Famedly chatbasierte, dezentrale und Ende-zu-Ende-verschlüsselte Kommunikationslösung für die Gesundheitsbranche
Stellen Sie sich und das Startup Famedly doch kurz unseren Lesern vor!
Ich heiße Phillipp Kurtz und bin eigentlich Arzt. Gemeinsam mit Niklas Zender, einem ehemaligen Studienkollegen von mir, haben wir uns 2019 entschieden die Famedly GmbH zu gründen. Wir entwickeln auf Basis des [matrix]-Protokolls eine chatbasierte, dezentrale und Ende-zu-Ende-verschlüsselte Kommunikationslösung für die Gesundheitsbranche, mit der sich einfach Prozesse in Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen und Arztpraxen abbilden lassen.
Warum haben Sie sich entschieden ein Unternehmen zu gründen?
Die Idee entstand unabhängig bei meinem Mitgründer und mir aus dem Arbeitsalltag im Krankenhaus heraus. Stellen Sie sich vor Sie müssen Ihre Mittagspause damit verbringen Papier für das Faxgerät auf Ihrer Station zu suchen. Da fragt man sich früher oder später einfach, warum das nicht anders geht. Wir wollten an diesen verstaubten Prozessen etwas ändern, statt nur zu jammern. Und so haben wir uns gemeinsam auf die Reise begeben.
Welche Vision steckt hinter Famedly?
Unsere Vision bei Famedly ist das „schlaue und sichere Kabel“ für die Gesundheitsbranche zu werden. Überall wo Informationen von A nach B müssen, da sehen wir die Famedly Lösung im Einsatz.
Von der Idee bis zum Start was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?
Das einfache vielleicht zuerst. Finanziert haben wir uns mit ein wenig eigenem Geld und dann mit verschiedenen Gründungsstipendien, erst dem Berliner Startup Stipendium und dann dem Exist-Gründerstipendium. Wir sind eine Ausgründung der Freien Universität Berlin, die haben uns dabei unterstützt. Und jetzt haben wir gerade eine Investmentrunde abgeschlossen.
Die größten Herausforderungen waren zum Einen als Ärzte ohne Kontakte zu Informatikern ein Team zusammenzustellen, dass die technische Expertise hat, ein so komplexes Produkt wie Famedly zu entwickeln. Zum Anderen war es wirklich schwierig Referenzkunden zu gewinnen. Da ist die Gesundheitsbranche vielleicht sogar noch schwieriger als andere Branchen.
Wer ist die Zielgruppe von Famedly?
Unsere Lösung richtet sich an alle sogenannten Leistungserbringer, also Einrichtungen des Gesundheitswesens, die Patienten behandeln. Das können Pflegeeinrichtungen, Arzt- und Therapeutenpraxen, Apotheken und vor allem auch Krankenhäuser sein.
Wie funktioniert Famedly? Wo liegen die Vorteile? Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?
Der wichtigste technische Unterschied ist sicherlich unser Datenschutz. Durch die Verwendung des [matrix]-Protokolls hatten wir schon zu Beginn eine Grundlage an hoher Datensicherheit und haben darauf aufbauend weitere Entwicklungen getätigt, um den noch höheren Standards des Gesundheitswesens zu entsprechen. Dabei ist vor allem der dezentrale Aufbau, die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung mit beliebig vielen Geräten pro Nutzer wichtig. Und auch unser neuartiges Rollen und Rechtemanagement, das den intersektoralen Austausch erst wirklich gut ermöglicht.
Bei den Funktionen unterscheidet uns die konsequente Ausrichtung an klinischen Prozessen. So gibt es bei Famedly zum Beispiel sogenannten Funktionsaccounts. Ich kann also an einen Account @Notaufnahme eine Nachricht verschicken und Famedly leitet diese automatisch an die aktuell zuständige Person weiter. Das lässt sich auch mit Formularen etc. kombinieren. Außerdem können wir uns über offene Schnittstellen auch in andere Systeme integrieren. Manche sehen uns in Konkurrenz mit klassischen Messengern, aber wir sind mehr als das, denn wir unterstützen medizinische Standards (bspw. FHIR) und integrieren uns sehr tief in die heterogenen Systemlandschaften.
Famedly, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
In fünf Jahren wird ein großer Anteil der medizinischen Fachkräfte in Deutschland Informationen mit Kollegen über eine Famedly-App oder in andere Systeme eingebundene Famedly-Schnittstellen kommunizieren. Es werden neben den aktuell hauptsächlich versendeten Chat-Inhalten auch vermehrt strukturierte Daten sicher über Famedly versendet werden, die von Partnern dann für breite Analysen genutzt werden können.
Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?
Einfach machen! Durchhalten! Und mit so vielen Kunden oder potentiellen Kunden wie möglich sprechen.
Wir bedanken uns bei Phillipp Kurtz für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder