FiveTeams anonymer Jobmarktplatz für Techies
Stellen Sie sich und das Startup FiveTeams doch kurz unseren Lesern vor!
Sehr gerne! Ich bin Lukas, Co-Founder von FiveTeams und gemeinsam mit meinen MitgründerInnen Anja und Alessandro entwickle ich einen anonymen Jobmarktplatz, auf dem sich Techies über ihrem Wunschgehalt abwerben lassen können. Wir setzen es uns zum Ziel, einen vollkommen fairen und transparenten Jobmarkt zu schaffen, auf dem Talente ausschließlich auf Basis ihrer Skills und Erfahrungen entlohnt werden. Daher haben wir unsere Plattform so aufgebaut, dass in dem Matching zwischen Techies und Tech-Jobs keinerlei diskriminierenden Faktoren wie etwa Alter, Geschlecht oder Herkunft zum Tragen kommen. Was zählt, sind ausschließlich Fähigkeiten, Erfahrungen und Gehaltswünsche.
Warum haben Sie sich entschieden, ein Unternehmen zu gründen?
Letztlich haben uns drei Aspekte bzw. Probleme im Markt dazu bewogen, FiveTeams zu gründen: Zum einen ist das Gehalt heutzutage noch zu stark durch diskriminierende Faktoren bestimmt. Der “Migration Pay Gap”, sprich der Lohnunterschied zwischen Deutschen und Ausländern trotz gleicher Eignung, liegt bei 15%. Der “Gender Pay Gap” liegt bei 19%. Im Tech-Bereich liegt er sogar bei 27%. Diese Gehaltsunterschiede auf Basis von diskriminierenden Faktoren müssen unseres Erachtens der Vergangenheit angehören.
Zum anderen haben wir gemerkt, dass über die gängigen Abwerbekanäle wie z.B. LinkedIn oft unpassende Angebote in Massenmails versendet werden. Oft wird man auch direkt am Arbeitsplatz angerufen, was unangenehm sein kann. Bedeutet, dass die vorherrschenden Abwerbepraktiken ziemlich ineffizient sind, also noch großes Optimierungspotential in sich bergen.
Darüber hinaus wird das Gehalt oftmals viel zu spät im Prozess angesprochen. Talente müssen oft drei bis vier Interviewrunden durchlaufen, nur um dann eventuell festzustellen, dass das Gehalt kein wirkliches Upgrade ist. Natürlich ist das Gehalt nicht alles und für viele weniger wichtig als z.B. der „Cultural Fit“. Wir interpretieren daher das Gehalt als Hygienefaktor, also eine Art ersten Filter, der talentseitig die Gesprächsbereitschaft aufzeigt, damit dann im Abwerbeprozess selbst über die wirklich wichtigen Dinge effizient gesprochen werden kann. Um dies zu erreichen, committen sich abwerbende Unternehmen auf FiveTeams zu einem konkreten Gehalt im Voraus, welches ihnen die gewünschten Skills und Erfahrungen wert sind.
Welche Vision steckt hinter FiveTeams?
Eine Welt, in der Talente ausschließlich auf Basis ihrer Fähigkeiten und Erfahrungen gewürdigt werden – unabhängig von Geschlecht, Herkunft, Alter oder Religion. Um den Jobmarkt fairer zu gestalten, fördern wir mit FiveTeams Anonymität (Unternehmen wählen Kandidaten vorurteilsfrei aus) und Transparenz (Unternehmen verpflichten sich zum gewünschten Mindestgehalt ohne Spannen oder Schätzungen) in einer Lösung, die auf Simplizität getrimmt ist.
Von der Idee bis zum Start was waren bis jetzt die größten Herausforderungen und wie haben Sie sich finanziert?
Als zweiseitige Online-Plattform unterliegen wir dem klassischen Henne-Ei-Dilemma: die Plattform wird für beide Seiten umso interessanter, je „größer“ die jeweils andere ist. Unsere größte Herausforderung war die Lösung dieses Dilemmas. Glücklicherweise haben wir im Team einiges an praktischer und theoretischer Erfahrung, was mögliche Herangehensweisen an diese Herausforderung betrifft. So konzentrieren wir uns beispielsweise in unserer Zielgruppenansprache regional derzeitig noch stark auf Berlin und München, um beide Plattformseiten homogen aufbauen zu können. Derzeitig finanzieren wir uns über das „Berliner StartUp Stipendium“.
Wer ist die Zielgruppe von FiveTeams?
Auf der einen Seite adressieren wir Techies, wobei wir uns hier auf die vier Bereiche SoftwareentwicklerInnen, Data Scientist, UI/UX DesignerInnen sowie Marketeers fokussieren. Um für diese Gruppe(n) passende Jobs zu bekommen, konzentrieren wir uns auf der anderen Seite auf Unternehmen (sowie StartUps als auch Konzerne), die Tech-Stellen zu besetzen haben.
Wie funktioniert FiveTeams? Wo liegen die Vorteile? Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?
Techies können innerhalb einer Minute ein Profil bei FiveTeams anlegen, indem sie ihren Mindestgehaltswunsch angeben und entweder ihr LinkedIn-Profil oder ihren CV mit uns teilen. Einmal registriert, erhalten sie dann Jobangebote auf Autopilot, die perfekt auf ihr Tech-Stack passen sowie über ihrem Gehaltswunsch liegen.
Damit sie passende Jobangebote erhalten können, starten Unternehmen auf FiveTeams Suchkampagnen, indem sie genau angeben, welche Stelle besetzt werden soll, welche Skills und Erfahrungen hierfür nötig sind und welches jährliche Gehalt ihnen diese Fähigkeiten wert sind.
Dabei wollen wir eine digitale Alternative für passiv-Jobsuchende darstellen, welche sonst vor allem mit Headhuntern und Personalberatern zusammenarbeiten. Um dies zu tun, setzen wir auf die Alleinstellungsmerkmale “Salary First” und 100%ige Anonymität der Talente. Derzeitig bestehende Plattformen adressieren vor allem die Bedürfnisse aktiv-Jobsuchender. Darüber hinaus verlangen wir von Unternehmen keine hohen Erfolgsprovisionen (im Personalvermittlermarkt sind zwischen 25-35% auf das Jahresgehalt üblich), sondern bitten sie, das durch uns „Ersparte“ auf das Gehalt der Talente draufzulegen.
FiveTeams, wo geht der Weg hin? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Derzeitig sind wir vor allem in Berlin und München aktiv – im Verlaufe dieses Jahres werden weitere deutsche Großstädte wie z.B. Frankfurt, Hamburg oder Düsseldorf dazukommen. In fünf Jahren wollen wir der globale Jobmarktplatz sein, der die Herausforderungen passiv-Jobsuchender löst und den generell den Jobmarkt gerechter gestaltet. Für uns geht der Weg klar in die Richtung, den Jobmarkt hinsichtlich Gleichberechtigung zu sensibilisieren und diesen Talent für Talent fairer zu gestalten. Wir glauben fest daran, dass für die Lösung zukünftiger, globaler Herausforderungen ein unvoreingenommener Blick auf und Zugang zu einem möglichst großen, diversen Talentpool erfolgskritisch ist.
Zum Schluss: Welche 3 Tipps würden Sie angehenden Gründern mit auf den Weg geben?
Wir hatten und haben das Glück, von vielen inspirierten Menschen lernen zu können und eine Menge wertvoller Tipps erhalten zu haben. Unsere Top 3 sind wahrscheinlich:
Just Do It: „Planung ist wichtig, aber kein Plan überlebt den ersten Kontakt mit der Realität“ . Daher ist es ständig unsere oberste Maxime, Ideen schnell praktisch zu testen als diese lange theoretisch zu verkünsteln. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass Proaktivität immer ein guter Ratgeber ist, vor allem, da man selbst wenn etwas nicht klappt, unglaublich viel lernt.
Feedback und Insights von erfahrenen Gründern einholen: Jeder macht für die Learnings sehr wichtige Fehler. Wichtig ist nur, den gleichen Fehler nicht zwei oder noch ärgerlicher drei Mal zu machen. Und noch besser ist es, nicht nur von eigenen, sondern auch von den Fehlern anderer zu lernen. Deshalb raten wir jedem und jeder, ein starkes Netzwerk an z.B. MentorInnen aufzubauen, um von diesen lernen zu können und – wo nötig – an die Hand genommen zu werden.
Write code – talk to customers: Wahrscheinlich DER klassische Y-Combinator-Ratschlag. Dieser Tipp hat uns enorm dabei geholfen, den richtigen Fokus zu setzten und uns in der StartUp-Achterbahnfahrt nicht zu sehr von weniger zielführenden Dingen ablenken zu lassen.
Wir bedanken uns bei Lukas Koch für das Interview
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder
Premium Start-up: FiveTeams
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