist trifft. Sehr schnell wussten wir auch, dass sie umsetzbar ist, und so haben wir einfach angefangen. Zuerst mussten wir die gesamten Prozesse entlang der Wertschöpfungskette verstehen. Wir schauten uns Anwendungen und Lösungen anderer Branchen und Bereiche an – und waren erstaunt, was bereits in anderen Branchensegmenten realisiert wurde. Vieles davon ist gerade in der Produktion noch komplettes Neuland. Dann begannen wir, zu programmieren. Wichtig dabei: testen, testen, testen!
Um unseren chronischen Mangel an Programmierern zu kompensieren, gingen wir sehr erfolgreiche Kooperationen mit Hochschulen wie der ESB in Reutlingen ein. Mit unserer Idee locken wir inzwischen viele kreative Köpfe an, die Spaß haben an Industrie 4.0. Das gibt Hoffnung.
Das Thema Finanzierung spielt bei Startups immer eine wichtige Rolle. Bisher finanzieren wir uns noch ausschließlich selbst und schließen gerade eine Finanzierungsrunde ab.
Wer ist die Zielgruppe von fabrikado?
Wir sprechen sowohl Bestellkunden als auch Produzenten oder Hersteller an. Für beide bieten wir jeweils eine bisher nie dagewesene Lösung an.
Der typische Bestellkunde ist Kleinunternehmer, Mittelständler und Prototypenbauer, der Einzelteile und Kleinserien benötigt. Jeder braucht Bauteile; sowohl der Metaller um die Ecke, der Balustraden-oder Geländer-Teile benötigt, als auch der Schaltschrank-oder Behälterbauer, der beispielsweise Abdeckungen anfertigen lässt. Dies sind so genannte B-Teile, also nicht-strategische, aber doch individuelle Bauteile. Darüber hinaus sind wir im Gespräch mit größeren Firmen, um unsere Prozesse in ihre Einkaufsstrukturen zu integrieren.
Auf der Seite der Produzenten oder Lieferanten richten wir uns an alle, die ihre freien Kapazitäten einfach und unkompliziert auslasten möchten. Und wir geben OEM Herstellern die Möglichkeit, ihre nicht vermarktbaren freien Kapazitäten auf eine sehr einfache Art und Weise zu füllen.
Welchen Service bieten Sie an?
Wir bieten eine Internetplattform an, die Kundenbedarf und freie Produktionskapazitäten miteinander verbindet. Der Kunde lädt seine Zeichnung hoch und erhält ein Sofort-Angebot sowie den gewünschten Liefertermin. Unsere Service bezieht sich auf zahlreiche Fertigungsverfahren wie Lasern von Rohren und Blechen, Lasersintern von Metall und Kunststoff, Plasma-oder Wasserstrahlschneiden oder auch den 3D-Druck. Unser Angebot umfasst außerdem zahlreiche weitere Bearbeitungsverfahren wie Biegen, Pulverbeschichten und vieles mehr. Sukzessive weiten wir unser Angebot für weitere Fertigungs-und Bearbeitungsverfahren aus und schalten diese nach und nach online frei.
Lieferanten oder Produzenten können durch einfaches „Anklicken“ fertigkalkulierte Aufträge generieren – einfach und quasi „en passant“ einen Auftrag mitnehmen, wenn ihre Maschine nicht ausgelastet ist.
Wie funktioniert fabrikado? Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern? Wo liegen die Vorteile?
fabrikado.com gilt es stets von zwei Seiten zu betrachten: zum einen aus Sicht des Kunden und zum anderen aus Sicht des Lieferanten. Für beide haben wir separate, digitale Portale entwickelt. fabrikado.com arbeitet lieferantenunabhängig, was den größten Unterschied und auch schon einen großen Vorteil zu anderen Bestellportalen darstellt. Die Lieferantenunabhängigkeit erreichen wir, indem wir im Lieferantenportal freie Produktionskapazitäten vieler Produzenten sammeln und dem Markt zur Verfügung stellen.
Im Bestellportal lädt der Kunde seine Zeichnung hoch, legt weitere Kriterien seines Auftrags fest und bekommt ein transparentes Sofort-Angebot zum gewünschten Liefertermin. Der Kalkulator von fabrikado.com prüft im Hintergrund die Zeichnung digital auf Fehler, checkt vorhandene Produktionskapazitäten und bepreist alles. Der Kunde nimmt das Angebot an und wird nun über seinen Account über alle Schritte seines Auftrags genau informiert.
Lieferanten bzw. Produzenten haben ein separates Lieferantenportal mit eigens entwickeltem Lieferanten-Management-System, mit dem ausnahmslos alle arbeiten. Alle unsere Lieferanten sind unsere Partner! Sie sind nach unseren Vorgaben zertifiziert, erfüllen unsere strengen Qualitätsvorgaben, wenden unsere Verpackungs-und Versandvorschriften an und erfüllen unsere Produkthaftungskriterien. Die Produzenten sind über einen Cloud-Service an fabrikado.com angebunden, benennen teilweise ihre freien Kapazitäten oder Maschinen und können passgenaue Aufträge abholen, um ihre Auslastung zu optimieren.
Die Vorteile liegen auf der Hand: Der Kunde profitiert, indem er sofort einen optimalen Preis erhält, der Lieferant profitiert, indem er seine Produktion auslastet ohne zusätzlichen Aufwand in Marketing und Vertrieb. Hinzu kommt, dass die komplette Auftragsabwicklung digital auf fabrikado.com stattfindet, lediglich die Produktion läuft analog ab.
Hier das Erklärvideo
Wie ist das Feedback?
Das Feedback ist gigantisch! Wir bekommen von allen Seiten Bestätigung. Produzenten wie auch Kunden sind von der Idee begeistert. Wir haben zahlreiche Anfragen von Lieferanten für Prozesse, die gerade in der Umsetzung sind wie Drehen oder Fräsen sowie aus anderen Materialbereichen wie Holz, wo unser Tool eingesetzt werden kann.
fabrikado, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Die Resonanz ist derart positiv, dass wir vollkommen überzeugt sind, etwas Wegweisendes ausgearbeitet zu haben. Wir treiben die konsequente Digitalisierung und Automatisierung von Bestell-und Produktionsprozessen voran, setzen weitere Prozesse und Anwendungen um und weiten unser Angebot europaweit aus. Bestell-und Produktionsprozessen voran, setzen weitere Prozesse und Anwendungen um und weiten unser Angebot europaweit aus.
Da die Bestellungen direkt über unsere Bücher laufen, können wir näher mit dem Lieferanten zusammenarbeiten. Ziel ist es, irgendwann auf die Maschinen und das Lagersystem zuzugreifen. Hier stehen wir derzeit in regem Austausch mit Maschinenbauern, um diese großen Optimierungspotenziale zeitnah umzusetzen.
Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?
Customer first -und deren haben wir gleich zwei zu bedienen!
Suchen, was das Netzwerk hergibt und einfach mal TUN! Wir haben 100 Gründe gehört, warum unser Vorhaben nicht funktioniert – einfach nicht
beirren lassen!
Und ja: Spaß im Team haben, sich nicht zu ernst nehmen, sonst bringt die ganze Arbeit nichts.
Weitere Informationen finden Sie hier
Wir bedanken uns bei Tommy Hoffmeister für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.