Warum viele Gründer Chancen verschenken – und wie man es besser macht
Für viele zukünftige Unternehmerinnen und Unternehmer steht die Gründung eines Startups für den Inbegriff von Freiheit, Innovationsgeist und Zukunftsvision. Doch so faszinierend die Idee vom eigenen Unternehmen auch ist – sie bringt fast immer finanzielle Unsicherheiten mit sich. Gerade in den frühen Phasen entscheiden wenige Monate oft über Erfolg oder Scheitern. Wer für diese Zeit keine tragfähige Finanzierung aufbauen kann, sieht sich schnell mit stagnierender Entwicklung, Ressourcenmangel und wirtschaftlichem Druck konfrontiert. Genau hier können staatliche Fördermittel ansetzen. Doch erstaunlich viele Startups lassen diese Form der Unterstützung ungenutzt.
Dabei fällt das Angebot in Deutschland nicht gerade klein aus. Von direkten Zuschüssen über vergünstigte Kredite bis hin zu staatlich unterstütztem Risikokapital gibt es eine Vielzahl von Programmen, die darauf ausgerichtet sind, junge Unternehmen zu stabilisieren und natürliches Wachstum zu ermöglichen. Trotzdem scheitern viele Startups nicht an ihrer Geschäftsidee – sondern zu oft an fehlendem Wissen über verfügbare Fördermöglichkeiten.
Labyrinth aus Möglichkeiten
Deutschland verfügt über eine der vielfältigsten Förderlandschaften weltweit. Gründerinnen und Gründer sehen sich einem undurchsichtigen Geflecht aus Bundes-, Landes- und EU-Förderungen gegenüber. Für jemanden, der gerade dabei ist, ein Unternehmen aus der Taufe zu heben, kann diese Komplexität schnell abschreckend wirken. Begriffe wie „nicht rückzahlbarer Zuschuss“, „Kombinationsfinanzierung“, „Förderfähige Kosten“ oder „Investitionszulage“ wirken auf viele eher wie ein juristisches Minenfeld denn als Hilfe zur Selbsthilfe. Programme wie der Gründungszuschuss der Bundesagentur für Arbeit – der zur Sicherung des Lebensunterhalts in der Anfangszeit beiträgt – oder der ERP-Gründerkredit „StartGeld“ der KfW mit bis zu 125.000 Euro, sind in der Theorie vielen bekannt. In der Praxis fehlt jedoch oft das Wissen über Zugangsvoraussetzungen, Antragsschritte oder Kombinationsmöglichkeiten.
Auch regionale Förderinstitute wie die NRW.BANK bieten Mikrodarlehen bis zu 50.000 Euro für kleine Gründungsvorhaben an. Besonders technologieorientierte Ausgründungen aus Hochschulen finden im EXIST-Programm einen starken Partner. Doch auch diese Programme wirken oft wie gut gehütete Geheimtipps, die nur ein Bruchteil der Gründer nutzt.
Beratung als Schlüssel
Ein entscheidender Grund, warum so viele Gründer auf Fördergelder verzichten, liegt im fehlenden Überblick und der Scheu vor Bürokratie. Förderanträge gelten als zeitintensiv, kompliziert und nicht selten auch als unberechenbar im Ergebnis. Diese Wahrnehmung ist leider nicht unbegründet: Viele Programme haben spezifische Bedingungen, unterschiedliche Antrags- und komplexe Nachweispflichten. Doch wer sich hier Unterstützung sucht, kann seine Chancen deutlich verbessern. Fördermittelberatung – sei es durch spezialisierte Unternehmensberatungen, IHK-Standorte oder Gründungszentren – hilft dabei, aus der Vielzahl der Programme die passende Förderung zu identifizieren. Der eigentliche Mehrwert liegt jedoch in der professionellen Begleitung: Gut vorbereitete Anträge, strukturierte Dokumentation und die richtige Planung erhöhen nicht nur die Erfolgschancen, sondern sparen auch wertvolle Zeit, die Gründer sonst in langwierige Recherchen investieren müssten und von der sie als junge Unternehmer ohnehin nur wenig haben. Zudem sind viele Beratungsleistungen selbst förderfähig.
Branchen und Themen im Fokus
Bestimmte Themenfelder stoßen derzeit auf besonders großes Interesse seitens der Fördergeber. Startups, die sich in den Trendbereichen Digitalisierung, Nachhaltigkeit, sozialem Unternehmertum oder innovativer Technologie aufhalten, finden häufig Zugang zu spezialisierten Programmen. Der High-Tech-Gründerfonds beispielsweise stellt bis zu eine Million Euro als Risikokapital für vielversprechende technologiegetriebene Startups zur Verfügung. Auch private Investoren, die sich über das Programm INVEST an Unternehmen beteiligen, können staatliche Zuschüsse erhalten – ein Hebel, der auch das Vertrauen weiterer privater Kapitalgeber stärkt. Diese Programme bieten nicht nur finanzielle Mittel, sondern oftmals auch Zugang zu exklusiven Netzwerken, Coaching, Infrastruktur oder kreativen Anschlussfinanzierungen. Damit wird aus der Förderung ein strategisches Instrument, das nicht nur kurzfristig unterstützt, sondern langfristig auf die Wettbewerbsfähigkeit baut.
Früh planen, richtig handeln
Häufig machen Gründerinnen und Gründer den Fehler, sich erst mit Fördermitteln zu beschäftigen, wenn der Druck bereits extrem angestiegen ist. Dabei gilt: Wer Förderung schon frühzeitig in die Gründungsplanung einbezieht, kann systematisch vorgehen und seine Erfolgschancen so maximieren. Eine kluge Förderstrategie beginnt somit bereits beim Businessplan. Schon in dieser Phase sollten potenzielle Fördermittel als integraler Bestandteil der Finanzierung berücksichtigt werden. Das zeigt nicht nur finanzielle Weitsicht, sondern signalisiert auch Professionalität gegenüber Banken, Investoren oder anderen Geldgebern. Wichtig ist dabei, Fördermittel nicht als reine Geldquelle zu betrachten. Vielmehr geht es darum, eine Finanzierungskultur zu etablieren, die öffentliche Programme als Ergänzung zu Eigenkapital, Bankkrediten oder Venture Capital nutzt. Diese Mischung schafft Unabhängigkeit, reduziert das unternehmerische Risiko und vergrößert den strategischen Handlungsspielraum.
Kein Bonus, sondern Teil des Fundaments
Aus Erfahrung lässt sich sagen: Tausende von Startups könnten jährlich von staatlicher Förderung profitieren, doch nur ein Bruchteil ruft die verfügbaren Mittel auch tatsächlich ab. Der Grund liegt dabei selten im Fehlen geeigneter Programme – vielmehr spielen unzureichende Informationen, fehlende Zeit und falsche Prioritätensetzung übergeordnete Rollen. Doch gerade in der Startphase können Fördergelder den entscheidenden Unterschied machen. Sie sichern die Liquidität, ermöglichen strategische Investitionen und schaffen Stabilität in einer sonst von Unsicherheit geprägten Zeit. Gründerinnen und Gründer, die den Mut aufbringen, sich analytisch mit dem Thema zu beschäftigen und sich professionelle Beratung ins Boot zu holen, können daraus einen echten Wettbewerbsvorteil ziehen. Fördermittel sind kein bürokratisches Beiwerk. Richtig eingesetzt, bieten sie einen Hebel, der Innovationen vorantreibt, Risiken abfedert und Wachstum beschleunigt. Wer gründet, sollte Förderung nicht dem Zufall überlassen – sondern zum festen Bestandteil seines Erfolgsplans machen.
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